Abtei Mariastein

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Bedeutender Schweizer Marienwallfahrtsort am Fusse des Passwangs in Beinwil, Kanton Solothurn Wallfahrtsort U.L Frau im Stein

Geschichte

Der Ursprung der Wallfahrt von Mariastein und der Ursprung seiner Klostergeschichte hängen nicht miteinander zusammen. Während nach der Legende die Wallfahrt aufs Jahr 1380 zurückgeht, wurde der Benediktiner-Konvent, dem im Laufe der Zeit die Obhut des Gnadenortes anvertraut wurde, schon im Jahr 1085 gegründet. Das Gründungsjahr 1085 wird in den Urkunden nicht aufgeführt, und verschieden Autoren geben dem Jahr 1124 den Vorzug. Die vorhandenen Indizien sprechen aber fast ausnahmslos für den früheren Termin.

Die materielle Stiftung wird vier "vornehmen Männern", Notker, Oudelhard, Burkhard und Udalrich zugeschrieben, deren Zugehörigkeit auch nicht mit Sicherheit festgelegt werden kann, - während die geistige Stiftung dem Kloster Hirschau in Schwaben zugeschrieben werden muß. Stifter und erster Abt war Esso.

Bei seiner Gründung erhielt das Kloster Mariastein Besitzungen in nahen und entfernteren Dörfern, sowie die [Kirchensatz|Kirchensätze] von Erschwil, Büsserach, Seewen, St. Pantaleon, Breitenbach und Grindel zur Hälfte. 1147 wurde das Kloster mit all seinem Besitz von Papst Eugen III. bestätigt und unter den Schutz des hl. Petrus gestellt und ihm die Exemtion erteilt. 1152 gab Friedrich I. dem Kloster einen Schirmbrief.

Es gibt nur wenige Urkunden über die frühere Zeit. Beim großen Basler Erdbeben (1356) wurde auch das Kloster zerstört. Nur wenig blieb übrig, aber auch dieses ging mit allen Ornamenten und Glocken durch einen Brand zugrunde. Mehrmals wurde es geplündert, so am 31. Oktober 1445 von Peter von Mörsperg, dann wieder am 26. November 1491, am 13. März 1499 und 1525 durch die aufständischen Bauern. Am 14. Februar 1555 starb der Konvent aus.

Die Verwaltung des Klostergutes und die Seelsorge in Beinwil besorgte ein von Solothurn ernannter Administrator. Durch Vermittlung Solothurns wurde Einsiedeln gebeten, das Kloster wieder zu bevölkern. Einsiedeln schickte als Administrator P. Wolfgang Spiess, der mit einigen anderen Einsiedler Konventualen am 22. April 1589 in Beinwil ankam. Nach seinem Tode, am 15. Februar 1614, waren noch zwei Einsiedler Administratoren. Dann übernahm P. Urs Buri vom Kloster Rheinau die Leitung und brachte die junge Siedlung wieder zu neuer Blüte, so daß nach seinem Tode 1633 der Konvent von Beinwil wieder einen Abt aus den eigenen Brüdern wählen konnte, den großen Abt Fintan Kiefer, von Solothurn.


Wallfahrt

Am 22. April 1636 übernahm das Kloster Beinwil die Gnadenstätte in Mariastein und schickte vorläufig zwei Patres zur Besorgung des hl. Dienstes. Indessen reifte in Beinwil der Entschluß, das Kloster aus dem entlegenen Lüsseltal nach Mariastein zu verlegen.

Nach der Legende stürzte ein Kind aus der Grotte, wo jetzt die Gnadenkapelle ist, über die 50 m hohe Felswand und wurde, wie das Kind beteuerte, von Maria wunderbar gerettet. Die Kunde verbreitete sich bald und sofort begann auch der Zulauf des gläubigen Volkes. Die ersten urkundlichen Mitteilungen gibt uns das Konzil von Basel, indem es den Bitten des Arnold von Rotberg nachgebend, einen Priester bestätigte zur Besorgung der Wallfahrt, und den damaligen Generalvikar mit der Ausführung des Beschlusses betraute.

Nachdem durch eine Feuersbrunst das aufblühende Mariastein zerstört war, legte sich Bischof von Venningen ins Mittel. Die Wallfahrt wurde 1471 den Augustinern von Basel übergeben. 1520 verließen sie freiwillig Mariastein. Die Wogen der Reformation drohten auch dem Wallfahrtsort mit dem Untergang. Aber durch die Umsicht des seeleneifrigen Priesters Jakob Augspurger, der 1534 nach Mariastein kan, konnte es vor dem Untergang gerettet werden.

Unterdessen war das Kloster unter die Herrschaft von Solothurn gekommen und Schultheiß und Rat von Solothurn waren dafür besorgt, daß der Gnadenort blühe und gedeihe und berief deshalb die Patres von Beinwil. Nachdem noch verschiedene Vorarbeiten und Verhandlungen gemacht waren, wurde 1645 mit dem Klosterbau in Mariastein begonnen und am 12. November 1648 fand die feierliche Übersiedlung des Konventes Beinwil nach Mariastein statt. 1655 wurde die Kirche eingeweiht vom Basler Fürstbischof Johannes von Schönau.

Blüte

Das Kloster entwickelte sich. Durch den Eintritt junger, hervorragender Mitglieder kam Mariastein immer mehr zu Ansehen. Unter der Leitung tüchtiger Äbte genoß dieser von der Mutter Gottes bevorzugte Ort eine lange Reihe glücklicher Jahre und wurde so zum Segen für die Gegend und das ganze Land.


Niedergang

Mit dem Ausbruch der Französischen Revolution brachen böse Zeiten für Mariastein herein. Obwohl die Patres sich nicht in Politik einmischten, sahen die Revolutionäre die religöse Tätigkeit der Patres nicht gern, welche mit großem Eifer die zuströmenden Volksscharen trösteten, unterrichteten, ihnen die hl. Sakramente spendeten, die sie in der Heimat nicht mehr empfangen konnten. Auf Betreiben der Revolutionäre beider Solothurner Regierung mußten die Nicht-Solothurner Konventualen am 21. Oktober 1797 Mariastein verlassen, nachher mußte der Abt weichen und nach dem Einmarsch der Franzosen mußte am 21. März 1798 der ganze Konvent fort. Kloster und Kirche wurden geschlossen, der Gottesdienst verboten und alles, was transportabel war, wurde verkauft.

Wiedereröffnung

Die Mönche verteilten sich in die badischen und württembergischen Benediktinerklöster. Der Abt, Hieronymus Brunner, wohnte bald hier, bald dort, ermunterte seine verbannten Söhne, bis er sie, nachdem er das Klostergut für 17.000 Franken zurückgekauft hatte, wieder heimführen konnte im Jahre 1802. Nachdem sich in den folgenden Jahren das Kloster wieder zu neuer Blüte erschwungen hatte, brachen schlimmere Zeiten als es die Revolution war, für das Kloster an. Der neue Geist, der mit der Französischen Revolution in die Schweiz eingedrungen war, hatte seine bösen Auswirkungen auch für Mariastein. Man wollte des Klosters Lebensnerv im Innern ersticken und erschwerte die Aufnahme neuer Mitglieder. Die Ablegung der Ordensgelübde war vollständig von der Genehmigung der Regierung und von einem Staatsexamen abhängig. Das Staatsexamen aber konnte erst abgelegt werden nach vollendetem Studium, und so mußte ein Novize 6-7 Jahre warten, bis er endgültig in den Klosterverband aufgenommen werden konnte. Dazu hatten nur wenige den Mut. 30 Jahre dauerte das Verbot. Der Pesonalstand ging zurück. 17 Personen starben in dieser Zeit, und nur 3 neue traten ein. Dann wurde das Kloster inventarisiert, ferner mußte es jährlich alle Rechnungen vorweisen, durfte keinen Kauf und keinen Verkauf abschließen, keine Bauten und Reparaturen ohne die Einwilligung des Staates machen. Obwohl das Kloster eine eigene Schule hielt, wo von 35 Schülern nur 7 ihre volle Pension bezahlten, obwohl es zur Gründung des Bistums Basel in Solothurn 16.000 Franken beisteuerte, wurde es noch für Schulzwecke besteuert und bezahlte von 1852-1868 105.000 Franken Extrasteuer. So bereitete man seinen Untergang langsam vor. Die Lebensbedingungen für das Kloster wurden immer bedenklicher, man sah sein Ende immer näher kommen. In dieser Situation war man im Konvent darauf bedacht, zu retten, was zu retten war und dies schien dadurch möglich, daß ein elsäßischer Graf sich zu einem Gütertausch anerbot. Das Projet wurde vom Kapitel angenommen unter den Bedinungen, daß die Erlaubnis der Solothurner und der Elsäßer Regierung, sowie die Genehmigung von Rom vorliege. Diese aber blieb aus, und somit war ja der Kapitelbeschluß ohne Kraft, zeitigte jedoch unselige Folgen.


Aufhebung

Das Kloster wurde verschrien, es wolle sein Vermögen ins Ausland schleppen, und am 4. Juli 1874 wurde dem Kloster die Verwaltung seines Vermögens entzogen. Am 18. September beschloß der Kantonsrat mit 70 gegen 31 Stimmen die Aufhebung des Klosters und am 4. Oktober stimmte das Volk über das Schicksal von Mariastein ab. 8352 stimmten für die Aufhebung und 5909 dagegen. Alle Güter des Klostes wurden vekauft, so daß der Staat 1.695.645.91 Fr. einsacken konnte, während die kirchlichen Sachen sowie Archiv und Bibliothek nach Solothurn wanderten. Die Patres erhielten eine kleine Pension, und am 17. März 1875 wurden sie gewaltsam aus dem Kloster vertrieben; nur zwei Patres durften bleiben zur Besorgung der Wallfahrt.


Exil

In der Zeit vom 4. Oktober bis zum 25. März konnte sich der Konvent um einen Zufluchtsort umsehen. Mit großer Liebe wurden die Mariasteiner Mönche von Behörde und Bewohnern des Städtchens Delle, das hart an der Schweizergrenze in Frankreich liegt, eingeladen. Dort wurde das Kloster neu erbaut. Eine Klosterschule, deren Schüler heute noch sehr anhänglich sind, wurde schon 1875 im Herbst eröffnet und wuchs zu schöner Blüte. Nachdem Kloster, Kirche und Umfassungmauern erbaut waren, erhob sich der Sturm gegen die Klöster in Frankreich, und auch Delle fiel den Combesschen Gesetzen zum Opfer. Das Kloster wurde 1901 neuerdings aufgehoben. Nach einem Jahre ohne Heimat fanden die schwer heimgesuchten Mariasteiner eine Zufluchtsstätte in Dürnberg bei Salzburg.

Die Entfernung von der Schweiz, wo immer noch ein Teil der Konventualen in Mariastein und den dem Kloster inkorporierten Pfarreien tätig waren, war indessen zu weit. Der Verkehr mit den in der Schweiz wohnenden Mitbrüdern war zu umständlich, der Zuzug schweizerischer Kandidaten sehr spärlich und für die Dauer vielleicht sogar unwahrscheinlich. Dies bewog den tatkräftigen Abt Augustin Rothenflue, das Kloster, das von 1902-1906 in Dürnberg war, der Schweizergrenze näherzubringen. Nach vielen Bemühungen gelang ihm dies und am 4. Oktober 1906 gründete er am Fuße des Gebhardsberges in Bregenz, auf dem Boden, wo einst der hl. Gallus wirkte, das St. Gallusstift.

Anfänglich nur ein altes Schloß, wurde bald mit einem Neubau begonnen, der auf Weihnachten 1907 bezogen werden konnte. Im Jahre 1920 wurde ein weiterer Bau aufgeführt und 1914 die Kirche eingeweiht, die eine der schönsten in Vorarlberg ist, 1930 eine große Gartenanlage erstellt und 1931 zum Kloster ein großer Hof gekauft. Im Jahre 1906 übernahm der Konvent von Mariastein die Leitung der kantonalen Lehranstalt in Altdorf, des Kollegiums Karl Borromäus. Dadurch erhielt das Kloster wieder mehr Kontakt mit der Heimat, und aus dem Kollegium in Altdorf traten seither 14 Novizen ins Kloster ein. Bei der Aufhebung des Klosters Mariastein zählte der Konvent 32 Mitglieder, heute (1937) aber 74. Wenn Gott auch schwere Zeiten und Prüfungen über die Mönche von Mariastein kommen ließ, so war er ihnen doch immer wieder nahe, und daß Mariastein im Zeichen des Aufstieges ist, das zeigt das beständige Wachsen des Konventes, das zeigt auch das Blühen der Wallfaht zu U.L. Frau im Stein.