Jungfrauenweihe: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | Die '''Jungfrauenweihe''' (''Consecratio virginum'') ist der feierliche Ritus der Weihe einer Frau, die sich dem Dienste Gottes und der Kirche im Stande der [[Jungfräulichkeit]] bzw. vollkommener Keuschheit hingibt. Sie wird durch dier Weihe in den Stand einer '''geweihten Jungfrau''' aufgenommen. | |
− | Der im frühen Christentum weit verbreitete Ritus der Jungfrauenweihe | + | Der im frühen Christentum weit verbreitete Ritus der Jungfrauenweihe ist älter als das [[Gelübde|Ordensgelübde]]. Er war nach dem Mittelalter für Frauen, die "in der Welt" lebten, ungebräuchlich geworden, wurde aber von Papst Paul VI. 1970 wiederhergestellt. |
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− | Bei der Weihe sieht das Pontifikale die Übergabe des Ringes und des kirchlichen Stundenbuchs als Insignien vor. Zusätzlich kann auch der Schleier übergeben werden. | + | == Die Weihe == |
+ | Die Kandidatin wird nach einer mehrjährigen Vorbereitungszeit vom Bischof ihrer Diözese durch den feierlichen Ritus der ''Consecratio Virginium'' (Jungfrauenweihe) dem Dienst in der Kirche geweiht (siehe Can. 604). Bei der Weihe sieht das [[Pontifikale]] die Übergabe des Ringes und des kirchlichen Stundenbuchs als Insignien vor. Zusätzlich kann auch der Schleier übergeben werden. Diese Liturgie versinnbildlicht die Vermählung Christi mit der Frau, die dieser Berufung folgt. | ||
− | Die | + | Die Jungfrauenweihe, ein [[Sakramentale]], ist nicht mit dem Eintritt in eine Ordensgemeinschaft verbunden, sondern ist eine eigenständige Weihe für den Dienst der Kirche. Durch die Herabrufung des Heiligen Geistes auf die Jungfrau handelt die Kirche selbst in ihrer Eigenschaft als Braut Christi, und die Jungfrau wird Christus mystisch anverlobt. Anders als bei [[Gelübde]]n, die bei der [[Profess]] abgelegt werden, legt die Jungfrau bei der Jungfrauenweihe kein Gelübde ab, sondern empfängt die Gnade durch den Heiligen Geist, unauflöslich bis zu ihrem Lebensende stellvertretend für die Kirche als [[Braut Christi]] zu leben und Christus und der Kirche zu dienen. |
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+ | Die gottgeweihte [[Jungfrau]] lebt in einem öffentlichen kirchlichen Stand, dem ''Ordo virginum'', einer der Formen des geweihten Lebens, und ist dabei dem jeweiligen Ortsbischof unterstellt. Dies beinhaltet vor allem anderen den Auftrag der Kirche zum Halten des kirchlichen [[Stundengebet]]s, jedenfalls [[Laudes]] und [[Vesper]], und ist geprägt von der [[Zölibat|Ehelosigkeit]] um des Himmelreiches willen. Sie gehört weder der kirchlichen Hierarchie an noch sind bestimmte Ämter oder Funktionen mit diesem Stand verbunden; sie wird auch nicht von der Kirche unterhalten, sondern ist für ihren Lebensunterhalt selbst verantwortlich, in der Regel durch eine Berufstätigkeit. Die Christus geweihten Jungfrauen sollen sich, je nach ihren Verhältnissen und Gnadengaben, der Buße, den Werken der Barmherzigkeit, dem Apostolat und dem Gebet widmen. Wo sie leben, sollen sie der Kirche dienen und die Sorge des Bischofs mittragen. Sie leben nicht in klösterlichen Gemeinschaften, können aber Vereinigungen bilden, um "den ihrem eigenen Stande entsprechenden Dienst für die Kirche durch die gegenseitige Unterstützung zu steigern" (CIC 604 § 2). | ||
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+ | Seit 1970 wurden nach einer Schätzung von Kardinal Aviz weltweit 5.000 Jungfrauen geweiht.<ref>[http://www.kath.net/news/64373 Vatikan: Regeln für geweihte Jungfrauen] [[Kath.net]] am 8. Juli 2018</ref> Weltweit gibt es heute über 3.000 geweihte Jungfrauen. In deutschen Diözesen lebten 2008 etwa 150 geweihte Jungfrauen. | ||
Bekannte Frauen, die dem Stand der Jungfrauen angehörten, sind zum Beispiel die hl. [[Agatha]], die hl. ''Agnes'', die hl. [[Scholastika]], die hl. [[Lucia]] oder die hl. [[Katharina von Siena]]. | Bekannte Frauen, die dem Stand der Jungfrauen angehörten, sind zum Beispiel die hl. [[Agatha]], die hl. ''Agnes'', die hl. [[Scholastika]], die hl. [[Lucia]] oder die hl. [[Katharina von Siena]]. | ||
− | + | Erstmals widmete sich die am 4. Juli 2018 veröffentlichte Instruktion der [[Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens]] ''[[Ecclesiae sponsae imago]]'' (Das Bild der Kirche als Braut) eingehend dem Stand der gottgeweihten Jungfrauen. | |
==Päpstliche Verlautbarungen== | ==Päpstliche Verlautbarungen== |
Version vom 9. Juli 2018, 19:15 Uhr
Die Jungfrauenweihe (Consecratio virginum) ist der feierliche Ritus der Weihe einer Frau, die sich dem Dienste Gottes und der Kirche im Stande der Jungfräulichkeit bzw. vollkommener Keuschheit hingibt. Sie wird durch dier Weihe in den Stand einer geweihten Jungfrau aufgenommen.
Der im frühen Christentum weit verbreitete Ritus der Jungfrauenweihe ist älter als das Ordensgelübde. Er war nach dem Mittelalter für Frauen, die "in der Welt" lebten, ungebräuchlich geworden, wurde aber von Papst Paul VI. 1970 wiederhergestellt.
Inhaltsverzeichnis
Die Weihe
Die Kandidatin wird nach einer mehrjährigen Vorbereitungszeit vom Bischof ihrer Diözese durch den feierlichen Ritus der Consecratio Virginium (Jungfrauenweihe) dem Dienst in der Kirche geweiht (siehe Can. 604). Bei der Weihe sieht das Pontifikale die Übergabe des Ringes und des kirchlichen Stundenbuchs als Insignien vor. Zusätzlich kann auch der Schleier übergeben werden. Diese Liturgie versinnbildlicht die Vermählung Christi mit der Frau, die dieser Berufung folgt.
Die Jungfrauenweihe, ein Sakramentale, ist nicht mit dem Eintritt in eine Ordensgemeinschaft verbunden, sondern ist eine eigenständige Weihe für den Dienst der Kirche. Durch die Herabrufung des Heiligen Geistes auf die Jungfrau handelt die Kirche selbst in ihrer Eigenschaft als Braut Christi, und die Jungfrau wird Christus mystisch anverlobt. Anders als bei Gelübden, die bei der Profess abgelegt werden, legt die Jungfrau bei der Jungfrauenweihe kein Gelübde ab, sondern empfängt die Gnade durch den Heiligen Geist, unauflöslich bis zu ihrem Lebensende stellvertretend für die Kirche als Braut Christi zu leben und Christus und der Kirche zu dienen.
Der Stand der gottgeweihten Jungfrau
Die gottgeweihte Jungfrau lebt in einem öffentlichen kirchlichen Stand, dem Ordo virginum, einer der Formen des geweihten Lebens, und ist dabei dem jeweiligen Ortsbischof unterstellt. Dies beinhaltet vor allem anderen den Auftrag der Kirche zum Halten des kirchlichen Stundengebets, jedenfalls Laudes und Vesper, und ist geprägt von der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen. Sie gehört weder der kirchlichen Hierarchie an noch sind bestimmte Ämter oder Funktionen mit diesem Stand verbunden; sie wird auch nicht von der Kirche unterhalten, sondern ist für ihren Lebensunterhalt selbst verantwortlich, in der Regel durch eine Berufstätigkeit. Die Christus geweihten Jungfrauen sollen sich, je nach ihren Verhältnissen und Gnadengaben, der Buße, den Werken der Barmherzigkeit, dem Apostolat und dem Gebet widmen. Wo sie leben, sollen sie der Kirche dienen und die Sorge des Bischofs mittragen. Sie leben nicht in klösterlichen Gemeinschaften, können aber Vereinigungen bilden, um "den ihrem eigenen Stande entsprechenden Dienst für die Kirche durch die gegenseitige Unterstützung zu steigern" (CIC 604 § 2).
Seit 1970 wurden nach einer Schätzung von Kardinal Aviz weltweit 5.000 Jungfrauen geweiht.<ref>Vatikan: Regeln für geweihte Jungfrauen Kath.net am 8. Juli 2018</ref> Weltweit gibt es heute über 3.000 geweihte Jungfrauen. In deutschen Diözesen lebten 2008 etwa 150 geweihte Jungfrauen.
Bekannte Frauen, die dem Stand der Jungfrauen angehörten, sind zum Beispiel die hl. Agatha, die hl. Agnes, die hl. Scholastika, die hl. Lucia oder die hl. Katharina von Siena.
Erstmals widmete sich die am 4. Juli 2018 veröffentlichte Instruktion der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens Ecclesiae sponsae imago (Das Bild der Kirche als Braut) eingehend dem Stand der gottgeweihten Jungfrauen.
Päpstliche Verlautbarungen
- 25. März 1954 Enzyklika Sacra virginitas über die gottgeweihte Jungfräulichkeit.
- 31. Mai 1970 Kongregation für den Gottesdienst Dekret (und Ordnung) Consecrationis virginum Liturgische Ordnung der Jungfrauenweihe.
- 1978 Pontificale Romanum ex decreto Sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II instauratum auctoritate Pauli PP. II promulgatum. Ordo consecrationis virginum. Editio typica. Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 1978.
- 22. November 1981 Nachsynodales Apostolisches Schreiben, Familiaris consortio, Nr. 16.
- 1994 Pontifikale für die katholischen Bistümer des deutschen Sprachgebietes – Die Weihe des Abtes und der Äbtissin. Die Jungfrauenweihe. Pontifikale II. Handausgabe mit pastoralliturgischen Hinweisen, herausgegeben von den Liturgischen Instituten. Herder, Freiburg im Breisgau 1994, ISBN 3-451-23288-X.
- 4. Juli 2018 (Veröffentlichung) Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens: Instruktion Ecclesiae sponsae imago über die gottgeweihten Jungfrauen.<ref>CONGREGATION FOR INSTITUTES OF CONSECRATED LIFE AND SOCIETIES OF APOSTOLIC LIFE "ECCLESIAE SPONSAE IMAGO" INSTRUCTION ON THE ORDO VIRGINUM (englisch)</ref>
Literatur
- Ludwig Münster: Hochzeit des Lammes - Die Christusmystik der Jungfrauenweihe, Patmos Verlag 1955 (163 Seiten)
- Barbara Albrecht: Dimensionen christlicher Jungfräulichkeit. Kyrios, Meitingen u. a. 1976, ISBN 3-7838-0138-9 (Theologie und Leben 31).
- Barbara Albrecht: „Bis du kommst in Herrlichkeit.“ Gottgeweihte Jungfräulichkeit – Urzeichen für die geistliche Dimension der Kirche. Informationszentrum Berufe der Kirche, Freiburg 1985 (PWB-Sonderdrucke 23.
- Bernhard Sven Anuth: Gottgeweihte Jungfrauen nach Recht und Lehre der römisch-katholischen Kirche. Ludgerus-Verlag, Essen 2009, ISBN 978-3-87497-268-0 (Münsterischer Kommentar zum Codex iuris canonici. Beiheft 54).
- Marianne Schlosser: Alt, aber nicht veraltet. Die Jungfrauenweihe als Weg der Christusnachfolge. Köln 1992 (Sonderdruck der Ordenskorrespondenz. 1992.
- Irmingard Breuer, María L. Öfele: Geweihte Jungfräulichkeit - Eine vergessene kirchliche Lebensform, EOS Verlag St. Ottilien 2011 (224 Seiten), ISBN:9783830674757
Weblinks
- www.ordovirginum.de
- Neuer Trend zur Nachfolge und Weihe auch als ‚Virgo consecrata’ Kath.net am 13. April 2008
Anmerkungen
<references />