Beichtvater: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Beichtväter sind gehalten, entgegen weitverbreitetem Vorurteil, den Pönitenten die Freude daran zu vermitteln, dass die Beichte ein Beichtendürfen ist, kein Beichtenmüssen. Der katholische Glaube lehrt nämlich, dass die sakramentale Lossprechung durch den [[in persona Christi]] handelnden Priester zu einer wirklichen Tilgung der Sündenschuld führt, also einer vollständigen Wiederherstellung der Taufgnade. Die Theologie der [[Reformation]] hat der Kirche diese Autorität Christi abgesprochen, konsequenterweise aber auch die Theologie der Taufe dahingehend verändert, dass die Sünde Adams letztlich noch nicht überwunden wurde. An die Stelle der katholischen Heilsgewissheit tritt die subjektive Hoffnung. Die Institution des Beichtvaters hingegen verdeutlicht auf eine Art und Weise, deren Überzeugungskraft kaum zu überbieten ist (und seit jeher auch das Interesse der weniger Frommen provoziert), dass der gläubige Christ nicht allein mit "seinem Gott" ist, sondern dass die Gnade Christi in konkreten Zeichen des kirchlichen Gegenübers immer wieder tatsächlich zu den Menschen kommt. Aus diesen Gründen wählen viele Getaufte den Weg des Vertrauens zu einem häufig konsultierten Beichtvater, um in der [[Nachfolge Christi]] zuverlässige Fortschritte der Liebe zu vollbringen, deren Wirksamkeit das bloße Innenleben des Einzelnen folglich in verantwortungsbewusster Weise auf die Gemeinschaft hin überschreitet. Diese Gemeinschaftsbeziehung des katholischen Erläösungsverständnisses konkretisiert sich auch in der Lehre vom [[Ablass]]. | Die Beichtväter sind gehalten, entgegen weitverbreitetem Vorurteil, den Pönitenten die Freude daran zu vermitteln, dass die Beichte ein Beichtendürfen ist, kein Beichtenmüssen. Der katholische Glaube lehrt nämlich, dass die sakramentale Lossprechung durch den [[in persona Christi]] handelnden Priester zu einer wirklichen Tilgung der Sündenschuld führt, also einer vollständigen Wiederherstellung der Taufgnade. Die Theologie der [[Reformation]] hat der Kirche diese Autorität Christi abgesprochen, konsequenterweise aber auch die Theologie der Taufe dahingehend verändert, dass die Sünde Adams letztlich noch nicht überwunden wurde. An die Stelle der katholischen Heilsgewissheit tritt die subjektive Hoffnung. Die Institution des Beichtvaters hingegen verdeutlicht auf eine Art und Weise, deren Überzeugungskraft kaum zu überbieten ist (und seit jeher auch das Interesse der weniger Frommen provoziert), dass der gläubige Christ nicht allein mit "seinem Gott" ist, sondern dass die Gnade Christi in konkreten Zeichen des kirchlichen Gegenübers immer wieder tatsächlich zu den Menschen kommt. Aus diesen Gründen wählen viele Getaufte den Weg des Vertrauens zu einem häufig konsultierten Beichtvater, um in der [[Nachfolge Christi]] zuverlässige Fortschritte der Liebe zu vollbringen, deren Wirksamkeit das bloße Innenleben des Einzelnen folglich in verantwortungsbewusster Weise auf die Gemeinschaft hin überschreitet. Diese Gemeinschaftsbeziehung des katholischen Erläösungsverständnisses konkretisiert sich auch in der Lehre vom [[Ablass]]. | ||
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Version vom 6. Dezember 2006, 12:18 Uhr
Die im Deutschen allgemein übliche Bezeichnung für einen Priester, der das Bußsakrament erteilt (Absolution) ist Beichtvater. Im engeren Sinne ist damit ein Priester gemein, der ein Beichtkind über eine längere Lebensphase hinweg begleitet, d.h. ein sog. geistlicher Begleiter oder Seelenführer. Auch die Fürsten und Päpste hatten zum Teil berühmte Beichtväter (so der Jesuit Augustin Bea bei Papst Pius XII.). Solange die Seelsorge in den Pfarreien von einer allgemeinen Sakramentenpraxis getragen war, ist häufig der Pfarrer auch Beichtvater einer großen Zahl seiner Pfarrangehörigen gewesen. Jedoch wurde schon häufig für weitere Beichtgelegenheiten bei anderen Priestern gesorgt, so z.B. durch Volksmissionen oder Seelsorgsaushilfen. Heute konzentriert sich die sakramentale Bußpraxis mitunter auf bestimmte geistliche Zentren oder Wallfahrtsorte. Die Krise des Bußsakraments in Europa wird teilweise als Indiz einer fortschreitenden Auflösung des pastoralen Territorialprinzips (Pfarreien, Dekanate, Bistümer) gedeutet. In geistlichen Gemeinschaften und Orden ist nämlich die Bußpraxis weniger zurückgegangen bzw. erfährt sie teilweise sogar einen neuen Aufschwung bzw. eine Wiederbelebung.
In jüngster Zeit sind erfreuliche Rückbesinnungen auf die Kraft der geistlichen Führung durch einen Beichtvater zu erkennen. In engster Auffassung der Sakramententheologie genügt die Beichte mit Lossprechung in solchen Fällen schwerer Sünde, in denen sich der Christ bewusst geworden ist und vollkommen bereut, die Gemeinschaft mit Christus verloren zu haben. Da dies jedoch dem Belieben des Einzelnen nur schlecht völlig freigestellt werden kann, schreibt die Kirche die mindestens jährliche Beichte vor, empfiehlt aber überschaubarere Zeiträume. Damit wird nicht unterstellt, dass jeder Christ mindestens jährlich eine so schwere Sünde begangen haben "muss", die ihn im Todesfalle der Anschauung Gottes verlustig werden lässt. Der Sinn dieses Kirchengebots ist vielmehr darin zu erblicken, dass der Christ sich zumindest im Jahresabstand der Wiederherstellung der Taufgnade und damit einer augenblicklichen Heilsgewissheit erfreuen soll. Denn der Verlust der Gewissheit in der Treue zur Liebe Christi ist der gefährlichste Nährboden nicht nur für schwerste und schwere Sünden, sondern auch für andere Sündhaftigkeit und Laster, die den Ausblick auf die göttliche Herrlichkeit unglücklich versperren.
Die Beichtväter sind gehalten, entgegen weitverbreitetem Vorurteil, den Pönitenten die Freude daran zu vermitteln, dass die Beichte ein Beichtendürfen ist, kein Beichtenmüssen. Der katholische Glaube lehrt nämlich, dass die sakramentale Lossprechung durch den in persona Christi handelnden Priester zu einer wirklichen Tilgung der Sündenschuld führt, also einer vollständigen Wiederherstellung der Taufgnade. Die Theologie der Reformation hat der Kirche diese Autorität Christi abgesprochen, konsequenterweise aber auch die Theologie der Taufe dahingehend verändert, dass die Sünde Adams letztlich noch nicht überwunden wurde. An die Stelle der katholischen Heilsgewissheit tritt die subjektive Hoffnung. Die Institution des Beichtvaters hingegen verdeutlicht auf eine Art und Weise, deren Überzeugungskraft kaum zu überbieten ist (und seit jeher auch das Interesse der weniger Frommen provoziert), dass der gläubige Christ nicht allein mit "seinem Gott" ist, sondern dass die Gnade Christi in konkreten Zeichen des kirchlichen Gegenübers immer wieder tatsächlich zu den Menschen kommt. Aus diesen Gründen wählen viele Getaufte den Weg des Vertrauens zu einem häufig konsultierten Beichtvater, um in der Nachfolge Christi zuverlässige Fortschritte der Liebe zu vollbringen, deren Wirksamkeit das bloße Innenleben des Einzelnen folglich in verantwortungsbewusster Weise auf die Gemeinschaft hin überschreitet. Diese Gemeinschaftsbeziehung des katholischen Erläösungsverständnisses konkretisiert sich auch in der Lehre vom Ablass.