Ernst Moritz Roth: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Roth wurde als fünftes von 7 Kindern des Dekorations- und Kirchenmalers Wilhelm Roth und seiner Frau Margarethe (geb. Kruth) geboren. Er wuchs im Kölner ''Belgischen Viertel'' in einer streng katholischen Umgebung auf. Sein Geschwister waren unter anderem der spätere Märtyrer [[Joseph Roth|Joseph]], Albert (1897-1914) und [[Thaddäus Maria Roth|Wilhelm]]. Nach dem Tode seines Bruders Albert wurde vom Vater beschlossen, dass Ernst den Beruf des Malers ergreifen und Alberts Platz einnehmen sollte. Er machte am St. Josef Kolleg in Vechta sein Abitur und besuchte von 1919 bis 1920 die Kunst- und Gewerbeschulen Köln (bei Professor Seuffert) und Düsseldorf wo er in engen Kontakt mit dem Künstler Walter Ophey und seiner Familie kam.<ref>Familienarchiv Roth: ''Dokumente von Ophey, Bilder und Fotos''</ref> 1921 verbrachte er seine Gesellenzeit in Nürnberg und bildete sich dort an der Kunst- und Gewerbeschule weiter. Dort entschied er, gegen den Willen das Vaters, Priester zu werden und so war er von 1924 bis 1929 auf dem Priesterseminar Bensberg. Parallel zu seinem Theologie-Studium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn von 1922 bis 1928 studierte er in Bonn das Zeichenstudium bei dem Bildhauer Karl Menser<ref>* 19. Juli 1872 in Köln, † 10. November 1929 in Bonn. Menser schuf u.a. die Figuren am Portal der ehemaligen Landwirtschaftskammer Rheinland in der Bonner Weststadt (Endenicher Allee), er gestaltete den Rhöndorfer Waldfriedhof, schuf das Relief am Grab des Komponisten Caspar Joseph Brambach auf dem Poppelsdorfer Friedhof sowie den plastische Schmuck am Grab des Komponisten Louis Lacombe auf dem Friedhof Père Lachaise</ref>. Am 6. August 1929 wurde er im [[Kölner Dom]] zum Priester geweiht. | + | [[Ernst]] [[Moritz]] Roth wurde als fünftes von 7 Kindern des Dekorations- und Kirchenmalers Wilhelm Roth und seiner Frau Margarethe (geb. Kruth) geboren. Er wuchs im Kölner ''Belgischen Viertel'' in einer streng katholischen Umgebung auf. Sein Geschwister waren unter anderem der spätere Märtyrer [[Joseph Roth|Joseph]], Albert (1897-1914) und [[Thaddäus Maria Roth|Wilhelm]]. Nach dem Tode seines Bruders Albert wurde vom Vater beschlossen, dass Ernst den Beruf des Malers ergreifen und Alberts Platz einnehmen sollte. Er machte am St. Josef Kolleg in Vechta sein Abitur und besuchte von 1919 bis 1920 die Kunst- und Gewerbeschulen Köln (bei Professor Seuffert) und Düsseldorf wo er in engen Kontakt mit dem Künstler Walter Ophey und seiner Familie kam.<ref>Familienarchiv Roth: ''Dokumente von Ophey, Bilder und Fotos''</ref> 1921 verbrachte er seine Gesellenzeit in Nürnberg und bildete sich dort an der Kunst- und Gewerbeschule weiter. Dort entschied er, gegen den Willen das Vaters, Priester zu werden und so war er von 1924 bis 1929 auf dem Priesterseminar Bensberg. Parallel zu seinem Theologie-Studium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn von 1922 bis 1928 studierte er in Bonn das Zeichenstudium bei dem Bildhauer Karl Menser<ref>* 19. Juli 1872 in Köln, † 10. November 1929 in Bonn. Menser schuf u.a. die Figuren am Portal der ehemaligen Landwirtschaftskammer Rheinland in der Bonner Weststadt (Endenicher Allee), er gestaltete den Rhöndorfer Waldfriedhof, schuf das Relief am Grab des Komponisten Caspar Joseph Brambach auf dem Poppelsdorfer Friedhof sowie den plastische Schmuck am Grab des Komponisten Louis Lacombe auf dem Friedhof Père Lachaise</ref>. Am 6. August 1929 wurde er im [[Kölner Dom]] zum Priester geweiht. |
Seine ersten [[Vikar|Vikarstellen]] waren St. Barbara in Mühlheim/Dümpten (1929–1930), St. Antonius in Düsseldorf-Oberkassel (1930–1931), St. Antonius in Essen-Frohnhausen (1931–1932) und St. Laurentius in Dattenfeld an der Sieg (1932–1935). Seine Zeit in Dattenfeld war überschattet von seiner aktiven Gegnerschaft gegen die Nationalsozialisten. Die Folge waren der Entzug seiner Unterrichtserlaubnis und die Strafversetzung durch seine Kirchenvorgesetzten. Danach bekam er in Bonn die Stelle als Hausgeistlicher im Elisabeth-Krankenhaus (1936–1937). In dieser Zeit, um 1936, half er aktiv dem Halbjuden Kurt-Georg Leichtentritt. Erst versuchte er ihn durch Taufe zu retten, dann halfen Roth und seine Familie, dass Leichtentritt mit seiner Frau 1939 nach Amerika auswandern konnte. Drei Jahre lang war es ihm wegen seelischer und körperlicher Krankheit nicht möglich zu predigen.: | Seine ersten [[Vikar|Vikarstellen]] waren St. Barbara in Mühlheim/Dümpten (1929–1930), St. Antonius in Düsseldorf-Oberkassel (1930–1931), St. Antonius in Essen-Frohnhausen (1931–1932) und St. Laurentius in Dattenfeld an der Sieg (1932–1935). Seine Zeit in Dattenfeld war überschattet von seiner aktiven Gegnerschaft gegen die Nationalsozialisten. Die Folge waren der Entzug seiner Unterrichtserlaubnis und die Strafversetzung durch seine Kirchenvorgesetzten. Danach bekam er in Bonn die Stelle als Hausgeistlicher im Elisabeth-Krankenhaus (1936–1937). In dieser Zeit, um 1936, half er aktiv dem Halbjuden Kurt-Georg Leichtentritt. Erst versuchte er ihn durch Taufe zu retten, dann halfen Roth und seine Familie, dass Leichtentritt mit seiner Frau 1939 nach Amerika auswandern konnte. Drei Jahre lang war es ihm wegen seelischer und körperlicher Krankheit nicht möglich zu predigen.: | ||
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Version vom 17. August 2012, 14:18 Uhr
Ernst-Moritz Roth (* 31. Januar 1902 in Köln; † 12. März 1945 in Dreisel) war ein deutscher Maler, Dichter und katholischer Priester.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Ernst Moritz Roth wurde als fünftes von 7 Kindern des Dekorations- und Kirchenmalers Wilhelm Roth und seiner Frau Margarethe (geb. Kruth) geboren. Er wuchs im Kölner Belgischen Viertel in einer streng katholischen Umgebung auf. Sein Geschwister waren unter anderem der spätere Märtyrer Joseph, Albert (1897-1914) und Wilhelm. Nach dem Tode seines Bruders Albert wurde vom Vater beschlossen, dass Ernst den Beruf des Malers ergreifen und Alberts Platz einnehmen sollte. Er machte am St. Josef Kolleg in Vechta sein Abitur und besuchte von 1919 bis 1920 die Kunst- und Gewerbeschulen Köln (bei Professor Seuffert) und Düsseldorf wo er in engen Kontakt mit dem Künstler Walter Ophey und seiner Familie kam.<ref>Familienarchiv Roth: Dokumente von Ophey, Bilder und Fotos</ref> 1921 verbrachte er seine Gesellenzeit in Nürnberg und bildete sich dort an der Kunst- und Gewerbeschule weiter. Dort entschied er, gegen den Willen das Vaters, Priester zu werden und so war er von 1924 bis 1929 auf dem Priesterseminar Bensberg. Parallel zu seinem Theologie-Studium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn von 1922 bis 1928 studierte er in Bonn das Zeichenstudium bei dem Bildhauer Karl Menser<ref>* 19. Juli 1872 in Köln, † 10. November 1929 in Bonn. Menser schuf u.a. die Figuren am Portal der ehemaligen Landwirtschaftskammer Rheinland in der Bonner Weststadt (Endenicher Allee), er gestaltete den Rhöndorfer Waldfriedhof, schuf das Relief am Grab des Komponisten Caspar Joseph Brambach auf dem Poppelsdorfer Friedhof sowie den plastische Schmuck am Grab des Komponisten Louis Lacombe auf dem Friedhof Père Lachaise</ref>. Am 6. August 1929 wurde er im Kölner Dom zum Priester geweiht.
Seine ersten Vikarstellen waren St. Barbara in Mühlheim/Dümpten (1929–1930), St. Antonius in Düsseldorf-Oberkassel (1930–1931), St. Antonius in Essen-Frohnhausen (1931–1932) und St. Laurentius in Dattenfeld an der Sieg (1932–1935). Seine Zeit in Dattenfeld war überschattet von seiner aktiven Gegnerschaft gegen die Nationalsozialisten. Die Folge waren der Entzug seiner Unterrichtserlaubnis und die Strafversetzung durch seine Kirchenvorgesetzten. Danach bekam er in Bonn die Stelle als Hausgeistlicher im Elisabeth-Krankenhaus (1936–1937). In dieser Zeit, um 1936, half er aktiv dem Halbjuden Kurt-Georg Leichtentritt. Erst versuchte er ihn durch Taufe zu retten, dann halfen Roth und seine Familie, dass Leichtentritt mit seiner Frau 1939 nach Amerika auswandern konnte. Drei Jahre lang war es ihm wegen seelischer und körperlicher Krankheit nicht möglich zu predigen.:
- Nicht predigen zu können oder in der Zeit der Verfolgung und Verkennung nicht predigen zu dürfen, machte ihn ohnmächtig. Durch Gewalt, Verbot und Intrige verwehrte man ihm oft den Weg zu den Menschen, die ihm anvertraut waren.<ref>Siering, Theo/Steger, Hans: Ernst Moritz Roth 1902–1945, Bonn, Verlag Siering 1978, keine Seitenzahlen, zweite Seite.</ref>
Von 1940 bis 1945 war er Kaplan in Schwarzrheindorf. Er half auch Ende 1944 seinem älteren Bruder Joseph Roth, sich nach dessen Entlassung aus dem KZ Buchenwald in der Nähe von Dattenfeld zu verstecken. Als ihm selber nach dem Tode seines Bruders Joseph die Verhaftung durch die Gestapo drohte, floh er und versteckte sich bei Freunden in Dreisel/Dattenfeld. Im März 1945 kam er dort bei einem Bombenangriff ums Leben.<ref>St. Bruder Konrad in Dreisel (Umstände des Todes von Roth)</ref><ref name="Stadtanzeiger">Streitbar in schwierigen Zeiten in: Kölner Stadtanzeiger vom 14. Juni 2010</ref>
Seine charismatische Kraft als Priester und Prediger war so groß und überzeugend, dass sich drei seiner Freunde (Rudi Geimer, Willi Weber und Josef Görgen) auch für das Priestertum berufen fühlten. Görgen starb noch gegen Ende des Krieges als Frontsoldat, doch Geimer und Weber wurden nach dem Krieg als sog. Spätberufene zu Priestern geweiht. Sie schrieben 1978 in der Buchveröffentlichung dazu.
- Ernst Moritz Roth, der am 12. März 1945 bei einem Fliegerangriff starb, war ein Priester mit heiligem Eifer für Kirche und Menschen. Sich seiner Sendung und Berufung stets bewußt, verzehrte er sich in der Verkündigung der Frohen Botschaft, die er in Wort und Bild unverfälscht den Gläubigen darzulegen verstand. Ihm verdanken wir nächst Gott, dass wir als Spätberufene auch Priester geworden sind. Vorliegendes Büchlein gewährt einen kleinen Einblick in die Seele unseres Freundes, in sein künstlerisches und priesterliches Wirken. Möge der Leser ein wenig davon in seinem Herzen bewahren.<ref>Siering, Theo/Steger, Hans: Ernst Moritz Roth 1902–1945, Bonn, Verlag Siering 1978, keine Seitenzahlen, letzte Seite.</ref>
Werk und Ausstellungen
Seine expressionistischen Werke umfassen Gedichte und Bilder. Vom 15.–23. Juni 1968 kam es zur ersten und bisher einzigen Ausstellung einiger seiner Werke im Rathaus der damaligen Stadt Beuel (heute ein Stadtteil der Bundesstadt Bonn). Im damaligen Ausstellungskatalog steht über Roth u.a.:
- Leben und Werk von E.M. Roth sind denn mehr zum Beunruhigen als zum Lösen bestimmt. Doch das, was da ist, sollte man sehen, um schwärmen zu dürfen von dem, was da hätte sein können. E.M. Roth ist durch mancherlei Kunstkreise gegangen. Van Gogh, Hodler, Thorn-Prikker, Nauen, Nolde standen an seiner Bahn. Seinem Ausdruckswillen ging mithin ein Wille parallel, der sich entschlossen gegen alles kehrte, was Tradition heißt. Das Bedeutendste des Nachlasses, der in alle Winde verstreut sein wird, ist wohl das Bild von E.M. Roths ausgeprägter Persönlichkeit, wie es in der Erinnerung seiner wenigen Freunde fortlebt. (K.F. Ertel)<ref>Ertel, K.F.: Ernst Moritz Roth 1902-1945. Ausstellungskatalog. Beuel 1968, keine Seitenzahlen, dritte Seite.</ref>
Die meisten seiner Gedichte haben keine Titel. Ein Beispiel für die Form seiner Dichtkunst:
- Wir stammelten von Ewigkeit
- und waren fromm zusammen,
- wir sangen sie in Freud und Leid
- mit Liebe, ohn Verdammen.
- Und wie die Andacht bei uns war,
- ergriff die Welt und wunderbar.
- -
- Wir sahen in den großen Mond
- und schauten ohne Ende.
- Da war es uns, ganz ungewohnt,
- als ob es sich entbände
- aus unbegrenzter Räumlichkeit,
- da stammelten wir - - Ewigkeit.
- 1921<ref>Familienarchiv Roth: Gedichtesammlung.</ref>
Ehrungen
A* Am 14. Juni 2010 wurde die Grundschule Dattenfeld in Ernst-Moritz-Roth-Schule umbenannt.<ref name="Stadtanzeiger"/>
- Am 29. März 2012 Verlegung zweier Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig. Der 1. Stein am Sterbehaus in Dreisel und der 2. Stein am Fuße der Kirchentreppe in Dattenfeld.<ref>Brief des Schuldirektors Wagner an die Familie Roth vom 21. März 2012</ref><ref>Kölner Stadt-Anzeiger vom 30.03.2012</ref>
Literatur
- Rainer Zimmermann: Die Kunst der verschollenen Generation: deutsche Malerei des expressiven Realismus von 1925-1975, Düsseldorf/Wien, Econ, 1980, ISBN 978-3-430-19961-2, S. 150,284
- Ertel, K.F.: Ernst Moritz Roth 1902-1945, Beuel 1968, keine Seitenzahlen
- Siering, Theo/Steger, Hans: Ernst Moritz Roth 1902–1945, Bonn, Verlag Siering 1978, keine Seitenzahlen
- Hundhausen, Emil: Ernst Moritz Roth als Vikar und Gegner des Dritten Reiches. Stromberg/Sieg 1979
- Hundhausen, Emil: Altwindeck, ein bergisches Juwel,Windeck, Fritz Franz-Verlag, 1978, S. 41
- Kölner Stadtanzeiger Nr. 243 Lokalteil der Siegburger Zeitung vom 18. Oktober 1979, Seite 14
- Heimatblätter des Rhein-Sieg-Kreises, Jahrbuch 1980, Seite 197–204
- Bernd Floer: Kollektiver Widerstand gegen den Nationalsozialismus aus dörflich-katholischem Milieu im Erzbistum Köln:Ein Fallbeispiel aus dem Jahre 1935, GRIN Verlag, 2008
- Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Nachlass Karl-Gustav Roth
- Privatarchiv der Familie Roth
Weblinks
Einzelnachweise
<references />