Agostino Casaroli

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Agostino Casaroli (*24. November 1914 in Castel S. Giovanni bei Piacenza; † 9. Juni 1998 in Rom) war Kardinalstaatssekretär von Papst Johannes Paul II. von 1979-1990.

Biographie

Agostino Casaroli studierte der Theologie in Piacenza, von 1936-39 des kanonisches Rechts in Rom. Seit 1937 war er als Mitglied der Pontificia Accademia Ecclesiastica und empfing im gleichen Jahr die Priesterweihe. Ab 1940 war er im Archiv des päpstlichen Staatssekretariats tätig. Seit 1947 übernahm Casaroli diplomatische Aufgaben im Dienst des Heiligen Stuhls. Von 1958-61 lehrte er gleichzeitig als Professor für diplomatischen Stil an der Pontificia Accademia Ecclesiastica. 1961 fungierte er als Untersekretär und seit 1967 Sekretär der Kongregation für die außerordentliche kirchliche Angelegenheiten (1988 abgeschafft) und Leiter der Delegation des Heiligen Stuhls für die Verhandlungen mit der UNO über die diplomatischen Beziehungen und 1963 über die Konsularbeziehungen in Wien. Von dort aus unternahm er im Auftrag Pauls VI. Reisen in die Staaten des Ostblocks, um die seit Jahren abgebrochenen Beziehungen zu den kommunistische Regierungen neu zu knüpfen. Seitdem wurde er zwar nicht zum eigentlichen Architekten der päpstlichen Ostpolitik, wohl aber zum engsten Mitarbeiter Pauls VI. und später Johannes Pauls II. auf diesem Gebiet. Die Abkommen mit Ungarn (1964) und Jugoslawien (1966) sowie die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit letzterem 1970 waren weithin sein Werk. 1967 wurde er Titularerzbischof und Sekretär der Kongregregation für die außerordentliche Angelegenheiten der Kirche, die 1968 bei der Kurienreform in "Rat für die öffentlichen Angelegenheiten der Kirche" umbenannt wurde - ihre Aufgabe als Außenamt des Heiligen Stuhls aber unverändert beibehielt. 1969 wurde er Kardinalstaatssekretär als Nachfolger von Jean Villot. 1971 reiste Casaroli wegen des Beitritts zum Atomwaffensperrvertrag nach Moskau und nahm nach 50 Jahren erstmals wieder diplomatische Kontakte mit der Sowjetunion auf.

Wie sehr Casaroli Mitarbeiter und nicht eigentlich Inspirator der päpstlichen Ostpolitik war, zeigte sich nach dem Pontifikatswechsel von 1978. Johannes Paul II. bestätigte ihn in seinem Amt (zwar hinsichtlich der "Ostpolitik" nicht auf seiner Linie), bestellte ihn 1979 zum Pro-Staatssekretär sowie nach der Erhebung zum Kardinal im gleichen Jahr zum Staatssekretär. Casaroli vollzog den Kurswechsel der Ostpolitik Johannes Pauls II. ohne Schwierigkeiten mit. Dieser verzichtete auf weitere Arrangements mit kommunistischen Regierungen, setzte statt dessen auf grundsätzliche Veränderungen und unterstützte die Freiheitsbewegungen. Unter Johannes Paul II. führte Casaroli seine zahlreichen Legationen und Verhandlungen fort. Dazu kam die Begleitung des Papstes auf dessen zahlreichen Reisen. 1981 wird er Präsidient der Vermögensverwaltung des Heiligen Stuhls und 1984 päpstlicher Vertreter für die Zivilverwaltung des Vatikanstaates. 1985 wird er Kardinal-Bischof von Porto-Santa Rufina. Daneben widmete sich Casaroli seit Beginn seiner Mitarbeit im Staatssekretariat der Seelsorge in einem Jugendzentrum. 1990 folgte ihm Angelo Sodano er als Kardinalsstaatssekretär nach.

Die Ostpolitik Pauls VI. und Casarolis wurde vielfach kritisiert, weil sie den kommunistischen Regimes weit entgegenkam und die Bischöfe nicht genügend in die Verhandlungen einbezog. Sie verschaffte den betroffenen Kirchen aber einen größeren Bewegungsspielraum und eine wenigstens begrenzte Rechtssicherheit. Die Bischöfe Polens und der DDR, die unter der starken Führung Stefan Wyszynskis und Alfred Bengschs der Kirche größere Freiheiten als in anderen kommunistischen Staaten bewahrt hatten, standen Staat-Kirche-Vereinbarungen wegen der mangelhaften Vertragstreue der staatlichen Partner reserviert gegenüber. Seit 1973 vertrat Casaroli den Heiligen Stuhl in Helsinki bei der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die 1975 bei der Respektierung der Grundrechte auch die Religionsfreiheit einbezog.

Werke

  • Der Heilige Stuhl und die Völkergemeinschaft. Reden und Aufsätze, hg. v. H. Schambeck. Berlin 1981.
  • Nella Chiesa peril Mondo. Omelie e discorsi. Mailand 1987.
  • Glaube und Verantwortung. Ansprachen und Predigten, hg. v. H. Schambeck. Berlin 1989; Il martino della pazienza. La Santa Sede e i paesi comunisti (1963-89). Turin 2000.

Weblinks