Kustodie des Heiligen Landes: Unterschied zwischen den Versionen
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1291 fiel Akko, die letzte verbleibende Stadt der Kreuzfahrer im Heiligen Land, in muslimische Hände. Die Franziskaner zogen sich nach Zypern zurück, sie gewährleisteten aber weiterhin eine franziskanische Präsenz in Jerusalem und in anderen Heiligen Stätten im Heiligen Land, oft unter Lebensgefahr und vielen Opfern. Trotz der Schwierigkeiten infolge der muslimischen Herrschaft übten die Minderbrüder auf mannigfaltige Weise ihre Tätigkeit als Seelsorger im Heiligen Land weiter aus. | 1291 fiel Akko, die letzte verbleibende Stadt der Kreuzfahrer im Heiligen Land, in muslimische Hände. Die Franziskaner zogen sich nach Zypern zurück, sie gewährleisteten aber weiterhin eine franziskanische Präsenz in Jerusalem und in anderen Heiligen Stätten im Heiligen Land, oft unter Lebensgefahr und vielen Opfern. Trotz der Schwierigkeiten infolge der muslimischen Herrschaft übten die Minderbrüder auf mannigfaltige Weise ihre Tätigkeit als Seelsorger im Heiligen Land weiter aus. | ||
− | 1333 erwarben die Könige Neapels vom ägyptischen Sultan | + | 1333 erwarben die Könige Neapels vom ägyptischen Sultan unter der Vermittlung eines Franziskaners das Eigentumsrecht am Abendmahlssaal in Jerusalem und die Möglichkeit, Gottesdienste am Heiligen Grab zu feiern. Sie bestimmten, dass die Franziskaner diese Rechte im Namen der christlichen Welt ausüben sollten. 1342 billigte Papst Klemens VI. mit einer Bulle die Entscheidung der Könige Neapels. Dadurch errichtete er offiziell die "Kustodie des Heiligen Landes". Durch die Jahrhunderte, unter einem hohen Blutzoll und vielen Schwierigkeiten, führten die Franziskaner ihre von der Kirche anvertrauten Aufgaben aus. Sie konnten weitere heilige Stätte des Christentums erwerben. Ihr Engagement für die Evangelisierung und die Verkündigung christlicher Werte waren entscheidende Faktoren in der Entwicklung der Ortskirche. Bis zum 19. Jahrhundert waren die Franziskaner die einzige im Heiligen Land vertretene katholische Ordensgemeinschaft, und die Kustodie war bis zur Wiedereinrichtung des Lateinischen Patriarchates von Jerusalem 1847 mit praktisch allen kirchlichen Aufgaben in der Region betraut. |
− | 1992 richtete Papst Johannes Paul II. an den | + | 1992 richtete Papst Johannes Paul II. an den [[Generalminister]] des Ordens der Minderbrüder einen eigenhändig unterzeichneten Brief, in dem er die Übergabe der Heiligen Stätten an den Orden hervorhob und die Franziskaner darin bestärkte, die ihnen damals vom Heiligen Stuhl anvertraute Aufgabe weiter auszuüben. Anlässlich des Jubiläums im Jahr 2000 wies Papst Johannes Paul II. die ganze Welt erneut darauf hin, dass den Minderbrüdern die "Kustodie des Heiligen Landes" durch den Willen der Universalkirche anvertraut wurde. |
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Von jeher hat sich die Kustodie nicht nur für die Bewahrung der Heiligtümer im konkreten Sinn eingesetzt, sondern auch für den Schutz der «lebendigen Steine» des Heiligen Landes, das heißt der Gläubigen und der christlichen Gemeinschaften, die im Heiligen Land unter schwierigen Umständen leben. | Von jeher hat sich die Kustodie nicht nur für die Bewahrung der Heiligtümer im konkreten Sinn eingesetzt, sondern auch für den Schutz der «lebendigen Steine» des Heiligen Landes, das heißt der Gläubigen und der christlichen Gemeinschaften, die im Heiligen Land unter schwierigen Umständen leben. | ||
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Die so genannte «Vorzugsoption für die Armen» beschränkt sich nicht nur auf die Christen: Die Franziskaner haben sich seit jeher dafür eingesetzt, den ärmeren Schichten der Bevölkerung zu dienen, ungeachtet ihres religiösen Bekenntnisses. Sie blieben ihrer Aufgabe als Missionare und Propheten der Versöhnung und des Friedens immer treu, sowie der Einfachheit und der Bereitschaft zum Dialog, die der heiligen Franziskus ihnen aufgezeigt hatte. | Die so genannte «Vorzugsoption für die Armen» beschränkt sich nicht nur auf die Christen: Die Franziskaner haben sich seit jeher dafür eingesetzt, den ärmeren Schichten der Bevölkerung zu dienen, ungeachtet ihres religiösen Bekenntnisses. Sie blieben ihrer Aufgabe als Missionare und Propheten der Versöhnung und des Friedens immer treu, sowie der Einfachheit und der Bereitschaft zum Dialog, die der heiligen Franziskus ihnen aufgezeigt hatte. | ||
Die Kustodie des Heiligen Landes wirkt durch die Klöster, Pfarreien, Schulen, soziale Projekte und durch ihre Hilfsorganisation [[ATS - Hilfswerk der Kustodie des Heiligen Landes]] für die Christen und Bedürftige im Heiligen Land. | Die Kustodie des Heiligen Landes wirkt durch die Klöster, Pfarreien, Schulen, soziale Projekte und durch ihre Hilfsorganisation [[ATS - Hilfswerk der Kustodie des Heiligen Landes]] für die Christen und Bedürftige im Heiligen Land. | ||
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+ | Der Kustos gilt neben dem Lateinischen [[Patriarch]]en von Jerusalem als einer der wichtigsten Repräsentanten der [[Katholische Kirche|Katholischen Kirche]] im Heiligen Land. | ||
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+ | * [[Francesco Patton]] OFM (ab 2016) ([[OR]] 27. Mai 2016, S. 3). | ||
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== Weblinks == | == Weblinks == | ||
*[http://www.custodia.org Homepage der Kustodie des Heiligen Landes] | *[http://www.custodia.org Homepage der Kustodie des Heiligen Landes] | ||
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+ | [[Kategorie:Franziskaner]] |
Aktuelle Version vom 27. Mai 2016, 15:47 Uhr
Als Kustodie des Heiligen Landes wird die Franziskanerprovinz des Minderbrüder-Ordens im südöstlichen Mittelmeerraum (Israel, Palästina, Syrien, Libanon, Jordanien, Ägypten, Zypern, Rhodos) bezeichnet. Der 1209 vom hl. Franziskus gegründete Orden der Franziskaner hat seit dem 13. Jahrhundert den Auftrag von der Kirche, die Heiligen Stätten des Heiligen Landes im Namen der ganzen Christenheit zu hüten. Daher rührt der Name "Kustodie" (= Wache) des Heiligen Landes.
Siehe auch: Heiliges Land
Inhaltsverzeichnis
Kurze Geschichte
Der Orden der Franziskaner wurde 1209 von Franz von Assisi ins Leben gerufen. Nach dem Generalkapitel im Jahr 1217, bei dem der Orden in Provinzen aufgeteilt wurde, entstand auch die Provinz des Heiligen Landes. Diese umfasst alle Regionen im Südosten des Mittelmeers mit "der Heimat Christi und alle Stätten, an denen sich das Geheimnis unserer Erlösung ereignet hat". Als solche wurde die Provinz des Heiligen Landes von den Franziskanern stets auch als "Perle unter allen ihren Provinzen" angesehen.
Zwischen 1219 und 1220 hielt sich der hl. Franziskus selbst in dieser Provinz auf. Dort fand auch in Ägypten die berühmte Begegnung zwischen dem Heiligen und dem Sultan Melek el-Kamel statt. In einer Zeit des Krieges, auf dem Höhepunkt der Kreuzzüge, überwand Franz von Assisi Gräben, um in einem Dialog einzutreten mit dem, der im allgemeinen als der Feind des Abendlandes schlechtin angesehen wurde. Zwar nicht bekehrt, aber doch beeindruckt, liess der Sultan Franziskus ins Heilige Land weiterziehen.
1291 fiel Akko, die letzte verbleibende Stadt der Kreuzfahrer im Heiligen Land, in muslimische Hände. Die Franziskaner zogen sich nach Zypern zurück, sie gewährleisteten aber weiterhin eine franziskanische Präsenz in Jerusalem und in anderen Heiligen Stätten im Heiligen Land, oft unter Lebensgefahr und vielen Opfern. Trotz der Schwierigkeiten infolge der muslimischen Herrschaft übten die Minderbrüder auf mannigfaltige Weise ihre Tätigkeit als Seelsorger im Heiligen Land weiter aus.
1333 erwarben die Könige Neapels vom ägyptischen Sultan unter der Vermittlung eines Franziskaners das Eigentumsrecht am Abendmahlssaal in Jerusalem und die Möglichkeit, Gottesdienste am Heiligen Grab zu feiern. Sie bestimmten, dass die Franziskaner diese Rechte im Namen der christlichen Welt ausüben sollten. 1342 billigte Papst Klemens VI. mit einer Bulle die Entscheidung der Könige Neapels. Dadurch errichtete er offiziell die "Kustodie des Heiligen Landes". Durch die Jahrhunderte, unter einem hohen Blutzoll und vielen Schwierigkeiten, führten die Franziskaner ihre von der Kirche anvertrauten Aufgaben aus. Sie konnten weitere heilige Stätte des Christentums erwerben. Ihr Engagement für die Evangelisierung und die Verkündigung christlicher Werte waren entscheidende Faktoren in der Entwicklung der Ortskirche. Bis zum 19. Jahrhundert waren die Franziskaner die einzige im Heiligen Land vertretene katholische Ordensgemeinschaft, und die Kustodie war bis zur Wiedereinrichtung des Lateinischen Patriarchates von Jerusalem 1847 mit praktisch allen kirchlichen Aufgaben in der Region betraut.
1992 richtete Papst Johannes Paul II. an den Generalminister des Ordens der Minderbrüder einen eigenhändig unterzeichneten Brief, in dem er die Übergabe der Heiligen Stätten an den Orden hervorhob und die Franziskaner darin bestärkte, die ihnen damals vom Heiligen Stuhl anvertraute Aufgabe weiter auszuüben. Anlässlich des Jubiläums im Jahr 2000 wies Papst Johannes Paul II. die ganze Welt erneut darauf hin, dass den Minderbrüdern die "Kustodie des Heiligen Landes" durch den Willen der Universalkirche anvertraut wurde.
Die Kustodie heute
Die franziskanische Berufung im Heiligen Land umfasst drei wichtige Aufgaben:
Das Gebet an den Heiligen Stätten
Das tägliche Gebet der Brüder an den Heiligen Stätten erinnert alle daran, dass diese Orte kein Museen sind. Jeder von ihnen ist ein Erinnerungsort an einen besonderen Augenblick im Leben Jesu Christi und seiner Jünger. An ihnen zu beten und der Erlösungsgeschichte zu gedenken, heißt, Christus selber zu vergegenwärtigen.
Die Aufnahme der Pilger
Die Aufgabe der Franziskaner besteht nicht nur darin, die Pilger aus der ganzen Welt bei ihrem Aufenthalt im Heiligen Land zu unterstützen, sondern ihnen auch auf ihrem Glaubensweg zu helfen.
Die Betreuung der Christen und der Dienst an die Armen
Von jeher hat sich die Kustodie nicht nur für die Bewahrung der Heiligtümer im konkreten Sinn eingesetzt, sondern auch für den Schutz der «lebendigen Steine» des Heiligen Landes, das heißt der Gläubigen und der christlichen Gemeinschaften, die im Heiligen Land unter schwierigen Umständen leben.
In allen Ländern des Nahen Ostens, in denen die Kustodie tätig ist, stellen die christlichen Gemeinschaften im Vergleich zu den Muslimens und Juden eine extrem kleine Minderheit dar (zur Zeit bilden sie weniger als 2% der Bevölkerung). Die äußerst schwierige politische Lage, die durch den arabisch-israelischen Konflikt entstand, führte zu einer seit Jahren andauernden massiven Abwanderung der arabisch-christlichen Bevölkerung. Dies verursacht besondere Probleme, die die Franziskaner so gut wie möglich konkret zu lösen versuchen, indem sie den Aufbau von stark motivierten christlichen Gemeinschaften unterstützen.
Die so genannte «Vorzugsoption für die Armen» beschränkt sich nicht nur auf die Christen: Die Franziskaner haben sich seit jeher dafür eingesetzt, den ärmeren Schichten der Bevölkerung zu dienen, ungeachtet ihres religiösen Bekenntnisses. Sie blieben ihrer Aufgabe als Missionare und Propheten der Versöhnung und des Friedens immer treu, sowie der Einfachheit und der Bereitschaft zum Dialog, die der heiligen Franziskus ihnen aufgezeigt hatte.
Die Kustodie des Heiligen Landes wirkt durch die Klöster, Pfarreien, Schulen, soziale Projekte und durch ihre Hilfsorganisation ATS - Hilfswerk der Kustodie des Heiligen Landes für die Christen und Bedürftige im Heiligen Land.
Kustos für das Heilige Land
Der Kustos gilt neben dem Lateinischen Patriarchen von Jerusalem als einer der wichtigsten Repräsentanten der Katholischen Kirche im Heiligen Land.
- Francesco Patton OFM (ab 2016) (OR 27. Mai 2016, S. 3).
- Pierbattista Pizzaballa OFM (2004 bis 2016)