Freimaurer
Der Bund der Freimaurer (engl. freemason, urspr. freestone mason = Kunsthandwerker, der feinste Steinmetzarbeiten ausführt) ist eine geschlossene Männergesellschaft. Ihrem Selbstverständnis nach hat die Freimaurerei ihren Ursprung in den mittelalterlichen Bauhütten (engl. lodge; frz. loge). Die Angehörigen der Bauhütten bildeten im Mittelalter eigene Bruderschaften von Maurern bzw. Handwerkern und Künstlern, die an Kirchenbauten beteiligt waren und, frei vom Zunftzwang, von Ort zu Ort ziehen konnten. Entsprechend der Tradition im Bauhandwerk wurde man mit fortschreitender Unterweisung zum Lehrling, Gesellen (bachelor) und Meister (master). Dieser Tradition sind auch die heutigen Initiationsgrade der Freimaurer (Lehrling, Geselle und Meister) sowie ihre Symbole entnommen (Winkel, Zirkel, Schurz, Setzhammer, Stein und Senkblei).
An der Wende zur Neuzeit (siehe Reformation) lösten die Bruderschaften sich auf oder wandelten sich in gesellschaftliche Zirkel um, die jetzt auch Mitglieder anderer Berufe wie Beamte, Ärzte, Offiziere und Schriftsteller aufnahmen (Angenommene Freimaurer) und die Humanität als eine allgemeine Menschheits"religion" zu ihrem Hauptziel erklärten. Zur Zeit der Aufklärung drangen Anschauungen des Rationalismus und Deismus in die Freimaurerlogen ein, wenig später aber auch alchemistische, rosenkreuzerische (vgl. Rosenkreuzer) und christlich-mystische Elemente, die das Programm bis heute bestimmen.
Als eine Art Prinzip gilt, dass Gott der Baumeister der Welt ist, ohne dass eine persönliche religiöse Praxis verlangt wird. Das die Bruderschaften verbindende Freimaurergeheimnis ist ein überliefertes Ritual, in das die "Lehrlinge" schrittweise eingeführt werden. Die Teilnahme an diesem symbolistischen Ritual ist die eigentlich verbindende Praxis, die eine Art hermetisch-magisches Imitat der Liturgie darstellt. Vom Standpunkt der Bruderschaft aus, können die Freimaurer draußen durchaus entgegengesetzte weltanschauliche oder religiöse Positionen vertreten. Daher tritt die Freimaurerei nicht öffentlich als Gruppe in der Gesellschaft in Erscheinung und vertritt auch kein eigenes Programm.
Der allgemeine Humanitäts- und Toleranzgedanke wird mit dieser arkandisziplinären Verbundenheit der Brüder selbst identifiziert, stellt also keine "Konfession" dar. Die in diesem Sinne interpretierte Menschenrechtsidee (u.a. Glaubens-, Gewissens- und Denkfreiheit, verstanden als Dogma der Unmöglichkeit einer wahren Religion) sowie Toleranz und Versöhnlichkeit zählen zu den höchsten Prinzipien, mit denen durch die Ausbreitung der Freimaurerei „der Tempel der Menschheit“ erbaut werden soll. Anders als die Weltpolitik der Nachkriegszeit seit 1945 ordnet die Freimaurerei die Menschenrechte (insb. die Religionsfreiheit) also nicht der Rechtssphäre zu.
Ein praktizierender Freimaurer ist außerstande, den Anspruch der katholischen Kirche, verbindliche Aussagen zur Glaubens- und Sittenlehre zu treffen, mit seiner Zugehörigkeit zur Bruderschaft zu vereinbaren. Die dortigen Pflichten müssen stets Vorrang vor jeder verbindlichen Religiosität genießen. Eine derart auf private Haltungen reduzierte Religiosität, gleich welcher Konfession, ist dem Freimaurer aber zugebilligt.
Im Jahr 1717 entstand in London aus vier Logen die „Groß-Loge von London und Westminster“ als erste weltanschaulich neutrale Großloge mit einem Großmeister an der Spitze. Das 1723 von dem Prediger der schottischen Presbyterianer James Anderson verfasste „Book of Constitutions“ stellt heute die Grundlage und das geistige Band der Freimaurer dar. In einem Kapitel, das mit „Die Alten Pflichten“ übersetzt wird, ist es den Logenbrüdern ausdrücklich verboten, über das Leben in den Logen zu berichten:
„Ihr sollt in Reden und Betragen vorsichtig sein, dass auch der scharf sinnigste Fremde nicht zu entdecken vermöge, was nicht geeignet ist, ihm eröffnet zu werden. Zuweilen müsst Ihr auch ein Gespräch ablenken und es klüglich zur Ehre der Ehrwürdigen Bruderschaft leiten.“
Während die angelsächsischen Freimaurer, die mit der anglikanischen Staatskirche und dem Königshaus in enger Verbindung standen, den christlichen Glauben nicht ablehnten, erwiesen sich die französischen, italienischen und lateinamerikanischen Freimaurer als weithin antichristlich. Auch aus diesem Grund ist die Mitgliedschaft bei den Freimaurern für Katholiken nicht erlaubt. Soweit die Freimaurerei, in manchen Strömungen, nur eine negative Religionsfreiheit propagiert (konfessionelle Neutralität des öffentlichen Lebens), ohne der Religion einen öffentlichen Geltungsanspruch zuzubilligen, besteht eine Nähe zum politischen Liberalismus. Jedoch ist die Freimaurerei keineswegs mit liberalen politischen Überzeugungen identisch. Manche Strömungen vertreten durchaus auch autoritäre Staatsideen.
Weblinks
- Eintrag in der Catholic Encyclopedia (engl.)
- Stellungnahme der Kongregation für die Glaubenslehre vom 26. November 1983
- INTERNETLOGE.DE
- Vereinigte Großlogen von Deutschland
- United Grand Lodge of England
- Grand Orient de France
Siehe auch: Humanum genus, Die ständige Anweisung der Alta Vendita