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Version vom 17. Juli 2006, 15:25 Uhr
Konrad Martin (* 18. Mai 1812 in Geismar; † 16. Juli 1879 in St. Guibert/Belgien) - Bischof von Paderborn von 1856 bis 1879
Biografie
Konrad Martin wurde am 18. Mai 1812 auf dem Eichsfeld in der Ortschaft Geismar als Sohn eines Landwirts gebohren. Er machte sein Abitur in Heiligenstadt. Ab 1830 studierte er Philosophie und Theologie in München, 1832 in Halle, 1833 in Würzburg und danach in Münster. In Münster promovierte er mit der Arbeit De Petri denegatione zum Doktor der Theologie.
Am 27. Februar 1836 wurde er in Köln zum Priester geweiht.
Er war zuerst in Wipperfürth und Köln als Religionslehrer tätig und wurde 1844 Professor für Moraltheologie und Pastoraltheologie sowie Leiter des Theologenkonvikts.
Am 29. Januar 1856 wurde er vom Paderborner Domkapitel zum neuen Bischof gewäht und am 17. August 1856 durch den Kölner Erzbischof Kardinal Johannes von Geissel zusammen mit dem Bischof von Hildesheim und Weihbischof Freusberg zum Bischof geweiht.
In Zeiten des Kulturkampfes wurde er 1874 verhaftet und deportiert. Dies brachte ihm den Ruf eines Athanasius von Deutschland ein. Er starb in seinem Verbannungsort St. Guibert in Belgien.
Sein Grab befand sich zunächst im Hochchor des Paderborner Doms und seit 1916 in der Engelkapelle. Dort wird jeden 1. Samstag im Monat eine Messe gelesen und um die Seligsprechung gebetet. Das Seligsprechungsverfahren läuft noch.
Tätigkeit
Konrad Martin errichtet während seiner Zeit als Bischof von Paderborn mehr als 60 Pfarreien und förderte den Priesternachwuchs. Er gründete in Paderborn ein Knabenseminar und 1857 ein zweites in Heiligenstadt. 1859 eröffnete er ein eigenes Theologenkonvikt in Paderborn, daß er schon wegen des großen Andrangs 1865 erweitern mußte.
Von 1859 bis 1875 stand er dem neu gegründeten Bonifatiusverein vor.
1867 lies er eine Diözesansynode stattfinden; der ersten seit 1688.
Während seiner Amtszeit reiste er fünfmal nach Rom und wurde jedesmal von Papst Pius IX in Privataudienz empfangen. In seinen Erinnerungen schreibt Konrad Martin über die erste Begegnung mit Pius IX: Ich hatte schon vor Fürsten und Königen gestanden, und mein Herz war dabei unbewegt geblieben. Aber Gefühle, von denen meine Seele jetzt ergriffen war, als ich zum Vatikan fuhr, zum Papst-König, zum Bischof der Bischöfe, zum Vater der Christenheit, zum Stadthalter Jesu Christi, solche Gefühle hatte ich bis dahin nicht gekannt ... Nachdem ich ihm die üblichen Huldigungen dargebracht hatte, ließ er mich ihm gegenüber Platz nehmen, und nun begann ich, in sein liebevolles väterliches Antlitz blickend, wie ein Kind or seinem liebenden Vater, alles, was mir am Herzen lag mit bewegtem Herzen vor ihm zu ergießen...
Er wirkte maßgeblich an der Formulierung und Durchsetzung des Unfehlbarkeitsdogmas auf dem Ersten Vatikanischen Konzil mit.
Nach Aufhebung des Arikels der preußischen Verfassung, die die Unabhängigkeit der Kirche garantieren sollten, griffen die Maigesetze direkt in kirchliche Angelegenheiten ein. Konrad Martin weigerte sich von Anfang an, der Forderung jede Anstellung eines Priesters anzumelden und anerkennen zu lassen zu erfüllen. Hierbei wartete er nicht auf die Entscheidungen des deutschen Episkopats, sondern wurde sofort tätig. Er weigerte sich verhängte Geldstrafen zu bezahlen und die Lage spitzte sich soweit zu, daß er am 4. August 1874 verhaftet wurde. Der ersten Festsetzung im Paderborner Gefängnis folge eine Festungshaft in Wesel. Man legte ihm den Rücktritt vom Bischofsamt nahe, doch Konrad Martin antwortete: Keine staatliche Behörde hat mir mein Amt gegeben, keine staatliche Behörde kann es mir nehmen.
Am 5. Januar 1875 verfügte der königliche Gerichtshof in Berlin seine Amtsenthebung. Da er sich den gerichtlichen Anordnungen widersetze, drohte ihm erneut Festungshaft. Er entzog sich dieser durch eine Flucht nach Holand. Der preußische Staat reagierte mit Expatriierung und Ausweisungsgesuch an die Niederländische Regierung, woraufhin Konrad Martin nach Lüttich floh. Da er aber steckbrieflich gesucht wurde, tauchte er unter. Er besuchte Le Mans und nahm schließlich die Einladung Pauline von Mallinckrodts an und in das Kloster Nont St. Guibert zu kommen. Dort lebte er als Pater Haendly und übernahm die Aufgaben des Hausgeistlichen und Religionslehrers.
Während der Zeit blieb er weiterhin mit seinem Bistum in Kontakt und wöchentlich besuchte ihn sein Sekretär Dr. Stamm. Er besucht sein Bistum inkognito.
1877 reiste er anläßlich des 50jährigen Bischofsjubiläums Pius IX nach Rom und wurde vom Papst persönlich empfangen.
Pauline von Mallinckrodt veranlasste nach seinem Tod 1879 die Überführung des Leichnams nach Paderborn. Die preussische Regierung, die so vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, wagte es nicht, seine Beisetzung im Hohen Dom zu verhindern. Das Begräbnis wurde zu einer Demonstration und Große Zeitungen brachten ehrende Nachrufe. Am Tag nach der Beisetzung wurde in Preußen eine neue Verodnung über Leichentransporte erlassen.