Aggiornamento: Unterschied zwischen den Versionen

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Der italienische Begriff '''aggiornamento''' wurde durch Papst [[Johannes XXIII.]] populär als Ausdruck für eine Anpassung der Kirche an die Gegenwart. Der Papst meinte eine ''Verheutigung'' (ital. giorno = der Tag), ein Auf-den-Tag-bringen des Katholizismus.  
 
Der italienische Begriff '''aggiornamento''' wurde durch Papst [[Johannes XXIII.]] populär als Ausdruck für eine Anpassung der Kirche an die Gegenwart. Der Papst meinte eine ''Verheutigung'' (ital. giorno = der Tag), ein Auf-den-Tag-bringen des Katholizismus.  
  
Der beliebte Begriff ist so unbestimmt, dass er von vielen als Parole aufgegriffen werden konnte, um ältere Reformideen oder sogar protestantische Konzepte, als von Papst Johannes gewollt, bestätigt zu sehen. Ihre Nichtbehandlung durch das II. Vatikanum (Geburtenkontrolle, Zölibat) wird von Kritikern seither als ''Verrat am Konzil'' (Buchtitel von 1986) aufgefasst.
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Der beliebte Begriff ist so unbestimmt, dass er von vielen als Parole aufgegriffen werden konnte, um ältere Reformideen oder sogar protestantische Konzepte, als von Papst Johannes gewollt, bestätigt zu sehen. Ihre Nichtbehandlung durch das [[II. Vatikanum]] (Geburtenkontrolle, Zölibat) wird von Kritikern seither als ''Verrat am Konzil'' (Buchtitel von 1986) aufgefasst.
  
 
Papst [[Paul VI.]], der die Ziele seines Vorgängers als Orientierung aufnahm,  begrenzte einerseits das ''aggiornamento'', indem er die Grundzüge der katholischen Tradition bestätigte (z.B. im [[Credo des Gottesvolkes]] von 1968, das er anlässlich seines 15. Regierungsjubiläums am 29. Juni 1978 noch einmal ausdrücklich als verbindlich bezeichnete), ging andererseits aber auch über die Konzeption Johannes XXIII. hinaus, so in Fragen der [[Religionsfreiheit]] und der [[Liturgiereform]].
 
Papst [[Paul VI.]], der die Ziele seines Vorgängers als Orientierung aufnahm,  begrenzte einerseits das ''aggiornamento'', indem er die Grundzüge der katholischen Tradition bestätigte (z.B. im [[Credo des Gottesvolkes]] von 1968, das er anlässlich seines 15. Regierungsjubiläums am 29. Juni 1978 noch einmal ausdrücklich als verbindlich bezeichnete), ging andererseits aber auch über die Konzeption Johannes XXIII. hinaus, so in Fragen der [[Religionsfreiheit]] und der [[Liturgiereform]].

Version vom 6. Juli 2007, 09:28 Uhr

Der italienische Begriff aggiornamento wurde durch Papst Johannes XXIII. populär als Ausdruck für eine Anpassung der Kirche an die Gegenwart. Der Papst meinte eine Verheutigung (ital. giorno = der Tag), ein Auf-den-Tag-bringen des Katholizismus.

Der beliebte Begriff ist so unbestimmt, dass er von vielen als Parole aufgegriffen werden konnte, um ältere Reformideen oder sogar protestantische Konzepte, als von Papst Johannes gewollt, bestätigt zu sehen. Ihre Nichtbehandlung durch das II. Vatikanum (Geburtenkontrolle, Zölibat) wird von Kritikern seither als Verrat am Konzil (Buchtitel von 1986) aufgefasst.

Papst Paul VI., der die Ziele seines Vorgängers als Orientierung aufnahm, begrenzte einerseits das aggiornamento, indem er die Grundzüge der katholischen Tradition bestätigte (z.B. im Credo des Gottesvolkes von 1968, das er anlässlich seines 15. Regierungsjubiläums am 29. Juni 1978 noch einmal ausdrücklich als verbindlich bezeichnete), ging andererseits aber auch über die Konzeption Johannes XXIII. hinaus, so in Fragen der Religionsfreiheit und der Liturgiereform.

Der englische Theologe John Henry Newman hat bereits im 19. Jahrhundert erkannt, dass im kirchlichen Leben die Reform stets notwendig ist, damit die Kirche dieselbe bleiben kann. Der Katholizismus findet in der Reform eine Entwicklung seiner Identität. Die jeweilige Maßgabe für die Reform liegt jedoch beim kirchlichen Lehramt. Denn normativ für das Glaubenslebens ist nicht der Horizont der Zeit, sondern die eigene Tradition, die jedoch an den Herausforderungen der jeweiligen Epoche zur weiteren Entfaltung findet. Dieser komplexe Verständigungsprozess verläuft nicht widerspruchsfrei, aber auch nicht entlang einem bloß dialektischen Schema. Vielmehr meint der Dialog von Kirche und Welt eine gegenseitige Bereicherung. Da der Zweck des Dialogs offenkundig der bleibt, das Evangelium zu verkünden, trifft jedoch auch diese Methode auf Widerstand. Der dialogisch orientierte Apostel kann erfolgreicher sein als der schlichte Apologet. Jedoch erzeugt die gute Absicht des Verkünders nicht selbstverständlich eine gute Meinung des Hörers. Das gilt bereits für Johannes XXIII. dessen aggiornamento von Vielen bewusst gegen die Absichten des Papstes interpretiert wurde.

Literatur

  • Hans Küng, Konzil und Wiedervereinigung, 1961.
  • David Seeber (Hg.), Johannes XXIII. im Zeugnis seines Nachfolgers Paul VI., 1965.
  • Joseph Ratzinger, Zur Lage des Glaubens, 1985.