Benutzer:Otterbeck: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Benutzer:Otterbeck/Novus Ordo Missae| Vierzig Jahre NOM (2009)]]
 
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Es tut gut, dass die Frankfurter Rundschau, selber ein Auslaufmodell, gegenüber der innovativen Redaktion von kath.net zurückgesteckt hat. Man hat eine Unterlassungsverpflichtung unterzeichnet. Denn im berechtigten Kampf gegen kreuz.net war die verdienstvolle Zeitung einfach zu weit gegangen, indem sie auch den gewerblichen Webauftritt kath.net angriff. Roland Biermeier-Noe und seine Mitarbeiter waren ihrerseits nie unfair gegenüber dem Journalisten Joachim Frank, wie dieses Zitat aus einem online-Artikel vom 9. November 2011 belegt: "Joachim Frank, ehemals selbst Priester des Bistums Münster, berichtete vom antikirchlichen Affekt in säkularen Redaktionen, denen er, obwohl selbst kritischer Katholik, noch als „Kirchenfuzzi, der den Papst verteidigt“ gelte. Ebenso erschreckend seien „hasserfüllte“ Beiträge in Internetforen, die qua Anonymität offensichtlich einer „Unterschreitung der Umgangsformen“ Vorschub leisten. Hier fiel sehr zu Recht der Begriff der „Kloake“, übrigens auch in Bezug auf manche Online-Kommentare, deren Schreiber sich selbst „katholisch“ nennen, aber mit ihrem Menschen verachtenden Jargon eher, so Frank, in die Rubrik „Faschismus“ gehörten." Der aktuelle Angreifer kam damals mit seiner Position also sogar hier zu Wort!
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Es ermüdet beinahe nachzusinnen, wer schon alles mit kreuz.net in Verbindung gebracht wurde: Journalisten, Literaten, Kirchenmusiker, rechtsextreme und sogar linksextreme Kreise, Opus Dei, die Piusbrüder, andere Kongregationen; und natürlich auch kath.net. Dem einen gefallen die Sympathien des Teams aus Linz für das alte Österreich nicht, dem andern die Nähe zu Medjugorje, einem dritten ist die explizite Treue zur römischen Kirchenleitung zu plakativ. Aber eins darf niemand behaupten: dass da quasi Kriminelle am Werk seien. Anders als kreuz.net flaggte kath.net auch nie "Schwarz-Weiß-Rot".
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Wie käme man im Süden dazu? Das war die Flagge des Norddeutschen Bundes, aus dem 1871 das so gen. "Bismarck-Reich" hervorging. Schwarz-Weiß stand für Preußen (wie einst für den Deutschen Orden), Weiß-Rot für die Hansestädte. Heute missbraucht vor allem die verfassungsfeindliche NPD diese stolzen Farben. Historisch nachweisbar ist auch, dass selbst unter Katholiken im preußischen Deutschland nur ein winziger Bruchteil das Nazitum 1933-45 begeistert unterstützt hat. Die Schnittmenge derer, die an die Schlüsselgewalt Petri glauben mit denen, die im Hakenkreuz das Symbol der Zukunft sahen, war winzig, auch wenn "die Linke" heute fortwährend das Gegenteil propagiert. Das machte die "katholischen" Nachrichten von kreuz.net ja so widerwärtig: Es wurde Gedankengut amalgamiert, das historisch einfach nicht zusammenpasst.
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Die Begriffe "links" und "rechts" sind für kirchliche Phänomene oft unpassend. Denn Christe stellen ihre gesamte politische Überzeugung unter eschatologischen Vorbehalt. Politik ist nie absolut, weder rechts noch links. Aber es gab doch Präferenzen, beispielsweise vieler Jesuiten vor 1914-18 für den Integralismus.
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"La religion, c'est la droite", sekundierte Simone de Beauvoir (die, wie Sartre, nicht ohne Grund als eine der letzten 1948 auf den "Index" geriet), um sich das Leben einfach zu machen. Es ist ja ganz einfach: Es gibt keine Sünde, "aber der Papst ist an allem schuld". So nicht. Heute wird in den deutschsprachigen "Netzen" der Medienkultur - sogar gegenüber einem so "linken" Christdemokraten wie es Papst Paul VI. war - das Papsttum wieder so simpel mit dem "rechten Arm" identifiziert wie vielleicht seit Karl Marx nicht mehr. Die Tatsachen, besonders unter den armen Völkern, sprechen eine andere Sprache. Die Kirche ist da, wo die Menschen sind. (Das gilt sogar für Einrichtungen, die z.B. das Opus Dei geistlich begleitet.) Ihr Auftrag ist unabhängig und überparteilich.
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Das bedeutet auch, dass eine Privatinitiative wie kath.net sich konservativ profilieren darf, ohne ihrerseits wieder von mehr links stehenden Kirchenführern (oder solchen, die es werden wollen) angeprangert zu werden. Die größere Überparteilichkeit der Kirche, die im Konzil "Gaudium et spes" artikulierte, ist erst dann bewiesen, wenn nicht alle im Gleichschritt "links um" marschieren müssen.
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Die derzeitige Krise der kirchlichen und weltlichen Medien hat sehr viel damit zu tun, dass nach der Wahrheit (von etwas, von jemandem) immer weniger gefragt wird. Mehr als vielleicht sogar im 19. oder 20. Jahrhundert muss der Mensch in Europa heute "bekennen", was ihm an politischer Meinung vorgetragen wird. Eine Institution wie die Kirche, die sich zu (wenigen) unfehlbaren Überzeugungen bekennt, eröffnet aber zugleich Meinungsfreiheit in vielen Fragen, speziell in der Politik, aber sogar unter Theologen. (Nur Hans Küng hat ausnahmsweise immer Recht.) Sogar zu Zeiten des "Reaktionärs" Gregor XVI. wurde keineswegs jeder Katholik zu einem einheitlichen politischen Verhalten gezwungen. Wie sollte dann die Kirche supranational wirksam sein können?
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Die offene Gesellschaft heute zwingt sich, in einem merkwürdig dialektischen Prozess, zu einer immer einheitlicheren "Denkungsart", auf immer mehr Gebieten. Darf wirklich niemand mehr der Meinung sein, dass eine homosexuelle Tendenz in einer bestimmten Zahl von Fällen auf einer sexuellen Inversion beruht, also auf einem psychischen Entwicklungsdefizit? Und dass homosexuelle Akte - je nachdem - ebenso sündhaft sein können wie Ehebruch? Darf wirklich niemand mehr der Meinung sein, dass ein (kluges) Maß an väterlicher Gewalt einer Familie nützen kann? Muss jeder Priester heute bekennen, dass der Zölibat eine unangemessene, ihm vom despotischen Kirchenrecht aufgezwungene Lebensform ist?
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Kommt heute ins "Visier der Staatsanwaltschaft", wem das seichte rosarot und himmelblau der subventionierten Bistumspresse missfällt?
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Wer kath.net den Erfolg nicht gönnt, und das schreibt jemand, der längst nicht einverstanden ist mit dem, was die Redaktion da so tut, der sollte die Frage beantworten, ob die "rechten", kreuzbraven Katholiken in den Diözesen deutscher Zunge dieselbe relative Meinungsfreiheit genießen wie Michaela Pilters vom ZDF oder Matthias Kopp von der DBK oder die Leute von KNA oder kathpress. Es kann sein, obwohl schon Pius XII. dazu aufrief, dass es auch heute noch keine redliche öffentliche Meinung im Katholizismus gibt, sondern immer noch Konformismus im Übermaß den Ton vorgibt, einst "rechts", mal "links" und morgen vielleicht nur noch - deswegen - totenstill.
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Journalisten wie Joachim Frank verdienen auch unser Verständnis. Die altbackenen Medien sind, voran die "Holzauflage", wie Paul Badde im Mai in Bonn sagte, in freiem Fall. Jüngst hatte ich in Köln sogar Gelegenheit, Herrn Frank an das Vorkommnis von 2009 zu erinnern, als vom Bistum Regensburg einmal ein Kommentar von kath.net "übernommen" wurde (d.h. verlinkt), den er prompt aufspießte. Er sagte: Man muss auch mal die Klingen kreuzen... Mag sein; und er hat auch nicht in allem Unrecht. Aber mit der kreuz.net Klinge sollte er lieber nicht mehr aufkreuzen, zumal da, anscheinend jetzt Ruhe herrscht.
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--[[Benutzer:Otterbeck|Otterbeck]] 10:28, 7. Dez. 2012 (CET)

Version vom 7. Dezember 2012, 10:28 Uhr

Siehe: Franz Norbert Otterbeck

Ein Hinweis auf zwei namentliche Beiträge:

Weltjugendtag (2008)

Vierzig Jahre NOM (2009)

Diesen Kommentar möchte ich gern zur Diskussion stellen, aus aktuellem Anlass:


Es tut gut, dass die Frankfurter Rundschau, selber ein Auslaufmodell, gegenüber der innovativen Redaktion von kath.net zurückgesteckt hat. Man hat eine Unterlassungsverpflichtung unterzeichnet. Denn im berechtigten Kampf gegen kreuz.net war die verdienstvolle Zeitung einfach zu weit gegangen, indem sie auch den gewerblichen Webauftritt kath.net angriff. Roland Biermeier-Noe und seine Mitarbeiter waren ihrerseits nie unfair gegenüber dem Journalisten Joachim Frank, wie dieses Zitat aus einem online-Artikel vom 9. November 2011 belegt: "Joachim Frank, ehemals selbst Priester des Bistums Münster, berichtete vom antikirchlichen Affekt in säkularen Redaktionen, denen er, obwohl selbst kritischer Katholik, noch als „Kirchenfuzzi, der den Papst verteidigt“ gelte. Ebenso erschreckend seien „hasserfüllte“ Beiträge in Internetforen, die qua Anonymität offensichtlich einer „Unterschreitung der Umgangsformen“ Vorschub leisten. Hier fiel sehr zu Recht der Begriff der „Kloake“, übrigens auch in Bezug auf manche Online-Kommentare, deren Schreiber sich selbst „katholisch“ nennen, aber mit ihrem Menschen verachtenden Jargon eher, so Frank, in die Rubrik „Faschismus“ gehörten." Der aktuelle Angreifer kam damals mit seiner Position also sogar hier zu Wort!

Es ermüdet beinahe nachzusinnen, wer schon alles mit kreuz.net in Verbindung gebracht wurde: Journalisten, Literaten, Kirchenmusiker, rechtsextreme und sogar linksextreme Kreise, Opus Dei, die Piusbrüder, andere Kongregationen; und natürlich auch kath.net. Dem einen gefallen die Sympathien des Teams aus Linz für das alte Österreich nicht, dem andern die Nähe zu Medjugorje, einem dritten ist die explizite Treue zur römischen Kirchenleitung zu plakativ. Aber eins darf niemand behaupten: dass da quasi Kriminelle am Werk seien. Anders als kreuz.net flaggte kath.net auch nie "Schwarz-Weiß-Rot".

Wie käme man im Süden dazu? Das war die Flagge des Norddeutschen Bundes, aus dem 1871 das so gen. "Bismarck-Reich" hervorging. Schwarz-Weiß stand für Preußen (wie einst für den Deutschen Orden), Weiß-Rot für die Hansestädte. Heute missbraucht vor allem die verfassungsfeindliche NPD diese stolzen Farben. Historisch nachweisbar ist auch, dass selbst unter Katholiken im preußischen Deutschland nur ein winziger Bruchteil das Nazitum 1933-45 begeistert unterstützt hat. Die Schnittmenge derer, die an die Schlüsselgewalt Petri glauben mit denen, die im Hakenkreuz das Symbol der Zukunft sahen, war winzig, auch wenn "die Linke" heute fortwährend das Gegenteil propagiert. Das machte die "katholischen" Nachrichten von kreuz.net ja so widerwärtig: Es wurde Gedankengut amalgamiert, das historisch einfach nicht zusammenpasst.

Die Begriffe "links" und "rechts" sind für kirchliche Phänomene oft unpassend. Denn Christe stellen ihre gesamte politische Überzeugung unter eschatologischen Vorbehalt. Politik ist nie absolut, weder rechts noch links. Aber es gab doch Präferenzen, beispielsweise vieler Jesuiten vor 1914-18 für den Integralismus.

"La religion, c'est la droite", sekundierte Simone de Beauvoir (die, wie Sartre, nicht ohne Grund als eine der letzten 1948 auf den "Index" geriet), um sich das Leben einfach zu machen. Es ist ja ganz einfach: Es gibt keine Sünde, "aber der Papst ist an allem schuld". So nicht. Heute wird in den deutschsprachigen "Netzen" der Medienkultur - sogar gegenüber einem so "linken" Christdemokraten wie es Papst Paul VI. war - das Papsttum wieder so simpel mit dem "rechten Arm" identifiziert wie vielleicht seit Karl Marx nicht mehr. Die Tatsachen, besonders unter den armen Völkern, sprechen eine andere Sprache. Die Kirche ist da, wo die Menschen sind. (Das gilt sogar für Einrichtungen, die z.B. das Opus Dei geistlich begleitet.) Ihr Auftrag ist unabhängig und überparteilich.

Das bedeutet auch, dass eine Privatinitiative wie kath.net sich konservativ profilieren darf, ohne ihrerseits wieder von mehr links stehenden Kirchenführern (oder solchen, die es werden wollen) angeprangert zu werden. Die größere Überparteilichkeit der Kirche, die im Konzil "Gaudium et spes" artikulierte, ist erst dann bewiesen, wenn nicht alle im Gleichschritt "links um" marschieren müssen.

Die derzeitige Krise der kirchlichen und weltlichen Medien hat sehr viel damit zu tun, dass nach der Wahrheit (von etwas, von jemandem) immer weniger gefragt wird. Mehr als vielleicht sogar im 19. oder 20. Jahrhundert muss der Mensch in Europa heute "bekennen", was ihm an politischer Meinung vorgetragen wird. Eine Institution wie die Kirche, die sich zu (wenigen) unfehlbaren Überzeugungen bekennt, eröffnet aber zugleich Meinungsfreiheit in vielen Fragen, speziell in der Politik, aber sogar unter Theologen. (Nur Hans Küng hat ausnahmsweise immer Recht.) Sogar zu Zeiten des "Reaktionärs" Gregor XVI. wurde keineswegs jeder Katholik zu einem einheitlichen politischen Verhalten gezwungen. Wie sollte dann die Kirche supranational wirksam sein können?

Die offene Gesellschaft heute zwingt sich, in einem merkwürdig dialektischen Prozess, zu einer immer einheitlicheren "Denkungsart", auf immer mehr Gebieten. Darf wirklich niemand mehr der Meinung sein, dass eine homosexuelle Tendenz in einer bestimmten Zahl von Fällen auf einer sexuellen Inversion beruht, also auf einem psychischen Entwicklungsdefizit? Und dass homosexuelle Akte - je nachdem - ebenso sündhaft sein können wie Ehebruch? Darf wirklich niemand mehr der Meinung sein, dass ein (kluges) Maß an väterlicher Gewalt einer Familie nützen kann? Muss jeder Priester heute bekennen, dass der Zölibat eine unangemessene, ihm vom despotischen Kirchenrecht aufgezwungene Lebensform ist?

Kommt heute ins "Visier der Staatsanwaltschaft", wem das seichte rosarot und himmelblau der subventionierten Bistumspresse missfällt?

Wer kath.net den Erfolg nicht gönnt, und das schreibt jemand, der längst nicht einverstanden ist mit dem, was die Redaktion da so tut, der sollte die Frage beantworten, ob die "rechten", kreuzbraven Katholiken in den Diözesen deutscher Zunge dieselbe relative Meinungsfreiheit genießen wie Michaela Pilters vom ZDF oder Matthias Kopp von der DBK oder die Leute von KNA oder kathpress. Es kann sein, obwohl schon Pius XII. dazu aufrief, dass es auch heute noch keine redliche öffentliche Meinung im Katholizismus gibt, sondern immer noch Konformismus im Übermaß den Ton vorgibt, einst "rechts", mal "links" und morgen vielleicht nur noch - deswegen - totenstill.

Journalisten wie Joachim Frank verdienen auch unser Verständnis. Die altbackenen Medien sind, voran die "Holzauflage", wie Paul Badde im Mai in Bonn sagte, in freiem Fall. Jüngst hatte ich in Köln sogar Gelegenheit, Herrn Frank an das Vorkommnis von 2009 zu erinnern, als vom Bistum Regensburg einmal ein Kommentar von kath.net "übernommen" wurde (d.h. verlinkt), den er prompt aufspießte. Er sagte: Man muss auch mal die Klingen kreuzen... Mag sein; und er hat auch nicht in allem Unrecht. Aber mit der kreuz.net Klinge sollte er lieber nicht mehr aufkreuzen, zumal da, anscheinend jetzt Ruhe herrscht.

--Otterbeck 10:28, 7. Dez. 2012 (CET)