Substanz: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 27. Mai 2006, 23:33 Uhr
Substanz (von lat. substantia, =das Zugrunde liegende, Selbständige; Übersetzung des griech. hopostasis=Grundlage oder ousia ="das wirklich Seiende" )
Die Frage nach der Substanz gehört zu den entscheidenden Fragen der Metaphysik. Es ist schwierig oder gar unmöglich eine eindeutige Definition des Begriffs vorzulegen, denn es kam im Laufe der Philosophiegeschichte immer wieder zu Neuinterpretationen und -auslegungen des Begriffs wie auch zu Missdeutungen. Die Schwierigkeit beginnt schon allein damit, dass der lateinische Begriff "Substanz" ursprünglich als Übersetzung des griechischen ousía eingeführt wurde, der Bedeutungsgehalt des lateinischen "Substanz" sich aber nicht 1:1 mit dem Bedeutung des griechischen ousía deckt, und auch die griechischen Philosophen selbst unterschiedliche Ansichten darüber hatten, was denn nun "das wirklich Seinde" ausmache. Somit darf man den Begriff "Substanz" nicht dahingehend interpretieren als ob ihm bereits ein bestimmter Bedeutungsgehalt zugrunde liege, sondern man sollte immer im Auge behalten dass der Begriff quasi eine Variable, einen Platzhalter für "das-was-das-Seiende-ausmacht" darstellt, der dann von verschiedenen Denkern mit, von einander abweichenden, Inhalten gefüllt wurde.
So betonte etwa einer die "Selbständigkeit", ein anderer die "Identität", ein Dritter spricht von der "Beharrlichkeit".
Eine Gegenüberstellung der Standpunkte der beiden griechischen Philosophen Platon und Aristoteles ergibt folgendes Bild:
- Bei Aristoteles ist ousía (Substanz) die oberste Kategorie und Träger der Eigenschaften.
Vergleicht man die Vorstellungen verschiedenen Denkschulen so zeigen sich folgende Erklärungsmodelle:
- Im Realismus ist Substanz eine metaphysische Realität.
- Im Idealismus ist sie das Beharrliche im Wechsel der Erscheinungen.
- Bei den Scholastikern ist die Substanz widerrum ein „durch und in sich Seiendes“ (= in se esse, ens per se). Doch hier kommt schon der Unterschied zwischen sinnlichen und geistigen Substanzen in den Blick. Thomas von Aquin denkt bei seinen Fragen nach den Substanzen an das „eigentlich Seiende“. Dieses sieht er durch das „esse“ gekennzeichnet. So besagt bei Thomas „substantia“ sowohl das für sich bestehende Seiende wie auch das Sein dieses Seienden. Thomas aber geht weiter: Er spricht von „getrennten Substanzen“ (substantiae seperatae = reine Geister). Sein Denkweg geht bis zu absoluten Substanz (supersubstantialis) - bis zum philosophischen Gottesbegriff.
- Im Empirismus findet eine Umdeutung des Substanzbegriffes, ja sogar teilweise Leugnung statt. Bei Immanuel Kant zum Beispiel wird die Substanz die Kategorie, durch die der Verstand in Verbindung mit den Akzidenzien die Phänomene zu Gegenständen formt. Aber Substanz blieb für Kant das „Beharrliche in der Zeit“.
- In der Neuzeit setzte sich Johannes Hessen in dem 1932 von ihm verfassten Werk „Das Substanzproblem in der Philosophie der Neuzeit“ mit Problematik auseinander. Dabei waren die modernen chemischen und physikalischen Erkenntnisse ihm noch nicht bekannt (z.B. die Desoxyribonukleinsäure, oder DNA, die heute als die Grundlage für biologisches und selbst psychisches Geschehen gilt). Dadurch wird aber das Substanzproblem noch schwieriger zu fassen. Hessen sah die Notwendigkeit, den Substanzbegriff differenziert zu nehmen - nämlich als vorwissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und als philosophischen Begriff.
Siehe auch: Realpräsenz Jesu Christi in der Eucharistie, Transsubstantiation, Wesen