Herrenbruder: Unterschied zwischen den Versionen

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Moderne Bibelkritik will aus diesem Jakobus 1.) einen leiblichen Bruder oder Halbbruder Jesu machen und 2.) diesen aus der Apostelliste ausgrenzen. Diese mutwilligen Versuche haben allein den Zweck, die Zuverlässigkeit der katholischen Überlieferung anzugreifen. Es besteht zwar keine ''absolute'' historische Sicherheit für die Identität des Herrenbruders mit dem Apostel, aber es gibt noch weniger Anlass, an der Glaubwürdigkeit ältester Quellen zu zweifeln. Denn wenn man es '''nicht''' besser weiß (und auch nicht wissen kann!), sondern nur spekuliert, soll man doch getrost das glauben, was überliefert wurde.
 
Moderne Bibelkritik will aus diesem Jakobus 1.) einen leiblichen Bruder oder Halbbruder Jesu machen und 2.) diesen aus der Apostelliste ausgrenzen. Diese mutwilligen Versuche haben allein den Zweck, die Zuverlässigkeit der katholischen Überlieferung anzugreifen. Es besteht zwar keine ''absolute'' historische Sicherheit für die Identität des Herrenbruders mit dem Apostel, aber es gibt noch weniger Anlass, an der Glaubwürdigkeit ältester Quellen zu zweifeln. Denn wenn man es '''nicht''' besser weiß (und auch nicht wissen kann!), sondern nur spekuliert, soll man doch getrost das glauben, was überliefert wurde.

Version vom 10. Mai 2012, 14:32 Uhr

Als der Herrenbruder wird unter den Jüngern Jesu das erste Gemeindehaupt von Jerusalem, evtl. nach dem Apostel Jakobus d.Ä. ("maior"; Sohn des Zebedäus, gest. um 44), nämlich Jakobus "minor" bezeichnet (gest. um 62). Die katholische Tradition hatte bis weit in das 20. Jahrhundert keine Zweifel daran, dass dieser Verwandte Jesu mit dem Apostel Jakobus d.J., dem "Sohn des Alphäus", identisch ist.


Meinungsstreit

Moderne Bibelkritik will aus diesem Jakobus 1.) einen leiblichen Bruder oder Halbbruder Jesu machen und 2.) diesen aus der Apostelliste ausgrenzen. Diese mutwilligen Versuche haben allein den Zweck, die Zuverlässigkeit der katholischen Überlieferung anzugreifen. Es besteht zwar keine absolute historische Sicherheit für die Identität des Herrenbruders mit dem Apostel, aber es gibt noch weniger Anlass, an der Glaubwürdigkeit ältester Quellen zu zweifeln. Denn wenn man es nicht besser weiß (und auch nicht wissen kann!), sondern nur spekuliert, soll man doch getrost das glauben, was überliefert wurde.

Typisch für scheinbar "ökumenische", in Wahrheit rein antikatholische Ideologie ist etwa diese Bemerkung im "ökumenischen Heiligenlexikon" (Link): "Jakobus war ein Bruder Jesu (Markus­evangelium 6, 3; Galaterbrief 1, 19). Die katholische Überlieferung kennt ihn als Vetter Jesu, weil (!) die Lehre von der Reinheit der Maria keine Geschwister Jesu zulässt, obwohl sie im Neuen Testament (z.B. Markus­evangelium 6, 3) erwähnt sind, und identifiziert ihn - fälschlich - mit Jakobus dem Jüngeren." Hier wird völlig unwissenschaftlich von einer unbewiesenen, antikatholischen Hypothese auf die historische "Wahrheit" und dann (wiederum falsch) auf die angeblich unhaltbare, weil katholische "Indoktrination" geschlossen. Eine Lehrmeinung ist also umso "wissenschaftlicher" je mehr sie der katholischen Lehre widerspricht? Das ist manipulativ.

Ebenso wird dort dem Apostel UND Herrenbruder die Autorenschaft des Jakobusbriefes abgestritten, wieder apodiktisch und ohne Hinweis auf den differenzierteren Stand der Diskussion: "Jakobus wird traditionell als Verfasser des neutestamentlichen Jakobusbriefes betrachtet, der ebenfalls Paulus-kritische Positionen vertritt, tatsächlich [?] aber wohl erst um 100 abgefasst wurde, wohl von einem Schüler des Jakobus, der damaliger Sitte entsprechend seinen Namen verwendete." Frei erfunden.

Alphäus, der genannte Vater des Jakobus, war möglicherweise der Ehemann der "anderen Maria", falls diese (Mt, 27,61; Mk 16,1) nicht (!) mit Maria, der Frau des Klopas (Joh 19,25) identisch ist, die auch unter dem Kreuz Christi anwesend war. Nur vielleicht bezeichnen die Namen "Alphäus" und "Klopas" aber dieselbe Person (wie Bartholomäus und Nathanael). Mit "Brüder" (und Schwestern) meint die Sprache der Bibel übrigens auch entferntere Verwandte. Da die Mutter Jesu wohl kaum eine gleichnamige Schwester gehabt haben kann, die überdies völlig unbekannt blieb, ist der Herrenbruder also ein Vetter Jesu, jedenfalls dann, wenn man die Identität mit dem Apostel akzeptiert. Bestritten wird diese eigentlich nur von Exegeten, die an der (immerwährenden) Jungfrauschaft Mariens, der Mutter Jesu, arglistig Zweifel säen wollen.

Jean-Pierre Torell hat (in "Stella maris", 1992) vorgeschlagen, sich die "andere" Marias als mit Joseph von Nazareth, Maria und Jesus in einer Hausgemeinschaft lebend vorzustellen. Er kommt allerdings nicht auf den Gedanken, Alphäus als den (verstorbenen?) Gatten dieser Maria anzusehen. Er hält es hingegen für möglich, dass diese eine Schwester Josephs war und Klopas ein Bruder desselben. Nach dem Tod des Joseph könnte überdies eine engere Gemeinschaft mit dessen Familie (Gattin: Maria des Klopas) samt den Söhnen Simon und Judas entstanden sein.

Herrenbrüder im Apostelkreis?

Als weitere Herrenbrüder (also: Vettern) gelten Joses (mutmaßlich ein Bruder des Jakobus d.J.) sowie Simon und Judas. Starke Kräfte der kirchlichen Überlieferung sind weiterhin überzeugt, dass auch die letzteren zum Apostelkreis zählen, nämlich mit Simon Kanaanäus, dem Zeloten, und Judas Thaddäus zu identifizieren sind. Dass über diese beiden Apostel nichts weiter in den Evangelien gesagt wird, auch das kann als Indiz für ihre enge Beziehung zu Jesus ausgelegt werden, so wie man heute beim bloßen Namen "Georg Ratzinger" sofort mitdenkt: Der Bruder des Papstes, ohne weitere Kommentare.

Möglicherweise zählten mehr Personen zur Familie von Nazareth als nur Jesus, Maria, Josef; etwa so:

  • Joseph
  • Maria
    • Jesus
  • Maria, die Schwester Josephs
    • Jakobus minor ("der Gerechte", der den zölibatären Lebenstil des Onkels und Jesu nachahmt)
    • Joses (so genannt zur Unterscheidung von seinem Onkel)
  • Maria, die Frau des Klopas/Kleophas (= Bruder Josephs)
  • Kleophas
    • Judas (Thaddäus)
    • Simon der Zelot, Nachfolger von Jakobus minor;

sowie Töchter der Schwester bzw. Schwägerin des Familienoberhaupts (und Unternehmers); Joseph ist könnte ungefähr 35 gewesen sein, als er Maria zu sich nahm. Nach seinem Ableben führte der Familienverband das Unternehmen weiter;

Manche wollen vorrangig Matthäus (Levi) dem Alphäus zuordnen, der nicht zu den Verwandten Jesu gezählt wird. Aber falls die hier so genannte Schwester Josephs als Maria Jacobi zugleich Maria, die Frau des Alphäus war, dann kann der Alphäus, den man sich im o.g. Kontext schon verstorben denken mag, der aber irgendwie "Eindruck" hinterließ, den Levi auch adoptiert haben, z.B. bevor dieser die Karriere als Steuereinnehmer anfing. Man bedenke, dass er und Jesus sich im Augenblick der Berufung aus dem "Kontext" bereits kannten; und hier kann man C.P. Thiede (der leibliche Brüder Jesu befürwortet) folgen, dass Matthäus vom Fleck weg als "Stenograph" engagiert wurde.


  • Literatur: Ludwig Neidhart, Die "Brüder Jesu": Hatte Maria mehrere Kinder oder lebte sie stets jungfräulich? In: THEOLOGISCHES, Jg. 2007, Sp. 393-404.