Marie-Dominique Chenu

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Marie-Dominique Chenu OP (Prof; Dr. h.c.; * 7. Januar 1895 in Soisy-sur-Seine in Frankreich; † 11. Februar 1990 in Paris) war ein französischer Dominikaner, Priester Theologe, Peritus beim Zweiten Vatikanischen Konzil und mit Yves Congar, Jean Daniélou und Henri de Lubac Hauptvertreter der Nouvelle Théologie.

Biografie

Marcel Chenu trat als Sohn eines kleinen Industriellen aus Soisy. Seine Großeltern und Laienlehrer in Bièvres hatten jedoch den größten Einfluss auf seine Ausbildung. Auf den Rat seiner Großmutter geht er ins katholische College von Grandchamp und macht dort alle Sekundarstudien. Er war begabt in Griechisch und Mathematik. Nach einem Jahr (1912-1913) im Priesterseminar zu Versailles trat er 1913 im belgischen Saulchoir in den Dominikanerorden ein und erhielt den Namen Marie-Dominique. Durch das kontemplative Leben, die schöne Liturgie, das Studium und das Gemeinschaftsleben angezogen, bestand sein Wunsch darin, sowohl die Kontemplation als auch die apostolische Tätigkeit aufrechtzuerhalten. Am Ende des ersten Noviziatjahres schickten ihn seine Vorgesetzten zu Studien der Philosophie, Theologie, Geschichte und Exegese an das "Angelicum" in Rom.

Von 1920 bis 1942 lehrte er als Professor für Geschichte der christlichen Lehre, wurde 1932 Rektor in Kain (Belgien), dann in Le Saulchoir (Étiolles, Department Essonne). Nach Indizierung seines Buches Une école de théologie: Le Saulchoir (Le Saulchoir: eine Schule der Theologie 1937) erhielt er am 4. Februar 1942 Lehrverbot an der Ordenshochschule durch das Heilige Offizium und ging damit seiner Posten als Professor und Rektor der Dominikanerordenshochschule Le Saulchoir verlustig. Weiter lehrte er ab 1947 an der Sorbonne zu Paris und ab 1953 am Pariser "Institut catholique Chenu" gründete 1930 zusammen mit Etienne Gilson das Institut für mittelalterliche Studien in Oltawa. Eng zusammen arbeitete er mit mit Kardinal Emmanuel Caelestin Suhard bei den apostolischen Initiativen "Mission de France" (1941) und "Mission de Paris" (1942). Freimütigen Einsatz leistete er für die Arbeiterpriester. 1954 wurde Chenu vom Heiligen Stuhl die Lehrerlaubnis entzogen.<ref>Liste von katholischen Theologen, denen die Lehrerlaubnis entzogen wurde, Wikipedia, abgerufen am 5. Februar 2019</ref> Er wohnte anschließend bis 1963 in Rouen. Er wurde Peritus des Bischofs Antsirabe aus Madagaskar beim Zweiten Vatikanischen Konzil und Initiator der Konzilsbotschaft an die Welt. <ref>André Duval: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage; Band 2, Sp. 1034; Artikel: Chenu, Marie-Dominique; Marie-Dominique Chenu in der französischen Wikipedia, abgerufen am 5. Februar 2019.</ref>

Er war feinfühlig für das Neue in den Unterweisungen Johannes' XXIII. und Pauls VI. und wachsamer Beobachter der gesellschaftlichen Vorgänge in der modernen Welt.<ref>André Duval: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage; Band 2, Sp. 1034; Artikel: Chenu, Marie-Dominique.</ref> Er erachtete in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts, die Befreiungstheologie und insbesondere die Arbeit von Gustavo Gutierrez als ein "eminentes Beispiel" der Nouvelle Théologie.<ref>Marie-Dominique Chenu in der französischen Wikipedia, abgerufen am 5. Februar 2019.</ref>

Institut M.-Dominique Chenu

Die Vereinigung „ESPACES – Spiritualität, Kulturen und Gesellschaft in Europa“ der Dominikaner unterhält seit 2000 in Berlin das Institut M.-Dominique Chenu als philosophisch-theologisches Forschungszentrum und gibt dort unter anderem in der Reihe Collection Chenu Schriften von und über Chenu heraus.<ref>www.institut-chenu.eu. 5. Februar 2019.</ref>

Auszeichnungen

  • Im Rahmen einer öffentlichen Buchvorstellung der im Morus Verlag Berlin, erschienenen deutschen Übersetzung von „Une école de théologie: Le Saulchoir“ von Marie-Dominique Chenu am 15. Juni 2004 in Tübingen, wurde Chenu posthum zum "Doktor honoris causa" ernannt. Diesem war schon Ende der 1940er Jahre seitens der Tübinger Katholisch-Theologischen Fakultät die Ehrendoktorwürde angetragen worden, aber er lehnte damals ab – aus durchaus begründeter Angst davor, dass die Tübinger seinetwegen Schwierigkeiten mit Rom bekommen könnten.<ref>Ulrich Engel im Web-Arcive am 15. Oktober 2007</ref>
  • Papst Johannes Paul II. nennt Chenu im Schreiben Au cours de vos an Msgr. Jean-Pierre Ricard am 11. Februar 2005 einen großen Theologen.

Werke

  • La théologie comme science au XIII (Die Theologie im 13. Jahrhundert) 1927.
  • Une école de théologie: Le Saulchoir. 1937; dt.: Le Saulchoir: eine Schule der Theologie, Aus dem Franz. von Michael Lauble, Morus Verlag Berlin 2003 (194 Seiten; ISBN 978-3-87554-365-0 kart.).
  • La théologie au douzième siècle (Die Theologie im 12. Jahrhundert), Vrin 1957.
  • Thomas von Aquin / mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten [Aus dem Franz. übertr. von Otto M. Pesch], Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg 1960 (1. Auflage 178 S.), 2001 (9. Auflage; 188 Seiten; ISBN 978-3-499-50045-9 kart. ).
  • Das Werk des hl. [heiligen] Thomas von Aquin ( Introduction à l'étude de saint Thomas d'Aquin 1954; Internet-Archive) Übers., Verz. u. Erg. d. Arbeitshinweise von Otto M. Pesch, Vom Verf. durchges. u. verb. dt. Ausg., 2. Aufl., [4. Tsd.], Reprint der 1960 erschienenen Erstauflage; (Die deutsche Thomas-Ausgabe; Erg.-Bd., 2) Verlag Styria Graz; Wien; Köln 1982 (452 S.; ISBN 978-3-222-11386-4 Gewebe).
  • Volk Gottes in der Welt [Aus d. Franz. "Peuple de Dieu dans le monde" Dt. von Reinhold Zadow], Bonifacius-Drukkerei Paderborn 1968 (192 Seiten).
  • Pour une théologie du travial (Paris 1965) Editions du Seuil.
  • Leiblichkeit und Zeitlichkeit: eine anthropologische Stellungnahme [Aus dem Franz. [Introduction à l'étude de saint Thomas d'Aquin] von Otto Hermann Pesch und Michael Lauble, mit einer werkbiographischen Skizze von André Duval], Morus Verlag Berlin 2001 (77 Seiten; ISBN 978-3-87554-356-8).
  • Die Theologie als Wissenschaft im 13. Jahrhundert Aus dem Franz. von Michael Lauble, Matthias-Grünewald-Verlag 2008 (175 Seiten; ISBN 978-3-7867-2739-2 kart.).
  • Theologie der Arbeit: Beiträge aus drei Jahrzehnten* . Aus dem Franz. von Michael Lauble, Ostfildern, Matthias-Grünewald-Verlag 2013 (114 Seiten; ISBN 978-3-7867-2972-3 kart.).

Literatur

  • Von der Freiheit eines Theologen: Marie-Dominique Chenu im Gespräch mit Jacques Duquesne; aus dem Franz. von Michael Lauble, Matthias-Grünewald-Verlag 2005 (252 Seiten; ISBN 978-3-7867-2564-0 kart.).
  • Michael Rieger Dissertation München 1992: Inkarnation: christliches Heilsverständnis im Kontext französischsprachiger Theologie der Menschwerdung, Lang Verlag Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien 1993 (329 Seiten; ISBN 978-3-631-46589-9 kart.).
  • Sonja Sailer-Pfister, Dissertation Bamberg 2005: Theologie der Arbeit vor neuen Herausforderungen: sozialethische Untersuchungen im Anschluß an Marie-Dominique Chenu und Dorothee Sölle, Lit Verlag Münster 2007 (615 Seiten; ISBN 978-3-8258-9664-5 kart.).
  • Michael Quisinsky, Dissertation Freiburg 2006: Geschichtlicher Glaube in einer geschichtlichen Welt: der Beitrag von M.-D. Chenu, Yves Congar und H.-M. Féret zum II. Vaticanum, Lit Verlag Münster 2007 (576 Seiten; ISBN 978-3-8258-0117-5 kart.).

Weblinks

Anmerkungen

<references />