Primat
Der Primat bezeichnet in der römisch-katholischen Kirche die Vorrangstellung des Papstes. Der petrinische Primat, nicht zu verwechseln mit dem Ehrenvorrang eines Primas, bezieht sich sowohl auf das Innenverhältnis als auch auf das Verhältnis zu anderen Konfessionen. Nach der Lehre der römisch-katholischen Kirche hat der Papst die höchste Rechtsgewalt in der Kirche (Jurisdiktionsprimat). Verbunden damit ist auch die höchste Lehrgewalt (suprema quoque magisterii potestas).
Diese verbindliche Vorrangstellung des Papstes wurde im 1. Vatikanischen Konzil zum Dogma erklärt und vom II. Vatikanum bekräftigt, jedoch unter Integration des Dogmas in die Lehre vom Kollegium der Bischöfe, vgl. Lumen gentium, Nr. 18 ff. (siehe auch: Zitate).
Zitate
- "Sagen nicht manche, eine Wiedervereinigung der getrennten Kirchen würde viel leichter zustande kommen, wenn der Primat des Papstes aufgegeben würde? Wir wollen die getrennten Brüder bitten, die Haltlosigkeit einer solchen Annahme zu bedenken; und zwar nicht nur deshalb, weil ohne Papst die Katholische Kirche aufhörte, die zu sein, die sie ist, sondern weil ohne das oberste, wirksame und entscheidende Hirtenamt Petri die Einheit der Kirche in Trümmer ginge. Vergebens würde man dann versuchen, sie nach Kennzeichen wiederherzustellen, die das von Christus selbst gegebene authentische Kennzeichen ersetzen sollen. Mit Recht schrieb der heilige Hieronymus: „Es würde in der Kirche so viele Schismen geben wie Priester" (Dial. Contra Luciferianos n. 9). Wir wollen jedoch bedenken, dass dieser Angelpunkt der heiligen Kirche keine Oberhoheit geistlichen Stolzes und menschlicher Herrschsucht schaffen will, sondern einen Primat des Dienens, des Helfens, der Liebe."
Aus: Papst Paul VI., Enz. Ecclesiam Suam (1964), Nr. 110;
- "... Damit aber der Episkopat selbst einer und ungeteilt sei, hat er den heiligen Petrus an die Spitze der übrigen Apostel gestellt und in ihm ein immerwährendes und sichtbares Prinzip und Fundament der Glaubenseinheit und der Gemeinschaft eingesetzt. Diese Lehre über Einrichtung, Dauer, Gewalt und Sinn des dem Bischof von Rom zukommenden heiligen Primates sowie über dessen unfehlbares Lehramt legt die Heilige Synode abermals allen Gläubigen fest zu glauben vor. Das damals Begonnene fortführend, hat sie sich entschlossen, nun die Lehre von den Bischöfen, den Nachfolgern der Apostel, die mit dem Nachfolger Petri, dem Stellvertreter Christi und sichtbaren Haupt der ganzen Kirche, zusammen das Haus des lebendigen Gottes leiten, vor allen zu bekennen und zu erklären."
Aus: Kapitel 3 ("Die hierarchische Verfassung der Kirche, insbesondere das Bischofsamt") der Dogmatischen Konstitution Lumen gentium (1964) des II. Vatikanums; Nr. 18.