Kloster Fischbachau: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | wurde, den Benediktinern des Klosters Hirsau übertragen. Kurz darauf entsandte der damalige Abt Wilhelm des Klosters Hirsau zwölf Mönche nach Margaretenzell. Die Anzahl der Mönche stand symbolisch für die zwölf Apostel. Aufgrund der rauhen Lage im oberen Leitzachtal baten die Mönche um eine Verlegung des Klosters, welche durch den Freisinger Bischof Meginward 1085 gewährt wurde. Nachdem Bischof Meginward mit Gräfin Haziga das Land tauschte, konnten die Mönche mit dem Bau des Klosters und einer ersten Klosterkirche in Fischbachau beginnen. Diese erste Kirche des Konvents wurde um das Jahr 1087 geweiht und bildet noch heute den Kern der Maria-Schutz-Kirche (Heute Friedhofskirche) in Fischbachau. | ||
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+ | Diese Kirche wurde jedoch schon bald durch eine größere und prächtigere romanische Klosterkirche als Konventgotteshaus abgelöst. Im Jahr 1096 begann man mit dem Bau der neuen Klosterkirche und konnte diese im Jahr 1100 dem heiligen Martin weihen. Im Grunde blieb das sogenannten Martinsmünster nun in den nächsten 500 Jahren äußerlich nahezu unverändert. | ||
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+ | Im Jahr 1104 kam es erneut zu großen Veränderungen im Kloster Fischbachau, da man die Abtei auf den Petersberg bei Dachau verlegte und wenige Jahre später 1119 dann endgültig in die ehemalige Burg Scheyern. Trotz der räumlichen Trennung blieb Fischbachau durch die Jahrhunderte Priorat der Abtei Scheyern und brachte eine große geistliche, kulturelle und wirtschaftliche Blüte in das Leitzachtal. | ||
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+ | 1080: Übertragung des Klosters Margaretenzell an das Benediktinerkloster Hirsau. | ||
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+ | 1104: Verlegung der Abtei auf den Petersberg bei Dachau. Gründung des Priorats Fischbachau. | ||
− | + | 1119: Verlegung der Abtei vom Petersberg auf die Burg Scheyern. Beibehaltung des Priorats. | |
− | + | 1628: Abtragung der Seitenschiffapsiden und Einbau von zwei Sakristeien in die beiden vorderen Joche,sowie Ansetzung der westlichen Eingangsvorhalle bis 1629. | |
− | + | 1692: Anbringung der Apostelleuchter im Martinsmünster, sowie weiße Renovierung der Wände und der Decke. | |
− | + | 1699: Neubau des Turms im Stil des Barock mit doppelter Turmkuppel bis 1702. | |
+ | 1705: Vergrösserung der Fenster in beiden Seitenschiffen. | ||
− | + | 1706: Einbau einer neuen Portaltüre aus Lärchenholz. | |
− | + | 1729: Bemalung mit einem religiösem Motiv (Anbetung des Allerheiligsten). | |
− | + | 1734: Neubau des Nord- und Westflügels des Klosters bis 1735. | |
− | + | 1735: Fertigstellung des Marienaltars im rechten Seitenschiff. | |
− | + | 1738: Vollendung des Innenraums durch Stuckierung und Freskierung der Gewölbe. Hier sind besonders die Martinsfresken im Gewölbe des Hauptschiffs, sowie die Benediktfresken im linken und die Rosenkranzfresken im rechten Seitenschiff hervorzuheben. Aufstellung des Kirchgestühls und Verlegung des Kirchenpflasters aus Solnhofer Platten. | |
− | + | 1745: Abbau der oberen Turmkuppel und Schaffung der heutigen Ansicht des Martinsmünsters. | |
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− | + | 1765: Ergänzende Rokokoausstattung abgeschlossen (Hochaltar, Benediktaltar, Kanzel). | |
− | + | 1766: Fertigstellung des Hochaltarbildes. | |
+ | 1790: Fertigstellung des Prälatenbaus und des südlichen Konventbaus. | ||
− | + | 1803: Aufhebung der Klosters im Zuge der Säkulasrisation. | |
− | + | 1804: Das Martinsmünster wird zur Pfarrkirche umgewidmet und die Maria-Schutz-Kirche wird zur Friedhofskirche erklärt. Dadurch entgeht die Maria-Schutz-Kirche dem drohenden Abbruch im Rahmen der Säkularisation. Die Konventgebäude wurden in eine weltliche Nutzung überführt und konnten so zum größten Teil bis heute erhalten werden. | |
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+ | 1920: Einbau einer neuen [[Orgel]] im Martinsmünster im Stil des Neu-Rokoko. | ||
+ | 1958: Gesamtrenovierung des Martinsmünsters bis 1960. | ||
+ | == Würdigung == | ||
+ | Die über 900 Jahre alte romanische Basilika stellt ein großartiges Zeugnis der Verbindung zwischen den verschiedenen Stilrichtungen dar. Es treffen sich in vollkommener Harmonie Romanik, Barock und Rokoko und zeugen von einer einzigartigen Stilsicherheit. Vergleichbar ist die ehemalige Klosterkirche in ihrem Stil und ihrer Ausstattung durchaus mit den berühmten Abteikirchen Scheyern, Steingaden und Rottenbuch. Dem Himmel auf Erden ein Stück näher sein, diesem Wunsch hat man mit dem Martinsmünster in Fischbachau ein kleines Stück weit umsetzen können. | ||
+ | Daneben darf man nicht die enorme Bedeutung des Priorats Fischbachau für das Leitzachtal übersehen. Das Kloster Fischbachau bildete den Mittelpunkt dieser Region und war zuständig für die Seelsorge, die Schulbildung, die Ökonomie und die Krankenpflege. Ohne das Kloster gäbe es die heute vorhandene Kulturlandschaft und die Schönheit des Landstrichs nicht. Das obere Leitzachtal wäre heute eine mit dichten und dunklen Wäldern bewachsene Region, durchzogen von großen Sümpfen. | ||
+ | Anschrift: Katholisches Pfarramt, Martinsweg 3, D-83730 Fischbachau | ||
+ | == Ansichten des St.-Martins-Münsters == | ||
+ | <gallery> | ||
+ | Kloster-Fischbachau-Vorhalle-Tor.jpg|Portal | ||
+ | Kloster-Fischbachau-Marienaltar.jpg|Marienaltar (1735 fertiggestellt) | ||
+ | Kloster-Fischbachau-Hochaltar.jpg|Hochaltar | ||
+ | Kloster-Fischbachau-Benediktaltar-001.JPG|Benediktaltar | ||
+ | Kloster-Fischbachau-Kanzel.jpg|Kanzel | ||
+ | Kloster-Fischbachau-Orgel.jpg|Orgel (1920) | ||
+ | </gallery> | ||
+ | == Weblinks == | ||
+ | *[http://www.erzbistum-muenchen-und-freising.de/EMF064/EMF006317.asp Homepage der Pfarrgemeinde] | ||
+ | *[http://www.fischbachau.de/ Homepage der politischen Gemeinde] | ||
− | [[ | + | [[Kategorie:Benediktinerkloster|Fischbachau]] |
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Aktuelle Version vom 27. April 2022, 08:33 Uhr
Das Kloster Fischbachau ist ein ehemaliges Benediktinerpriorat (Säkularisierung 1803) der damaligen Abtei Scheyern. Es befindet sich im Landkreis Miesbach in Bayern (Erzbistum München und Freising).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gründung
Um das Jahr 1080 wurde durch die Grundherrin des oberen Leitzachtals, Gräfin Haziga, ein kleines Kloster, welches zu Ehren der heiligen Margarete in Margaretenzell (Heute Bayerischzell!)gegründet wurde, den Benediktinern des Klosters Hirsau übertragen. Kurz darauf entsandte der damalige Abt Wilhelm des Klosters Hirsau zwölf Mönche nach Margaretenzell. Die Anzahl der Mönche stand symbolisch für die zwölf Apostel. Aufgrund der rauhen Lage im oberen Leitzachtal baten die Mönche um eine Verlegung des Klosters, welche durch den Freisinger Bischof Meginward 1085 gewährt wurde. Nachdem Bischof Meginward mit Gräfin Haziga das Land tauschte, konnten die Mönche mit dem Bau des Klosters und einer ersten Klosterkirche in Fischbachau beginnen. Diese erste Kirche des Konvents wurde um das Jahr 1087 geweiht und bildet noch heute den Kern der Maria-Schutz-Kirche (Heute Friedhofskirche) in Fischbachau.
Diese Kirche wurde jedoch schon bald durch eine größere und prächtigere romanische Klosterkirche als Konventgotteshaus abgelöst. Im Jahr 1096 begann man mit dem Bau der neuen Klosterkirche und konnte diese im Jahr 1100 dem heiligen Martin weihen. Im Grunde blieb das sogenannten Martinsmünster nun in den nächsten 500 Jahren äußerlich nahezu unverändert.
Im Jahr 1104 kam es erneut zu großen Veränderungen im Kloster Fischbachau, da man die Abtei auf den Petersberg bei Dachau verlegte und wenige Jahre später 1119 dann endgültig in die ehemalige Burg Scheyern. Trotz der räumlichen Trennung blieb Fischbachau durch die Jahrhunderte Priorat der Abtei Scheyern und brachte eine große geistliche, kulturelle und wirtschaftliche Blüte in das Leitzachtal.
Zeittafel
1080: Übertragung des Klosters Margaretenzell an das Benediktinerkloster Hirsau.
1085: Bau eines neuen Konventgebäudes in Fischbachau.
1087: Weihe der Maria-Schutz-Kirche als erste Klosterkirche.
1096: Baubeginn des "Martinsmünster" als neue Abteikirche.
1100: Weihe des Martinsmünster.
1104: Verlegung der Abtei auf den Petersberg bei Dachau. Gründung des Priorats Fischbachau.
1119: Verlegung der Abtei vom Petersberg auf die Burg Scheyern. Beibehaltung des Priorats.
1628: Abtragung der Seitenschiffapsiden und Einbau von zwei Sakristeien in die beiden vorderen Joche,sowie Ansetzung der westlichen Eingangsvorhalle bis 1629.
1692: Anbringung der Apostelleuchter im Martinsmünster, sowie weiße Renovierung der Wände und der Decke.
1699: Neubau des Turms im Stil des Barock mit doppelter Turmkuppel bis 1702.
1705: Vergrösserung der Fenster in beiden Seitenschiffen.
1706: Einbau einer neuen Portaltüre aus Lärchenholz.
1729: Bemalung mit einem religiösem Motiv (Anbetung des Allerheiligsten).
1734: Neubau des Nord- und Westflügels des Klosters bis 1735.
1735: Fertigstellung des Marienaltars im rechten Seitenschiff.
1738: Vollendung des Innenraums durch Stuckierung und Freskierung der Gewölbe. Hier sind besonders die Martinsfresken im Gewölbe des Hauptschiffs, sowie die Benediktfresken im linken und die Rosenkranzfresken im rechten Seitenschiff hervorzuheben. Aufstellung des Kirchgestühls und Verlegung des Kirchenpflasters aus Solnhofer Platten.
1745: Abbau der oberen Turmkuppel und Schaffung der heutigen Ansicht des Martinsmünsters.
1765: Ergänzende Rokokoausstattung abgeschlossen (Hochaltar, Benediktaltar, Kanzel).
1766: Fertigstellung des Hochaltarbildes.
1790: Fertigstellung des Prälatenbaus und des südlichen Konventbaus.
1803: Aufhebung der Klosters im Zuge der Säkulasrisation.
1804: Das Martinsmünster wird zur Pfarrkirche umgewidmet und die Maria-Schutz-Kirche wird zur Friedhofskirche erklärt. Dadurch entgeht die Maria-Schutz-Kirche dem drohenden Abbruch im Rahmen der Säkularisation. Die Konventgebäude wurden in eine weltliche Nutzung überführt und konnten so zum größten Teil bis heute erhalten werden.
1854: Renovierung des Martinsmünsters.
1885: Renovierung des Martinsmünsters.
1892: Aufstellung der neuen Madonna im Marienaltar.
1919: Renovierung des Martinsmünsters.
1920: Einbau einer neuen Orgel im Martinsmünster im Stil des Neu-Rokoko.
1958: Gesamtrenovierung des Martinsmünsters bis 1960.
Würdigung
Die über 900 Jahre alte romanische Basilika stellt ein großartiges Zeugnis der Verbindung zwischen den verschiedenen Stilrichtungen dar. Es treffen sich in vollkommener Harmonie Romanik, Barock und Rokoko und zeugen von einer einzigartigen Stilsicherheit. Vergleichbar ist die ehemalige Klosterkirche in ihrem Stil und ihrer Ausstattung durchaus mit den berühmten Abteikirchen Scheyern, Steingaden und Rottenbuch. Dem Himmel auf Erden ein Stück näher sein, diesem Wunsch hat man mit dem Martinsmünster in Fischbachau ein kleines Stück weit umsetzen können.
Daneben darf man nicht die enorme Bedeutung des Priorats Fischbachau für das Leitzachtal übersehen. Das Kloster Fischbachau bildete den Mittelpunkt dieser Region und war zuständig für die Seelsorge, die Schulbildung, die Ökonomie und die Krankenpflege. Ohne das Kloster gäbe es die heute vorhandene Kulturlandschaft und die Schönheit des Landstrichs nicht. Das obere Leitzachtal wäre heute eine mit dichten und dunklen Wäldern bewachsene Region, durchzogen von großen Sümpfen.
Anschrift: Katholisches Pfarramt, Martinsweg 3, D-83730 Fischbachau