Paulus Bernheim: Unterschied zwischen den Versionen
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Wolfgang Bernheim ist in eine jüdische Industriellenfamilie hineingeboren. Sein Vater und er, konvertierten Mitte der zwanziger Jahre des [[20. Jahrhundert]]es in die [[Katholische Kirche]]. Wolfgang besuchte in Augsburg das Benediktinergymnasium St. Stephan. Wenige Tage nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 mussten an vielen Schulen die jüdischen Schüler die Lehranstalt verlassen. Während der Vater Bernheim mit der übrigen Familie rechtzeitig in die Schweiz emigrierte, blieb Wolfgang zunächst allein in Deutschland. Später emigrierte er wie viele katholische Juden damals in die Niederlande. Am 11. April 1941 trat er in die Benediktinerabtei Vaals (NL) ein, um Mönch zu werden. Wolfgang Bernheim erhielt den Klostemamen [[Paulus]]. Obwohl die Niederlande seit Mai 1940 von deutschen Truppen besetzt waren, verlief das Leben der Juden aus Deutschland zunächst noch normal. Aber ab 1942 wurden viele Juden interniert und nach Auschwitz deportiert. Da entschlossen sich die katholischen Bischöfe der Niederlande, am Sonntag den 26. Juli werden 1942 in allen Gottesdiensten einen flammenden Protest gegen die Judendeportationen vorlesen zu lassen. Aus Rache gegen die Bischöfe ließ die SS zunächst nur die katholischen Juden deportieren, während die protestantischen und kalvinischen Juden eine Schonfrist erhielten. Zu den katholischen Opfern gehörte auch der Benediktiner Paulus Bernheim. Anfang August 1942 mussten sich alle katholisch getauften Juden an Sammelstellen einfinden. Für Bruder Paulus begann nun ein Gewissenskampf. Sollte er fliehen? Dazu riet ihm sein Mitnovize Petrus Jos Niessen, der zum niederländischen Untergrund Kontakt hatte. Eine Flucht hätte aber zweifellos eine diabolische Rache der SS gegen das Kloster ausgelöst. Diese Gefahr stellte der Abt Bruder Paulus vor Augen. Dieser rang sich schließlich dazu durch, sich im Sammellager zu melden, um seine Brüder im Kloster nicht zu gefährden. So ging Bruder Paulus schweren Herzens seinen letzten Gang. Sein Entschluss, den Opferweg zu gehen, war jedoch unabänderlich. Am 28. August 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert und dort bald darauf vergast. | Wolfgang Bernheim ist in eine jüdische Industriellenfamilie hineingeboren. Sein Vater und er, konvertierten Mitte der zwanziger Jahre des [[20. Jahrhundert]]es in die [[Katholische Kirche]]. Wolfgang besuchte in Augsburg das Benediktinergymnasium St. Stephan. Wenige Tage nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 mussten an vielen Schulen die jüdischen Schüler die Lehranstalt verlassen. Während der Vater Bernheim mit der übrigen Familie rechtzeitig in die Schweiz emigrierte, blieb Wolfgang zunächst allein in Deutschland. Später emigrierte er wie viele katholische Juden damals in die Niederlande. Am 11. April 1941 trat er in die Benediktinerabtei Vaals (NL) ein, um Mönch zu werden. Wolfgang Bernheim erhielt den Klostemamen [[Paulus]]. Obwohl die Niederlande seit Mai 1940 von deutschen Truppen besetzt waren, verlief das Leben der Juden aus Deutschland zunächst noch normal. Aber ab 1942 wurden viele Juden interniert und nach Auschwitz deportiert. Da entschlossen sich die katholischen Bischöfe der Niederlande, am Sonntag den 26. Juli werden 1942 in allen Gottesdiensten einen flammenden Protest gegen die Judendeportationen vorlesen zu lassen. Aus Rache gegen die Bischöfe ließ die SS zunächst nur die katholischen Juden deportieren, während die protestantischen und kalvinischen Juden eine Schonfrist erhielten. Zu den katholischen Opfern gehörte auch der Benediktiner Paulus Bernheim. Anfang August 1942 mussten sich alle katholisch getauften Juden an Sammelstellen einfinden. Für Bruder Paulus begann nun ein Gewissenskampf. Sollte er fliehen? Dazu riet ihm sein Mitnovize Petrus Jos Niessen, der zum niederländischen Untergrund Kontakt hatte. Eine Flucht hätte aber zweifellos eine diabolische Rache der SS gegen das Kloster ausgelöst. Diese Gefahr stellte der Abt Bruder Paulus vor Augen. Dieser rang sich schließlich dazu durch, sich im Sammellager zu melden, um seine Brüder im Kloster nicht zu gefährden. So ging Bruder Paulus schweren Herzens seinen letzten Gang. Sein Entschluss, den Opferweg zu gehen, war jedoch unabänderlich. Am 28. August 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert und dort bald darauf vergast. | ||
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+ | * in: Zeugen für Christus. Das [[Deutsches Martyrologium|deutsche Martyrologium]] des [[20. Jahrhundert]]s. Hrsg. von [[Helmut Moll]] im Auftrag der [[Deutsche Bischofskonferenz|Deutschen Bischofskonferenz]]. [[Schönigh Verlag]] Paderborn u.a. 1999; Band II, S. 1383-1385; ISBN 978-3-506-75778-4; ISBN-13: 9783506757784). | ||
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Version vom 15. Dezember 2010, 13:49 Uhr
Paulus Bernheim OSB (*7. Mai 1923 in Augsburg † 1942 war konvertrierteter jüdischer Benediktiner, der sein Leben im Nationalsozialismus wegen seiner Mitbrüder opferte.
Wolfgang Bernheim ist in eine jüdische Industriellenfamilie hineingeboren. Sein Vater und er, konvertierten Mitte der zwanziger Jahre des 20. Jahrhundertes in die Katholische Kirche. Wolfgang besuchte in Augsburg das Benediktinergymnasium St. Stephan. Wenige Tage nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 mussten an vielen Schulen die jüdischen Schüler die Lehranstalt verlassen. Während der Vater Bernheim mit der übrigen Familie rechtzeitig in die Schweiz emigrierte, blieb Wolfgang zunächst allein in Deutschland. Später emigrierte er wie viele katholische Juden damals in die Niederlande. Am 11. April 1941 trat er in die Benediktinerabtei Vaals (NL) ein, um Mönch zu werden. Wolfgang Bernheim erhielt den Klostemamen Paulus. Obwohl die Niederlande seit Mai 1940 von deutschen Truppen besetzt waren, verlief das Leben der Juden aus Deutschland zunächst noch normal. Aber ab 1942 wurden viele Juden interniert und nach Auschwitz deportiert. Da entschlossen sich die katholischen Bischöfe der Niederlande, am Sonntag den 26. Juli werden 1942 in allen Gottesdiensten einen flammenden Protest gegen die Judendeportationen vorlesen zu lassen. Aus Rache gegen die Bischöfe ließ die SS zunächst nur die katholischen Juden deportieren, während die protestantischen und kalvinischen Juden eine Schonfrist erhielten. Zu den katholischen Opfern gehörte auch der Benediktiner Paulus Bernheim. Anfang August 1942 mussten sich alle katholisch getauften Juden an Sammelstellen einfinden. Für Bruder Paulus begann nun ein Gewissenskampf. Sollte er fliehen? Dazu riet ihm sein Mitnovize Petrus Jos Niessen, der zum niederländischen Untergrund Kontakt hatte. Eine Flucht hätte aber zweifellos eine diabolische Rache der SS gegen das Kloster ausgelöst. Diese Gefahr stellte der Abt Bruder Paulus vor Augen. Dieser rang sich schließlich dazu durch, sich im Sammellager zu melden, um seine Brüder im Kloster nicht zu gefährden. So ging Bruder Paulus schweren Herzens seinen letzten Gang. Sein Entschluss, den Opferweg zu gehen, war jedoch unabänderlich. Am 28. August 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert und dort bald darauf vergast.
Literatur
- in: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Schönigh Verlag Paderborn u.a. 1999; Band II, S. 1383-1385; ISBN 978-3-506-75778-4; ISBN-13: 9783506757784).