Pastoraltheologie

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Die Pastoraltheologie fragt, wie die christliche Botschaft, salopp gesagt, “an den Mann gebracht” werden kann: Was kann der einzelne Laie, was kann der einzelne Priester, was der Pfarrer von der menschlichen Seite her tun, um mehr und bessere Christen “hervorzubringen” ? Was kann menschlich getan werden, um Christen zu einem engeren Leben mit Gott zu führen oder Nichtchristen zu Jesus zu führen ? (Zweifellos ist die Gnade Gottes für dieses unverzichtbar. Da wir -außer indirekt und oft ohne die Früchte zu sehen, durch das Gebet Gott nicht beeinflussen können- behandelt die Pastoraltheologie vorwiegend den "menschlichen" Anteil von Neuevangelisierung und ).


Geschichte

Die Pastoraltheologie ist -etwa im Gegensatz zur Nachbardisziplin Homiletik - ein recht junges Fachgebiet in der akademischen Theologie. Die ersten Lehrstühle entstanden im 18. Jahrhundert und wurden (und werden) lange mit seelsorgserfahrenen Priestern und einer akademischen Ausbildung in Moraltheologie oder Apologetik/ Fundamentaltheologie. Ihre Nachbardisziplinen sind neben der Homiletik auch die Katechtik und die Caritaswissenschaften. Gleich zu Beginn ihrer akademischen Existenz musste sich die Pastoraltheologie gegen eine Vereinnahmung durch die materialistische Aufklärung wehren, die z.B. im Josephinismus dazu führte, dass die Pfarrer behördlich angehalten, von der Kanzel beispielsweise ausführliche Ratschläge zur gesunden Lebensführung zu geben.


Heutiger Stand

Die universitäre Pastoraltheologie im deutschen Sprachraum ist von der allgemeinen "Krise der Heterodoxie" der theologischen Fakultäten nicht ausgenommen. Es gibt praktisch kein katholisches Gegenstück zu der evangelischen, aus den USA kommenden Church Growth Bewegung. Teilweise wird von Pastoraltheologen sogar die Berechtigung von Mission und Neuevangelisierung negiert, wie auch kaum genuin katholische Ansätze zur psychologischen Betreuung von Christen mit allen Arten von Lebensproblemen entwickelt werden. Der systematisch gestreute Zweifel an den dogmatischen Grundlagen der katholischen Religion oder an der historischen Zuverlässigkeit etwa der Evangelien nehmen Gläubigen und Priestern die Motivation, sich voll für das Evangelium einzusetzen; niemand wird so leicht sein Leben für etwas bzw. eine Person (Jesus Christus) einsetzen, die ihm eher als eine Legende denn als sicherer Fels geschildert wurde.


Aktuelle Versuche zu einer traditionsverbundenen Pastoraltheologie

Es ist wohl überflüssig zu sagen, wie notwendig in der heutigen Zeit neue Konzepte für Gemeindewachstum sind. Ursache ist, dass sich die Umwelt- und Lebensbedingungen innerhalb kaum eines Jahrhundertes schneller geändert haben als vorher binnen Jahrtausenden. Die Massenmedien, die größere Mobilität, das verringerte Ansehen der Geistlichkeit und vieles mehr bewirken, dass z.B. die sehr erfolgreiche Methode der Volksmissionen einfach deswegen nicht mehr "funktioniert", weil auch auf dem Lande es so viele Unterhaltungsmöglichkeiten gibt, dass ein Team von Missionaren wie das vom Hl. Ludwig Maria von Montfort geleitete in einem Dorf längst nicht mehr die offene Aufnahme finden würde, wie im 18. Jahrhundert: Damals hatte eine Volksmission einen großen Neuigkeitswert und zog schon deswegen die Menschen an, die eine Unterbrechung ihres im Vergleich zu heute sehr eintönigen Alltags schon an sich begrüßten. Wenn die Pastoraltheologie dem angepasst antworten will, muss sie neue Konzepte und Methoden entwickeln bzw. aus dem säkularen Bereich übernehmen, z.B. Ausbildungsmethoden, die mehr sind als ein simpler Lehrvortrag, Pressearbeit oder psychologische Ansätze. Gleichzeitig muss sie aber auf dem Boden der überlieferten Lehre der Kirche stehen, und die Vereinigung beider Gegenpole kommt einem Drahtseilakt gleich, in dem der glaubenstreue Pastoraltheologe rasch "zwischen allen Stühlen" sitzt.


Beispiel für moderne aber dogmatisch traditionsverbundene Pastoraltheologie

Dr. med. Wolfgang B. Lindemann Homepage von Dr. Lindemann, niedergelassener Allgemeinmediziner und Psychotherapeut für kognitive Verhaltenstherapie, befasst sich seit einigen Jahren in Wort Bisherige Vorträge und Schrift Bisherige Publikationen mit dieser Thematik, wobei sein Grundansatz einfach ist: Durch Beobachtung wachsender, stagnierender und schrumpfender Gemeinden, geistlichen Gemeinschaften oder Orden unter Anwendung der Bibel und traditionellen Lehre der Kirche herauszufinden, was diese wachsen und jene stagnieren bzw. schrumpfen lässt. Gute - aber nicht einfach direkt übernehmbare - Vorarbeit hat die Church Growth Bewegung bereits geleistet, deren Ergebnisse Dr. Lindemann "katholisiert" im größeren Umfang zu übernehmen versucht. Die Pastoraltheologie ist nach einer letzten Blütezeit während der Weimarer Republik heute fast eine "Luxusdisziplin", die von den wenigen verbliebenen glaubenstreuen deutschsprachigen Universitätstheologen eher zugunsten der zugegebenermaßen noch wichtigeren Verteidigung der massiv bedrohten Dogmatik und Moraltheologie vernachlässigt wird. Dr. Lindemann ist einer der wenigen Katholiken, die sich mit dieser Thematik befassen, um der Geistlichkeit zuzuarbeiten (und nicht sie zu ersetzen). Dabei ist es klar, dass ein Laie, der nie eine Gemeinde geleitet hat und nach menschlichem Ermessen auch nie eine Gemeinde leiten wird, nur bedingt dazu kompetent sein kann. Andererseits ist Gemeindewachstum komplex, etwa 6-10 „Faktoren“ müssen in einer Gemeinde wenigstens mit einem Mindestwert vorhanden sein, damit sie wächst; von diesen „Faktoren“ können – siehe die zenrale Seite zum Gemeindewachstum auf der Homepage von Dr. Wolfgang Lindemann - wenigstens „Begabungsorientierte Mitarbeit“, „Aktive Evangelisation“ und „Ganzheitliche Kleingruppen“ ebensogut von Laien wie von Priestern behandelt werden, da deren „Träger“ oder „Ausführende“ eben Laien und nicht Priester sind. Gemeindewachstum wird unter der Leitung der Priester – das ist klar -nur „funktionieren“, wenn die Laien in der Gemeinde „mitziehen“, um nicht zu sagen die Hauptarbeit leisten. Aufgabe des Priesters als Gemeindeleiter in dieser Sicht ist es, die strategischen Entscheidungen zu treffen und die Gesamtgemeinde koordiniert zusammenarbeiten zu lassen.