Eugen Bolz: Unterschied zwischen den Versionen
(→Literatur) |
(üa) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | ''' Eugen Bolz ''' (*[[15. Dezember]] [[1881]] in Rottenburg (Neckar) | + | ''' Eugen Bolz ''' (* [[15. Dezember]] [[1881]] in Rottenburg (Neckar); † [[23. Januar]] [[1945]] in Berlin-Plötzensee) war Zentrumspolitiker und wurde von den Nationalsozialisten hingerichtet. |
− | ==Biografie== | + | == Biografie == |
− | [[Eugen]] Bolz ging nach | + | [[Eugen]] Bolz ging nach kurzer Tätigkeit als Jurist in die Politik und war seit 1912 Mitglied des Reichstags sowie seit 1913 gleichzeitig des Württembergischen Landtags. 1919 wurde er Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung in Stuttgart und der Nationalversammlung in Weimar bzw. Berlin. Von 1919 bis 1923 war er Justizminister und von 1923 bis 1933 Innenminister. Von 1928 bis 1933 dient er als Staatspräsident in Württemberg. Bolz schied aus dem Staatsdienst aus, nachdem der nationalsozialistische Gauleiter Wilhelm Murr zum Nachfolger gewählt worden war. Er wurde Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Zentrumspartei. |
+ | |||
+ | Im Juni/Juli 1933 wurde er in nationalsozialistische Schutzhaft genommen. 1935 versuchte er, in der Wirtschaft Fuß zu fassen. 1941 nahm Carl Friedrich Goerdeler Verbindung mit ihm auf. Bolz sollte in einer neuen Reichsregierung das Kultusministerium übernehmen. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Bolz am 13. August verhaftet und am 21. Dezember vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt. | ||
Die politische Linie, die Bolz vertrat, war von der [[Neuscholastik|neuscholastischen]] Staatslehre geprägt. Seine Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes (in der Fraktion) signalisierte eine Wende, die konsequent in den Widerstand führte, der vom deutschen Episkopat nicht mitgetragen wurde. Als Landespolitiker betrieb Bolz eine pragmatische Politik (u.a. Vorstellungen von einem "Südweststaat"). | Die politische Linie, die Bolz vertrat, war von der [[Neuscholastik|neuscholastischen]] Staatslehre geprägt. Seine Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes (in der Fraktion) signalisierte eine Wende, die konsequent in den Widerstand führte, der vom deutschen Episkopat nicht mitgetragen wurde. Als Landespolitiker betrieb Bolz eine pragmatische Politik (u.a. Vorstellungen von einem "Südweststaat"). | ||
− | ==Literatur== | + | == Literatur == |
* M. Miller, Eugen Bolz - Staatsmann und Bekenner, Stuttgart 1951 | * M. Miller, Eugen Bolz - Staatsmann und Bekenner, Stuttgart 1951 | ||
* R. Morsey, Eugen Bolz, Zeit-Geschichte in Lebensbildern, hg. v. J. Aretz u.a., Bd. 5. Mz 1985, 88-103 | * R. Morsey, Eugen Bolz, Zeit-Geschichte in Lebensbildern, hg. v. J. Aretz u.a., Bd. 5. Mz 1985, 88-103 |
Aktuelle Version vom 26. August 2018, 08:11 Uhr
Eugen Bolz (* 15. Dezember 1881 in Rottenburg (Neckar); † 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee) war Zentrumspolitiker und wurde von den Nationalsozialisten hingerichtet.
Biografie
Eugen Bolz ging nach kurzer Tätigkeit als Jurist in die Politik und war seit 1912 Mitglied des Reichstags sowie seit 1913 gleichzeitig des Württembergischen Landtags. 1919 wurde er Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung in Stuttgart und der Nationalversammlung in Weimar bzw. Berlin. Von 1919 bis 1923 war er Justizminister und von 1923 bis 1933 Innenminister. Von 1928 bis 1933 dient er als Staatspräsident in Württemberg. Bolz schied aus dem Staatsdienst aus, nachdem der nationalsozialistische Gauleiter Wilhelm Murr zum Nachfolger gewählt worden war. Er wurde Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Zentrumspartei.
Im Juni/Juli 1933 wurde er in nationalsozialistische Schutzhaft genommen. 1935 versuchte er, in der Wirtschaft Fuß zu fassen. 1941 nahm Carl Friedrich Goerdeler Verbindung mit ihm auf. Bolz sollte in einer neuen Reichsregierung das Kultusministerium übernehmen. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Bolz am 13. August verhaftet und am 21. Dezember vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt.
Die politische Linie, die Bolz vertrat, war von der neuscholastischen Staatslehre geprägt. Seine Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes (in der Fraktion) signalisierte eine Wende, die konsequent in den Widerstand führte, der vom deutschen Episkopat nicht mitgetragen wurde. Als Landespolitiker betrieb Bolz eine pragmatische Politik (u.a. Vorstellungen von einem "Südweststaat").
Literatur
- M. Miller, Eugen Bolz - Staatsmann und Bekenner, Stuttgart 1951
- R. Morsey, Eugen Bolz, Zeit-Geschichte in Lebensbildern, hg. v. J. Aretz u.a., Bd. 5. Mz 1985, 88-103
- J. Köhler (Hg.): Christentum und Politik. Dokumente des Widerstands. Zum 40. Jahrestag der Hinrichtung ... am 23.1.1945. Sammlung 1985; J. Sailer
- Eugen Bolz und die Krise des politischen Katholizismus in der Weimarer Repubik, Tübinge 1904
- J. Köhler, Eugen Bolz, Zeugen des Widerstands, hg. v.J. Mehlhausen, Tübingen 1998 (2. Auflage) 111-141.
- H. Moll (Hrsg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, 6. erweiterte und neu strukturierte Auflage Paderborn u.a. 2015, Band I, ISBN 978-3-506-78080-5, S. 659-663
Siehe auch: Martyrologium Germanicum