Joseph Kleutgen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
(üa)
(üa, korr, bequellt; das richtige Freiburg eingesetzt)
Zeile 1: Zeile 1:
''' Joseph Kleutgen ''' [[SJ]] (*[[9. April]] [[1811]] in Dortmund;  † [[13. Januar]] [[1883]] in St. Anton bei Kaltern, [[Österreich]]) war einer der größten [[Philosoph]]en und [[Theologe]]n des [[19. Jahrhundert]]s. Er belebte die [[Neuscholastik]] sehr und war für klare und nüchterne Beweisführung aufgrund der Tradition bekannt.
+
''' Joseph Kleutgen ''' [[SJ]] (*[[9. April]] [[1811]] in Dortmund;  † [[13. Januar]] [[1883]] in St. Anton bei Kaltern, [[Österreich]]) war [[Philosoph]] und [[Theologe]]. Er belebte die [[Neuscholastik]] und war für klare und nüchterne Beweisführung aufgrund der Tradition bekannt.
  
 
==Biografie==
 
==Biografie==
[[Joseph]] Kleutgen trat 1834 bei den [[Jesuiten]] ein. Er studierte 1830 in München klassische Philologie und [[Philosophie]], seit 1832 in Münster und ab 1833 in Paderborn Theologie. Als Schüler Schlüters kam er in den Kreis der restaurativen Theologie und christlichen Philosophie Günthers und Baaders. Scharfsinnig erkannte er bald das Ungenügende darin und wandte sich der Theologie und Philosophie der Vorzeit zu. Nach dem [[Noviziat]] setzte er 1836- 40 in Freiburg im Schwarzwald seine Studien fort. Dann lehrte er drei Jahre Rhetorik in Brig. Seit 1843 war Kleutgen in [[Rom]] Mitarbeiter des Ordenssekretärs und [[Beichtvater]] am [[Gregoriana|Collegium Germanicum]], wo er seit 1847 zugleich Rhetorik und Homiletik lehrte. Von 1850-1862 ist er Konsultor der [[Indexkongregation]] und beteiligt an der Verurteilung von [[Anton Günther]] und [[Jakob Frohschammer]] (1857). Von 1858-62 dient er als Sekretär der Jesuiten. Von 1863-69 lehrt er wieder [[Rhetorik]] und [[Homiletik]] am Germanicum und anschließend in Ober-Inntal und Tirol. 1870 arbeitet am [[I. Vatikanum]] mit, bei der er die endgültige Umarbeitung der Konstitution [[Dei filius]] als [[Theologe]] von [[Bischof]] [[Konrad Martin]] tätigte. An dem Schema der [[Unfehlbarkeit]] war er entscheidend beteiligt. Von 1878/79 fungiert er als Studienpräfekt an der [[Gregoriana]] jeweils kurzzeitig in Rom. Ob er an der Vorbereitung der [[Enzyklika]] [[Aeterni Patris]] beteiligt war, ist ungewiss. In seinen Hauptwerk: "Die Theologie der Vorzeit verteidigt" und "Die Philosophie der Vorzeit verteidigt" setzte sich Kleutgen in Abkehr von der von [[Georg Hermes]], [[Anton Günther]] und [[Johann Baptist Hirscher]] u. a. vorgegebenen Richtung für eine Orientierung von [[Philosophie]] und [[Theologie]] im Sinne der [[Neuscholastik]] ein. Sein eigentliches Anliegen war nicht die Verteidigung gegen den [[Hermesianismus]], [[Deutscher Idealismus|Deutschen Idealismus]], [[Ontologismus]] etc., sondern der quellenmäßige und positive Aufbau aus dem Gedankengut der [[Patristik]] und [[Scholastik]], kritisch gesichtet, methodisch und sachlich bereichert, auch fortgeführt "nach allen Bedürfnissen der Gegenwart".<ref>Peter Walter in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Auflage; Band 6, Sp. 135; Leonhard Gilen in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 2. Auflage; Band 6, Sp. 340;  in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 1. Auflage; Band 6, Sp. 45+46.</ref>
+
[[Joseph]] Kleutgen trat 1834 in den [[Jesuiten]]orden ein. Er studierte ab 1830 in [[München]] [[Klassische Philologie|klassische Philologie]] und [[Philosophie]], ab 1832 in [[Münster]] und ab 1833 in [[Paderborn]] Theologie. Als Schüler [[Christoph Bernhard Schlüter]]s kam er in den Kreis der [[Restaurative theologie|restaurativen Theologie]] und christlichen Philosophie [[Anton Günther]]s und [[Franz Baader]]s. Scharfsinnig erkannte er bald das Ungenügende darin und wandte sich der Theologie und Philosophie der Vorzeit zu. Nach dem [[Noviziat]] setzte er von 1836 bis 1840 in [[Fribourg]] im Uechtland seine Studien fort. Dann lehrte er drei Jahre Rhetorik in Brig.  
 +
 
 +
"Seit 1843 war Kleutgen in [[Rom]] Mitarbeiter des Ordenssekretärs und [[Beichtvater]] am [[Gregoriana|Collegium Germanicum]], wo er seit 1847 zugleich Rhetorik und Homiletik lehrte." Von 1850 bis 1862 ist er Konsultor der [[Indexkongregation]] und beteiligt an der Verurteilung von [[Anton Günther]] und [[Jakob Frohschammer]] (1857). Von 1858 bis 1862 war er als Sekretär der Jesuiten tätig.<ref>Peter Walter in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Auflage; Band 6, Sp. 135, z.T. wörtlich.</ref> Von 1863 bis 1869 lehrte er wieder [[Rhetorik]] und [[Homiletik]] am Germanicum und anschließend in Ober-Inntal und Tirol. 1870 arbeitet am [[I. Vatikanum]] mit, bei dem er die endgültige Umarbeitung der Konstitution [[Dei filius]] als [[Theologe]] von [[Bischof]] [[Konrad Martin]] besorgte. An dem Schema der [[Unfehlbarkeit]] war er entscheidend beteiligt. Von 1878/79 fungiert er als Studienpräfekt an der [[Gregoriana]] jeweils kurzzeitig in Rom. Ob er an der Vorbereitung der [[Enzyklika]] [[Aeterni Patris]] Papst [[Leo XIII.Leos XIII.]] beteiligt war, ist ungewiss.  
 +
 
 +
In seinen Hauptwerk "Die Theologie der Vorzeit verteidigt" und "Die Philosophie der Vorzeit verteidigt" setzte sich Kleutgen in Abkehr von der von [[Georg Hermes]], [[Anton Günther]] und [[Johann Baptist Hirscher]] u. a. vorgegebenen Richtung für eine Orientierung von [[Philosophie]] und [[Theologie]] im Sinne der [[Neuscholastik]] ein. Sein eigentliches Anliegen war nicht die Verteidigung gegen den [[Hermesianismus]], [[Deutscher Idealismus|Deutschen Idealismus]], [[Ontologismus]] etc., sondern der quellenmäßige und positive Aufbau aus dem Gedankengut der [[Patristik]] und [[Scholastik]], kritisch gesichtet, methodisch und sachlich bereichert, auch fortgeführt "nach allen Bedürfnissen der Gegenwart".<ref>Peter Walter in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Auflage; Band 6, Sp. 135; Leonhard Gilen in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 2. Auflage; Band 6, Sp. 340;  in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 1. Auflage; Band 6, Sp. 45+46.</ref>
  
 
==Werke==
 
==Werke==

Version vom 30. Mai 2018, 13:33 Uhr

Joseph Kleutgen SJ (*9. April 1811 in Dortmund; † 13. Januar 1883 in St. Anton bei Kaltern, Österreich) war Philosoph und Theologe. Er belebte die Neuscholastik und war für klare und nüchterne Beweisführung aufgrund der Tradition bekannt.

Biografie

Joseph Kleutgen trat 1834 in den Jesuitenorden ein. Er studierte ab 1830 in München klassische Philologie und Philosophie, ab 1832 in Münster und ab 1833 in Paderborn Theologie. Als Schüler Christoph Bernhard Schlüters kam er in den Kreis der restaurativen Theologie und christlichen Philosophie Anton Günthers und Franz Baaders. Scharfsinnig erkannte er bald das Ungenügende darin und wandte sich der Theologie und Philosophie der Vorzeit zu. Nach dem Noviziat setzte er von 1836 bis 1840 in Fribourg im Uechtland seine Studien fort. Dann lehrte er drei Jahre Rhetorik in Brig.

"Seit 1843 war Kleutgen in Rom Mitarbeiter des Ordenssekretärs und Beichtvater am Collegium Germanicum, wo er seit 1847 zugleich Rhetorik und Homiletik lehrte." Von 1850 bis 1862 ist er Konsultor der Indexkongregation und beteiligt an der Verurteilung von Anton Günther und Jakob Frohschammer (1857). Von 1858 bis 1862 war er als Sekretär der Jesuiten tätig.<ref>Peter Walter in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage; Band 6, Sp. 135, z.T. wörtlich.</ref> Von 1863 bis 1869 lehrte er wieder Rhetorik und Homiletik am Germanicum und anschließend in Ober-Inntal und Tirol. 1870 arbeitet am I. Vatikanum mit, bei dem er die endgültige Umarbeitung der Konstitution Dei filius als Theologe von Bischof Konrad Martin besorgte. An dem Schema der Unfehlbarkeit war er entscheidend beteiligt. Von 1878/79 fungiert er als Studienpräfekt an der Gregoriana jeweils kurzzeitig in Rom. Ob er an der Vorbereitung der Enzyklika Aeterni Patris Papst Leo XIII.Leos XIII. beteiligt war, ist ungewiss.

In seinen Hauptwerk "Die Theologie der Vorzeit verteidigt" und "Die Philosophie der Vorzeit verteidigt" setzte sich Kleutgen in Abkehr von der von Georg Hermes, Anton Günther und Johann Baptist Hirscher u. a. vorgegebenen Richtung für eine Orientierung von Philosophie und Theologie im Sinne der Neuscholastik ein. Sein eigentliches Anliegen war nicht die Verteidigung gegen den Hermesianismus, Deutschen Idealismus, Ontologismus etc., sondern der quellenmäßige und positive Aufbau aus dem Gedankengut der Patristik und Scholastik, kritisch gesichtet, methodisch und sachlich bereichert, auch fortgeführt "nach allen Bedürfnissen der Gegenwart".<ref>Peter Walter in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage; Band 6, Sp. 135; Leonhard Gilen in: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage; Band 6, Sp. 340; in: Lexikon für Theologie und Kirche, 1. Auflage; Band 6, Sp. 45+46.</ref>

Werke

  • Über alte und neu Schulen 1846 unter dem Pseudonym J. W. Karl; 2 Aufl 1869, lat. 1889.
  • Hauptwerke: "Die Theologie der Vorzeit verteidigt (4 Bände, Münster 1853-70; 2. Auflage: 5 Bände, Münster 1867-74) und:
  • "Die Philosophie der Vorzeit verteidigt (2 Bände, Münster 1860-63 [it. Rom 1867, frz. Paris 1868-70), I 1878 [2. Auflage])
  • Ars dicendi priscorum potissimum praeceptis et exemplis illustrata, Rom 1847 u. a.
  • Beilagen zu den Werken über die Theologie und Philosophie der Vorzeit, 3 Hefte, Münster 1868-75.
  • Kleinere Werke, 5 Bände, Münster 1869-74; Band 4-5: Regensburg 1880-85 (2. Auflage).
  • Institutiones theologicae, Band 1: De ipso Deo (Gesamtdarstellung der Dogmatik und Moral), Regensburg 1881.

Anmerkungen

<references />