Nella schiera dei Santi

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Ansprache
Nella schiera dei Santi

unseres Heiligen Vaters
Pius XII.
an Neuvermählte
Vom gütigen und wohltätigen Beistand des heiligen Erzengels Michael

8. Mai 1940

(Quelle: Ansprachen Pius XII. an Neuvermählte, Josef Habbel Verlag Regensburg 1950, S. 33-38, Übersetzt und eingeleitet von DDr. Friedrich Zimmermann. Imprimatur Regensburg, den 11. Juli 1949 J. Franz, Generalvikar; Download).

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Heiliger Erzengel Michael

In der Schar der Heiligen, welche die Kirche verehrt, schenkt sie den Gläubigen Schutzpatrone für die verschiedenen Stände und Altersstufen. Das wisst ihr, liebe Brautleute; aber ihr werdet vielleicht etwas überrascht sein, wenn ihr hört, dass heute über euch der Schutz des heiligen Erzengels Michael angerufen wird, dessen Erscheinung die Kirche am heutigen Tage feiert und für den ihr beim ersten Blick vielleicht nur das Gefühl scheuer Furcht habt. Die heilige Kunst stellt ihn dar mit den strengen Zügen eines Kriegers, der den Drachen niederwirft. Nach der Heiligen Schrift, die Michael einen der obersten Himmelsfürsten nennt (Dan 10, 3) und den Anführer der himmlischen Heerscharen gegen den Satan (Off 12, 7), stellt ihn die Liturgie mit ähnlichen Zügen dar: Wenn er vom Himmel kommt, gerät das Meer in Wallung und erzittert die Erde; wenn er das Kreuz des Heiles wie eine Siegesfahne aufpflanzt, schleudert er vom Himmelsfelsen die Geister des Aufruhrs (Röm. Brevier, 8. Mai). Aber mehr als andere, scheint es, müssen Mann und Frau, die Vater und Mutter verlassen (vgl. Gen 2, 24), um gemeinsam den dunklen Weg des Lebens zu gehen, diesen Rächer der Rechte Gottes fürchten. Als solcher erinnert er sie in der Tat an den Cherub, der mit dem flammenden Schwerte das erste Elternpaar aus dem irdischen Paradies vertrieb (Gen 3, 24).

Wenn auch diese Furcht nicht unbegründet erscheint, so sind doch noch stärker die Gründe des Vertrauens und der Hoffnung. Denn bereits in der Stunde jener Tragödie im Anfang der Menschheitsgeschichte, als unsere Stammeltern im trüben und kalten Nebel des Fluches sich verloren, erschien am Horizont eine leichte Wolke wie jene, die der Prophet Elias eines Tages sehen sollte (1 Kön 18, 44), als Künderin der wohltätigen Erquickung der großen Verzeihung: Michael mit der Heerschar der treugebliebenen Engel sah das Wunder der göttlichen Menschwerdung und der Erlösung des Menschengeschlechtes. Weit entfernt, die Menschen um die Ehre der hypotaktischen Union (gottmenschlichen Vereinigung) zu beneiden wie der stolze Luzifer, unterwarf er sich vielmehr, wie sein Name und seine Losung "Wer ist wie Gott?" besagt, dem Herrn der nicht Seinesgleichen hat, und betete mit allen guten Engeln das fleiscl1gewordene Wort an (Hebr. 1, 6). So hat er nicht aufgehört, die Menschen zu lieben, für die er eine fast brüderliche Liebe hegt; und je mehr der Teufel sich anstrengt, sie in die Hölle stürzen zu lassen, desto mehr bemüht sich der Erzengel, sie ins verlorene Paradies zurückzuführen.

Die Seelen zu Gott in die ewige Herrlichkeit zu führen, ist eine Aufgabe, welche die Liturgie und die Überlieferung dem heiligen Michael zuweisen. "Siehe!" sagt das heilige Offizium am heutigen Feste, "der Erzengel Michael, der Fürst der himmlischen Heerschar, dessen Verehrung eine Quelle von Wohltaten für die Völker ist und dessen Gebet zum Himmelreich führt. .., der Erzengel Michael kommt mit einer Schar von Engeln; ihm hat Gott die Seelen der Heiligen anvertraut, dass er sie geleite in die Freude des Paradieses" (Röm, Brevier, a. a. O.). Und im Offertorium der Messe für die Verstorbenen bittet die Kirche den Herrn also: "Dass diese Seelen nicht ins Dunkel sinken, sondern der Bannerträger, der heilige Michael, sie geleite in das heilige Licht,"

Doch glaubt nicht, dass dieser "Vorsteher des Paradieses", den Gott zum Fürsten über alle scheidenden Seelen bestellt hat, -"ich habe dich bestellt zum Fürsten über alle" scheidenden Seelen" (Röm. Brevier, a. a. O.) - erst auf die Stunde des Heimganges wartet, um den Menschen seine Güte zu offenbaren. Wie teuer muss euch also, liebe Brautleute, seine Schutzherrschaft sein, die euch hilft, in dieser Welt die Seelen zu empfangen, denen ihr im Gehorsam gegen die Gesetze des Schöpfers eine körperliche Wohnung bereitet! Besonders seitdem der heilige Michael euch noch unterstützt in euerer Aufgabe, indem er Sorge trägt für euch und eure Kinder.

Es ist ja ein sehr alter Brauch (vgl. Acta Sanctorum, Sept. Bd. VIII, S. 49 ff, 65-66), den großen Erzengel anzurufen als Schützer des Heiles und als Patron der Kranken. Ihr alle habt, als ihr hierher kamet, das Grabmal des Hadrian sehen und auf seinen Zinnen die Bronzestatue grüßen können, von der das berühmte Grabmal seinen Namen "Engelsburg" hat. Dieses Bild scheint da oben zu wachen über das Leben und Wohl der Römer und sie daran zu erinnern, wie vor 1350 Jahren, nämlich im Jahre 590, als die Pest in der Stadt wütete, Papst Gregor der Große eine Prozession mit Klerus und Volk veranstaltete, um das Ende dieser Geißel zu erflehen, und nach der Überlieferung über dem Grabmal den heiligen Erzengel Michael erscheinen sah, der sein Schwert in die Scheide steckte zum Zeichen, dass die göttliche Heimsuchung ihr Ende habe (Acta Sanctorum 1. c. S. 72). Fleht also, geliebte Söhne und Töchter, die ihr mit den Freuden schon die Pflichten und Sorgen der Familie traget, den heiligen Michael an, dass er fernhalte aus eurem Heim die Sorge, die das unsichere Los der Kinder oder die Furcht vor Epidemien oder die Krisis der Entwicklung selbst im Herzen der Eltern verursacht.

Der wohltätige Schatten der Engelsburg breitet sich übrigens noch über die Grenzen der Stadt aus. Der heilige Michael, der Macht besitzt, der ganzen Welt zu helfen, scheint doch einen besonderen Schutz den Kindern unseres teuren Italien zu schenken, woran uns gerade das heutige Fest erinnert. Hundert Jahre vor der Pest in Rom gab eine wunderbare Erscheinung auf dem Gipfel des Monte (Berg) Gargano, deren Bericht auch im Brevier steht, zu verstehen, wie der Erzengel Michael diesen Ort unter seinen besonderen Schutz nahm und damit zu gleicher Zeit kundtun wollte, dass hier Gott besonders verehrt werden sollte zu seinem und der Engel Gedächtnis.

Aber die Kirche ruft den Erzengel vor allem an als Schützer des Seelenheiles, das ja weit kostbarer als das Wohl des Leibes und immer von der Ansteckung des Bösen bedroht ist. Ohne Zweifel ist die Kirche sicher, dass die höllischen Mächte nichts wider sie vermögen (Mt 16, 18), aber sie weiß auch, dass sie besonders für die Erhaltung des christlichen Lebens in den einzelnen Menschen und Ländern die göttliche Hilfe anflehen muss und dass Gott die Engel zu seinen Dienern bat (Ps. 103,4). Deshalb betet alle Morgen am Ende der heiligen Messe der Priester zusammen mit den Gläubigen: "Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe..., stürze den Satan und die anderen bösen Geister, welche durch die Welt ziehen, um die Seelen zu verderben, hinab in die Hölle!" Selten schien eine ähnliche Bitte dringender als heute. Die Welt, die vergiftet ist von der Lüge und getroffen von den Ausschreitungen der Gewalt, hat die sittliche Gesundheit und die Freude verloren, weil sie den Frieden verloren hat. Wenn die Erde nach der Erbsünde nicht mehr ein Paradies sein kann, so könnte sie doch wenigstens und müsste bleiben ein Ort brüderlimer Eintracht unter den Menschen und Völkern. Statt dessen lodert der Kriegsbrand unter verschiedenen Nationen empor und droht auch auf andere überzugreifen. Unser Herz ist besonders besorgt um euch, geliebte Söhne und Töchter, und um ebenso viele andere junge Eheleute aus jedem Lande, die in diesem tragischen Frühling den Bund fürs Leben schließen. Wie könnte man ohne Schrecken sehen, wie auf diesen jungen Familien, wo die Hoffnung lächelt, das Schreckensbild des Krieges, wenn auch von ferne, sich abzeichnet! Aber wenn gegenwärtig die menschlichen Anstrengungen für die schnelle Wiederherstellung eines wahren, gerechten und dauerhaften Friedens nicht zum Ziele zu führen scheinen, so ist es doch immer den Menschen möglich, das Eingreifen Gottes zu beschleunigen. Zwischen die Menschen und Gott hat der Herr als Mittlerin gestellt dieliebe Mutter Maria. Möge in ihrer Güte diese "liebenswürdige Mutter", diese "mächtige Jungfrau", diese "Hilfe der Christen", die man mit größerem Eifer und voller 'Sorge im jetzigen Monat Mai anruft - und heute ganz besonders unter dem Titel einer Königin vom heiligen Rosenkranz von Pompeji - unter dem Mantel ihrer mütterlichen Liebe, im Frieden ihres Lächelns von neuem zur Einigkeit führen ihre so grausam getrennten Kinder! Möge in seiner Huld, wie die Kirche auch heute singt in der heiligen Liturgie, "der Engel des Friedens vom Himmel steigen in unsere Wohnungen und als Friedensbote in dieHölle verbannen die Kriege, die Ursache so vieler Tränen!"