Novem per dies (Wortlaut): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 2. Dezember 2013, 10:25 Uhr

Apostolisches Mahnschreiben
Novem per dies

unseres Heiligen Vaters
Johannes XXIII.
an die Bischöfe der ganzen Welt
um an den Tagen vor Pfingsten für die Erneuerung der Kirche und die wirksame Fortsetzung des Konzils zu beten
20. Mai 1963

(Offizieller lateinischer Text AAS 55 [1963] 440-441)

(Quelle: Herder-Korrespondenz, Herder Verlag, Siebzehnter Jahrgang 1962/63; Zehntes Heft, Juli 1962, S. 494-495: Die Übersetzung folgt dem lateinischen Text der Adhortatio, der vom "Osservatore Romano" am 23. Mai 1963 veröffentlicht wurde)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Ehrwürdige Brüder,
Gruß und Apostolischen Segen !

Neun Tage vor Pfingsten sammelt sich die Mutter Kirche in Erwartung der Ankunft des Heiligen Geistes, des Trösters, im Gebet. Sie gedenkt damit jener neun Tage, die die Apostel, mit Maria im Gebete verharrend, im Abendmahlssaal zu Jerusalem zubrachten. "Alle verharrten einmütig im Gebet ... mit Maria, der Mutter Jesu" (Apg. 1, 14).

Das Bild dieses Geheimnisses tritt gerade jetzt, wo die Arbeiten des Zweiten Vatikanischen ökumenischen Konzils weiter fortschreiten und die nächste Sitzungsperiode, die im September beginnen soll, mit Eifer vorbereitet wird, besonders deutlich vor Unsere Augen. Es ist für Uns ein großer Trost, zu bedenken und zu erwägen, wie sich das katholische Volk der ganzen Welt "wie Weizenkörner über die Berge hin zerstreut" (Didache 9,4), sich mit Maria zum Gebete versammelt, um für die große Versammlung seiner Bischöfe die Gnadengaben des Heiligen Geistes zu erbitten.

Deswegen wird der demütige Stellvertreter Christi, der Euch jetzt schreibt, wie immer den übernatürlichen Eingebungen bereitwillig folgen und in getreuer Erinnerung an die einstigen gemeinsamen geistlichen Übungen der Bischöfe der venezianischen Kirchenprovinz sich auch dieses Jahr während der neun Tage in die Einsamkeit des Gebetes und der Sammlung zurückziehen. Damit nämlich der Geist Gottes den Reichtum seiner Gaben in uns ergieße, müssen wir uns seinen Eingebungen gern und bereitwillig öffnen, mit noch größerem Eifer nach der Vollkommenheit des Evangeliums streben und uns in heiterem Frieden dem Willen Gottes anheimstellen. Deswegen werden Wir während dieser Tage die Obliegenheiten Unseres Apostolischen Dienstes unterbrechen, um "in Schweigen und Hoffnung" (Is. 30, 15) Uns auf die geheimnisvolle Ankunft des göttlichen Trösters vorzubereiten, damit er das Wunder von Pfingsten an der Kirche erneuere.

Indem Wir Euch von diesem Unserem demütigen Vorsatz in Kenntnis setzen, zweifeln Wir nicht im geringsten daran, dass auch Ihr, Ehrwürdige Brüder, als Bischöfe und Hirten der Kirche Gottes mit dem Nachfolger Petri aufs engste verbunden, durch Gebet und Betrachtung Unsere geistlichen Übungen begleiten werdet. Ja Wir setzen Unsere Hoffnung darauf, dass dadurch Eure Kräfte für die Fortsetzung des Konzils, dessen Zweiter Sitzungsperiode Wir mit Vertrauen und Ergebenheit entgegensehen, gestärkt werden.

Möge das Beispiel, das auf diese Weise von allen mit Petrus im Gebet vereinten Bischöfen ausgeht, in allen Diözesen der Welt Priester und Gläubige noch immer inständiger und drängender auf das eine Notwendige hinlenken: auf jene Heiligkeit des Lebens, jene sittliche Erneuerung und jenen Eifer für Jesus Christus und die Ehre seiner Kirche, um deren Verwirklichung das ökumenische Konzil auf Grund seines pastoralen Charakters sich selbst bemüht.

Möge das gemeinsame Gebet zum Heiligen Geist, dem Herrn und Lebensspender, die von allen Gläubigen so ersehnte Erneuerung der Geister und der Sitten bewirken, deretwegen die Ökumenische Versammlung vornehmlich einberufen worden ist. Möge derselbe Geist alle zu größerer und bereitwilligerer Hingabe an den Dienst Gottes und das Wohl der Seelen anleiten durch ein Leben, das, Wahrheit ausstrahlend, von Gerechtigkeit durchformt und von Werken der Liebe beseelt, nach noch Höherem strebt, getrieben von dem Geist jener Freiheit, "für die Christus uns frei gemacht hat" (Gal. 5, 1).

In diesem Vertrauen und in dieser so sicheren Hoffnung erteilen Wir Euch, Ehrwürdige Brüder, und den Eurer Hirtensorge anvertrauten Diözesen als Unterpfand übernatürlicher Gaben den Apostolischen Segen. "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen" (2 Kor. 13, 13).

Gegeben zu Rom, bei St. Peter, am 20. Mai 1963,
im fünften Jahre Unseres Pontifikates
Johannes XXIII. PP.