Octogesima adveniens: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Papst [[Paul VI.]] veröffentlichte am 14. Mai 1971 | + | Papst [[Paul VI.]] veröffentlichte am 14. Mai 1971 das Schreiben mit den Anfangsworten '''Octogesima adveniens''' (Es nahen achtzig (Jahre)). Es wurde adressiert an den kanadischen [[Kurienkardinal]] [[Maurice Roy]]. Der Papst bezieht zu den politischen und sozialen Herausforderungen der Gegenwart deutlich Position. Manche Kritiker sahen darin eine Öffnung nach "links", obwohl der Papst Marxismus und Sozialismus massiv, wenn auch differenziert, kritisiert. |
− | Er vertieft einige Themen, die bislang in der päpstlichen Sozialdoktrin eher am Rande vorkamen, enthält sich aber allzu direkt politischer Vorschläge. (Eine "Kompetenzüberschreitung" des Lehramts wurde an [[Gaudium et spes]] und der nachfolgenden Enzyklika [[Populorum progressio]] kritisiert.) Insbesondere betont der Papst sehr klar einen relativen [[Pluralismus (Politik)|Pluralismus]] politischer Überzeugungen in der Kirche und gesteht den [[Laie]]n eine weitgehende [[Autonomie]] des politischen Handelns im Staat zu; jedoch bleibt es dem Lehramt vorbehalten, etwaige Grenzziehungen aus Gründen des Glaubens oder der Sitten vorzunehmen (so bei der [[Abtreibung]], beim [[Völkermord]], [[Terrorismus]], Verstrickung in die [[Mafia]]). | + | Der Adressat, [[Kardinal]] Roy, war damals Präsident des päpstlichen Rates [[Justitia et Pax]], dessen Aufgabe die Förderung der [[Katholische Soziallehre|katholischen Soziallehre]] ist. Diese Soziallehre, die ältere Überzeugungen des christlichen Gesellschaftsbildes aktualisiert, wurde von Papst [[Leo XIII.]] mit der [[Enzyklika]] [[Rerum Novarum]] 1891 begründet. Papst Paul nahm somit den 80. Jahrestag (Octogesima) dieser Enzyklika zum Anlass für seine Ausführungen zu den Voraussetzungen einer gerechten Gesellschaftsordnung. |
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+ | Er vertieft einige Themen, die bislang in der päpstlichen Sozialdoktrin eher am Rande vorkamen, enthält sich aber allzu direkt politischer Vorschläge. (Eine "Kompetenzüberschreitung" des Lehramts wurde mitunter an [[Gaudium et spes]] und der nachfolgenden Enzyklika [[Populorum progressio]] kritisiert.) Insbesondere betont der Papst sehr klar einen relativen [[Pluralismus (Politik)|Pluralismus]] politischer Überzeugungen in der Kirche und gesteht den [[Laie]]n eine weitgehende [[Autonomie]] des politischen Handelns im [[Staat]] zu; jedoch bleibt es dem Lehramt vorbehalten, etwaige Grenzziehungen aus Gründen des Glaubens oder der Sitten vorzunehmen (so bei der [[Abtreibung]], beim [[Völkermord]], [[Terrorismus]], Verstrickung in die [[Mafia]]). | ||
== Das Schreiben in deutscher Sprache == | == Das Schreiben in deutscher Sprache == |
Version vom 25. August 2008, 21:35 Uhr
Papst Paul VI. veröffentlichte am 14. Mai 1971 das Schreiben mit den Anfangsworten Octogesima adveniens (Es nahen achtzig (Jahre)). Es wurde adressiert an den kanadischen Kurienkardinal Maurice Roy. Der Papst bezieht zu den politischen und sozialen Herausforderungen der Gegenwart deutlich Position. Manche Kritiker sahen darin eine Öffnung nach "links", obwohl der Papst Marxismus und Sozialismus massiv, wenn auch differenziert, kritisiert.
Der Adressat, Kardinal Roy, war damals Präsident des päpstlichen Rates Justitia et Pax, dessen Aufgabe die Förderung der katholischen Soziallehre ist. Diese Soziallehre, die ältere Überzeugungen des christlichen Gesellschaftsbildes aktualisiert, wurde von Papst Leo XIII. mit der Enzyklika Rerum Novarum 1891 begründet. Papst Paul nahm somit den 80. Jahrestag (Octogesima) dieser Enzyklika zum Anlass für seine Ausführungen zu den Voraussetzungen einer gerechten Gesellschaftsordnung.
Er vertieft einige Themen, die bislang in der päpstlichen Sozialdoktrin eher am Rande vorkamen, enthält sich aber allzu direkt politischer Vorschläge. (Eine "Kompetenzüberschreitung" des Lehramts wurde mitunter an Gaudium et spes und der nachfolgenden Enzyklika Populorum progressio kritisiert.) Insbesondere betont der Papst sehr klar einen relativen Pluralismus politischer Überzeugungen in der Kirche und gesteht den Laien eine weitgehende Autonomie des politischen Handelns im Staat zu; jedoch bleibt es dem Lehramt vorbehalten, etwaige Grenzziehungen aus Gründen des Glaubens oder der Sitten vorzunehmen (so bei der Abtreibung, beim Völkermord, Terrorismus, Verstrickung in die Mafia).
Das Schreiben in deutscher Sprache
Octogesima adveniens (Wortlaut)