Ecclesiae fastos (Wortlaut): Unterschied zwischen den Versionen
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'''22''' Er fühlte jedoch, dass er auch in diesen ungeheuren Schwierigkeiten der Autorität des Heiligen Stuhles bedürfe (11). Auf sie gestützt, arbeitete er als Päpstlicher Legat (12) ungefähr fünf Jahre lang unermüdlich mit großer Umsicht darauf hin, die Kirche der Franken zu ihrem alten Glanz zurückzuführen. " ... Damals wurde mit der Hilfe Gottes des Herrn und auf Anregung des heiligen Erzbischofs Bonifatius das Vermächtnis der christlichen Religion bestätigt; es wurde die Abhaltung von Synoden der rechtgläubigen Väter bei den Franken in Ordnung gebracht und alles der Richtschnur des kirchlichen Rechts entsprechend verbessert und geläutert." (13) Auf Anregung und Betreiben des hl. Bonifatius wurden dazu vier Konzilien abgehalten (14), das vierte davon für das gesamte Frankenreich. Die kirchliche Hierarchie wurde wiederhergestellt. Bischöfe, dieses Namens und Amtes würdig, wurden erwählt und ihren Bischofssitzen zugewiesen. Die Zucht im Klerus wurde nach Kräften erneut hergestellt. Die Autorität der kirchlichen Rechtsbestimmungen wurde gesichert. Die Sitten des christlichen Volkes wurden in ernstem Bemühen gebessert, die abergläubischen Gebräuche verboten (15), die Häresien streng verurteilt (16), die Spaltungen endlich glücklich beseitigt. Zur größten Freude des hl. Bonifatius und aller Gutgesinnten konnte man dann die Kirche der Franken in neuem Glanze erstrahlen und blühen sehen. Die Laster waren ausgemerzt oder wenigstens vermindert, die christlichen Tugenden in Ehren gehalten. Die notwendige Verbindung mit dem Papst wurde durch engere und festere Bande verstärkt. Die Väter des allgemeinen, aus dem gesamten Frankenreich einberufenen Konzils schickten nämlich die von ihnen feierlich bestätigten Akten an den Papst nach Rom, als deutlichen Ausweis ihres katholischen Glaubens und des Glaubens der Ihrigen, und dieser Ausweis sollte am Grabe des Apostelfürsten zum Zeugnis ihrer Verehrung, Liebe und Einheit niedergelegt werden (17). | '''22''' Er fühlte jedoch, dass er auch in diesen ungeheuren Schwierigkeiten der Autorität des Heiligen Stuhles bedürfe (11). Auf sie gestützt, arbeitete er als Päpstlicher Legat (12) ungefähr fünf Jahre lang unermüdlich mit großer Umsicht darauf hin, die Kirche der Franken zu ihrem alten Glanz zurückzuführen. " ... Damals wurde mit der Hilfe Gottes des Herrn und auf Anregung des heiligen Erzbischofs Bonifatius das Vermächtnis der christlichen Religion bestätigt; es wurde die Abhaltung von Synoden der rechtgläubigen Väter bei den Franken in Ordnung gebracht und alles der Richtschnur des kirchlichen Rechts entsprechend verbessert und geläutert." (13) Auf Anregung und Betreiben des hl. Bonifatius wurden dazu vier Konzilien abgehalten (14), das vierte davon für das gesamte Frankenreich. Die kirchliche Hierarchie wurde wiederhergestellt. Bischöfe, dieses Namens und Amtes würdig, wurden erwählt und ihren Bischofssitzen zugewiesen. Die Zucht im Klerus wurde nach Kräften erneut hergestellt. Die Autorität der kirchlichen Rechtsbestimmungen wurde gesichert. Die Sitten des christlichen Volkes wurden in ernstem Bemühen gebessert, die abergläubischen Gebräuche verboten (15), die Häresien streng verurteilt (16), die Spaltungen endlich glücklich beseitigt. Zur größten Freude des hl. Bonifatius und aller Gutgesinnten konnte man dann die Kirche der Franken in neuem Glanze erstrahlen und blühen sehen. Die Laster waren ausgemerzt oder wenigstens vermindert, die christlichen Tugenden in Ehren gehalten. Die notwendige Verbindung mit dem Papst wurde durch engere und festere Bande verstärkt. Die Väter des allgemeinen, aus dem gesamten Frankenreich einberufenen Konzils schickten nämlich die von ihnen feierlich bestätigten Akten an den Papst nach Rom, als deutlichen Ausweis ihres katholischen Glaubens und des Glaubens der Ihrigen, und dieser Ausweis sollte am Grabe des Apostelfürsten zum Zeugnis ihrer Verehrung, Liebe und Einheit niedergelegt werden (17). | ||
− | [ | + | ===Martyrer === |
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+ | '''23''' Nachdem auch diese schwierige Aufgabe mit Gottes Hilfe und Gnade gelöst ist, gibt sich Bonifatius nicht der verdienten Ruhe hin. Obgleich er von der Last vieler Sorgen bedrückt wird, sein hohes, gebrechliches Alter spürt und fühlt, dass seine Gesundheit nach den vielen Mühen fast gebrochen ist, rüstet er sich dennoch voll Mut zu einem neuen und nicht weniger schwierigen Unternehmen. Er wendet Augen und Sinn nochmals nach Friesland; nach Friesland, das einst das erste Ziel seiner apostolischen Wanderung gewesen war und wo er in der Folge so viel gearbeitet hatte. Über diesem Volk lag besonders im Norden des Landes noch der dunkle Schatten des Heidentums. Zu ihm reiste er mit jugendlicher Spannkraft, um dort Christus neue Jünger zu gewinnen und neuen Völkern christliche und menschliche Kultur zu bringen; denn er verlangte sehnlichst danach, "dort, wo er einst zu Beginn seiner Missionstätigkeit mit der Mehrung seiner Verdienste eingesetzt hatte, auch beim Scheiden aus dieser Welt seinen Lohn zu empfangen" (18). Da er nämlich ahnte, dass das Ende seiner irdischen Laufbahn nahe bevorstand, sagte er es mit der Bemerkung, er wolle den Tod nicht untätig erwarten, seinem Lieblingsschüler, dem Bischof Lullus, mit folgenden Worten voraus: "Ich wünsche meinen Vorsatz auszuführen und die Reise fortzusetzen; ich werde von ihr nicht abstehen können, da ich so sehr nach ihr verlange. Denn schon steht der Tag meiner Auflösung bevor, und die Stunde meines Todes naht heran. Befreit vom Gefängnis meines Leibes, werde ich zum Siegespreis der ewigen Vergeltung heimkehren. Du aber, teuerster Sohn, ... rufe eindringlichst das Volk vom Abwege des Irrtums zurück. Vollende den bereits begonnenen Bau des Domes von Fulda und überführe dorthin meinen von der hohen Zahl der Jahre verbrauchten Leib." (19) | ||
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+ | '''24''' Als er sich dann unter Tränen mit einer kleinen Schar von Begleitern von den Seinen getrennt hatte, "zog er durch ganz ... Friesland, verkündete eifrig das Wort des Herrn, wobei er den Götzendienst abschaffte und abergläubisches heidnisches Brauchtum beseitigte, und baute mit außerordentlichem Eifer Kirchen, nachdem er die Götterbilder ihrer Tempel zerschlagen hatte. Schon hatte er viele Tausende von Männern, Frauen und Kindern ... getauft" (20). Doch als er nach seiner Ankunft in Nordfriesland sich anschickte, einer bereits getauften Schar von Neuchristen das Sakrament der Firmung zu erteilen, drang unversehens ein wuterfüllter Haufen von Heiden auf sie ein und bedrohte sie, Lanzen und Schwerter schwingend, mit dem Tode. Da trat der heilige Bischof mit heiterem Antlitz vor und "verbot den Seinen zu kämpfen mit den Worten: ,Kinder, stehet ab vom Zusammenstoß und schlagt den Kampf aus, da wir durch das Zeugnis der Heiligen Schrift gemäß der Wahrheit belehrt werden, nicht nur nicht Böses mit Bösem, sondern sogar Böses mit Gutem zu vergelten. Denn schon ist der lang erwartete Tag gekommen, und die ersehnte Stunde unserer Auflösung steht bevor. Seid darum stark im Herrn, ... seid tapferen Mutes und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib morden, da sie ja die unsterbliche Seele nicht töten können. Freut euch vielmehr im Herrn und festigt den Anker eurer Hoffnung in Gott, der euch allsogleich den Lohn ewiger Vergeltung geben wird und euch den Platz im Himmel anweist bei den himmlischen Mitbürgern der Engel'." (21) Durch diese Worte für die Palme der Blutzeugen begeistert, wandten alle im Gebet Herz und Augen zum Himmel, wo sie gleich den ewigen Lohn zu empfangen hofften, und ließen den Angriff der Feinde über sich ergehen, die "im seligen Tod die Leiber der Heiligen" mit Blut bedeckten (22). Bonifatius aber legte gerade vor seinem Martyrium, "als das Schwert ihn treffen sollte, das Buch des heiligen Evangeliums auf sein Haupt, um unter ihm den Hieb des Mörders zu empfangen und um im Tode den Schutz dessen zu haben, dessen Lesung er im Leben geliebt hatte" (23). | ||
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+ | '''25''' Durch diesen glorreichen Tod, der sicheren Zugang bietet zur ewigen Seligkeit, endete der hl. Bonifatius sein Leben, das ganz der Ehre Gottes diente und zu seinem eigenen und der übrigen Heil hingegeben wurde. Seinen heiligen Leib verbrachte man nach vielen Zwischenereignissen "an den Ort, den er für ihn im Leben vorherbestimmt hatte" (24), zum Kloster Fulda, wo seine Schüler ihn bei heiligem Psalmgesang unter vielen Tränen würdig bestatteten. Beinahe unzählige Pilgerscharen haben voll Verehrung auf dieses Grab geschaut und schauen auch heute darauf. Dort scheint der hl. Bonifatius, als ob er noch am Leben wäre, zu ihnen allen zu sprechen, deren Vorfahren er für Jesus Christus gewonnen und die er mit christlicher und menschlicher Kultur beschenkte; zu sprechen, sagen Wir, mit der Glut seiner Liebe und Güte, mit seiner unbesiegten Tapferkeit, seinem ganz unversehrten Glauben, der nimmermüden Unruhe seines Apostolats bis zum Tod und seinem Heimgang im Schmuck der Martyrerpalme. | ||
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+ | '''26''' Kaum hatte er den Flug aus dem irdischen Leben zum Himmel getan, da begannen alle, seiner Heiligkeit hohes Lob zu spenden und ihn privat und öffentlich zu verehren. Der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich so schnell, dass kurz nach dem Martyrium des hl. Bonifatius in England Cuthbert, der Erzbischof von Canterbury, schriftlich von ihm bezeugen konnte: "Wir rechnen ihn voll Liebe zu den hervorragendsten und besten Lehrern des wahren Glaubens und verehren ihn mit hohem Lob. Darum führen wir auf unserer allgemeinen Synode ... das Fest seines Todestages und des Todestages der mit ihm gemarterten Begleiter ein und schreiben vor, es jährlich feierlich zu begehen." (25) Dasselbe taten mit gleicher Glut kindlicher Verehrung von altersher Deutschland, Frankreich und andere Nationen (26). | ||
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+ | ==II. Die Heiligkeit des hl. Bonifatius == | ||
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+ | '''27''' Woraus nun, ehrwürdige Brüder, schöpfte der hl. Bonifatius die mächtige und unermüdliche Kraft sowie die unbesiegliche Seelenstärke, mit der er so viele Schwierigkeiten niederringen, mühevolle Arbeiten vollbringen, Gefahren überwinden konnte? Mit der er endlich für die Ausbreitung des Reiches Christi bis in den Tod zu streiten und die Krone des Martyriums zu erlangen vermochte? Ohne Zweifel aus der Gnade Gottes, die er in demütigem, anhaltendem und heißem Gebet erflehte. Denn er war von so heftiger Gottesliebe hingerissen und getrieben, dass er nichts anderes verlangte, als nur durch täglich noch engere Bande mit Gott vereinigt zu werden; nichts anderes, als seine Ehre auch unter den unbekannten Volksstämmen zu verbreiten und ihm möglichst viele Menschen zuzuführen, die Gott verehren, ihm gehorchen, ihn lieben sollten. Er konnte das Wort des Völkerapostels mit vollem Recht auf sich angewandt wiederholen: "Die Liebe ... Christi drängt uns." (27) Und auch das andere: "Wer also wird uns trennen von der Liebe Christi? Etwa Trübsal, Bedrängnis, Hunger, Blöße, Gefahr, Verfolgung oder das Schwert? ... Ich bin überzeugt: Weder Tod noch Leben, ... weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Mächte, weder Hohes noch Niederes, noch sonst etwas Erschaffenes wird uns scheiden können von der Liebe Gottes, die da ist in Christus Jesus, unserm Herrn." (28) | ||
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+ | ===Ein Herz voll Liebe === | ||
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+ | '''28''' Sooft diese Gottesliebe das Menschenherz ganz durchdringt, es formt und bewegt, kann das Wort des hl. Paulus Anwendung finden: "Ich kann alles in dem, der mich stärkt" (29), und nichts mehr kann - was das Zeugnis der Kirchengeschichte bestätigt - seinen Anstrengungen und Bemühungen Widerstand leisten oder hindernd in den Weg treten. Zu reichem Segen wiederholt sich dann wunderbar, was zur Zeit der Apostel geschah: " ... über die ganze Erde schallt ihr Ruf, ihr Wort bis an der Erde Grenzen." (30) Denn das Evangelium Jesu Christi hat in solchen Menschen neue Künder, die in ihrer übernatürlichen Kraft nur die Fesseln aufhalten können, in die sie geschlagen werden, wie es ja auch heute mit großem Schmerz zu sehen ist. Nur der Tod kann sie zurückhalten; aber da dieser Tod den Ehrenschmuck der Martyrerpalme empfängt, zieht er gewaltige Scharen an und begeistert wie in den Zeiten des hl. Bonifatius - immer wieder neue zur Nachfolge des göttlichen Heilands. | ||
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+ | '''29''' Wie sehr dieser apostolische Held auf die göttliche Gnade, die nur auf demütiges Gebet hin gewährt wird, vertraute, damit sein Beginnen reiche Frucht tragen könne, geht mit großer Klarheit aus seinen Briefen hervor. In ihnen bat er den Papst (31), seine heiligmäßigen Freunde und auch gottgeweihte Jungfrauen, deren Klostergemeinden er selbst gegründet hatte oder mit weisem Rat zur evangelischen Vollkommenheit zu führen wünschte, demütig und inständig, ihm im Gebet die Gaben und den Beistand des Himmels erflehen zu wollen. Wir möchten als Beispiel anführen, was er "den ehrwürdigen und teuersten Schwestern Leobgitha, Thekla und Kynehilde" schreibt: "Ich beschwöre euch und befehle euch als geliebten Töchtern, den Herrn in häufigem Gebet inständig zu bitten, wie ihr, so vertraue ich, dies schon unaufhörlich tut, getan habt und tun werdet ... Und ihr sollt wissen: wir loben Gott, und die Trübsal unseres Herzens erweitert sich, auf dass Gott, die Zuflucht der Armen und Hoffnung der Demütigen, uns unseren Nöten und den Versuchungen dieser verderbten Welt entreiße; auf dass des Herren Wort eile und das ruhmvolle Evangelium Christi verherrlicht werde; auf dass die Gnade des Herrn in mir nicht fruchtlos sei; und auf dass ich, der letzte und geringste aller Glaubensboten, welche die katholische und apostolische Römische Kirche zur Verkündigung der Frohbotschaft bestimmte, nicht ohne allen Nutzen des Evangeliums leer an Früchten sterbe." (32) | ||
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+ | '''30''' Aus diesen Worten leuchtet sein Eifer für die Ausbreitung des Reiches Christi, der des eigenen und fremden inständigen Gebets als Kraftquelle bedürftig zu sein meint, und zugleich seine christliche Demut und seine enge Verbindung mit der apostolischen Römischen Kirche. Diese mit Eifer gepflegte Verbindung hielt er sein ganzes Leben hindurch treu und lebendig aufrecht, so sehr, dass man wirklich sagen kann, sie sei gleichsam die feste und dauerhafte Grundlage seines apostolischen Amtes gewesen. | ||
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+ | ===Treue zu Rom === | ||
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+ | '''31''' Wenn Wir diesen Punkt auch schon oben kurz berührten, als Wir seine frommen Wallfahrten zum Grab des hl. Petrus und zum Sitz des Stellvertreters Christi behandelten, möchten Wir ihn hier doch ausführlicher darlegen, damit Bonifatius' Eifer im Gehorsam und in der Ehrfurcht Unseren Vorgängern gegenüber noch stärker und lichtvoller hervortrete, nicht weniger aber auch die Liebe, welche die Römischen Päpste ihm erzeigten. | ||
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+ | '''32''' Sobald bei seinem ersten Besuch in der Heiligen Stadt, den er unternahm, um von Papst Gregor II. den Missionsauftrag zu erhalten, Unser Vorgänger ihn kennenlernte, bestätigte und belobigte er ihn, und in väterlichem Wohlwollen schrieb er ihm: "Dein Uns eröffnetes heiliges, aus frommer Christusliebe entflammtes Vorhaben und die Anerkennung des von dir vorgelegten lauteren Glaubensbekenntnisses erheischen es, dass Wir dich zur Verkündigung des göttlichen Wortes, dessen Verwaltung Uns durch Gottes Gnade obliegt, als Mitarbeiter verwenden ... Wir freuen Uns deines Glaubens und wünschen Mithelfer der dir gewordenen gnadenvollen Berufung zu sein ... Im Namen der unteilbaren Dreifaltigkeit beauftragen Wir daher kraft der unerschütterten Gewalt des hl. Petrus, des Apostelfürsten, dessen Lehramt Wir in göttlichem Auftrag ausüben und dessen Heiligen Stuhl Wir innehaben, dich, den bescheidenen und frommen Priester, und ordnen an, dass du, gestützt auf die Gnade des Wortes Gottes, bei allen Völkern, die im Wahn des Heidentums befangen sind und zu denen du mit Gottes Hilfe gelangen kannst, durch die Verkündigung des Namens Christi des Herrn, unseres Gottes, und das überzeugende Wort der Wahrheit die Verwaltung des Reiches Gottes einrichtest." (33) Als er dann aber vom gleichen Vorgänger von Uns wegen seiner Verdienste zum Bischof geweiht worden war und ihm und seinen Nachfolgern mit einem Eid Gehorsam gelobt hatte (34), erklärte er in feierlicher Form: "Ich bekenne den ganzen Glauben, und zwar den einen heiligen katholischen Glauben, und verharre mit Gottes Hilfe in der Einheit dieses nämlichen Glaubens, in dem, wie zweifelsfrei erwiesen ist, alles Heil der Christenheit besteht." (35) | ||
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+ | '''33''' Solch eifervolle Gesinnung des Gehorsams und der Ehrfurcht brachte er Gregor II. und auch den Römischen Päpsten nach ihm entgegen und stellte sie bei gegebener Gelegenheit unter Beweis.(36) So schrieb er zum Beispiel Unserem Vorgänger, dem hl. Zacharias, sobald er von dessen Erhebung auf den Päpstlichen Stuhl erfahren hatte: " ... Größer konnte für uns der Jubel und inniger die Freude nicht sein, und mit zum Himmel erhobenen Händen dankten wir Gott dafür, dass der höchste Herr Eurer Vatergüte die Ausübung der kirchlichen Gewalt und die Regierung des Apostolischen Stuhles anvertraut hat. Wie zu Deinen Füßen kniend bitten wir inständig darum, dass wir, wie wir um der Gewalt des hl. Petrus willen treue Diener und gehorsame Schüler Deiner Vorgänger waren, in Unterordnung unter das kirchliche Recht auch die gehorsamen Diener Deiner Güte zu werden verdienen. Wir wünschen innig, den katholischen Glauben und die Einheit mit der Römischen Kirche zu wahren, und ich stehe nicht davon ab, alle, die mich hören, und alle Schüler, die Gott mir bei dieser Sendung schenkt, zum Gehorsam gegen den Apostolischen Stuhl einzuladen und zu gewinnen." (37) | ||
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+ | '''34''' In seinen letzten Lebensjahren schreibt er, durch Alter und Mühen schon fast gebrochen, voll Demut an Stephan III., den kurz zuvor erwählten Papst: "Ich flehe die Güte Eurer Heiligkeit mit innigster Bitte an, dass ich von Eurer Hoheit Milde die freundschaftliche Verbindung mit dem Heiligen Apostolischen Stuhl zu erlangen und zu besitzen gewürdigt werde und unter Eurer Heiligkeit im Dienste des Apostolischen Stuhles in gleicher Weise Euer treuer und ergebener Diener bleiben kann, wie ich unter Euren drei Vorgängern dem Apostolischen Stuhl diente ... " (38) | ||
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+ | '''35''' Mit vollem Recht schrieb darum Unser unvergesslicher Vorgänger Benedikt XV. gelegentlich der Zwölfhundertjahrfeier seit Beginn der apostolischen Sendung dieses glorreichen Blutzeugen zu den Völkern Deutschlands über ihn an die Bischöfe jener Nation: "Durchdrungen von solch felsenfestem Glauben, entflammt von solch hingebender Liebe, hielt Bonifatius fest an dem einzigartigen Treueverhältnis zum Apostolischen Stuhl, das er in der stillen Schule des klösterlichen Lebens seiner Heimat in sich aufgenommen zu haben scheint; das er dann, zum offenen Kampf des apostolischen Lebens sich rüstend, in Rom am Grab des Apostelfürsten Petrus unter heiligem Eid gelobte; das er endlich als Form seines Apostolats und Richtschnur seiner Sendung mitten in den Entscheidungskampf stellte - an diesem Treueverhältnis hielt er unwandelbar fest und ließ auch nie davon ab, es allen, deren Vater er durch das Evangelium geworden, nachdrücklich zu empfehlen und so eindringlich einzuschärfen, dass er es sozusagen an Testamentes Statt hinterlassen hat." (39) | ||
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+ | '''36''' Dieser Haltung des hl. Bonifatius, die seine Ehrfurcht gegenüber den Römischen Päpsten klar zum Ausdruck bringt, folgten jederzeit, wie ihr, ehrwürdige Brüder, wisst, getreulich alle jene, die sich vor Augen hielten, dass der Apostelfürst vom göttlichen Erlöser als der feste Fels gesetzt worden ist, auf dem der Bau der ganzen Kirche ruht, der Kirche, die Bestand haben wird bis zum Ende der Zeiten; und dass ihm die Schlüssel des Himmelreiches übergeben worden sind und die Gewalt, zu binden oder zu lösen (40). Jene, die diesen Felsen verwerfen und versuchen, außerhalb seiner zu bauen, legen zweifellos auf lockeren Sand die Fundamente eines wankenden Gebäudes. Ihre Bestrebungen, ihr Mühen und Beginnen können wie alle irdischen Dinge nicht verlässlich, fest und dauerhaft sein. Sie sind vielmehr, wie die alte und neuere Geschichte lehrt, wegen des Streites der Meinungen und infolge der geschichtlichen Wandlungen im Lauf der Zeit fast mit Notwendigkeit Veränderungen unterworfen. | ||
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+ | '''37''' Wir halten es darum durchaus für angemessen, dass die enge Verbindung des berühmten Blutzeugen mit dem Apostolischen Stuhl und seine großen Taten durch die Jahrhundertfeier nach eurer Anregung in ihr volles Licht gestellt werden. Denn wie dies den Glauben und die Treue derer stärken wird, die dem unfehlbaren Lehramt der Römischen Päpste anhangen, muss es sicher auch die aus irgendeinem Grund von den Nachfolgern des hl. Petrus Getrennten anregen, wieder tiefer über die Frage nachzudenken und mit der Gnade Gottes folgerichtig und mutig den Weg einzuschlagen, der sie glücklich zur Einheit der Kirche zurückführt. Darauf zielt Unser sehnlicher Wunsch hin, und das erbitten Wir in flehentlichem Gebet von dem Geber der göttlichen Gnade, es möge das heiße Verlangen aller Guten in Erfüllung gehen, "dass alle eins seien" (41) und dass alle sich hinwenden zu der einen Hürde, um von dem einen Hirten geweidet zu werden (42). | ||
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+ | ===Treue zur Wahrheit === | ||
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+ | '''38''' Eine weitere Lehre, ehrwürdige Brüder, enthält noch für uns alle das Leben des hl. Bonifatius, das Wir kurz entworfen haben. Auf dem Sockel des Standbildes, das im Jahre 1842 im Kloster Fulda errichtet wurde und den Apostel Deutschlands darstellt, liest der Besucher: "Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit." (43) Und wirklich konnte keine bezeichnendere, keine wahrere Inschrift dort angebracht werden. Zwölf Jahrhunderte sind seit Bonifatius, eines nach dem andern, verflossen; eine Reihe von Völkerwanderungen herüber und hinüber gegangen; viele Umwälzungen und furchtbare Kriege einander gefolgt; Glaubenstrennungen und Glaubensirrungen haben Anstrengungen gemacht und machen sie, das nahtlose Gewand der Kirche zu zerreißen; übermächtige Reiche und Gewaltherrschaften von Menschen, die nichts zu fürchten, vor nichts zurückzuschrecken schienen, sind plötzlich zusammengebrochen; philosophische Systeme, die den Gipfel menschlichen Wissens zu erreichen sich bemühen, lösen sich im Laufe der Zeiten eines nach dem andern ab, oft etwas ganz Neues als die Wahrheit hinstellend. Aber das Wort, das der hl. Bonifatius den Völkern Germaniens, Galliens und Frieslands verkündete, entgegengenommen von dem, der in Ewigkeit bleibt, hat auch in unserer Zeit seine Geltung und ist allen, die es willig umfassen, Weg, Wahrheit und Leben (44). Freilich gibt es auch heute solche, die das Wort ablehnen, die es mit dem Trug des Irrtums zu vergiften suchen. Sie bemühen sich sogar, die der Kirche und den Bürgern gebührende Freiheit mit Füßen tretend, das Wort durch Lügen, Verfolgungen und Misshandlungen aus den Herzen zu reißen und völlig zu vernichten. Doch wie ihr, ehrwürdige Brüder, wohl wisst, ist solch schlau ausgedachtes Verfahren nicht neu. Schon aus den Anfängen des Christentums ist es bekannt. Der göttliche Heiland bereits mahnte seine Jünger: "Gedenket des Wortes, das ich zu euch gesprochen habe: der Knecht ist nicht mehr als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen." (45) Doch zum Trost fügte der Heiland auch hinzu: "Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich." (46) Und weiter: "Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und euch lügnerisch alles Böse nachreden! Freuet euch und frohlockt; denn groß ist euer Lohn im Himmel." (47) | ||
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+ | ==Schluss== | ||
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+ | '''39''' Wir brauchen uns also nicht zu wundern, wenn auch heute der christliche Name irgendwo Gegenstand des Hasses ist, wenn die Kirche in der Erfüllung ihres von Gott gegebenen Auftrags in weiten Gebieten auf jede erdenkliche Weise behindert wird, wenn nicht wenige Katholiken sich durch falsche Lehren täuschen lassen und in schwere Gefahr geraten, ihr ewiges Heil zu verlieren. Uns allen gebe Mut und Stärke die Verheißung des göttlichen Heilands: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Zeiten." (48) Und der hl. Bonifatius erlange uns übernatürliche Kraft, er, der für die Ausbreitung des Reiches Jesu Christi unter feindlichen Völkern keine langwierigen Mühen, keine harten Wanderungen, ja auch den Tod nicht floh, sondern ihm tapfer und beherzt entgegenging und sein Blut vergoss. | ||
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+ | '''40''' Solchen Starkmut möge seine Vermittlung denen vor allem von Gott erwirken, die heute durch die böswilligen Machenschaften der Feinde Gottes in harter Bedrängnis sind; zugleich aber möge sie alle zu der Einheit der Kirche zurückrufen, welche die ständige Richtschnur seines Lebens und Wirkens wie sein innigstes Anliegen und Wollen war, von dem entzündet er sein Leben lang mit voller Hingebung arbeitete. | ||
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+ | '''41''' Um dieses bitten Wir Gott inständig. Euch allen aber, ehrwürdige Brüder, und allen eurer Hirtensorge anvertrauten Herden erteilen Wir von Herzen den Apostolischen Segen, der ein Unterpfand der göttlichen Gnaden und Erweis Unseres väterlichen Wohlwollens sein möge. | ||
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+ | <center>Gegeben zu Rom, bei St. Peter, <br> | ||
+ | am 5. Juni, dem Fest des hl. Bischofs und Martyrers Bonifatius, <br> | ||
+ | im Jahre 1954, dem sechzehnten Unseres Pontifikats. <br> | ||
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+ | [[Pius XII.]] [[Papst]]</center> | ||
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+ | ==Anmerkungen== | ||
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+ | '''1''' Vita S. Bonif., auct. Willibaldo, ed. Levison, Hannover-Leipzig 1905, S. 21. | ||
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+ | '''2''' Ebd. | ||
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+ | '''3''' Vita S. Bonif., auct. Otloho, ed. Levison I S. 127. | ||
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+ | '''4''' S. Bonif. Epist., ed. Tangl, Berlin 1916, ep. 28. S. 49. | ||
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+ | '''5''' Ebd., ep 51, 57, 58. 60. 68. 77, 80, 86, 87. 89. | ||
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+ | '''6''' Ebd., ep 108, S. 233-234. | ||
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+ | '''7''' Ebd., ep. 73 S. 150. | ||
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+ | '''8''' Vita S. Bonif., auct. Otloho, ed. Levison I S. 157. | ||
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+ | '''9''' Ebd. ed. Levison I S. 158. | ||
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+ | '''10''' S. Bonif. Epist., ed. Tangl, ep. 86 S. 193-194. | ||
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+ | '''11''' Ebd., ep. 41 S. 66. | ||
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+ | '''12''' Ebd., ep. 61 S. 125-126. | ||
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+ | '''13''' Vita S. Bonif., auct. Willibaldo, ed. Levison S. 40. | ||
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+ | '''14''' Vgl. Sirmond, Concilia antiqua Galliae, Paris 1629, Bd. 1 S. 511 ff. | ||
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+ | '''15''' Vgl. Bonif. Epist., ed. Tangl, ep. 28 S. 49-52. | ||
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+ | '''16''' Vgl. ebd .• ep. 57 S. 104-105, ep. 19 S. 109. | ||
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+ | '''17''' Vgl. ebd., ep. 78 S. 163. | ||
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+ | '''18''' Vita S. Bonif.. auct. Willibaldo, ed. Levison S. 46. | ||
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+ | '''19''' Ebd. | ||
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+ | '''20''' Ebd. S. 47. | ||
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+ | '''21''' Ebd. S. 49-50. | ||
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+ | '''22''' Vgl. ebd. S. 50 u. Vita S. Bonif., auct. Otloho, ed. Levison Il S. 210. | ||
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+ | '''23''' Vita S. Bonif., auct. Radbodo, ed. Levison S. 73. | ||
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+ | '''24''' Vita S. Bonif., auct. Willibaldo. ed. Levison S. 54. | ||
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+ | '''25''' S. Bonif. Epist., ed. Tangl, ep. 111 S. 240. | ||
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+ | '''26''' Vgl. Epist. Lupi Servati, ed. Levillain, I, Paris 1927, ep. 5 S. 42. | ||
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+ | '''27''' 2 Cor. 5, 14. | ||
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+ | '''28''' Röm. 8. 35, 38, 39. | ||
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+ | '''29''' Phil. 4, 13. | ||
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+ | '''30''' Ps. 18,5; Röm. 10. 18. | ||
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+ | '''31''' Vgl. S. Bonif. Epist., ed. Tangl, ep. 86 S. 189-191. | ||
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+ | '''32''' Ebd., ep. 67 S. 139-140. | ||
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+ | '''33''' Ebd., ep. 12, S. 17-18. | ||
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+ | '''34''' Vgl. ebd., ep. 16 S. 28-29. | ||
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+ | '''35''' Vgl. ebd. S. 29. | ||
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+ | '''36''' Vgl. Vita S. Bonif., auct. Willibaldo, ed. Lcvison. S. 25; ebd. S. 27-28; S. Bonif. Epist. ed. Tangl, ep. 67 S. 139-140; ep. 59 S. 110-112; ep. 86 S. 191-194; ep. 108 S. 233-234. | ||
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+ | '''37''' Ebd., ep. 50 S. 81. | ||
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+ | '''38''' Ebd., ep. 108 S. 233-234. | ||
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+ | '''39''' Epist. Enc. In hac tanta A. A. S. 1919. S. 216-217. | ||
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+ | '''40''' Vgl. Matth. 16,18. 19. | ||
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+ | '''41''' Vgl. Joh. 17,11. | ||
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+ | '''42''' Vgl. Joh. 21,15,-17. | ||
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+ | '''43''' Vgl. 1. Petr. 1,25. | ||
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+ | '''44''' Vgl. Joh. 14, 6. | ||
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+ | '''45''' Joh. 15,20. | ||
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+ | '''46''' Matth. 5,10. | ||
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+ | '''47''' Ebd. 11, 12. | ||
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+ | '''48''' Matth. 28, 20. | ||
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+ | [[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]] |
Version vom 5. November 2012, 11:37 Uhr
Ecclesiae fastos |
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Pius XII.
an die ehrwürdigen Brüder, die Erzbischöfe und Bischöfe von England, Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien und Holland sowie die anderen Oberhirten, die in Frieden mit dem Apostolischen Stuhle leben,
5. Juni 1954
(Quelle: Herder-Korrespondenz, Herder Verlag Freiburg im Breisgau, 8. Jahrgang, Heft 11, August 1954, S. 506-512. Die Nummerierung und Abschnittseinteilung folgt der englischen Fassung auf der Vatikanseite)
(Offizieller lateinischer Text: AAS 46 [1954] 337-356)
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Gruß und Apostolischen Segen!
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Die Gedenktage der Kirche nicht nur im Geiste, sondern auch in öffentlichen Feiern zu begehen, ist höchst geziemend und angebracht; denn aus ihnen ist leicht zu ersehen, dass in der von Jesus Christus gegründeten Gemeinschaft kein Jahrhundert ohne Heilige war. Überdies ergibt sich aus ihnen wie von selbst, dass die Beispiele hoher Tugend, wenn sie an solchen Gedenktagen aufleuchten und allen ausdrücklich vor Augen gestellt werden, die Herzen mächtig anregen, nach Kräften das Gleiche zu erstreben.
2 Wir fanden deshalb Gefallen an der Mitteilung, dass in jenen Nationen, die sich aus besonderem Grund dem hl. Bonifatius, der edlen Zierde und Leuchte des Benediktinerordens, zum Dank verpflichtet wissen, in diesem Jahre die Zwölfhundertjahrfeier seines Martyriums und Heimgangs in das himmlische Vaterland mit großer Freude und mit öffentlichen Gebeten begangen werden soll.
3 Wenn aber eure Völker Grund haben, den heiligen Mann zu verehren und seiner Großtaten bei diesem festlichen Anlass zu gedenken, so hat noch weit mehr Grund dazu der Apostolische Stuhl, der es dreimal erlebte, wie Bonifatius nach langer und harter Wanderung in frommer Pilgerart Rom betrat, vor dem Grab des Apostelfürsten verehrend die Knie beugte und von Unseren Vorgängern als treuergebener Sohn den Missionsauftrag erbat, um seinem dringenden Verlangen gemäß entlegenen und primitiven Volksstämmen den Namen des göttlichen Heilands und christliche wie menschliche Gesittung bringen zu können.
4 Angelsächsischem Stamm entsprossen, fühlte er schon in der ersten Blüte seines Lebens drängend den Ruf von oben, dem väterlichen Erbe und den Lockungen der Welt Lebewohl zu sagen und sich hinter schützenden Klostermauern abzuschließen, um sich leichter der Betrachtung der ewigen Dinge widmen und ganz nach den Forderungen des Evangeliums formen zu können. Dort machte er in den klassischen Studien und theologischen Disziplinen und ebenso in der christlichen Tugend so große Fortschritte, dass er zum Oberen seines Klosters erwählt wurde. Da er jedoch den Zug zu Höherem und Weiterem in sich fühlte, hatte er schon lange im Sinn, sich in ferne Lande zu wilden Völkern zu begeben, um sie mit dem Licht der Frohbotschaft zu erleuchten und dem Geist der christlichen Gebote zu erfüllen. Nichts vermochte ihn aufzuhalten, nichts ihn wankend zu machen; nicht der Abschied von der geliebten Heimat, nicht die weiten und beschwerlichen Wanderungen, auch nicht die Gefahren, die ihm von seiten unbekannter Völker begegnen konnten. In seinem Missionseifer lag etwas so Tatkräftiges, so Stürmisches und Starkes, dass ihm menschliche Erwägungen und menschliche Bande nicht Einhalt gebieten konnten.
I. Das Leben des hl. Bonifatius
5 Es ist in der Tat zu verwundern, dass England, das ungefähr hundert Jahre zuvor von Gregor dem Großen, Unserem Vorgänger unsterblichen Andenkens, durch Entsendung einer wackeren Schar von Benediktinern unter Führung des hl. Augustinus nach so manchen Wechselfällen zur christlichen Religion heimgeführt worden war - es ist zu verwundern, sagen Wir, dass England sich schon damals durch einen so festen Glauben hervortat und die drängende christliche Liebe in ihm solche Blüten trieb. Einem überströmenden Flusse gleichend, der das umliegende Land bewässert und fruchtbar macht, sandte es aus eigenem freiem Antrieb eine gute Zahl seiner besten Männer zu den übrigen Völkern, um sie für Jesus Christus zu gewinnen, eng mit dessen Stellvertreter auf Erden zu verbinden und diesem so gleichsam den Dank abzustatten für die empfangenen Wohltaten der katholischen Religion, menschlicher Gesittung und christlicher Lebensart.
6 Wer unter ihnen durch glühenden apostolischen Eifer und durch Seelenstärke, gepaart mit Milde im Benehmen, hervorragt, das ist zweifellos Winfried, der nachher vom hl. Papst Gregor II. den Namen Bonifatius erhielt. Mit einer der Zahl nach kleinen, aber durch Tugend ausgezeichneten Schar von Gefährten machte er sich an sein Missionswerk, nach dem er sich schon seit langem sehnte. Er verließ zu Schiff die Gestade Englands und landete an Frieslands Küste. Da aber der tyrannische Herrscher dieses Landes ein scharfer Gegner der christlichen Religion war, hatten die Bemühungen des hl. Bonifatius und seiner Gefährten keinen Erfolg. So sah er sich nach vergeblichen Anstrengungen und nutzlosen Versuchen gezwungen, mit seinen Mitarbeitern in die Heimat zurückzukehren.
In Rom
7 Doch sein Mut sank nicht; nicht lange nachher entschloss er sich, nach Rom zu gehen, sich an den Apostolischen Stuhl zu wenden und vom Stellvertreter Jesu Christi demütig den heiligen Auftrag zu erbitten, kraft dessen er mit der Gnade Gottes leichter das hohe Ziel zu erreichen hoffte, das er so sehnlichst erstrebte. Nachdem er "glücklich zu den Stufen des seligen Petrus gelangt war" (1) und das Grab des Apostelfürsten mit tiefer Andacht verehrt hatte, bat er inständig Unseren Vorgänger seligen Andenkens, Gregor II., vorgelassen zu werden.
8 Gern empfing ihn der Papst, dem er "den Anlass seiner Reise und seines Kommens genau auseinandersetzte und eröffnete, von welchem Verlangen getrieben er schon länger sich abgemüht habe. Da schaute der heilige Papst freudigen Antlitzes und mit freundlichem Blick auf ihn" (2) und spornte seinen Mut an, dieses lobenswerte Werk mit Vertrauen in Angriff zu nehmen. Er stellte ihm dafür ein Apostolisches Schreiben und Apostolische Vollmacht aus.
In Deutschland
9 Die vom Stellvertreter Jesu Christi erhaltene Sendung erschien ihm als Gnadenkraft und Hilfe Gottes, mit der er, allen Schwierigkeiten von seiten der Menschen und Verhältnisse trotzend, sein so lang ersehntes Werk unter günstigeren Aussichten und mit reicherer Frucht beginnen und fortführen könnte. Er durchzog als apostolischer Sämann verschiedene Gegenden Deutschlands und Frieslands. Wo es noch keine Spur christlicher Lehre gab, sondern nur wilde und rohe Sitten herrschten, da streute er mit freigebiger Hand den Samen des Evangeliums aus und befruchtete ihn mit seiner unausgesetzten Arbeit und seinem Schweiß. Wo aber Christengemeinden des rechtmäßigen Hirten entbehrten und verelendeten oder von verkommenen und unwissenden Dienern des Heiligtums weit vom wahren Glauben und den rechten Sitten ferngehalten wurden, da war er der kluge und scharf durchgreifende Erneuerer des privaten und öffentlichen Lebens, der besorgte und unermüdliche Arbeiter, der eifervolle Erwecker und Wiederhersteller jeglichen Tugendlebens.
Bischof
10 Bonifatius' gedeihliches Wirken wurde an Unseren schon genannten Vorgänger gemeldet. Dieser berief ihn an den Apostolischen Stuhl und eröffnete dem aus Bescheidenheit Widerstrebenden, "dass er ihm den Rang eines Bischofs zugedacht habe, damit er um so beharrlicher alle Irrenden belehren und auf den Weg der Wahrheit führen könne, je mehr er durch die Vollmacht apostolischer Würde gestützt werde, und damit er für seine Glaubensverkündigung um so offenere Herzen finde, je höher er dadurch stehe, dass er vom Apostolischen Oberhirten mit ihr beauftragt sei" (3).
11 Vom Papst selbst zum "Regional- oder Gebietsbischof" geweiht, kehrt er in die weiten, ihm anvertrauten Gebiete zurück, wo er, durch die neue Würde und Autorität gehoben, mit noch eifrigerem Bemühen sich den apostolischen Arbeiten widmet.
12 Wegen seiner hohen Tugend und seines brennenden Eifers für die Ausbreitung des Reiches Jesu Christi waren ihm dieser Papst und auch dessen Nachfolger sehr zugetan. Der hl. Gregor III. ernannte ihn ob seiner hervorragenden Verdienste zum Erzbischof, ehrte ihn durch das heilige Pallium und erteilte ihm die Vollmacht, die kirchliche Hierarchie in jenen Gebieten gültig zu errichten oder neu zu ordnen sowie neue Bischöfe zu weihen "zur Erleuchtung des Volkes Germaniens" (4). Der hl. Zacharias bestätigte ihn mit einem liebevollen Schreiben und mit höchstem Lob in seinem Amt (5) An Stephan III. endlich, kurz nach seiner Wahl, schrieb der schon seinem Ende Entgegengehende einen ehrfurchtsvollen Brief (6).
Der Missionar
13 Vertrauend auf die Autorität und das Wohlwollen dieser Päpste, durchwanderte Bonifatius während seiner ganzen Amtszeit mit immer größerem Eifer weite, noch in der Finsternis des Irrtums liegende Gebiete, erhellte sie durch das Licht der Wahrheit des Evangeliums und eröffnete für sie durch seine unermüdliche Tätigkeit ein neues Zeitalter christlicher und bürgerlicher Kultur. Friesland, Sachsen, Austrasien, Thüringen, Franken, Hessen, Bayern kannten ihn als unermüdlichen Sämann des göttlichen Worts und als Vater jenes neuen Lebens, das aus Jesus Christus kommt und durch seine Gnade genährt wird. Sehnlich wünschte er, auch zu jenem "alten Sachsenland" (7) zu gelangen, aus dem, wie er glaubte, seine Ahnen stammten. Doch konnte er diesen Wunsch nicht verwirklichen.
14 Zur Durchführung seines gewaltigen Werkes erbat er sich neue Arbeitsgefährten und auch Gefährtinnen - nämlich Klosterfrauen, unter denen Lioba durch ein Leben biblischer Vollkommenheit hervorragt - aus den Benediktinerklöstern seiner Heimat, die damals durch ihre Lehre, ihren Glauben und ihre Liebeswerke in Blüte standen. Die Gefährten kamen sehr bereitwillig und leisteten ihm wertvollste Hilfsarbeit. Es fehlte auch in den durchwanderten Gebieten selbst nicht an Menschen, die, einmal zum Licht des Evangeliums gelangt, mit so feurigem und tatkräftigem Willen die angenommene Religion erfassten, dass sie sich nach Kräften bemühten, sie möglichst auch allen übrigen zu bringen. Nachdem also, durch die Autorität der Päpste, wie Wir sagten, gestützt, "der hl. Bonifatius begonnen hatte, allenthalben als neuer geistlicher Führer göttliche Wahrheit zu pflanzen, dämonisches Unwesen auszurotten, Klöster und Kirchen zu bauen und weise Hirten für sie zu bestellen" (8), änderte sich allmählich der Zustand jener Gebiete. Man konnte sehen, wie zahlreiche Scharen von Männern und Frauen zu den Predigten des apostolischen Mannes eilten, wie sie ihn hörten und innerlich ergriffen wurden, alten Aberglauben aufgaben, in Liebe zum göttlichen Erlöser entbrannten, ihre rauhen und verderbten Sitten seiner milden Lehre anpassten, durch das Taufwasser sich entsündigen ließen und ein völlig neues Leben begannen. Da wurden für Mönche und Nonnen Klöster errichtet, die nicht allein Stätten der christlichen Religion, sondern auch der Kultur, der feineren Bildung, des höheren Wissens und der Künste waren. Dort wurden unwegsame, unerforschte und düstere Wälder zweckmäßig gelichtet oder gerodet und jungfräulicher Boden zum Nutzen der Gemeinschaft bebaut. Allenthalben begann man mit dem Neubau menschlicher Wohnungen, die im Lauf der Jahrhunderte zu volkreichen Städten werden sollten.
15 Die ungebändigte Nation der Germanen, die, sehr auf ihre Freiheit bedacht, niemals jemandem untertänig werden wollte und die, nicht einmal durch die übermächtigen Waffen der Römer eingeschüchtert, niemals dauernd in deren Botmäßigkeit gekommen war, wird von den waffenlosen Kündern des Evangeliums von einem Ende bis zum anderen aufgesucht und beugt ihnen schließlich folgsam die stolze Stirn. Sie wird von der Schönheit und Naturgemäßheit der neuen Lehre gewonnen, ergriffen, angezogen, und schließlich geschieht es, dass sie sich dem milden Joch Jesu Christi gern und willig unterwirft.
Vater der Deutschen
16 Dank der Tätigkeit des heiligen Bonifatius leuchtete ohne Zweifel dem Volk der Germanen ein neues Zeitalter auf; neu nicht nur wegen der christlichen Religion, sondern auch im Sinn eines mehr gesitteten und menschenwürdigen Lebens. Daher darf dieses Volk mit Fug und Recht ihn als seinen Vater betrachten und ehren, und es möge ihm immer dankbare Gesinnung bewahren und seinem herrlichen Tugendbeispiel in Werk und Tat nachleben. "Geistlicher Vater wird ja nicht nur der allmächtige Gott genannt, sondern auch alle, durch deren Wort und Beispiel wir in der Erkenntnis der Wahrheit unterwiesen und zu beharrlichem religiösem Leben angespornt werden ... Genau so kann der heilige Bischof Bonifatius Vater aller Bewohner Germaniens genannt werden, weil er sie zuerst durch das Wort der Glaubensbotschaft für Christus gezeugt und durch sein Beispiel bestärkt hat und weil er zuletzt sogar sein Leben für sie hingegeben hat in einer Liebe, wie sie größer niemand zu bezeugen vermag." (9)
Klostergründer
17 Unter den verschiedenen Klöstern, deren er nicht wenige in jenen Gebieten erbauen ließ, nimmt zweifellos das von Fulda die erste Stelle ein. Es kam den Völkern vor wie ein Leuchtturm, der mit hellem Licht den Schiffen den Weg durch die Meereswogen weist. Dort wurde so etwas wie eine neue Gottesstadt gegründet, und in ihr werden in steter Folge zahllose Mönche in den menschlichen und göttlichen Wissenszweigen gehörig und sorgfältig unterrichtet. Sie werden durch Gebet und Betrachtung auf die sie erwartenden, friedlichen Kämpfe vorbereitet. Gleich Bienenschwärmen werden sie von dort nach verschiedenen Richtungen ausziehen, nachdem sie aus den heiligen und profanen Büchern den süßen Honig der Weisheit geschöpft haben, um hochherzig auch den anderen davon mitzuteilen. Keine Art der höheren Wissenschaft oder freien Künste war dort unbekannt. Die alten Codizes wurden emsig gesammelt, fleißig abgeschrieben, mit lichtvollen Farben geschmückt und sorgfältig erläutert. So kann man mit vollem Recht behaupten, dass die heiligen und profanen Wissenszweige, in denen die Deutschen sich heute so sehr auszeichnen, dort ihre verehrungswürdige Wiege hatten.
18 Außerdem sind von dieser Stätte ungezählte Benediktiner ausgezogen, die mit Kreuz und Pflug, betend und arbeitend, jenen Ländern, die noch in Finsternis gehüllt waren, das Licht christlicher und menschlicher Gesittung brachten. Durch ihre langwierige und unermüdliche Tätigkeit wurden Wälder, weithin sich erstreckende, für die Menschen fast unzugängliche Behausungen wilder Tiere, in fruchtbares und gepflegtes Ackerland verwandelt. Und Stämme, die durch wilde und rohe Sitten einander entfremdet waren, wurden im Lauf der Zeit durch die milde Kraft des Evangeliums ein mit christlichen und bürgerlichen Tugenden begabtes Kulturvolk.
19 Doch ganz besonders war das Kloster von Fulda eine Heimstätte frommen Gebets und himmlischer Betrachtung. Dort suchten die Mönche, bevor sie ihre schwere Aufgabe der Missionierung übernahmen, sich in Gebet, Buße und Arbeit hohe Heiligkeit anzueignen. Und Bonifatius selbst zog sich gern dorthin zurück, um seinen Geist durch Betrachtung des Ewigen und anhaltendes Gebet zu stählen und zu stärken, sooft er sich von den apostolischen Arbeiten ein wenig freimachen und etwas ausruhen konnte. "Es ist ... ein waldiger Ort" - so schrieb er selbst Unserem Vorgänger frommen Andenkens Zacharias - "in der Einöde einer weiten Einsamkeit, inmitten der Stämme unseres Missionsbereichs, wo wir ein Kloster bauten und Mönche ansiedelten, die nach der Regel des heiligen Vaters Benedikt leben, Männer von strenger Enthaltsamkeit, ohne Fleisch und Wein, ohne berauschende Getränke und Diener, mit der Arbeit ihrer eigenen Hände zufrieden. .. Mit Einverständnis Eurer Güte habe ich mir vorgenommen, an diesem Ort ein wenig, ein paar Tage den altersmüden Körper durch Erholung wieder zu kräftigen und nach dem Tode hier zu ruhen. Vier Stämme nämlich, denen wir mit Gottes Gnade das Wort Christi verkündet haben, wohnen im Umkreis dieses Ortes, und ihnen kann ich mit Eurer Fürbitte nützlich sein, solange ich lebe und die Geisteskräfte reichen. Ich wünsche nämlich, durch Euer Gebet mit Gottes Gnade in der Gemeinschaft der Römischen Kirche und in Eurem Dienst unter den germanischen Volksstämmen, zu denen ich gesandt bin, auszuharren und Eurem Auftrag zu gehorchen." (10)
20 Zumal im Schweigen dieses Klosters hat Bonifatius von Gott die übernatürliche Kraft geschöpft, mit der gestärkt er mutig zu neuen Kämpfen auszog und mit der er es vermochte, so viele germanische Stämme der Herde Jesu Christi zuzuführen oder sie in ihr zu stärken und sie nicht selten auch zur biblischen Vollkommenheit anzueifern.
Reformator der fränkischen Kirche
21 Doch wenn auch Bonifatius in ganz besonderer Weise der Apostel Deutschlands war, blieb sein brennender Eifer für die Ausbreitung des Gottesreiches nicht auf die Grenzen dieser Nation beschränkt. Auch die Kirche Galliens, die seit den Zeiten der Apostel hochherzig den katholischen Glauben angenommen und ihn durch das Blut schier unzähliger Martyrer besiegelt hatte und die auch nach der Errichtung des Frankenreichs ruhmreiche Seiten in der Geschichte des Christentums geschrieben hatte, bedurfte damals sehr einer Besserung der Sitten und einer durchgreifenden Reform des christlichen Lebens. Gab es doch nicht wenige Diözesen, die ohne Bischof oder einem unwürdigen Hirten überantwortet waren. Da und dort verwirrten allerlei Aberglauben, Irrlehren und Spaltungen viele Gemüter. Die Kirchenversammlungen, die zum Schutz der Unversehrtheit des Glaubens, zur Wiederherstellung der Zucht im Klerus und zur Erneuerung der öffentlichen und privaten Sitten bitter notwendig waren, wurden in grober Nachlässigkeit schon seit langem nicht mehr abgehalten. Die Diener des Heiligtums standen häufig nicht auf der Höhe der Würde ihres Amtes, und das Volk lebte nicht selten in großer Unkenntnis der christlichen Religion und dementsprechend in den Schlingen der Verderbnis. Die Kunde von diesen traurigen Verhältnissen war zu den Ohren des hl. Bonifatius gedrungen. Kaum hatte er erfahren, dass sich die erlauchte Kirche der Franken in Gefahr befinde, ließ er Hand anlegen, um mit stärkstem Einsatz gründliche Abhilfe zu schaffen.
22 Er fühlte jedoch, dass er auch in diesen ungeheuren Schwierigkeiten der Autorität des Heiligen Stuhles bedürfe (11). Auf sie gestützt, arbeitete er als Päpstlicher Legat (12) ungefähr fünf Jahre lang unermüdlich mit großer Umsicht darauf hin, die Kirche der Franken zu ihrem alten Glanz zurückzuführen. " ... Damals wurde mit der Hilfe Gottes des Herrn und auf Anregung des heiligen Erzbischofs Bonifatius das Vermächtnis der christlichen Religion bestätigt; es wurde die Abhaltung von Synoden der rechtgläubigen Väter bei den Franken in Ordnung gebracht und alles der Richtschnur des kirchlichen Rechts entsprechend verbessert und geläutert." (13) Auf Anregung und Betreiben des hl. Bonifatius wurden dazu vier Konzilien abgehalten (14), das vierte davon für das gesamte Frankenreich. Die kirchliche Hierarchie wurde wiederhergestellt. Bischöfe, dieses Namens und Amtes würdig, wurden erwählt und ihren Bischofssitzen zugewiesen. Die Zucht im Klerus wurde nach Kräften erneut hergestellt. Die Autorität der kirchlichen Rechtsbestimmungen wurde gesichert. Die Sitten des christlichen Volkes wurden in ernstem Bemühen gebessert, die abergläubischen Gebräuche verboten (15), die Häresien streng verurteilt (16), die Spaltungen endlich glücklich beseitigt. Zur größten Freude des hl. Bonifatius und aller Gutgesinnten konnte man dann die Kirche der Franken in neuem Glanze erstrahlen und blühen sehen. Die Laster waren ausgemerzt oder wenigstens vermindert, die christlichen Tugenden in Ehren gehalten. Die notwendige Verbindung mit dem Papst wurde durch engere und festere Bande verstärkt. Die Väter des allgemeinen, aus dem gesamten Frankenreich einberufenen Konzils schickten nämlich die von ihnen feierlich bestätigten Akten an den Papst nach Rom, als deutlichen Ausweis ihres katholischen Glaubens und des Glaubens der Ihrigen, und dieser Ausweis sollte am Grabe des Apostelfürsten zum Zeugnis ihrer Verehrung, Liebe und Einheit niedergelegt werden (17).
Martyrer
23 Nachdem auch diese schwierige Aufgabe mit Gottes Hilfe und Gnade gelöst ist, gibt sich Bonifatius nicht der verdienten Ruhe hin. Obgleich er von der Last vieler Sorgen bedrückt wird, sein hohes, gebrechliches Alter spürt und fühlt, dass seine Gesundheit nach den vielen Mühen fast gebrochen ist, rüstet er sich dennoch voll Mut zu einem neuen und nicht weniger schwierigen Unternehmen. Er wendet Augen und Sinn nochmals nach Friesland; nach Friesland, das einst das erste Ziel seiner apostolischen Wanderung gewesen war und wo er in der Folge so viel gearbeitet hatte. Über diesem Volk lag besonders im Norden des Landes noch der dunkle Schatten des Heidentums. Zu ihm reiste er mit jugendlicher Spannkraft, um dort Christus neue Jünger zu gewinnen und neuen Völkern christliche und menschliche Kultur zu bringen; denn er verlangte sehnlichst danach, "dort, wo er einst zu Beginn seiner Missionstätigkeit mit der Mehrung seiner Verdienste eingesetzt hatte, auch beim Scheiden aus dieser Welt seinen Lohn zu empfangen" (18). Da er nämlich ahnte, dass das Ende seiner irdischen Laufbahn nahe bevorstand, sagte er es mit der Bemerkung, er wolle den Tod nicht untätig erwarten, seinem Lieblingsschüler, dem Bischof Lullus, mit folgenden Worten voraus: "Ich wünsche meinen Vorsatz auszuführen und die Reise fortzusetzen; ich werde von ihr nicht abstehen können, da ich so sehr nach ihr verlange. Denn schon steht der Tag meiner Auflösung bevor, und die Stunde meines Todes naht heran. Befreit vom Gefängnis meines Leibes, werde ich zum Siegespreis der ewigen Vergeltung heimkehren. Du aber, teuerster Sohn, ... rufe eindringlichst das Volk vom Abwege des Irrtums zurück. Vollende den bereits begonnenen Bau des Domes von Fulda und überführe dorthin meinen von der hohen Zahl der Jahre verbrauchten Leib." (19)
24 Als er sich dann unter Tränen mit einer kleinen Schar von Begleitern von den Seinen getrennt hatte, "zog er durch ganz ... Friesland, verkündete eifrig das Wort des Herrn, wobei er den Götzendienst abschaffte und abergläubisches heidnisches Brauchtum beseitigte, und baute mit außerordentlichem Eifer Kirchen, nachdem er die Götterbilder ihrer Tempel zerschlagen hatte. Schon hatte er viele Tausende von Männern, Frauen und Kindern ... getauft" (20). Doch als er nach seiner Ankunft in Nordfriesland sich anschickte, einer bereits getauften Schar von Neuchristen das Sakrament der Firmung zu erteilen, drang unversehens ein wuterfüllter Haufen von Heiden auf sie ein und bedrohte sie, Lanzen und Schwerter schwingend, mit dem Tode. Da trat der heilige Bischof mit heiterem Antlitz vor und "verbot den Seinen zu kämpfen mit den Worten: ,Kinder, stehet ab vom Zusammenstoß und schlagt den Kampf aus, da wir durch das Zeugnis der Heiligen Schrift gemäß der Wahrheit belehrt werden, nicht nur nicht Böses mit Bösem, sondern sogar Böses mit Gutem zu vergelten. Denn schon ist der lang erwartete Tag gekommen, und die ersehnte Stunde unserer Auflösung steht bevor. Seid darum stark im Herrn, ... seid tapferen Mutes und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib morden, da sie ja die unsterbliche Seele nicht töten können. Freut euch vielmehr im Herrn und festigt den Anker eurer Hoffnung in Gott, der euch allsogleich den Lohn ewiger Vergeltung geben wird und euch den Platz im Himmel anweist bei den himmlischen Mitbürgern der Engel'." (21) Durch diese Worte für die Palme der Blutzeugen begeistert, wandten alle im Gebet Herz und Augen zum Himmel, wo sie gleich den ewigen Lohn zu empfangen hofften, und ließen den Angriff der Feinde über sich ergehen, die "im seligen Tod die Leiber der Heiligen" mit Blut bedeckten (22). Bonifatius aber legte gerade vor seinem Martyrium, "als das Schwert ihn treffen sollte, das Buch des heiligen Evangeliums auf sein Haupt, um unter ihm den Hieb des Mörders zu empfangen und um im Tode den Schutz dessen zu haben, dessen Lesung er im Leben geliebt hatte" (23).
25 Durch diesen glorreichen Tod, der sicheren Zugang bietet zur ewigen Seligkeit, endete der hl. Bonifatius sein Leben, das ganz der Ehre Gottes diente und zu seinem eigenen und der übrigen Heil hingegeben wurde. Seinen heiligen Leib verbrachte man nach vielen Zwischenereignissen "an den Ort, den er für ihn im Leben vorherbestimmt hatte" (24), zum Kloster Fulda, wo seine Schüler ihn bei heiligem Psalmgesang unter vielen Tränen würdig bestatteten. Beinahe unzählige Pilgerscharen haben voll Verehrung auf dieses Grab geschaut und schauen auch heute darauf. Dort scheint der hl. Bonifatius, als ob er noch am Leben wäre, zu ihnen allen zu sprechen, deren Vorfahren er für Jesus Christus gewonnen und die er mit christlicher und menschlicher Kultur beschenkte; zu sprechen, sagen Wir, mit der Glut seiner Liebe und Güte, mit seiner unbesiegten Tapferkeit, seinem ganz unversehrten Glauben, der nimmermüden Unruhe seines Apostolats bis zum Tod und seinem Heimgang im Schmuck der Martyrerpalme.
26 Kaum hatte er den Flug aus dem irdischen Leben zum Himmel getan, da begannen alle, seiner Heiligkeit hohes Lob zu spenden und ihn privat und öffentlich zu verehren. Der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich so schnell, dass kurz nach dem Martyrium des hl. Bonifatius in England Cuthbert, der Erzbischof von Canterbury, schriftlich von ihm bezeugen konnte: "Wir rechnen ihn voll Liebe zu den hervorragendsten und besten Lehrern des wahren Glaubens und verehren ihn mit hohem Lob. Darum führen wir auf unserer allgemeinen Synode ... das Fest seines Todestages und des Todestages der mit ihm gemarterten Begleiter ein und schreiben vor, es jährlich feierlich zu begehen." (25) Dasselbe taten mit gleicher Glut kindlicher Verehrung von altersher Deutschland, Frankreich und andere Nationen (26).
II. Die Heiligkeit des hl. Bonifatius
27 Woraus nun, ehrwürdige Brüder, schöpfte der hl. Bonifatius die mächtige und unermüdliche Kraft sowie die unbesiegliche Seelenstärke, mit der er so viele Schwierigkeiten niederringen, mühevolle Arbeiten vollbringen, Gefahren überwinden konnte? Mit der er endlich für die Ausbreitung des Reiches Christi bis in den Tod zu streiten und die Krone des Martyriums zu erlangen vermochte? Ohne Zweifel aus der Gnade Gottes, die er in demütigem, anhaltendem und heißem Gebet erflehte. Denn er war von so heftiger Gottesliebe hingerissen und getrieben, dass er nichts anderes verlangte, als nur durch täglich noch engere Bande mit Gott vereinigt zu werden; nichts anderes, als seine Ehre auch unter den unbekannten Volksstämmen zu verbreiten und ihm möglichst viele Menschen zuzuführen, die Gott verehren, ihm gehorchen, ihn lieben sollten. Er konnte das Wort des Völkerapostels mit vollem Recht auf sich angewandt wiederholen: "Die Liebe ... Christi drängt uns." (27) Und auch das andere: "Wer also wird uns trennen von der Liebe Christi? Etwa Trübsal, Bedrängnis, Hunger, Blöße, Gefahr, Verfolgung oder das Schwert? ... Ich bin überzeugt: Weder Tod noch Leben, ... weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Mächte, weder Hohes noch Niederes, noch sonst etwas Erschaffenes wird uns scheiden können von der Liebe Gottes, die da ist in Christus Jesus, unserm Herrn." (28)
Ein Herz voll Liebe
28 Sooft diese Gottesliebe das Menschenherz ganz durchdringt, es formt und bewegt, kann das Wort des hl. Paulus Anwendung finden: "Ich kann alles in dem, der mich stärkt" (29), und nichts mehr kann - was das Zeugnis der Kirchengeschichte bestätigt - seinen Anstrengungen und Bemühungen Widerstand leisten oder hindernd in den Weg treten. Zu reichem Segen wiederholt sich dann wunderbar, was zur Zeit der Apostel geschah: " ... über die ganze Erde schallt ihr Ruf, ihr Wort bis an der Erde Grenzen." (30) Denn das Evangelium Jesu Christi hat in solchen Menschen neue Künder, die in ihrer übernatürlichen Kraft nur die Fesseln aufhalten können, in die sie geschlagen werden, wie es ja auch heute mit großem Schmerz zu sehen ist. Nur der Tod kann sie zurückhalten; aber da dieser Tod den Ehrenschmuck der Martyrerpalme empfängt, zieht er gewaltige Scharen an und begeistert wie in den Zeiten des hl. Bonifatius - immer wieder neue zur Nachfolge des göttlichen Heilands.
29 Wie sehr dieser apostolische Held auf die göttliche Gnade, die nur auf demütiges Gebet hin gewährt wird, vertraute, damit sein Beginnen reiche Frucht tragen könne, geht mit großer Klarheit aus seinen Briefen hervor. In ihnen bat er den Papst (31), seine heiligmäßigen Freunde und auch gottgeweihte Jungfrauen, deren Klostergemeinden er selbst gegründet hatte oder mit weisem Rat zur evangelischen Vollkommenheit zu führen wünschte, demütig und inständig, ihm im Gebet die Gaben und den Beistand des Himmels erflehen zu wollen. Wir möchten als Beispiel anführen, was er "den ehrwürdigen und teuersten Schwestern Leobgitha, Thekla und Kynehilde" schreibt: "Ich beschwöre euch und befehle euch als geliebten Töchtern, den Herrn in häufigem Gebet inständig zu bitten, wie ihr, so vertraue ich, dies schon unaufhörlich tut, getan habt und tun werdet ... Und ihr sollt wissen: wir loben Gott, und die Trübsal unseres Herzens erweitert sich, auf dass Gott, die Zuflucht der Armen und Hoffnung der Demütigen, uns unseren Nöten und den Versuchungen dieser verderbten Welt entreiße; auf dass des Herren Wort eile und das ruhmvolle Evangelium Christi verherrlicht werde; auf dass die Gnade des Herrn in mir nicht fruchtlos sei; und auf dass ich, der letzte und geringste aller Glaubensboten, welche die katholische und apostolische Römische Kirche zur Verkündigung der Frohbotschaft bestimmte, nicht ohne allen Nutzen des Evangeliums leer an Früchten sterbe." (32)
30 Aus diesen Worten leuchtet sein Eifer für die Ausbreitung des Reiches Christi, der des eigenen und fremden inständigen Gebets als Kraftquelle bedürftig zu sein meint, und zugleich seine christliche Demut und seine enge Verbindung mit der apostolischen Römischen Kirche. Diese mit Eifer gepflegte Verbindung hielt er sein ganzes Leben hindurch treu und lebendig aufrecht, so sehr, dass man wirklich sagen kann, sie sei gleichsam die feste und dauerhafte Grundlage seines apostolischen Amtes gewesen.
Treue zu Rom
31 Wenn Wir diesen Punkt auch schon oben kurz berührten, als Wir seine frommen Wallfahrten zum Grab des hl. Petrus und zum Sitz des Stellvertreters Christi behandelten, möchten Wir ihn hier doch ausführlicher darlegen, damit Bonifatius' Eifer im Gehorsam und in der Ehrfurcht Unseren Vorgängern gegenüber noch stärker und lichtvoller hervortrete, nicht weniger aber auch die Liebe, welche die Römischen Päpste ihm erzeigten.
32 Sobald bei seinem ersten Besuch in der Heiligen Stadt, den er unternahm, um von Papst Gregor II. den Missionsauftrag zu erhalten, Unser Vorgänger ihn kennenlernte, bestätigte und belobigte er ihn, und in väterlichem Wohlwollen schrieb er ihm: "Dein Uns eröffnetes heiliges, aus frommer Christusliebe entflammtes Vorhaben und die Anerkennung des von dir vorgelegten lauteren Glaubensbekenntnisses erheischen es, dass Wir dich zur Verkündigung des göttlichen Wortes, dessen Verwaltung Uns durch Gottes Gnade obliegt, als Mitarbeiter verwenden ... Wir freuen Uns deines Glaubens und wünschen Mithelfer der dir gewordenen gnadenvollen Berufung zu sein ... Im Namen der unteilbaren Dreifaltigkeit beauftragen Wir daher kraft der unerschütterten Gewalt des hl. Petrus, des Apostelfürsten, dessen Lehramt Wir in göttlichem Auftrag ausüben und dessen Heiligen Stuhl Wir innehaben, dich, den bescheidenen und frommen Priester, und ordnen an, dass du, gestützt auf die Gnade des Wortes Gottes, bei allen Völkern, die im Wahn des Heidentums befangen sind und zu denen du mit Gottes Hilfe gelangen kannst, durch die Verkündigung des Namens Christi des Herrn, unseres Gottes, und das überzeugende Wort der Wahrheit die Verwaltung des Reiches Gottes einrichtest." (33) Als er dann aber vom gleichen Vorgänger von Uns wegen seiner Verdienste zum Bischof geweiht worden war und ihm und seinen Nachfolgern mit einem Eid Gehorsam gelobt hatte (34), erklärte er in feierlicher Form: "Ich bekenne den ganzen Glauben, und zwar den einen heiligen katholischen Glauben, und verharre mit Gottes Hilfe in der Einheit dieses nämlichen Glaubens, in dem, wie zweifelsfrei erwiesen ist, alles Heil der Christenheit besteht." (35)
33 Solch eifervolle Gesinnung des Gehorsams und der Ehrfurcht brachte er Gregor II. und auch den Römischen Päpsten nach ihm entgegen und stellte sie bei gegebener Gelegenheit unter Beweis.(36) So schrieb er zum Beispiel Unserem Vorgänger, dem hl. Zacharias, sobald er von dessen Erhebung auf den Päpstlichen Stuhl erfahren hatte: " ... Größer konnte für uns der Jubel und inniger die Freude nicht sein, und mit zum Himmel erhobenen Händen dankten wir Gott dafür, dass der höchste Herr Eurer Vatergüte die Ausübung der kirchlichen Gewalt und die Regierung des Apostolischen Stuhles anvertraut hat. Wie zu Deinen Füßen kniend bitten wir inständig darum, dass wir, wie wir um der Gewalt des hl. Petrus willen treue Diener und gehorsame Schüler Deiner Vorgänger waren, in Unterordnung unter das kirchliche Recht auch die gehorsamen Diener Deiner Güte zu werden verdienen. Wir wünschen innig, den katholischen Glauben und die Einheit mit der Römischen Kirche zu wahren, und ich stehe nicht davon ab, alle, die mich hören, und alle Schüler, die Gott mir bei dieser Sendung schenkt, zum Gehorsam gegen den Apostolischen Stuhl einzuladen und zu gewinnen." (37)
34 In seinen letzten Lebensjahren schreibt er, durch Alter und Mühen schon fast gebrochen, voll Demut an Stephan III., den kurz zuvor erwählten Papst: "Ich flehe die Güte Eurer Heiligkeit mit innigster Bitte an, dass ich von Eurer Hoheit Milde die freundschaftliche Verbindung mit dem Heiligen Apostolischen Stuhl zu erlangen und zu besitzen gewürdigt werde und unter Eurer Heiligkeit im Dienste des Apostolischen Stuhles in gleicher Weise Euer treuer und ergebener Diener bleiben kann, wie ich unter Euren drei Vorgängern dem Apostolischen Stuhl diente ... " (38)
35 Mit vollem Recht schrieb darum Unser unvergesslicher Vorgänger Benedikt XV. gelegentlich der Zwölfhundertjahrfeier seit Beginn der apostolischen Sendung dieses glorreichen Blutzeugen zu den Völkern Deutschlands über ihn an die Bischöfe jener Nation: "Durchdrungen von solch felsenfestem Glauben, entflammt von solch hingebender Liebe, hielt Bonifatius fest an dem einzigartigen Treueverhältnis zum Apostolischen Stuhl, das er in der stillen Schule des klösterlichen Lebens seiner Heimat in sich aufgenommen zu haben scheint; das er dann, zum offenen Kampf des apostolischen Lebens sich rüstend, in Rom am Grab des Apostelfürsten Petrus unter heiligem Eid gelobte; das er endlich als Form seines Apostolats und Richtschnur seiner Sendung mitten in den Entscheidungskampf stellte - an diesem Treueverhältnis hielt er unwandelbar fest und ließ auch nie davon ab, es allen, deren Vater er durch das Evangelium geworden, nachdrücklich zu empfehlen und so eindringlich einzuschärfen, dass er es sozusagen an Testamentes Statt hinterlassen hat." (39)
36 Dieser Haltung des hl. Bonifatius, die seine Ehrfurcht gegenüber den Römischen Päpsten klar zum Ausdruck bringt, folgten jederzeit, wie ihr, ehrwürdige Brüder, wisst, getreulich alle jene, die sich vor Augen hielten, dass der Apostelfürst vom göttlichen Erlöser als der feste Fels gesetzt worden ist, auf dem der Bau der ganzen Kirche ruht, der Kirche, die Bestand haben wird bis zum Ende der Zeiten; und dass ihm die Schlüssel des Himmelreiches übergeben worden sind und die Gewalt, zu binden oder zu lösen (40). Jene, die diesen Felsen verwerfen und versuchen, außerhalb seiner zu bauen, legen zweifellos auf lockeren Sand die Fundamente eines wankenden Gebäudes. Ihre Bestrebungen, ihr Mühen und Beginnen können wie alle irdischen Dinge nicht verlässlich, fest und dauerhaft sein. Sie sind vielmehr, wie die alte und neuere Geschichte lehrt, wegen des Streites der Meinungen und infolge der geschichtlichen Wandlungen im Lauf der Zeit fast mit Notwendigkeit Veränderungen unterworfen.
37 Wir halten es darum durchaus für angemessen, dass die enge Verbindung des berühmten Blutzeugen mit dem Apostolischen Stuhl und seine großen Taten durch die Jahrhundertfeier nach eurer Anregung in ihr volles Licht gestellt werden. Denn wie dies den Glauben und die Treue derer stärken wird, die dem unfehlbaren Lehramt der Römischen Päpste anhangen, muss es sicher auch die aus irgendeinem Grund von den Nachfolgern des hl. Petrus Getrennten anregen, wieder tiefer über die Frage nachzudenken und mit der Gnade Gottes folgerichtig und mutig den Weg einzuschlagen, der sie glücklich zur Einheit der Kirche zurückführt. Darauf zielt Unser sehnlicher Wunsch hin, und das erbitten Wir in flehentlichem Gebet von dem Geber der göttlichen Gnade, es möge das heiße Verlangen aller Guten in Erfüllung gehen, "dass alle eins seien" (41) und dass alle sich hinwenden zu der einen Hürde, um von dem einen Hirten geweidet zu werden (42).
Treue zur Wahrheit
38 Eine weitere Lehre, ehrwürdige Brüder, enthält noch für uns alle das Leben des hl. Bonifatius, das Wir kurz entworfen haben. Auf dem Sockel des Standbildes, das im Jahre 1842 im Kloster Fulda errichtet wurde und den Apostel Deutschlands darstellt, liest der Besucher: "Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit." (43) Und wirklich konnte keine bezeichnendere, keine wahrere Inschrift dort angebracht werden. Zwölf Jahrhunderte sind seit Bonifatius, eines nach dem andern, verflossen; eine Reihe von Völkerwanderungen herüber und hinüber gegangen; viele Umwälzungen und furchtbare Kriege einander gefolgt; Glaubenstrennungen und Glaubensirrungen haben Anstrengungen gemacht und machen sie, das nahtlose Gewand der Kirche zu zerreißen; übermächtige Reiche und Gewaltherrschaften von Menschen, die nichts zu fürchten, vor nichts zurückzuschrecken schienen, sind plötzlich zusammengebrochen; philosophische Systeme, die den Gipfel menschlichen Wissens zu erreichen sich bemühen, lösen sich im Laufe der Zeiten eines nach dem andern ab, oft etwas ganz Neues als die Wahrheit hinstellend. Aber das Wort, das der hl. Bonifatius den Völkern Germaniens, Galliens und Frieslands verkündete, entgegengenommen von dem, der in Ewigkeit bleibt, hat auch in unserer Zeit seine Geltung und ist allen, die es willig umfassen, Weg, Wahrheit und Leben (44). Freilich gibt es auch heute solche, die das Wort ablehnen, die es mit dem Trug des Irrtums zu vergiften suchen. Sie bemühen sich sogar, die der Kirche und den Bürgern gebührende Freiheit mit Füßen tretend, das Wort durch Lügen, Verfolgungen und Misshandlungen aus den Herzen zu reißen und völlig zu vernichten. Doch wie ihr, ehrwürdige Brüder, wohl wisst, ist solch schlau ausgedachtes Verfahren nicht neu. Schon aus den Anfängen des Christentums ist es bekannt. Der göttliche Heiland bereits mahnte seine Jünger: "Gedenket des Wortes, das ich zu euch gesprochen habe: der Knecht ist nicht mehr als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen." (45) Doch zum Trost fügte der Heiland auch hinzu: "Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich." (46) Und weiter: "Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und euch lügnerisch alles Böse nachreden! Freuet euch und frohlockt; denn groß ist euer Lohn im Himmel." (47)
Schluss
39 Wir brauchen uns also nicht zu wundern, wenn auch heute der christliche Name irgendwo Gegenstand des Hasses ist, wenn die Kirche in der Erfüllung ihres von Gott gegebenen Auftrags in weiten Gebieten auf jede erdenkliche Weise behindert wird, wenn nicht wenige Katholiken sich durch falsche Lehren täuschen lassen und in schwere Gefahr geraten, ihr ewiges Heil zu verlieren. Uns allen gebe Mut und Stärke die Verheißung des göttlichen Heilands: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Zeiten." (48) Und der hl. Bonifatius erlange uns übernatürliche Kraft, er, der für die Ausbreitung des Reiches Jesu Christi unter feindlichen Völkern keine langwierigen Mühen, keine harten Wanderungen, ja auch den Tod nicht floh, sondern ihm tapfer und beherzt entgegenging und sein Blut vergoss.
40 Solchen Starkmut möge seine Vermittlung denen vor allem von Gott erwirken, die heute durch die böswilligen Machenschaften der Feinde Gottes in harter Bedrängnis sind; zugleich aber möge sie alle zu der Einheit der Kirche zurückrufen, welche die ständige Richtschnur seines Lebens und Wirkens wie sein innigstes Anliegen und Wollen war, von dem entzündet er sein Leben lang mit voller Hingebung arbeitete.
41 Um dieses bitten Wir Gott inständig. Euch allen aber, ehrwürdige Brüder, und allen eurer Hirtensorge anvertrauten Herden erteilen Wir von Herzen den Apostolischen Segen, der ein Unterpfand der göttlichen Gnaden und Erweis Unseres väterlichen Wohlwollens sein möge.
am 5. Juni, dem Fest des hl. Bischofs und Martyrers Bonifatius,
im Jahre 1954, dem sechzehnten Unseres Pontifikats.
Anmerkungen
1 Vita S. Bonif., auct. Willibaldo, ed. Levison, Hannover-Leipzig 1905, S. 21.
2 Ebd.
3 Vita S. Bonif., auct. Otloho, ed. Levison I S. 127.
4 S. Bonif. Epist., ed. Tangl, Berlin 1916, ep. 28. S. 49.
5 Ebd., ep 51, 57, 58. 60. 68. 77, 80, 86, 87. 89.
6 Ebd., ep 108, S. 233-234.
7 Ebd., ep. 73 S. 150.
8 Vita S. Bonif., auct. Otloho, ed. Levison I S. 157.
9 Ebd. ed. Levison I S. 158.
10 S. Bonif. Epist., ed. Tangl, ep. 86 S. 193-194.
11 Ebd., ep. 41 S. 66.
12 Ebd., ep. 61 S. 125-126.
13 Vita S. Bonif., auct. Willibaldo, ed. Levison S. 40.
14 Vgl. Sirmond, Concilia antiqua Galliae, Paris 1629, Bd. 1 S. 511 ff.
15 Vgl. Bonif. Epist., ed. Tangl, ep. 28 S. 49-52.
16 Vgl. ebd .• ep. 57 S. 104-105, ep. 19 S. 109.
17 Vgl. ebd., ep. 78 S. 163.
18 Vita S. Bonif.. auct. Willibaldo, ed. Levison S. 46.
19 Ebd.
20 Ebd. S. 47.
21 Ebd. S. 49-50.
22 Vgl. ebd. S. 50 u. Vita S. Bonif., auct. Otloho, ed. Levison Il S. 210.
23 Vita S. Bonif., auct. Radbodo, ed. Levison S. 73.
24 Vita S. Bonif., auct. Willibaldo. ed. Levison S. 54.
25 S. Bonif. Epist., ed. Tangl, ep. 111 S. 240.
26 Vgl. Epist. Lupi Servati, ed. Levillain, I, Paris 1927, ep. 5 S. 42.
27 2 Cor. 5, 14.
28 Röm. 8. 35, 38, 39.
29 Phil. 4, 13.
30 Ps. 18,5; Röm. 10. 18.
31 Vgl. S. Bonif. Epist., ed. Tangl, ep. 86 S. 189-191.
32 Ebd., ep. 67 S. 139-140.
33 Ebd., ep. 12, S. 17-18.
34 Vgl. ebd., ep. 16 S. 28-29.
35 Vgl. ebd. S. 29.
36 Vgl. Vita S. Bonif., auct. Willibaldo, ed. Lcvison. S. 25; ebd. S. 27-28; S. Bonif. Epist. ed. Tangl, ep. 67 S. 139-140; ep. 59 S. 110-112; ep. 86 S. 191-194; ep. 108 S. 233-234.
37 Ebd., ep. 50 S. 81.
38 Ebd., ep. 108 S. 233-234.
39 Epist. Enc. In hac tanta A. A. S. 1919. S. 216-217.
40 Vgl. Matth. 16,18. 19.
41 Vgl. Joh. 17,11.
42 Vgl. Joh. 21,15,-17.
43 Vgl. 1. Petr. 1,25.
44 Vgl. Joh. 14, 6.
45 Joh. 15,20.
46 Matth. 5,10.
47 Ebd. 11, 12.
48 Matth. 28, 20.