Antlitz Christi
Das Antlitz Christi (ital. "volto santo") ist nicht nur ein häufiger Gegenstand in Darstellungen sakraler Kunst, sondern, wie etwa auch das Herz Jesu, zugleich Ausdruck einer speziell christozentrischen Verehrung.
Das Heilige Angesicht des Erlösers wird in jüngerer Zeit wieder verstärkt zum "Gegenüber" religiöser Betrachtung. Ein Grund dafür könnte die Entdeckung des dreidimensionalen Abbildes sein, dass auf dem Grabtuch von Turin im Fotonegativ hervortritt. Der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Manoppello am 1. September 2006 wird weitere Aufmerksamkeit auf die Suche nach dem wahren Abbild Christi lenken.
Auch hat beispielsweise die Hl. Therese von Lisieux ihrem Ordensnamen (Theresia vom Kinde Jesu) "et de la Sainte Face" hinzufügt. Die dialogische Situation des modernen Menschen "von Angesicht zu Angesicht" könnte in der besonderen Verehrung des Antlitzes Christi ihre adäquate Antwort gefunden haben, so wie die Herz Jesu-Verehrung seit dem 17. Jahrhundert ein notwendiges Gegengewicht zum Rationalismus setzte.
Die im 19. und 20. Jahrhundert neu ins Zentrum des Interesses gerückten Reliquien von Turin (und Manoppello), Ihre Echtheit einmal unterstellt, geben der Aussage des Evangelisten Johannes (Joh 20,8) neues Gewicht ("Er sah: und glaubte") und verschaffen der christlichen Kirchengeswchichte ein plausibles Argument dafür, weshalb die frühe Gemeinde nicht nur das jüdische Bilderverbot zu überwinden fähig war, sondern auch für die Durchsetzung einer einheitlichen ikonographischen Physiognomie Jesu seit dem 4. Jahrhundert n.Chr.
Weihe an das Hl. Angesicht Jesu (Auszug)
(...) Liebes Antlitz Jesu, während wir den ewigen Tag erwarten, wo wir Ihre unendliche Herrlichkeit schauen werden, besteht unser einziger Wunsch darin, Ihre göttlichen Augen zu bezaubern, indem auch wir unser Gesicht verbergen, damit uns hier auf der Erde niemand erkennen kann ... Jesus, unser Himmel, ist ja Ihr verhüllter Blick! ...
Thérèse de l'Enfant Jesus et de la Sainte Face, 6. August 1896