John Ronald Reuel Tolkien
John Ronald Reuel Tolkien (* 3. Januar 1892 in Bloemfontein im heutigen Südafrika; † 2. September 1973 in Bournemouth, England) war ein berühmter Schriftsteller und Philologe aus England. Sein berühmtestes Werk ist der Roman "The Lord of the Rings" (Der Herr der Ringe).
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Im April 1895 übersiedelten Mabel Tolkien (geb. Suffiel), die Mutter des Schriftstellers, mit den zwei Söhnen John Ronald Reuel und Hilary nach England. Arthur Reuel Tolkien, der Vater blieb aus geschäftlichen Gründen in Südafrika zurück, wo er bereits ein Jahr später im Alter von 39 Jahren durch eine Fiebererkrankung starb. Aufgrund Geldnot konnte die Familie am Begräbnis in Südafrika gar nicht teilnehmen. Im selben Jahr bezog die Familie in England etwas außerhalb von Birmingham eine Doppelhaushälfte. Das ländliche Warwickshire (Auenland; The Shire in Herr der Ringe) sollte zur Heimat werden und wurde zur Inspiration für das Werk "Der kleine Hobbit", die Vorgeschichte von "Der Herr der Ringe".
1900 besuchte Tolkien die King Edward's School. Im selben Jahr traten Mabel Tolkien und ihre Schwester Mary in die römisch-katholische Kirche ein und übersiedelten vom Land nach Moseley. Dort befanden sie sich nach am Birmingham Oratorium, das 1859 von Kardinal John Henry Newman gegründet wurde und immer mehr zur geistlichen Heimat für Mabel wurde. Kurze Zeit später mussten sie erneut mehrmals umziehen, zuerst in ein Reihenhaus entlang einer Eisenbahnlinie und dann in den Stadteil Edgbaston in Birminghamg, dessen Skyline von zwei Türmen bestimmt waren. Möglicherweise waren diese die Inspiration für die zwei Türme in "Der Herr der Ringe".
Die beide Tolkien-Söhne besuchten in dieser Zeit auch die Schule der Oratorianer des Hl. Philipp Neri. 1903 wechselte J.R.R. aufgrund eines Stipendiums erneut zur King Edward's School. Im gleichen Jahr hatte er auch die Erstkommunion.
Ein wichtiger Kontakt in dieser Zeit war der Kontakt mit Francis Morgan, der Mitglied des Oratoriums und Gemeindepfarrer war und noch unter Kardinal Newman Dienst leistete. Morgan wurde der Familie ein geistlicher Vater, der ihnen in allen Fragen beistand.
1904 starb im Alter von 34 Jahren die Mutter von Tolkien und P. Morgan übernahm als Vormund die Verantwortung für die beiden Jungs. Später sagte Tolkien: "Ich erlebte das heldenhafte Leiden und den frühen Tod in äußerster Armut meiner Mutter, die mich in die Kirche gebracht hatte, und empfing die erstaunliche Nächstenliebe von Francis Morgan. Aber das Heilige Sakrament liebte ich von Anfang an..." (Colin Duriez, Tolkien und C. S. Lewis)
Bereits im Alter von 16 Jahren lernte er die neunzehnjährige Edith Brath kennen, seine zukünftige Frau. Pater Morgan war über diese Freundschaft nicht begeistert, weil Edith nicht katholisch war. Er verbot daher die Kontakte bis zum 21. Lebensjahr
1910 gründete Tolkien an der King Edward's School einen Diskussionsclub zu literarischen Themen. Bereits zu dieser Zeit hatte er ein sehr großes Interesse an Sprachen. Dieser Club prägte Tolkien.
Ab 1911 studierte Tolkien klassische Philologie in Oxford, wo Joseph Wright einer seiner Lehrer war. Zu dieser Zeit beschäftigte sich er auch mit Walisisch und entdeckte das Finnische und begann mit der Erfindung der elbischen Sprachen Quenya (basierend auf dem Finnischen) und Sindarin (basierend auf dem Walisischen).
Inzwischen näherte sich Tolkien dem 21. Lebensjahr und durfte daher Edith wieder sehen, die in der Zwischenzeit mit einem anderen Mann verlobt war. Trotzdem wurden die beiden ein Paar und verlobten sich als Tolkien 22 Jahre alt wurde und nachdem Edith zur katholische Kirche konvertierte.
Am 22. März 1916 heirateten die beiden in der katholischen Kirche St. Mary Immaculate in Warwick. Im selben Jahr wurde Tolkien zum Krieg eingezogen, der ebenfalls sich später im "Der Herr der Ringe" wiederspiegelte. Im Krieg verlor er mit Rob Gilson und G. B. Smith zwei seiner besten Freunde.
1917 erholte sich in Staffordshire. Dort begann er mit dem Buch "Das Silmarillion" und dem "Fall Gondolins", mit der eine Weltmythologie entstand.
Am 16. November 1917 wurde sein erster Sohn John Francis Reuel Tolkien geboren (gestorben 2003).
Nach dem Kriegsende arbeitete Tolkien am Oxford English Dictionary mit und übernahm ab 1921 an der Universität von Leeds eine Stelle als Professor für Englische Literatur.
Ab 1925 ist Tolkien wiederum in Oxford und übernimmt dort den Lehrstuhl für Angelsächsisch.
Am 11. Mai 1926 begegnete Tolkien in Oxford zum ersten Mal C. S. Lewis. Der Beginn einer großen Freundschaft. Tolkien gab später zu, dass ohne C. S. Lewis der "Herr der Ringe" nie gedruckt worden wäre. In dem berühmten Club "Inklings", den literarischen Freundeskreis, der 1933 gegründet wurde, tauschten sie sich regelmäßig aus. 1929 meinte Tolkien: "Die Freundschaft mit Lewis entschädigt für vieles".
In den 30er Jahren arbeite Tolkien weiter an dem Silmarillion, das erst 1977 veröffentlicht wurde. Das ganze ist eine Chronologie der alten Tage Mittelerdes. Der letzte Abschnitt des Buches handelt vom Ring der Macht und vom Dritten Zeitalter. Die gesamte Mythologie des Silmarillion war meistens unvollendet. Erst bei der Kleine Hobbit und der Herr der Ringe fand Tolkien zu einer Einheit.
1937 wurde Der kleine Hobbit veröffentlicht. Tolkien wollte Märchen schaffen und damit drei Ziele verfolgen:
1.) Das Märchen sollte das bewirken, was bei Tolkien "Wiederherstellung" genannt wird. Gemeint ist die Wiederherstellung der Wahrnehmungsfähigkeit einfacher Dinge wie die Liebe oder das Denken. Dinge, die das Leben ausmachen.
2.) Ein Märchen bietet eine gute Fluchtmöglichkeit aus einer verengten und verzerrten Sicht der Dinge.
3.) Eine gute Geschichte bietet Trost, der in der Freude endet. Mit der guten Geschichte will Tolkien auf die größte Geschichte von allen verweisen: Die Frohbotschaft von Jesus Christus. Einmal sagte Tolkien über seine Werke: "Alles, was ich schreibe, ist ganz davon bestimmt, dass ich Katholik bin."
Nach dem Hobbit begann Tolkien mit dem "Herr der Ringe", an dem er zwölf Jahre lang (1937 bis 1949) arbeiten sollte. Bei den Inklings wurde das Werk jahrelang besprochen und diskutiert. Nach dem endgültigen Erscheinen meinte Tolkien gegenüber der BBC: "Ich weiß noch, dass ich beim Ausgang der Geschichte tatsächlich weinte." 1955 sagte er gegenüber seinem Verleger: "Es ist mit meinem Lebensblut geschrieben." C. S. Lewis sagte nach dem Erscheinen: "Dieses Buch ist wie ein Blitz aus heiterem Himmel." Das Buch sorgte innerhalb weniger Jahre dafür, dass Tolkien Weltruhm erhielt.
1963 starb C. S. Lewis, einer seiner besten Freunde, 1971 starb seine Frau Edith, am 2. September 1973 starb schließlich auch J. R. R. Tolkien. Einige seiner Werke erschienen posthum.
Werke
Akademische Beiträge
1922 A Middle English Vocabulary
1925 Some Contributions to Middle-English Lexicography
1925 The Devil's Coach Horses
1925 Edition von Sir Gawain and the Green Knight
1929 Ancrene Wisse and Hali Meiðhad
1932 Sigelwara Land Teile I/II
1935 Chaucer as a Philologist: The Reeve's Tale
1936 Beowulf, The Monsters and the Critics.
1944 Sir Orfeo
1947 "Iþþlen" in Sawles Warde
1947 On Fairy-Stories
1953 The Homecoming of Beorhtnoth, Beorhthelm's Son
1953 Middle English "Losenger"
1962 Ancrene Wisse: The English Text of the Ancrene Riwle
1963 English and Welsh
1975 Übersetzungen von Pearl und Sir Orfeo postum
1981 The Old English Exodus Text, Übersetzung, Kommentar des altengl. Gedichts Exodus postum
1982 Finn and Hengest: The Fragment and the Episode postum, Übersetzung und Kommentar
2002 Beowulf and the Critics postum
Prosa
1937 (dt. 1957) Der kleine Hobbit (The Hobbit: or There and Back Again)
1945 Blatt von Tüftler (Leaf by Niggle)
1949 Bauer Giles von Ham (Farmer Giles of Ham)
1954-1955 Der Herr der Ringe (The Lord of the Rings):
1954 The Fellowship of the Ring (first part of The Lord of the Rings)
1954 The Two Towers (the second part of The Lord of the Rings)
1955 The Return of the King (the third part of The Lord of the Rings)
1967 Der Schmied von Großholzingen (Smith of Wootton Major)
1975 Guide to the Names in »The Lord of the Rings«, A Tolkien Compass, postum (Anmerkungen zur Namensgebung in seinem Hauptwerk)
1976 Die Briefe vom Weihnachtsmann (The Letters of Father Christmas)
1977 Das Silmarillion (The Silmarillion)
1980 Nachrichten aus Mittelerde (Unfinished Tales of Númenor and Middle-earth)
1982 Mr Bliss postum
1983-1996 The History of Middle-earth, alle postum erschienen in zwölf Bänden als:
1983 The Book of Lost Tales, Part I, dt. Übersetzung in Das Buch der verschollenen Geschichten
1984 The Book of Lost Tales, Part II, dt. Übersetzung in Das Buch der verschollenen Geschichten, Teil 2
1985 The Lays of Beleriand
1986 The Shaping of Middle-earth postum
1987 The Lost Road and Other Writings
1988 The Return of the Shadow
1989 The Treason of Isengard
1990 The War of the Ring
1992 Sauron Defeated
1993 Morgoth's Ring
1994 The War of the Jewels
1996 The Peoples of Middle-earth
1998 Roverandom
Lyrik
1911 Gedicht The Battle of the Eastern Field
1913 Gedicht From the many-willow'd margin of the immemorial Thames
1915 Gedicht You & me and the Cottage of Lost Play
1915 Gedicht Kortirion among the trees
1915 Gedicht Goblin Feet
1920 Gedicht The Happy Mariners
1922 Gedicht The Clerke's Compleinte
1923 Gedicht Iumonna Gold Galdre Bewunden
1923 Gedicht The City of the Gods
1923 Gedicht The Eadigan Saelidan
1923 Gedicht Why the Man in the Moon Came Down Too Soon
1923 Gedicht Enigmala Saxonic – a Nuper Inventa Duo
1923 Gedicht The Cat and the Fiddle: A Nursery-Rhyme Undone and its Scandalous secret Unlocked
1924 Gedicht An Evening in Tavrobel
1924 Gedicht The Lonely Isle
1924 Gedicht The Princess Ni
1925 Gedicht Light as Leaf on Lindentree
1926 Gedicht The Nameless Land
1927 Gedicht Adventures in Unnatural History and Medieval Metres, being the Freaks of Fisiologus
1931 Gedicht Progress in Bimble Town
1933 Gedicht Errantry
1934 Gedicht Firiel
1934 Gedicht The Adventures of Tom Bombadil
1936 Gedichtsammlung Songs for the Philologists, zusammen mit E.V. Gordon u. a.
1937 Gedicht The Dragon's Visit
1937 Gedicht Knocking at the Door: Lines induced by sensations when waiting for an answer a the door of an Exalted Academic Person
1945 Gedicht The Lay of Aotrou and Itroun
1955 Gedicht Imram
1962 Gedichtsammlung The Adventures of Tom Bombadil and other verses from The Red Book
1965 Gedicht Once upon a time
1967 Gedicht For W. H. A.
1967 Gedichtzyklus The Road Goes Ever On: A Song Cycle, vertont durch Donald Swann
1974 Gedicht Bilbo's Last Song
1985 Ballade The Lay of Leithian posthum 1985 in: The History of Middle Earth, Bd. 3: The Lays of Beleriand
1985 Ballade The Lay of the children of Húrin posthum 1985 in: The History of Middle Earth, Bd. 3: The Lays of Beleriand
Diverses
1966 Autobiografischer Bericht Tolkien on Tolkien
1968 LP Poems and Songs of Middle-Earth (Tolkien liest einige seiner Gedichte)
1975 LPs The Hobbit und The Lord of the Rings (Tolkien liest Auszüge aus seinen Büchern)
1979 Bildband Pictures by J. R. R. Tolkien (Ein Sammlung von Tolkiens Zeichnungen)
1981 Briefe Letters of J. R. R. Tolkien
Sekundärliteratur
Wayne G. Hammond, Christina Scull: J. R. R. Tolkien. Der Künstler. Klett-Cotta, Stuttgart 1996, ISBN 3-608-93409-X
Humphrey Carpenter: J. R. R. Tolkien. Eine Biografie. Klett-Cotta, Stuttgart 2001, ISBN 3-608-93431-6
Tom A. Shippey: J. R. R. Tolkien. Autor des Jahrhunderts. Klett-Cotta, Stuttgart 2002, ISBN 3-608-93432-4
Karen Haber (Hrsg.): Tolkiens Zauber. Von Hobbits, Zwergen und Magiern. Aus dem Engl. von Michael Koseler, mit Ill. von John Howe, München 2006, ISBN 978-3-492-26610-9
Robert Foster: Das grosse Mittelerde-Lexikon, ein alphabetischer Führer zur Fantasy-Welt von J. R. R. Tolkien. Bearb. und erg. von Helmut W. Pesch., Bergisch Gladbach 2002, ISBN 3-404-20453-0
Oliver D. Bidlo: Mythos Mittelerde. Über Hobbits, Helden und Geschichte in Tolkiens Welt. Essen 2002, ISBN 3-8311-3744-7 (Libri)
Dieter Petzold: J.R.R. Tolkien. Leben und Werk. Eggingen 2004, ISBN 3-86142-296-4