Lateinische Sprache
Latein, ursprünglich die Volkssprache der Römer<ref>Nach dem Untergang des weströmischen Reiches hat die Kirche Roms nicht nur weiterhin die lateinische Sprache verwendet, sondern sich gewissermaßen zu ihrer Hüterin und Förderin gemacht, sowohl im theologischen wie im liturgischen Bereich als auch bei der Ausbildung und der Weitergabe des Wissens.</ref>und der Region Latium, ist die Sprache der Theologie, Liturgie, Patristik und Kirchenrecht der lateinischen Kirche. <ref>Innerhalb der katholischen Kirche gibt es auch griechische, syrische u.a. Katholiken</ref> Zudem sind – um eben den universalen Charakter der Kirche hervorzuheben – die normativen Ausgaben der liturgischen Bücher des Römischen Ritus, der wichtigsten Dokumente des Päpstlichen Lehramtes und der feierlichen offiziellen Verlautbarungen der römischen Päpste in dieser Sprache verfaßt.<ref>vgl. Benedikt XVI.: Motu proprio Latina lingua vom 10. November 2012 </ref>
Inhaltsverzeichnis
Zeichen der Einheit der Kirche
"Der Gebrauch der lateinischen Sprache, wie er in einem großen Teil der Kirche Geltung hat, ist ein allen erkennbares und schönes Zeichen der Einheit und eine mächtige Schutzwehr gegen jegliche Verderbnis der wahren Lehre."<ref>Papst Pius XII. schreibt dies in der Enzyklika Mediator dei et hominum über die Liturgische Sprache, Nr. 60 vom 20. November 1947)</ref>
Papst (Johannes XXIII.) weist auf einige Einzelheiten (bezüglich der Kirchenmusik) hin. Er sagt: "Es gefällt Uns ganz besonders, dass durch dieses Institut (der Kirchenmusik) der Vorrang der lateinischen Sprache in der `Liturgia solemnis´(feierlichen Liturgie) nach den geltenden Vorschriften besonders gepflegt und geschützt wird. Denn diese ist, abgesehen von ihrer Schönheit, mit den Melodien der römischen Kirche aufs engste verknüpft und bildet ein offensichtliches und glanzvolles Zeichen der Einheit. Diese verehrungswürdige und erhabene, durch ihren Charakter selbst dem musikalischen Rhythmus sich anschmiegende, ernste und wohlklingende Sprache, die Muttersprache der Kinder der Kirche, enthält in ihrer erhabenen Form Schätze der Wahrheit und der Frömmigkeit. Sie ist kraft rechtmäßigen Brauches in die Liturgie eingeführt und muss deshalb darin auch den ersten Platz behalten, der ihr aus mehr als einem Grunde zukommt. <ref>8. Dezember 1961 Apostolischer Brief Iucunda laudatio an den Präsidenten, Prälaten Hyginus Anglés Jamies, zur 50-Jahr- Feier des Päpstlichen Instituts für Kirchenmusik über Kirchenmusik und Liturgie.</ref>
Zweites Vatikanisches Konzil
Bei der Neugestaltung der Priesterausbildung beim Zweiten Vatikanischen Konzil wird in Optatam totius Nr. 13 auch auf die Sprache Latein Wert gelegt: "Sie sollen zudem so viel Latein lernen, dass sie die zahlreichen wissenschaftlichen Quellen und die kirchlichen Dokumente verstehen und benützen können (Vgl. Summi dei verbum 993). Das Studium der dem eigenen Ritus entsprechenden liturgischen Sprache muss als notwendig verlangt werden; die angemessene Kenntnis der Sprachen der Heiligen Schrift und der Tradition soll sehr gefördert werden."
Und in der Liturgiekonstitution Sacrosanctum concilium heißt in der Nr. 54: "Es soll jedoch Vorsorge getroffen werden, dass die Christgläubigen die ihnen zukommenden Teile des Meß-Ordinariums auch lateinisch miteinander sprechen oder singen können."
Innerhalb der Entwicklung verschwand das Kirchenlatein bereits innerhalb der ersten drei Jahre seit der Liturgiekonstitition (1964) fast völlig aus der Liturgie. Dieser Zusammenbruch der Kultsprache der Kirche war so nicht vorhergesehen worden (vgl. Paul VI. an den Lateinkongress 1966), offenbart aber, mit wie viel bemühter Anstregung das Latein, das (erst) seit ca. 1918 auch nicht mehr Bildungssprache in Europa ist, zuvor gepflegt werden musste.
Bereits anlässlich seiner Kommentierung des (unvermeidbar) "unschätzbaren Opfers", das die breite Zulassung der Volkssprachen für die römische Kirche bedeute, sprach Papst Paul VI.in der Audienz vom 26. Nov. 1969 (ital.) aber zugleich schon von der Hoffnung, das Latein könne wieder entdeckt werden. Zu diesem Zweck hatte er die Stiftung Latinitas gegründet.
Zeichen der Universalität der Kirche
Im Apostolischen Schreiben Sacramentum caritatis gibt Papst Benedikt XVI. in der Nr. 62 Richtlinien bezüglich der lateinischen Liturgiesprache an: "Ich denke in diesem Moment besonders an die Zelebrationen, die während der heute immer häufigeren internationalen Treffen stattfinden. Sie müssen in rechter Weise genutzt werden. Um die Einheit und die Universalität der Kirche besser zum Ausdruck zu bringen, möchte ich empfehlen, was die Bischofssynode in Übereinstimmung mit den Richtlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils (Konst. über die heilige Liturgie Sacrosanctum concilium, 36 und 54) vorgeschlagen hat: Es ist gut, wenn außer den Lesungen, der Predigt und den Fürbitten der Gläubigen die Feier in lateinischer Sprache gehalten wird; ebenso sollen die bekanntesten Gebete (Vgl. Propositio 36) aus der Überlieferung der Kirche in Latein gesprochen und eventuell einige Teile in gregorianischem Choral ausgeführt werden. Ganz allgemein bitte ich darum, dass die zukünftigen Priester von der Seminarzeit an darauf vorbereitet werden, die heilige Messe in Latein zu verstehen und zu zelebrieren sowie lateinische Texte zu nutzen und den gregorianischen Choral zu verwenden. Man sollte nicht die Möglichkeit außer Acht lassen, dass auch die Gläubigen angeleitet werden, die allgemeinsten Gebete in Latein zu kennen und gewisse Teile der Liturgie im gregorianischen Stil zu singen (Vgl. Propositio 36).
Päpstliche Akademie für die lateinische Sprache
Es erscheint "dringend notwendig, den Einsatz für eine umfassendere Kenntnis und einen kompetenteren Gebrauch der lateinischen Sprache sowohl innerhalb der Kirche als auch in der übergreifenden Welt der Kultur zu fördern. Um einer solchen Anstrengung Gewicht und Widerhall zu verleihen, bedarf es um so dringender der Anwendung an die neuen Bedingungen angepaßter didaktischer Methoden und der Förderung eines Netzes von Beziehungen zwischen akademischen Einrichtungen und der Gelehrten untereinander, um das reiche und vielfältige Erbe der lateinischen Kultur in seinem Wert herauszustellen. Um zur Erreichung dieser Ziele beizutragen, errichte ich heute, indem ich den Spuren meiner verehrten Vorgänger folge, mit diesem Motu proprio die Päpstliche Akademie für die lateinische Sprache, die dem Päpstlichen Rat für die Kultur unterstellt ist." <ref>vgl. Benedikt XVI.: Motu proprio Latina lingua vom 10. November 2012</ref>
Päpstliche Schreiben
- 1. August 1922 Epist. Ap. "Officiorum omnium" (AAS, XIV [1922] 452-453).
- 22. Februar 1962 Apostolischen Konstitution Veterum sapientia über die "Weisheit der Alten" (der Griechen und Römer).
- 22. Februar 1964 Motu proprio Studia latinitatis
- 30. Juni 1976 Handschreiben Romani sermonis Die Stiftung Latinitas wird errichtetet.
- 10. November 2012 Motu proprio Latina lingua mit dem die Päpstliche Akademie für die lateinische Sprache errichtet wird. Die am 30. Juni 1976 errichtete Stiftung Latinitas wird aufgehoben. Dies Schreiben ist für fünf Jahre "ad experimentum" gebilligt.
siehe: Liturgiesprache
Literatur
- Benedikt Baur: Handbuch zur lateinischen Kirchensprache, Rottenburg 1928 (5. Auflage), nachgedruckt und überarbeitet von der Petrusbruderschaft. Online-Version als PDF
- Langenscheidts Taschenwörterbuch 1. Teil: Lateinisch-Deutsch, Bearbeitung von Erich Pertsch ISBN 3-468-10206-3; 2. Teil: Deutsch lateinisch von Prof Hermann Menge unter Berücksichtigung neulateinischer Ausdrücke ISBN 3-468-10206-4, Langenscheidt Berlin, München, Wien, Zürich.
- Franz Binhack: Zusammenhängende deutsch-lateinische Übersetzungsstücke für den Schul- und Hilfsunterricht. Casuslehre. Josef Habbel Verlag Amberg 1877 (108 Seiten; 2. Auflage).
Weblinks
- Lateinische Dokumente auf der Vatikanseite
- Zum Lateinspezialisten: http://geroweishaupt.com
- Lateinseminare
- Wie das Latein als "Band der Einheit" dienen könnte. Sakralsprache als Hinführung zur Transzendenz von P. Uwe Michael Lang CO
- Latein lernen via Youtube [1]
Anmerkungen
<references />