Gnade

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Version vom 7. März 2022, 11:43 Uhr von Oswald (Diskussion | Beiträge) (Gnadenorte und Gnadenzeiten)
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Beziehung der übernatürlichen Gnade und der Natur

Gnade (hebräisch: חֵן ḥen, חֶסֶד ḥesed, griechisch: χάρις cháris; lat.: gratia; dt. Gunst, Huld; auch Milde, Schonung; Wohltat; Verzeihung; Mitleid und Barmherzigkeit) ist eine innere, unverdiente und ungeschuldete, übernatürliche Gabe oder Geschenk Gottes zur Rettung der menschlichen Seele, welche Jesus Christus durch seinen Tod erworben hat. Sie ist eine Zuwendung Gottes zum Menschen, also seine Liebe und Huld. Gott hilft durch die Gnade, das Gute zu tun und das Böse zu meiden. Der Mensch muss mit der Gnade mitwirken und darf ihr nicht widerstehen. Der heilige Paulus sagt: "Wir ermahnen euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt" (2 Kor. 6, 1).<ref>Katholische Glaubenslehre (Graf von Galen)# Die helfende Gnade.</ref> Um die nötigen Gnaden zur ewigen Seligkeit zu erhalten, muss der Mensch beten.<ref>Katholische Glaubenslehre (Graf von Galen)#Vom Gebet, Nr. 183.</ref>

Christus hat der Kirche sieben große Gnadenmittel gegeben: die heiligen Sakramente.<ref>Katholische Glaubenslehre (Graf von Galen)#Die heiligen Sakramente.</ref>

Erklärung

Es gibt natürliche, äußere Gaben für den Leib. Diese sind Gesundheit, Nahrung, Wohnung, Kleidung usw. Und es gibt natürliche innere Gaben für die Seele. Diese sind Verstand, Wille, Gedächtnis, Talente usw.

Gnade aber gehört nicht zu unserer Natur. Sie kommt zu ihr, über sie hinzu. Sie überragt an Güte und Kraft die Natur. Deshalb wird sie übernatürlich genannt. Gnade kann nur von Gott kommen. Niemand kann sie von sich aus erwerben.

Die Gnade Gottes übt auf die Seele drei Hauptwirkungen aus: Sie löscht die Sünden aus, die wie Makel sind, die die Seele beschmutzen; sie schmückt die Seele mit Gaben und Tugenden; schließlich gibt sie ihr die Kraft, verdienstliche und der göttlichen Majestät wohlgefällige Werke zu tun.<ref>Robert Bellarmin: Katechismen - Glaubensbekenntnis - Vater unser, übersetzt und herausgegeben von Andreas Wollbold, Echter Verlag Würzburg 2008, S. 100 (304 Seiten, ISBN 978-3-429-03046-9).</ref>

Damit der Mensch die christliche Gerechtigkeit erfüllen kann, ist die Gnade Gottes, die Jesus Christus erworben und verheißen hat, allezeit notwendig. Diese Gnade geht voran und wirkt mit.<ref>Petrus Canisius: Catechismus maior#Fünftes Hauptstück: Von der christlichen Gerechtigkeit.</ref>

Einteilung

Es gibt zwei Hauptarten der Gnade:

1. Die helfende Gnade

2. Die heiligmachende Gnade.

Die helfende Gnade heißt auch «Gnade des Beistandes», die heiligmachende Gnade auch «Gnade der Rechtfertigung».

Die helfende Gnade

Die helfende Gnade hilft das, was zum Himmel führt zu erkennen, zu wollen und zu tun:

Gott erleuchtet den Verstand: Das ist die erleuchtende Gnade.
Gott bewegt den Willen: Das ist die bewegende Gnade.
Gott treibt zum Guten an, begleitet und vollendet es: Das ist die antreibende und vollendende Gnade.

"Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt", sagt der heilige Paulus (PhiI 2, 13). Die helfende Gnade ist uns unbedingt zur Rettung der Seele notwendig. Denken, reden, arbeiten, uns bewegen usw. können wir auch ohne übernatürliche Hilfe. Aber um in den Himmel zu kommen, können wir nichts tun ohne die Gnade Gottes. Jesus sagt: "Ohne mich könnt ihr nichts tun" (Joh 15,5; vgl. 1 Tim 2, 4). Ohne Gnade sind wir für das ewige Leben wie ein Mühlrad ohne Wasser, eine Stadt ohne Licht, eine Maschine ohne Kraft. Gott gibt jedem Menschen genug Gnade, dass er in den Himmel kommen kann. Auch die Verdammten in der Hölle hatten genug Gnade, die sie zu wenig nutzten. Der Mensch muss die Gnade bereitwillig aufnehmen (vgl. Ps 94) und mit ihr wirken (vgl. 2 Kor 6, 1). Von Judas, der so viele Gnaden verscherzt hat, sagt der Jesus: "Wehe ... es wäre ihm besser, wenn er nicht geboren wäre!" (Mk 14,21). Oder: Jesus weinte über Jerusalem, weil es der Gnade Gottes widerstand. Man muss die Gnade dankbar vor allem im Gebet, in öfterer Beichte und der Sakrmentalen Kommunion aufnehmen.<ref>Basler Katholischer Katechismus (1947)#II. HAUPTTElL: Von der Gnade.</ref> Man darf der Gnade nicht widerstehen. Wer die Gnade nicht annimmt, kommt in die Gefahr zu sündigen. Er wird sich an die Sünde gewöhnen und die ewige Seligkeit verlieren.<ref>Österreichische Bischofskonferenz: Katechismus der katholischen Religion#60. LEHRSTÜCK: GOTT HILFT UNS DURCH DIE GNADE.</ref>

Die heiligmachende Gnade

Das Ziel des Lebens ist die Herrlichkeit Gottes, die ewige Glückseligkeit. Diese ist so hoch über allen irdischen Dingen und Kräften, dass der Mensch sie niemals erreichen kann. Damit der Mensch zu diesem unendlich hohen Ziel gelangen, hebt Gott die menschliche Seele hinauf in die übernatürliche Welt, in sein eigenes göttliches Leben. Er gibt zum Leben des Leibes und der Seele sein göttliches Leben der Gnade, die heiligmachende Gnade in der Taufe und der Beichte.

Vielen Menschen ist die Gnade wie eine Münze ohne Wert: vor Gott aber gilt sie alles: «Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, kann er das Reich Gottes nicht schauen» (Joh 3, 3). Die heiligmachende Gnade ist das übernatürliche Leben der Seele, eine Teilhabe an der göttlichen Natur.

Die heiligmachende Gnade macht uns heilig, zu Kindern Gottes und Erben des Himmels, sagt die Bibel:

Heilig: «Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt im Namen unseres Herrn Jesu Christi» (1 Kor 6,11). Durch die heiligmachende Gnade sind wir von der Erbschuld und von jeder schweren Sünde gereinigt. Die schwere Sünde ist weggenommen, «abgewaschen», nicht nur zugedeckt.
Kinder Gottes: «Seht, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat, dass wir Kinder Gottes heißen und sind» (1 Joh 3,1). Also ist Christus unser Bruder, und wir gehören zur Familie Gottes.
Erben des Himmels: «Wir sind Kinder Gottes. Wenn aber Kinder, dann auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi» (Röm 8,16f). Wer in der heiligmachenden Gnade stirbt, dem ist der Himmel sicher.

Durch die heiligmachende Gnade wird der Mensch Kind Gottes und ist darum heilig. In diesem Sinne hat der heilige Paulus die Christen Heilige genannt. Man nennt aber vor allem jene heilig, die sich von freiwilliger lässlicher Sünde freihalten und bewähren durch heldenhafte (heroische) Tugend. Viele dieser Heiligen hat die Kirche ausdrücklich als Heilige anerkannt oder heiliggesprochen. Zu ihrer Verehrung darf man Altäre und Kirchen errichten und sie als Namenspatrone anrufen.

Ohne die heiligmachende Gnade ist ein Mensch arm: nicht heilig, kein Kind Gottes, kein Erbe des Himmels. Der Reichste ohne die heiligmachende Gnade ist vor Gott der Ärmste. Für den Himmel kann er sich keine Verdienste sammeln. Die Himmelstür ist ihm verschlossen. Gott sagt zu solchen: «Ich kenne euch nicht» (Mt 25, 12).

Die heiligmachende Gnade verliert, wer eine schwere Sünde begeht. Die schwere Sünde heißt auch Todsünde, weil sie das Leben der heiligmachenden Gnade tötet. Es ist die eigene Schuld, wenn man die heiligmachende Gnade verliert. Der Todsünder raubt sich selbst das übernatürliche Leben. Die Todsünde ist darum das größte Unglück. Der Sünder bekommt die verlorene heiligmachende Gnade wieder, wenn er beichtet, oder schon vorher, wenn er vollkommene Reue vollzieht. Die heiligmachende Gnade wird vermehrt, wenn man betet, die heiligen Sakramente empfängt und gute Werke tut.<ref>Basler Katholischer Katechismus (1947)#II. HAUPTTElL: Von der Gnade.</ref>

Gnadenorte (Wo - Raum) und Gnadenzeiten (Wann - Zeit)

Gnadenorte sind von Gott besonders gesegnete Orte z. B. das Gotteshaus, Kapellen, das Heilige Land, Wallfahrtsorte eucharistischer Wunder, Marienwallfahrtsorte wie Lourdes, Fatima. Medjugorje, Kibeho oder auch Klöster.

Gnadenzeiten sind von Gott besonders gesegnete Zeiten, die man erkennen soll (Lk 19, 44). Der heilige Paulus von Tarsus schreibt: "Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt. Denn es heißt: Zur Zeit der Gnade erhöre ich dich, am Tag der Rettung helfe ich dir. Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung (2 Kor 1, 1+2). Damit sind besonders die liturgischen Zeiten gemeint. Die Fastenzeit z.B., soll besonders für die Hinwendung zu Gott genutzt werden. Im Monat November soll man besonders für die Armen Seelen im Fegefeuer beten, denn in dieser Zeit gibt Gott besondere Gnaden für die verstorbenen hilfslosen Brüder.

Lehramtliches

Pius XI.

Pius XII.

Johannes XXIII.

Johannes Paul II.

Benedikt XVI.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

<references />