Benedikt XV.: Unterschied zwischen den Versionen
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Während des Weltkrieges trat der Papst, der strikte Neuralität wahrte, immer wieder für Vermittlung eines auf gerechtem Ausgleich beruhenden Friedens ein. Die Deutschen schimpften ihn "Franzosenpapst" (Ludendorff), während Clemenceau ihn "''le pape boche''" nannte. Überdies unterstützte er Notleidende und Kinder in aller Welt karitativ. Am Ende des Krieges wurde das Papsttum, das sich zuvor seit 1870 in politischer Isolation befand, aus der auch Papst [[Leo XIII.]] es nicht dauerhaft herausführen konnte, gleichsam als einziger 'Sieger' des Krieges empfunden. Benedikt XV. führte den supranationalen Anspruch des Katholizismus auch im Kirchenrecht von 1917 konsequent durch, blieb aber von den Friedensverhandlungen auf Intervention Italiens ausgesperrt. Die Ungerechtigkeit der Pariser Vorortverträge monierte der Papst in einer Enzyklika vom 23. Mai 1920 [[Pacem Dei munus]], in der er auch eine Tür zur Lösung der Römischen Frage aufstößt, die 1929 durch [[Pius XI.]] mit Abschluss der [[Lateranverträge]] beantwortet werden konnte. | Während des Weltkrieges trat der Papst, der strikte Neuralität wahrte, immer wieder für Vermittlung eines auf gerechtem Ausgleich beruhenden Friedens ein. Die Deutschen schimpften ihn "Franzosenpapst" (Ludendorff), während Clemenceau ihn "''le pape boche''" nannte. Überdies unterstützte er Notleidende und Kinder in aller Welt karitativ. Am Ende des Krieges wurde das Papsttum, das sich zuvor seit 1870 in politischer Isolation befand, aus der auch Papst [[Leo XIII.]] es nicht dauerhaft herausführen konnte, gleichsam als einziger 'Sieger' des Krieges empfunden. Benedikt XV. führte den supranationalen Anspruch des Katholizismus auch im Kirchenrecht von 1917 konsequent durch, blieb aber von den Friedensverhandlungen auf Intervention Italiens ausgesperrt. Die Ungerechtigkeit der Pariser Vorortverträge monierte der Papst in einer Enzyklika vom 23. Mai 1920 [[Pacem Dei munus]], in der er auch eine Tür zur Lösung der Römischen Frage aufstößt, die 1929 durch [[Pius XI.]] mit Abschluss der [[Lateranverträge]] beantwortet werden konnte. |
Version vom 31. Juli 2006, 11:12 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Der spätere Papst Benedikt XV. wurde am 21. November 1854 als Sohn des Markgrafen Giuseppe della Chiesa und seiner Frau Giovanna (geb. Migliorati) in Genua geboren.
Der Vater verlangte von seinem Sohn Giacomo della Chiesa, zunächst Jura zu studieren. Er promovierte in diesem Fach, um sich dann 1875 der Theologie zuzuwenden. Die Priesterweihe empfing er am 21. Dezember 1878, um anschließend weiter an der päpstlichen Diplomatenakademie zu studieren, wo er 1880 auch im Kirchenrecht promovierte. Zuvor bereits Privatsekretär von Mariano Rampolla del Tindaro, folgte er diesem an die Nuntiatur in Spanien Als dieser 1887 zum Kardinalstaatssekretär aufstieg wurde er Minutant und späterer Substitut (1901-1907) im Staatssekretariat. Papst Pius X. ernannte ihn am 16. Dezember 1907 zum Erzbischof von Bologna, erhob della Chiesa, der lieber Nuntius hätte werden mögen, jedoch erst am 25. Mai 1914 zum Kardinal (Titelkirche: Ss. Quattro Coronati), man sagt: nach dem Ableben seines Förderers Rampolla.
Pontifikat
Das am 31. August begonnene, schwierige Konklave mit 57 teilnehmenden Kardinälen, unter dem Eindruck des soeben begonnenen 1. Weltkriegs, brachte schließlich im 10. Wahlgang am 3. September 1914 das Ergebnis: della Chiesa erhielt 38 Stimmen gegen 18 Stimmen für den Benediktinerkardinal Domenico Serafini. Kriegsbedingt wurde alsbald am 6. September in der Sixtinischen Kapelle die Krönung vollzogen. Der neue Papst trat nie wieder mit Tiara in Erscheinung. Der allseits anerkannte Diplomat und Jurist auf dem Stuhl Petri nannte sich Benedikt XV. in Erinnerung an den Theologen und Juristen Prospero Lambertini, der als Papst Benedikt XIV. im 18. Jahrhundert, della Chiesa sowohl in Bologna als Erzbischof als auch im päpstlichen Amt, vorausgegangen war. Zum Kardinalstaatssekretär ernannte der neue Papst den brillanten Kirchenrechtler Pietro Gasparri. Dieser trat an die Stelle des Kardinals Merry del Val, der als Vertrauensmann des Vorgängers Pius X. nunmehr zum Sekretär des Hl. Offiziums berufen wurde. (Der zunächst von Benedikt XV. ernannte Staatssekretär Domenico Ferrata, ehem. Nuntius in Frankreich, starb noch im Monat der Ernennung.)
Während des Weltkrieges trat der Papst, der strikte Neuralität wahrte, immer wieder für Vermittlung eines auf gerechtem Ausgleich beruhenden Friedens ein. Die Deutschen schimpften ihn "Franzosenpapst" (Ludendorff), während Clemenceau ihn "le pape boche" nannte. Überdies unterstützte er Notleidende und Kinder in aller Welt karitativ. Am Ende des Krieges wurde das Papsttum, das sich zuvor seit 1870 in politischer Isolation befand, aus der auch Papst Leo XIII. es nicht dauerhaft herausführen konnte, gleichsam als einziger 'Sieger' des Krieges empfunden. Benedikt XV. führte den supranationalen Anspruch des Katholizismus auch im Kirchenrecht von 1917 konsequent durch, blieb aber von den Friedensverhandlungen auf Intervention Italiens ausgesperrt. Die Ungerechtigkeit der Pariser Vorortverträge monierte der Papst in einer Enzyklika vom 23. Mai 1920 Pacem Dei munus, in der er auch eine Tür zur Lösung der Römischen Frage aufstößt, die 1929 durch Pius XI. mit Abschluss der Lateranverträge beantwortet werden konnte.
Der Friedenspapst verfasste eine Reihe hoch beachtlicher Enzykliken, so zur Unterstützung der Missionen, zur Frage der Inerranz (Irrtumslosigkeit) der Bibel, und würdigte Persönlichkeiten wie den Hl. Dominikus und den italienischen Nationaldichter Dante. Der bei seinem plötzlichen Tod, nach kurzer Krankheit, am 22. Januar 1922 noch relativ junge Papst litt darunter, dass sein Wirken so stark im Schatten des Krieges stand. In den letzten drei Friedensjahren gelangen noch einige Weichenstellungen, etwa durch Förderung beider Nachfolger, Achille Ratti als Nuntius in Polen, Eugenio Pacelli als Nuntius in Bayern. (Auch die römische Laufbahn Johannes XXIII. begann zu dieser Zeit.) Die Leistungen des "unbekannten Papstes" lassen sein Programm als diplomatisch-politische Ergänzung des auf pastoraler Ebene begonnenen Programms Pius X. erscheinen, der dem Katholizismus im 20. Jahrhundert die Aufgabe stellte, alles in Christus zu erneuern.
Wichtige Entscheidungen
- 8. September 1914: Apostolisches Schreiben "Ubi primum", Erster Friedensaufruf des Papstes (DH --)
- 1. November 1914: Enz. "Ad beatissimi Apostolorum" Verurteilung des Modernismus, Einheit der Kirche, Frieden der Welt (DH 3625 ff.)
- 27. Mai 1917: Bulle "Providentissima Mater", Publikation des neu kodifizierten Kirchenrechts (CIC 1917) (DH --)
- 15. Juni 1917: Enz. "Humani generis redemptionem", über die Predigt des Wortes Gottes (DH --)
- 1. August 1917: Apostolisches Schreiben "Dès le debut", Friedensaufruf an die kriegführenden Staaten: Abrüstung, Völkerrecht, Schiedsgerichtsbarkeit (DH --)
- 23. Mai 1920: Enz. "Pacem Dei munus", Völkerrecht für nachhaltigen Weltfrieden (DH --)
- 30. November 1919: Apostolisches Schreiben "Maximum illud" über die Missionen (DH --)
- 15. September 1920: Enz. "Spiritus Paraclitus" Irrtumslosigkeit der Hl. Schrift (DH 3650 ff.)
Literatur
- Anton de Waal, Benedikt XV. Ein Lebensbild des Hl. Vaters, Hamm 1915.
- Friedrich Ritter von Lama, Die Friedensvermittlung Papst Benedikt XV. und ihre Vereitelung, München 1932.
- G. Rumi (Hg.), Benedetto XV. e la pace, Brescia 1990.
Weblinks
Vorgänger Pius X. |
Papst 1914 - 1922 |
Nachfolger Pius XI. |