Atheismus
Atheismus liegt dem griechischen Wort "a-theos" = ohne Gott, gottvergessen, Gottlosigkeit zugrunde. Das deutsche Wort Atheismus das seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlich ist, kann sehr vieldeutig sein.<ref>Vgl. AtheismusKirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907.</ref> Atheismus wird im römisch-katholischem Sinne die Überzeugung bezeichnet, dass eine Welterklärung ohne Gott nicht nur möglich, sondern auch richtig sein soll. Insofern hängt die Definition des Begriffs stets vom Gottesbegriff ab. Das II. Vatikanum hat den Atheismus kritisiert (vgl. z.B. Gaudium et spes, insb. Nr. 20 ff. (AAS 58 (1966), S. 410). Pius X. schreibt in der Enzyklika Iucunda sane , dass es ohne Gott keine Ehrfurcht vor den Staatsgesetzen und keine Ehrfurcht vor noch so nötigen Einrichtungen gebe: vgl.
Es ist zu beachten das, dass Wort Atheismus unterschiedlich ausgelegt werden kann:
- Ablehnung eines Religionskultus und Gottesverehrung
- Ablehnung der Möglichkeit einer Theologie, dass Glauben und Wissen nicht vereinbar seien.
- Ignorierung und Verzicht Gottes in der Lebenspraxis
- Ablehnung der Existenz Gottes durch Denken
- Kampf gegen alle Formen eines Gottesglauben in Theorie und Praxis<ref>Vgl. AtheïsmusPierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 868-869.</ref>
Inhaltsverzeichnis
Praktizierter Atheismus
Eine ideologisch-politische Ausprägung erhielt der Atheismus durch totalitäre Ideologien des 20. Jahrhunderts. Heute wird anstatt des praktizierten Atheismus häufig ein unverbindlicher Agnostizismus vertreten. Danach ist die Existenz Gottes zwar möglich, aber nicht sicher erkennbar. Die Kirche hingegen lehrt mit dem I. Vatikanum, bestätigt im II. Vatikanum, dass Gottes Dasein mit der Kraft der Vernunft aus der Natur zuverlässig erkannt werden kann (nicht: muss) (vgl. Röm 1, 20). Umstritten ist aber, ob Gottesbeweise für jeden evident (einsehbar) sind oder nicht. Wird Gott lediglich als absoluter Begriff definiert, so ist seine Existenz damit zwar durch die Definition schon vorausgesetzt, nicht aber Eigenschaften Gottes ("Schöpfer", übernatürliche: "Erlöser", "Vollender").
Die Hintergründe für die atheistische Haltung eines Menschen sind sehr unterschiedlich. Von einigen wird Gott ausdrücklich geleugnet, wiederum andere sind der Ansicht, dass der Mensch über Gott nichts wissen könne und wieder andere stellen die Gottesfrage unter derartigen Überlegungen, dass die Gottesfrage an sich nicht mehr sinnvoll erscheint. Viele lehnen auch aus einer naturwissenschaftlichen Haltung heraus die Vorstellung von Gott ab.<ref>Vgl. Formen und Wurzeln des Atheismus. Pastorale Konstitution | GAUDIUM ET SPES | Über die Kirche in der Welt von heute</ref>
Theoretischer Atheismus
Diese Denkrichtung, die eine göttliche "Weltordnung" und Gott selber bestreitet, findet wichtige Wurzeln in der französischen Aufklärung im 18. Jahrhundert. Jedoch hielten die meisten Aufklärer, Kant eingeschlossen, an der Überzeugung von der Existenz Gottes fest. Vom rationalen Atheismus zu unterscheiden ist die Ausbreitung der Entfremdung der Massen von der Religion, die in Europa im letzten Drittel des 19. Jh. einsetzte. Unterstützt von einem bestimmten Erkenntnisstand der Wissenschaften, der heute jedoch überwunden ist, galt der Atheismus als die fortschrittliche, humanistische Konzeption.
Ist Atheismus eine Religion?
Atheismus ist keine Form von Religion, da sich Atheisten nicht "rück-binden" (re-ligare) wollen. Papst Johannes XXIII. sagt in seiner Eröffnungsansprache des II. Vatikanums Gaudet mater ecclesia Nr. 4: "Entweder schließen sich die Menschen ihm (Christus) und seiner Kirche an; dann haben sie Anteil an Einsicht, Güte, Ordnung und Frieden. Oder sie sind ohne ihn, gar gegen ihn und bewußt gegen seine Kirche; dann herrscht Verwirrung, Verwilderung der menschlichen Beziehungen und die dauernde Drohung von Kriegen der Menschen gegeneinander."
Der Vatikan will den Dialog mit Vertretern des Atheismus vertiefen. Im März 2011 soll eine eigene Stiftung die Arbeit aufnehmen, kündigte der Präsident des Päpstlchen Rates für die Kultur, Erzbischof Gianfranco Ravasi in der täglichem Ausgabe des L’Osservatore Romano im Juni 2010 an. Die Stiftung soll ein "ernsthaftes und von Respekt geprägtes Gespräch" zwischen Christen, Atheisten und Agnostikern fördern.<ref>Vgl. Vatikan will Dialog mit Atheisten vertiefen Liborius.de, 02.06.10</ref>
Zitate
- "Da der Atheismus die Existenz Gottes leugnet oder ablehnt, ist er eine Sünde gegen die Tugend der Gottesverehrung [Vgl. Röm 1,18.]. Absichten und Umstände können die Verantwortlichkeit für dieses Vergehen stark einschränken. An der Entstehung und Verbreitung des Atheismus können "die Gläubigen einen nicht geringen Anteil haben, insofern man sagen muss, dass sie durch Vernachlässigung der Glaubenserziehung, durch missverständliche Darstellung der Lehre oder auch durch die Mängel ihres religiösen, sittlichen und gesellschaftlichen Lebens das wahre Antlitz Gottes und der Religion eher verhüllen als offenbaren" (GS 19,3)." (Katechismus der Katholischen Kirche)
- "Die Unmenschlichkeit des praktizierten Atheismus haben im vergangenen Jahrhundert die gottlosen Regime des Nationalsozialismus und des Kommunismus mit ihren Straflagern, ihrer Geheimpolizei und ihren Massenmorden in grausamer Weise bewiesen." In genau diesen Systemen seien "Christen und die Kirche besonders verfolgt" worden. "Wo Gott geleugnet oder bekämpft wird, da wird bald auch der Mensch und seine Würde geleugnet und missachtet. [...] Eine Gesellschaft ohne Gott ist die Hölle auf Erden" (Bischof Walter Mixa zur Osterpredigt 2009).
Neuer Atheismus
Seit etwa 2006 beschäftigt das Thema "neuer Atheismus" den deutschsprachigen Raum. Der Begriff "Die Neuen Atheisten" wurde am 23. Oktober 2006 von Gary Wolf, im Internetportal "Wired.com" in einem Artikel mit dem Titel "Battle of the New Atheism" benutzt. Die "neuen Atheisten" sind in ihren Argumentationen offensiv und selbstbewusst auftretend. Es ist ein sich inszenierender neuer Atheismus geworden, der durch eine kämpferisch-aggressive Ablehnung des Gottglaubens wieder mehr Raum in der Öffentlichkeit und Gesellschaft einnehme.<ref>Vgl. Scheuer: "Atheismus ist Anfrage an uns und unseren Glauben" KATHweb, 27.04.2012</ref>
Literatur
- Johannes Paul II.: Generalaudienz vom 14. April 1999 über den Atheismus.
- Manfred Lütz: Gott. Eine kleine Geschichte des Größten. Pattloch Verlag München 2007. ISBN 3629021581
- Robert Spaemann: Der letzte Gottesbeweis, München 2007. ISBN 3629021786.
- Georg Siegmund: Der Kampf um Gott, Zugleich eine Geschichte des Atheismus. Christiana Verlag Stein am Rhein 1976 (514 Seiten; 3. verbesserte und stark erweiterte Auflage)
- Elimar Freiherr von Fürstenberg: Der Selbstwiderspruch des philosophischen Atheismus. Josef Habbel Verlag 1960 (167 Seiten).
- Fridolin Marxer: Die Infragestellung Gottes: Antwort auf d. Provokation d. Atheismus. Imba-Impulse Kanisiuswerk Konstanz 1980 (143 Seiten; ISBN 3857400943).
Päpstliche Schreiben zum Atheimsus
- 10. Juli 1970 Sekretariat für die Nichtglaubenden, Erklärung Ampliores rationes zum Studium des Atheismus und zur Ausbildung für den Dialog mit den Nichtglaubenden (lat.+dt.: Nachkonziliare Dokumentation 32).
Weblinks
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- Atheismus auf dem katholischen Medienportal kathTube}}
- Atheismus in den katholischen Nachrichten kath.net
- Philosoph Wetz: Neuem Atheismus fehlt existenzieller Ernst Kath.net, 28. April 2012.
- Atheismus auf dem Portal zur katholischen Geisteswelt
- Moral ohne Gott?
- Atheismus – nein danke ! Kath.net, 19. November 2010.
- Theologe: Neuem Atheismus auch 'am Stammtisch' entgegentreten Kath.net, 05. Januar 2012.
Anmerkungen
<references />