Clemens August Graf von Galen: Unterschied zwischen den Versionen
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== Biografie == | == Biografie == | ||
+ | [[Clemens]] [[Augustinus|August]] Graf von Galen ist im Oldenburger Münsterland als elftes von 13 Kindern gläubiger Eltern geboren. Vom 31. Mai 1890 bis 21. August 1896 besuchte er das Jesuitenkollegs in Feldkirch ([[Österreich]]). Anschließend legte er die Reifeprüfung am Gymnasium Antonianum in Vechta ab. Er studierte in den folgenden Jahren in Fribourg, Innsbruck und [[Münster]]. Am 28. Mai 1904 wurde er im [[St.-Paulus-Dom (Münster)|Dom zu Münster]] durch [[Bischof]] Hermann Dingelstad zum [[Priester]] geweiht. | ||
− | [[ | + | Von 1904 bis 1906 war er [[Kaplan]] von Weihbischof Maximilian Gereon Graf von Galen und von |
+ | 1906 bis 1911 Kaplan an St. Matthias in Berlin-Schöneberg. Von 1911 bis 1919 diente er als Seelsorger (Kurat) an St. Clemens Maria Hofbauer in Berlin und anschließend bis 1929 Pfarrer an St. Matthias in Berlin wo er auch Dompropst [[Bernhard Lichtenberg]] kennen lernte. Dann wurde er Pfarrer an der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti in Münster. | ||
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− | + | 28. Oktober 1933 durch Karl Josef Kardinal Schulte statt. Sein Bischofswahlspruch lautete "Nec laudibus nec timore" (Weder Menschenlob noch -furcht [sollen uns bewegen]). Am 13. Juni, 20. Juni und [[Predigt Bischof von Galens vom 3. August 1941|3. August 1941]] fanden von Galens berühmte [[Predigt]]en gegen "Klostersturm" und [[Euthanasie]] der Nazis statt. Bischof von Galen sprach sich mit klaren Worten gegen die Rassenlehre der Nationalsozialisten aus. Von der Kanzel und in Hirtenbriefen demaskierte er früh die gottlosen Ziele der NSDAP, warnte vor deren menschenunwürdiger und neuheidnischer Ideologie und verurteilte die Hinrichtung von Christen ebenso wie die Tötung so genannten »lebensunwerten Lebens«, also behinderter Menschen. Gegen die Verfolgung und massenhafte Vernichtung der Juden, gegen den Antisemitismus und gegen die Beseitigung von Liberalen, Demokraten und Kommunisten protestierte von Galen indes nicht. Den Zweiten Weltkrieg verstand er als Abwehrkampf gegen den Kommunismus. | |
− | + | Seines prophetischen Weitblicks wegen wurde er von [[Pius XI.]] zur Mitarbeit an der [[Enzyklika]] »[[Mit brennender Sorge]]« (1937) eingeladen. Die deutlichen Worte des Oberhirten erzürnten die Machthaber. Aus Angst, seine Ermordung könnte Unruhe in das katholisch geprägte Münsterland bringen, wurden statt seiner 42 Geistliche verhaftet und zehn von ihnen getötet. | |
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− | Für sein Wirken | + | Jede seiner Visitationen und Firmreisen wurde zwar von politischer Seite mit Schikanen begleitet, dennoch waren sie eindrucksvolle Kundgebungen des Glaubens. Für sein Wirken ernannte ihn Papst Pius XII. 1946 zum [[Kardinal]]. Nach der Rückkehr von [[Rom]] wurde er in [[Münster]] triumphal empfangen und zum Ehrenbürger ernannt. Unvergesslich blieb den Menschen sein letzter Auftritt vor den Trümmern des St.-Paulus-Domes am 16. März 1946. In seiner Ansprache erklärte er, dass er aus Gewissensgründen das Unrecht angeprangert habe. »Ich habe es getan, weil ich glaubte, damit meinem Volke und meinen Diözesanen den besten Dienst zu erweisen. Ich habe es getan, weil ich wusste, dass ich nicht für mich und meine Person alleine sprach, sondern für Hunderte und Tausende, die hinter mir standen und nicht sprechen konnten.« |
− | Knapp einem Monat später | + | Wenige Tage nach dieser Rede erkrankte er schwer. Knapp einem Monat später starb er am 22. März an einem Blinddarmdurchbruch. Am 28. März 1946 wurde in der Ludgeruskapelle des Domes zu Münster beigesetzt. Am [[9. Oktober]] [[2005]] erfolgte die Seligsprechung in Rom durch den Kardinalpräfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal José Saraiva Martins (Portugal), im Beisein von Papst [[Benedikt XVI.]] |
− | ==Literatur== | + | == Literatur == |
− | * Paul-H. Schmidt: Clemens August Kardinal von Galen glaubensstark, furchtlos, unbeugsam, Verlag Josef Kral Abensberg 1995 (96 Seiten. ISBN 978-3-934225-39-8). | + | *Clemens August Graf von Galen - Ich erhebe meine Stimme, Topos Verlag, Kevelaer 2010. |
+ | * Paul-H. Schmidt: Clemens August Kardinal von Galen glaubensstark, furchtlos, unbeugsam, [[Verlag Josef Kral]] Abensberg 1995 (96 Seiten. ISBN 978-3-934225-39-8). | ||
* Clemens August Kardinal von Galen (Leben, Auswahl seiner Predigten, Bericht über seine Seligsprechung [[SJM Verlag]] (ISBN 978-3-932426-31-5). | * Clemens August Kardinal von Galen (Leben, Auswahl seiner Predigten, Bericht über seine Seligsprechung [[SJM Verlag]] (ISBN 978-3-932426-31-5). | ||
* Heinrich Portmann: Der Bischof von Münster: das Echo eines Kampfes für Gottesrecht und Menschenrecht, Aschendorff Verlag Münster/Westfalen 1946 (241 Seiten). | * Heinrich Portmann: Der Bischof von Münster: das Echo eines Kampfes für Gottesrecht und Menschenrecht, Aschendorff Verlag Münster/Westfalen 1946 (241 Seiten). | ||
* Günter Beaugrand: Kardinal Graf von Galen. Der Löwe von Münster. [[Pattloch Verlag]] Augsburg 1988 (112 Seiten; 2., erweiterte Auflage). | * Günter Beaugrand: Kardinal Graf von Galen. Der Löwe von Münster. [[Pattloch Verlag]] Augsburg 1988 (112 Seiten; 2., erweiterte Auflage). | ||
+ | * [[Joachim Kuropka]]: Galen: Wege und Irrwege der Forschung, Aschendorff Verlag Münster/Westfalen (ISBN 978-3402131534). | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
− | * [http://www. | + | * [http://www.vatican.va/news_services/liturgy/saints/ns_lit_doc_20051009_von-galen_ge.html Der Selige auf der Vatikanseite] |
− | * [http://www. | + | * 9. Oktober 2005 [http://www.vatican.va/content/benedict-xvi/la/apost_letters/documents/hf_ben-xvi_apl_20051009_beatification-von-galen.html Schreiben, mit dem Benedikt XVI. Graf von Galen ins Buch der Seligen aufnimmt] |
− | *[ | + | * [https://www.katholisch.de/artikel/30544-vor-80-jahren-bischof-von-galen-predigt-gegen-euthanasie Vor 80 Jahren: Bischof von Galen predigt gegen Euthanasie] [[Katholisch.de]] am 13. Juli 2021 |
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Aktuelle Version vom 22. März 2023, 21:00 Uhr
Clemens August Kardinal Graf von Galen (* 16. März 1878 auf Burg Dinklage; † 22. März 1946 in Münster) war Bischof von Münster und ist ein Seliger der Katholischen Kirche. Er wurde Löwe von Münster genannt und war Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Biografie
Clemens August Graf von Galen ist im Oldenburger Münsterland als elftes von 13 Kindern gläubiger Eltern geboren. Vom 31. Mai 1890 bis 21. August 1896 besuchte er das Jesuitenkollegs in Feldkirch (Österreich). Anschließend legte er die Reifeprüfung am Gymnasium Antonianum in Vechta ab. Er studierte in den folgenden Jahren in Fribourg, Innsbruck und Münster. Am 28. Mai 1904 wurde er im Dom zu Münster durch Bischof Hermann Dingelstad zum Priester geweiht.
Von 1904 bis 1906 war er Kaplan von Weihbischof Maximilian Gereon Graf von Galen und von 1906 bis 1911 Kaplan an St. Matthias in Berlin-Schöneberg. Von 1911 bis 1919 diente er als Seelsorger (Kurat) an St. Clemens Maria Hofbauer in Berlin und anschließend bis 1929 Pfarrer an St. Matthias in Berlin wo er auch Dompropst Bernhard Lichtenberg kennen lernte. Dann wurde er Pfarrer an der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti in Münster.
1933 wurde er durch Papst Pius XI. zum Bischof von Münster ernannt. Die Bischofsweihe fand am 28. Oktober 1933 durch Karl Josef Kardinal Schulte statt. Sein Bischofswahlspruch lautete "Nec laudibus nec timore" (Weder Menschenlob noch -furcht [sollen uns bewegen]). Am 13. Juni, 20. Juni und 3. August 1941 fanden von Galens berühmte Predigten gegen "Klostersturm" und Euthanasie der Nazis statt. Bischof von Galen sprach sich mit klaren Worten gegen die Rassenlehre der Nationalsozialisten aus. Von der Kanzel und in Hirtenbriefen demaskierte er früh die gottlosen Ziele der NSDAP, warnte vor deren menschenunwürdiger und neuheidnischer Ideologie und verurteilte die Hinrichtung von Christen ebenso wie die Tötung so genannten »lebensunwerten Lebens«, also behinderter Menschen. Gegen die Verfolgung und massenhafte Vernichtung der Juden, gegen den Antisemitismus und gegen die Beseitigung von Liberalen, Demokraten und Kommunisten protestierte von Galen indes nicht. Den Zweiten Weltkrieg verstand er als Abwehrkampf gegen den Kommunismus.
Seines prophetischen Weitblicks wegen wurde er von Pius XI. zur Mitarbeit an der Enzyklika »Mit brennender Sorge« (1937) eingeladen. Die deutlichen Worte des Oberhirten erzürnten die Machthaber. Aus Angst, seine Ermordung könnte Unruhe in das katholisch geprägte Münsterland bringen, wurden statt seiner 42 Geistliche verhaftet und zehn von ihnen getötet.
Jede seiner Visitationen und Firmreisen wurde zwar von politischer Seite mit Schikanen begleitet, dennoch waren sie eindrucksvolle Kundgebungen des Glaubens. Für sein Wirken ernannte ihn Papst Pius XII. 1946 zum Kardinal. Nach der Rückkehr von Rom wurde er in Münster triumphal empfangen und zum Ehrenbürger ernannt. Unvergesslich blieb den Menschen sein letzter Auftritt vor den Trümmern des St.-Paulus-Domes am 16. März 1946. In seiner Ansprache erklärte er, dass er aus Gewissensgründen das Unrecht angeprangert habe. »Ich habe es getan, weil ich glaubte, damit meinem Volke und meinen Diözesanen den besten Dienst zu erweisen. Ich habe es getan, weil ich wusste, dass ich nicht für mich und meine Person alleine sprach, sondern für Hunderte und Tausende, die hinter mir standen und nicht sprechen konnten.«
Wenige Tage nach dieser Rede erkrankte er schwer. Knapp einem Monat später starb er am 22. März an einem Blinddarmdurchbruch. Am 28. März 1946 wurde in der Ludgeruskapelle des Domes zu Münster beigesetzt. Am 9. Oktober 2005 erfolgte die Seligsprechung in Rom durch den Kardinalpräfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal José Saraiva Martins (Portugal), im Beisein von Papst Benedikt XVI.
Literatur
- Clemens August Graf von Galen - Ich erhebe meine Stimme, Topos Verlag, Kevelaer 2010.
- Paul-H. Schmidt: Clemens August Kardinal von Galen glaubensstark, furchtlos, unbeugsam, Verlag Josef Kral Abensberg 1995 (96 Seiten. ISBN 978-3-934225-39-8).
- Clemens August Kardinal von Galen (Leben, Auswahl seiner Predigten, Bericht über seine Seligsprechung SJM Verlag (ISBN 978-3-932426-31-5).
- Heinrich Portmann: Der Bischof von Münster: das Echo eines Kampfes für Gottesrecht und Menschenrecht, Aschendorff Verlag Münster/Westfalen 1946 (241 Seiten).
- Günter Beaugrand: Kardinal Graf von Galen. Der Löwe von Münster. Pattloch Verlag Augsburg 1988 (112 Seiten; 2., erweiterte Auflage).
- Joachim Kuropka: Galen: Wege und Irrwege der Forschung, Aschendorff Verlag Münster/Westfalen (ISBN 978-3402131534).
Weblinks
- Der Selige auf der Vatikanseite
- 9. Oktober 2005 Schreiben, mit dem Benedikt XVI. Graf von Galen ins Buch der Seligen aufnimmt
- Vor 80 Jahren: Bischof von Galen predigt gegen Euthanasie Katholisch.de am 13. Juli 2021
Vorgänger Johannes Poggenburg |
† Bischof von Münster 1933-1946 |
Nachfolger Michael Keller |