Summorum pontificum (1922) (Wortlaut): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 4. Dezember 2014, 13:37 Uhr

Apostolische Konstitution
Summorum pontificum (1922)

unseres Heiligen Vaters
Leo XIII.
an alle Ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe, Bischöfe
und die anderen Oberhirten, welche in Gnade und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhle stehen
Der heilige Ignatius von Loyola wird zum himmlischen Patron der geistlichen Übungen erklärt
25. Juli 1922

(Offizieller lateinischer Text AAS XIV [1922] 420-422)

(Quelle: Papst Pius XI.; Apostolische Konstitution SUMMORUM PONTIFICUM vom 25. Juli 1922. Erklärung des heiligen Ignatius von Loyola zum Schutzpatron der Geistlichen Exerzitien. Kirchlich approbierte Übersetzung, sprachlich durchgearbeitet von Karl Haselbach. Freude an der Wahrheit Nr. 107, Wien 1991)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


BISCHOF PlUS

DIENER DER DIENER GOTTES

ZUR IMMERWÄHRENDEN VERGEGENWÄRTIGUNG DES SACHVERHALTES

Es war immer die besondere Bemühung der Päpste, alles das, was die besondere Förderung der Frömmigkeit und der Vollkommenheit im christlichen Leben zum Ziele hat, durch Anerkennung und Lob sehr zu empfehlen, und es durch wirksamen Ansporn zu unterstützen. Unter den verschiedenen fördernden Mitteln dieser Art beanspruchen nun die "Geistlichen Übungen", die der heilige Ignatius auf eine göttliche Eingebung hin in die Kirche eingeführt hat, für sich einen hervorragenden Platz.

Es fehlte in der Tat durch die wohlwollende Güte des erbarmenden Gottes nie an Männern, welche die himmlischen Wahrheiten voll erfassten und dieselben zugleich den Christgläubigen in geeigneter Weise zur Betrachtung darzubieten wussten. Jedoch war Ignatius (von Loyola) der Erste, der zu einer Zeit, als er noch keine wissenschaftliche Bildung hatte, ein Büchlein verfasste. Er selbst nannte dasselbe Geistliche Übungen (Iat.: Exercitia Spiritualia). Mit diesem setzte er den Anfang, die Art und Weise sowie den besonderen Weg eines Durchlebens von Zeiten geistlicher Abgeschiedenheit zu lehren: hierdurch werden die Gläubigen in erstaunlicher Weise dabei unterstützt, die Sünden zu verabscheuen und, nach dem Beispiel unseres Herrn Jesus Christus, das Leben heilig zu ordnen und zu gestalten.

Der Beschaffenheit dieser ignatianischen Methode ist es zuzuschreiben, dass die ganz vorzügliche Brauchbarkeit jener Exerzitien nach der Versicherung Unseres Vorgängers erhabenen Andenkens Leo XIII. bereits durch die Erfahrung von drei Jahrhunderten ... und durch das Zeugnis aller Männer, die sowohl als Lehrer des geistlichen Lebens, als auch durch die Heiligkeit des Lebenswandels während dieser Zeit in Ansehen standen, ihre Bestätigung gefunden hat.

Abgesehen von den vielen durch Frömmigkeit ausgezeichneten Männern aus der Ordensfamilie des heiligen Ignatius selbst, die mit größter Bestimmtheit erklärten, dass sie die ganze Art und Weise ihres Strebens nach sittlicher Vollkommenheit gleichsam aus dieser Quelle geschöpft hätten, wollen Wir auf zwei glänzende Leuchten aus dem Weltklerus hinweisen: auf den heiligen Franz von Sales und den heiligen Karl Borromäus.

Als Franz (von Sales) sich nach heiligem Brauch auf die Bischofsweihe vorbereitete, da widmete er sich mit allem Eifer den Ignatianischen Exerzitien; und in deren Verlauf richtete er für sich den Lebensplan, an dem er dann für immer festhielt, gemäß den Grundsätzen der Umgestaltung des Lebens, so wie sie im (Exerzitien- )Büchlein des heiligen Ignatius gelehrt werden, ein.

Aber auch Karl Borromäus hat die Wirksamkeit dieser Exerzitien in sich selbst erfahren. Durch sie empfing er den Antrieb zum vollkommeneren Leben, und er hat deren Gebrauch im Klerus und im Volk verbreitet. Das bezeugt Unser Vorgänger gesegneten Angedenkens Pius X, und das haben auch Wir selbst, bevor Wir den Stuhl Petri bestiegen, durch die Herausgabe geschichtlicher Zeugnisse klar dargetan.

Von heiligen Ordensmännern und Ordensfrauen möge es genügen, ebenfalls zwei Beispiele zu nennen: die Lehrmeisterin im höchsten beschaulichen Gebet, die heilige Theresia, und den Sohn des seraphischen Patriarchen (= des heiligen Franz von Assisi - Anm. K. H.), den heiligen Leonhard von Porto Maurizio, der das Büchlein des heiligen Ignatius so hoch schätzte, dass er bekannte, ganz und gar danach vorzugehen, um Seelen für Gott zu gewinnen.

Die Römischen Päpste jedoch haben dieses zwar an Umfang kleine, aber an Inhalt so wunderbare Buch gleich bei seinem ersten Erscheinen feierlich gutgeheißen, es mit Reden des Lobes erhoben, und es mit ihrer Apostolischen Autorität bestärkt und sichergestellt. Später unterließen sie es nicht, dessen Gebrauch zu empfehlen, indem sie es bald mit Ablässen überhäuften, bald ihm durch immer wieder neue Lobpreisungen Ehre erwiesen.

Und das ist auch Unsere Absicht. Wir sind überzeugt: das Elend unserer Zeit rührt größtenteils daher, dass niemand ist, der es sich zu Herzen nimmt, wie der Prophet Jeremias sagt. Nun ist es aber eine durch die Erfahrung bestätigte Tatsache, dass der Vollzug der Geistlichen Exerzitien gemäß der Methode des heiligen Ignatius sehr dazu geeignet ist, die größten Schwierigkeiten zunichte zu machen, mit denen die menschliche Gesellschaft gerade jetzt allgemein zu kämpfen hat. Und es steht zuverlässig fest, dass - wie einst, so auch heute - eine blühende Saat von Tugenden in der heiligen Zurückgezogenheit (der Exerzitien) der Reife entgegenwächst: sowohl in den Orden und religiösen Gemeinschaften und unter den Weltpriestern, besonders aber auch bei den Laien, und hier wiederum - was in unserem Zeitalter einer besonderen Erwähnung wert ist - gerade unter den Werktätigen. Darum ist es Unser sehnlicher Wunsch, dass der Gebrauch dieser Geistlichen Exerzitien von Tag zu Tag weiter verbreitet werde, und dass immer zahlreichere Exerzitienhäuser entstehen und mit Erfolg gesegnet sein mögen, in deren Zurückgezogenheit man sich wie in eine Übungsstätte des vollkommenen christlichen Lebens begibt: für einen ganzen Monat, für acht Tage oder auch, wenn das nicht geht, für kürzere Zeit.

Dahin geht Unser Flehen zu Gott gemäß Unserer Liebe zur Herde des Herrn, und Wir entsprechen dabei den feurigen Bestrebungen des Eifers seitens der Bischöfe beinahe des ganzen katholischen Erdkreises und beider Riten. Und auch Wir selbst hatten das innige Verlangen, gerade zu diesem Zeitpunkt, wo die dritte Jahrhundertfeier der Heiligsprechung des Ignatius von Loyola mit den Feierlichkeiten anlässlich des vierten Jahrhunderts seit der Abfassung dieses goldenen Büchleins zusammentreffen, Unserer Dankbarkeit gegen dem heiligen Patriarchen einen unmissverständlichen Ausdruck zu verleihen. Hierbei stand Uns das Beispiel Unserer Vorgänger vor Augen, welche den verschiedenen Einrichtungen jeweils eigene (himmlische) Schützer und Bewahrer zugewiesen haben. Nach Beratung mit Unseren Ehrwürdigen Mitbrüdern, den Kardinälen der Heiligen Römischen Kirche, Vorstehern der Heiligen Ritenkongregation, erklären, bestimmen und verkünden Wir also kraft Unserer Apostolischen Autorität: Der Heilige Ignatius von Loyola soll der Himmlische Patron aller Geistlichen Übungen, und deshalb auch der Schutzherr aller (solcher) Häuser, Einrichtungen, Vereine und Gesellschaften jeder Art sein; ebenso für diejenigen, welche an Geistlichen Exerzitien teilnehmen, sowie für jene, deren Aufgabe es irgendwie ist, die Abhaltung derselben zu ermöglichen und zu fördern.

Und Wir verordnen, dass dieses Unser Schreiben unangefochten, gültig und wirksam sei und es immer bleibe, und dass es seine vollen und ungeschmälerten beabsichtigten Wirkungen erlange und bewahre, ohne dass irgendetwas Entgegengesetztes dem im Wege stehen kann.

Gegeben zu Rom beim heiligen Petrus,

im Jahre des Herrn 1922, am 25. Tag des Monates Juli,

im ersten Jahre Unseres Pontifikates
Pius XI. PP.