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Version vom 18. Mai 2018, 20:07 Uhr
Als Scholastik (von altgriech. σχολαστικός scholastikós „müßig“, „seine Muße den Wissenschaften widmend“; lat. scholasticos "schulisch, zum Studium gehörend", von schola "Schule") wird eine Denkweise und wissenschaftliche Methode in Philosophie und Theologie bezeichnet, welche im Mittelalter eine zusammenschauende "Verwissenschaftlichung aller relevanten Weisen des Wissens" bewirkte. Die Vertreter der Scholastik zeichneten sich durch eine ganzheitliche Schau aller Diziplinen aus.<ref>Ludger Honnefelder/Hannes Möhle: Art. Scholastik. I. Begriffliche Abgrenzung in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 9, Sp. 199, unter Verweis auf Wolfgang Kluxen und Josef Koch.</ref>
In der Scholastik wurden die Ansichten der Kirchenväter weiterentwickelt, die ihrerseits die Heilige Schrift treu auslegten (vgl. Mystici corporis Nr. 35). Der Ausdruck des Boethius kann dabei als typisch angesehen werden: "Den Glauben verknüpfe mit der Vernunft, wenn du es vermagst!" (Fidem si poteris rationemque coniunge!)
Die Scholastiker waren hauptsächlich Ordensleute. In den Klosterschulen erfuhren sie ihre Ausbildung, und die Orden bildeten Netzwerke, die für den wissenschaftlichen Disput notwendig waren. Auch die Schreibstuben der Klöster leisteten ihren Beitrag. Wichtige Vertreter der Strömung sind die Dominikaner Thomas von Aquin und Albertus Magnus, Petrus Lombardus und Petrus Abaelardus sowie die Franziskaner Bonaventura, Johannes Duns Scotus und Wilhelm von Ockham.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der heilige Anselm von Canterbury war im 11. Jahrhundert der Vorläufer der Scholastik (Pius X. Enzyklika Communium rerum, Nr. 49).
Rezeption
16. Jahrhundert
Petrus Canisius erschloss den Deutschen im 16. Jahrhundert den hohen Wert der scholastischen Theologie. "Da die Feinde des Glaubens zu jener Zeit aufs entschiedenste von der Scholastik sich wegwandten, weil durch sie hauptsächlich die katholische Wahrheit gestützt wurde, führt er diese Methode des Studiums öffentlich in den Lyceen und Kollegien der Gesellschaft Jesu ein, zu deren Errichtung er mit viel Mühe und Fleiß beigetragen hat" (vgl. Militantis ecclesiae Nr. 7).
siehe: Barockscholastik
19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert wurde die Scholastik wieder verstärkt von kirchlicher Seite aufgegriffen und gipfelte in der Neuscholastik des 20. Jahrhunderts. Im 13. Satz der Zusammenstellung von Zeitirrtümern mit dem Namen "Syllabus errorum" 1864, verurteile Papst Pius IX den Satz: dass "Die Arbeitsweise und die Grundsätze, nach denen die alten scholastischen Lehrer die Theologie gepflegt haben, entsprechen keineswegs den Bedürfnissen unserer Zeiten und dem Fortschritt der Wissenschaften".
20. Jahrhundert
Die scholastische Philosophie als Grundlage klaren Denkens
Damit die künftigen Priester jenes zeitgemäße Wissen besitzen, ist es von höchster Bedeutung, dass sie nach einer gründlichen Ausbildung in den klassischen Studien auch gut in der scholastischen Philosophie „nach Art, Lehre und Grundsätzen des "Doctor angelicus" (Cod. Iur. Can. can. 1366, § 2) unterrichtet und geübt werden. "Diese Philosophia perennis, wie sie Unser großer Vorgänger Leo XIII. genannt hat, ist ihnen nicht nur für die Vertiefung des Dogmas nötig, sondern bewahrt sie auch wirksam gegen alle Arten moderner Irrtümer: sie befähigt ihren Geist, das Wahre vom Falschen genau zu unterscheiden, und verleiht ihnen in den verschiedensten Fragen oder späteren Studien eine Klarheit des Denkens, die dem anderer, die diese philosophische Schulung nicht erhalten haben, weit überlegen ist, auch wenn diese mit einem ausgedehnteren Einzelwissen ausgerüstet sind" (Ad catholici sacerdotii, Nr. 68)
Heutiger Stellenwert der Scholastik in der Priesterausbildung
Das Zweite Vatikanische Konzil sagt im Dokument über die Priesterausbildung „Optatam totius“, Nr. 15: Die philosophischen Disziplinen sollen so dargeboten werden, dass die Alumnen vor allem zu einem gründlichen und zusammenhängenden Wissen über Mensch, Welt und Gott hingeführt werden. Sie sollen sich dabei auf das stets gültige philosophische Erbe stützen (innixi patrimonio philosophico valido) (vgl. Pius XII., Enz. Humani generis, 31 12. Aug. 1950: AAS 42 (1950) 571-575.) und in Nr. 16: "Sodann sollen sie lernen, mit dem heiligen Thomas als Meister (Doctor communis), die Heilsgeheimnisse in ihrer Ganzheit spekulativ tiefer zu durchdringen und ihren Zusammenhang zu verstehen, um sie, soweit möglich, zu erhellen.
Gleichzeitig wird gefordert, dass "auch die philosophischen Forschungen der neueren Zeit berücksichtigt werden, zumal jene, die beim eigenen Volk bedeutenderen Einfluss ausüben, und der Fortschritt der modernen Naturwissenschaften".
Neu gegenüber der früheren Priesterausbildung ist der hervorgehobene Stellenwert der Heiligen Schrift (Nr. 16): "Mit besonderer Sorgfalt sollen sie im Studium der Heiligen Schrift, die die Seele der ganzen Theologie sein muss, gefördert werden. Nach einer entsprechenden Einführung sollen sie in der exegetischen Methode gründlich geschult werden; mit den Hauptthemen der göttlichen Offenbarung sollen sie vertraut werden und für ihre tägliche Schriftlesung und Schriftbetrachtung Anregung und Nahrung erhalten."
Auch in der Dogmatik wird die grundlegende Bedeutung der Bibel betont (Nr. 16): "Die dogmatische Theologie soll so angeordnet werden, dass zuerst die biblischen Themen selbst vorgelegt werden; dann erschließe man den Alumnen, was die Väter der östlichen und westlichen Kirche zur treuen Überlieferung und zur Entfaltung der einzelnen Offenbarungswahrheiten beigetragen haben, ebenso die weitere Dogmengeschichte, unter Berücksichtigung ihrer Beziehungen zur allgemeinen Kirchengeschichte." Damit geht die Priesterausbildung über die scholastische Methode des philosophischen und theologischen Denkens hinaus.
Literatur
- Josef Pieper: Scholastik. Gestalten und Probleme der mittelalterlichen Philosophie, 4. Auflage, München 1998. ISBN 3466401305
- Detlef Peitz: Die Anfänge der Neuscholastik in Deutschland und Italien (1818-1870) Verlag nova & vetera 2006 (571 Seiten; ISBN 3-936741-38-7).
Anmerkungen
<references />