Hexenwahn

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Hexenwahn bzw. die Hexenverfolgung war ein europäisches Phänomen der frühen Neuzeit, an der Wende zum 16. Jahrhundert. Es brach in Mitteleuropa, vor allem in Ostfrankreich, den deutschsprachigen Gebieten und teils in Nordeuropa, eine Verfolgung von Hexen durch die weltliche Obrigkeit aus, die teils Züge einer kollektiven Massenhysterie trug. Die kirchlichen Institutionen, auch des Protestantismus, nahmen partiell an dem "Hexenwahn" teil. Offiziell hat die römisch-katholische Kirche die Hexenverfolgung abgelehnt.


Geschichte

Die überwiegende Auffassung im Christentum war stets, dass es keine Hexen gebe, jedenfalls nicht als "autonome Macht". Die Inquisition interessierte sich nur dann für Fälle von "Schadenszauber", wenn zugleich (nicht zwingend) ein Verdacht auf Ketzerei (Irrlehren) im Raum stand. In Spanien und Italien wirkte sich die Inquisiton mit ihren strengen Prinzipien jedoch mäßigend auf den Hexenwahn aus, so dass die Fallzahlen dort verschwindend gering blieben.

Heutige Schätzungen gehen davon aus, dass in ganz Europa um die 40.000 Menschen dem Hexenwahn zum Opfer fielen, etwa 30.000 im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Etwa 80% der Opfer waren Frauen, 20 % Männer. Insgesamt soll es ca. 3 Mio. Prozesse gegeben haben, so dass die Zahl der Verurteilungen nur etwa 1,5 % beträgt. An nur deutlich unter 1.000 Fällen waren überhaupt kirchliche Inquisitoren beteiligt. Arnold Angenendt beziffert die Zahl, wie andere seriöse Forscher auch, auf etwa 50.000, darunter rund ein Viertel Männer. Man darf davon ausgehen, dass die Opfer zahlenmäßig zwischen protestantischen und katholischen Gebieten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ungleich zu Lasten der protestantischen Gebiete verteilt waren, dann hat die römisch-katholische Kirche die Verantwortung für etwa 10 000 Todesopfer.

Der deutsche Reformator Martin Luther hat massiv unterstützt, dass die "Zauberinnen" getötet werden sollen. "Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben" (Predigt vom 6. Mai 1526).

Die "schwarze Legende" wider die Kirche sprach noch im 19. Jahrhundert von 9 Mio. hingerichteten Hexen (so G.Chr. Voigt, 1786). Noch der Chefideologe des Nationalsozialismus, Alfred Rosenberg, übernahm 1930 dankbar diese "Schätzung". (Für ihn stammte der Hexenglaube aus dem päpstlichen Rom, dazu eingesetzt, das "durch innigste Naturbetrachtung" geistig überlegene Germanentum auszurotten. In Wahrheit hat Rom den Hexenglauben zumeist als peinlichen Rückfall in den germanischen Aberglauben empfunden.) Auch der Mythos von der Hebammen-Hexe gilt mittlerweile als widerlegt.

Gedenken

Derzeit beginnen die Menschen die Hexenverfolgung aufzuarbeiten und lassen Erinnerungsmale durch städtische Gremien usw. aufstellen. In Balve (Nordrhein-Westfalen) hat eine "Heimwacht" am 9. August 2006 eine Gedenkstätte mit einer Stele für die über 300 Frauen und Männer, die als Hexen im 16. Jahrhundert bis ins 17. Jahrhundert hingerichtet wurden, eingeweiht.

Museen, die sich mit dieser Aera beschäftigen

  • Ein gut eingerichtetes Hexen-Museum befindet sich seit neuester Zeit in Zeil am Main
  • Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber
  • Hexenmuseumin Rüdesheim
  • Hexenmuseum Auenstein im Kanton Aargau in der Schweiz

Literatur

  • Michael Hesemann: Die Hexenverfolgung, in: Die Dunkelmänner, Augsburg 2007, S. 173-189.
  • Rainer Decker: Die Päpste und die Hexen, 2003.
  • David Harley: Historians as Demonologists. The Myth of the Midwife-Witch, in: Social History of Medicine 3, 1990, S. 1-26.
  • Malcom Gaskill: Hexen und Hexenverfolgung. Eine kurze Kulturgeschichte , Reclam, 2013.
  • Walter Rummel, Rita Voltmer: Hexen und Hexenverfolgung in der frühen Neuzeit. WBG, Darmstadt 2012.
  • Marco Freschkowski: Die Hexen. Eine kulturgeschichtliche Analyse. Marix Wissen, Kevelaer, 2012.
  • Dieter Breuers: In drei Teufels Namen. Die etwas andere Geschichte der Hexen und ihrer Verfolgung. bastei Lübbe, München, 2007

Siehe auch: Martin Luthers Predigt gegen die Hexen 1526, Friedrich Spee von Langenfeld

Weblinks