In questo giorno (Wortlaut): Unterschied zwischen den Versionen
Oswald (Diskussion | Beiträge) (kat) |
Oswald (Diskussion | Beiträge) (mögliche Quelle) |
||
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 10: | Zeile 10: | ||
(Offizieller italienischer Text [[AAS]] 32 [1940] 5-13)</center> | (Offizieller italienischer Text [[AAS]] 32 [1940] 5-13)</center> | ||
− | (Quelle: Gerechtigkeit schafft Frieden, Reden und Enzykliken des Heiligen Vaters [[Pius XII.]], Herausgegeben von Wilhelm Jussen SJ, Hansa Verlag Josef Toth Hamburg 1946, S. 25-35 mit Sachregister, Kirchliche [[Druckerlaubnis]] Osnabrück am 9. Juli 1946 der bischöfliche Generalvikar Dr. Selig). | + | (Quelle: Gerechtigkeit schafft Frieden, Reden und Enzykliken des Heiligen Vaters [[Pius XII.]], Herausgegeben von Wilhelm Jussen SJ, Hansa Verlag Josef Toth Hamburg 1946, S. 25-35 mit Sachregister, Kirchliche [[Druckerlaubnis]] Osnabrück am 9. Juli 1946 der bischöfliche Generalvikar Dr. Selig; auch in: Emil Marmy (Hrsg.), ''[[Mensch und Gemeinschaft in christlicher Schau]]'', Dokumente, [[Paulus Verlag Freiburg/Schweiz]] 1945, S. 740-752; [[Imprimatur]] Friburgi Helv., die 21. Augusti 1945 L. Clerc, censor). |
{{Hinweis Lehramtstexte}} | {{Hinweis Lehramtstexte}} | ||
Zeile 71: | Zeile 71: | ||
[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]] | [[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]] | ||
[[Kategorie: Weihnachtsansprachen]] | [[Kategorie: Weihnachtsansprachen]] | ||
− | [[Kategorie:Pius XII.]] | + | [[Kategorie:Lehramtstexte (Pius XII.)]] |
Aktuelle Version vom 4. Juni 2019, 20:13 Uhr
In questo giorno |
---|
von Papst
Pius XII.
über die Grundlagen des gerechten Friedens
24. Dezember 1939
(Quelle: Gerechtigkeit schafft Frieden, Reden und Enzykliken des Heiligen Vaters Pius XII., Herausgegeben von Wilhelm Jussen SJ, Hansa Verlag Josef Toth Hamburg 1946, S. 25-35 mit Sachregister, Kirchliche Druckerlaubnis Osnabrück am 9. Juli 1946 der bischöfliche Generalvikar Dr. Selig; auch in: Emil Marmy (Hrsg.), Mensch und Gemeinschaft in christlicher Schau, Dokumente, Paulus Verlag Freiburg/Schweiz 1945, S. 740-752; Imprimatur Friburgi Helv., die 21. Augusti 1945 L. Clerc, censor).
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist |
Inhaltsverzeichnis
Glück und Geheimnis der Weihnacht
1 Wir stehen am Beginn des Kirchenjahres und des ersten Jahres Unseres Pontifikats. Unsere Seele erhebt sich mit euch von dieser Welt hinauf zu einer andern, geistigen, die durchglüht ist vom hellen Licht des Glaubens; erhebt sich, erfreut sich und vertieft sich in das Jahrhunderte erfüllende Geheimnis. Verborgen und offenkundig steht im Stall zu Bethlehem die Wiege aller Völker, die Offenbarung des Friedens zwischen Himmel und Erde, der Ehre Gottes in der Höhe und des Friedens auf Erden den Menschen göttlicher Huld. Hier ist der Anfang neuer Zeiten, die dieses göttliche Geheimnis anbeten werden, das große Geschenk Gottes und die Freude der ganzen Welt. "Lasset uns fröhlich sein!" möchte ich mit den Worten Unseres großen Vorgängers, des heiligen Papstes Leo des Großen, zu euch allen sprechen: "Lasset uns, frohlocken im Herrn, Geliebteste, und jubeln in geistlicher Freude, weil uns aufleuchtete der Tag der Erlösung, der Wiedergutmachung alter Schuld, der Tag ewigen Glückes! Wiederhergestellt wird in jährlicher WiederKehr das Geheimnis unseres Heiles, das von Anbeginn der Welt verheißen, zuletzt erfüllt, dauert ohne Ende." ...
2 Dieses freude- und trostreiche Licht stärkt das Vertrauen jener, in denen es lebendig ist, es kann durch keine Kümmernisse, Mühen, Ängsten oder Leiden verdunkelt oder vernichtet werden. Es flackert auf und steigt empor gleich der " ... Lerche, die aufsteigt zur Höhe, Anfangs jubilierend, dann aber schweigt ... " (Dante, Paradies XX. 73).
Wo andere erschrecken, wo die bittern Wasser der Trübsal und Verzweiflung die Kleinmütigen zu verschlingen drohen, vermögen die Christen, in denen Christus lebt, sich mit Gleichmut und Eifer über alle Unruhen und Stürme dieser Welt zum Lobgesang der Ratschlüsse und Herrlichkeiten Gottes zu erheben. Auf der Erde, auf der sie wandeln, und auf dem Meere, das sie durchfurchen, fühlen sie sich stärker als alle Schwierigkeiten ....
3 Zu dem barmherzigen und allmächtigen Gott erheben Wir Unsern Blick, Unser Gebet, sowie Unsern innigen Dank für eure herzlichen Glückwünsche zum Weihnachtsfest; zu Gott, "von Dem jegliche Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommen" (Jak 1, 17). Er gewähre, dass euch an der Krippe Seines eingeborenen Sohnes, der Mensch wurde und unter uns. wohnte, jenes "volle, gerüttelte, geschüttelte und überfließende Maß" an Weihnachtsfreude werde, das Er allein schenken kann; so dass ihr, von solcher Freude gestärkt und erhoben, edelmütig und mannhaft als Soldaten Christi euern Weg durch die Wüste dieses Lebens wandern könnt bis zum Abend, wo in euerm Blick voll Sehnsucht wiedererstrahlt im Glanz der Ewigkeiten der Berg des Herrn; wenn in einem jeden von euch, der wieder geboren ward zu einem unvergänglichen Leben der Freude, sich das Gebet der Kirche erfüllt "mit Vertrauen jenen Eingeborenen als Richter zu schauen, Den wir jetzt mit Freuden als Erlöser begrüßen".·
4 In dieser Stunde jedoch, die Uns am Vorabend des Weihnachtsfestes eure Gegenwart schenkt, mischt sich in diese Freude und wohl auch in die eurige die Erinnerung an Unsern glorreichen, Vorgänger seligen Andenkens. Unser ehrwürdiger Bruder, der Kardinaldiakon, erwähnte ihn so pietätvoll. Wir erinnern Uns seiner Worte - es ist ja kaum ein Jahr verflossen - unvergesslicher Worte" voll Feierlichkeit und Ernst, die aus den Tiefen eines väterlichen Herzens kamen; die Wir vernahmen wie das "Nunc dimittis" eines greisen Simeon; Worte, die in diesem Gemach erklangen am gleichen Weihnachtsabend; gewichtig durch die Wucht der Vorausahnungen, um nicht zu sagen: seherischer Voraussicht kommenden Unheils; Worte flehenden Mahnens, heldenhaften Opferns seiner selbst; Worte, deren Eindringlichkeit noch heute Unsere Seele rührt.
Die entsetzlichen Folgen des Krieges
5 Das unsägliche Elend des Krieges, das Pius XI. in tiefem Mitgefühl voraussah; das er mit unbeugsamer Energie von den Grenzen der Nationen fern zu halten suchte, brach doch herein und ist nun traurige Wirklichkeit. Unsere Seele überflutet eine unendliche Traurigkeit; Trauer und Leid darüber, dass das Geburtsfest unseres Herrn, des Friedensfürsten, heute unter dem unheilvollen Dröhnen der Kanonen, unter den entsetzlichen Schlägen der Luftwaffen, inmitten von Kämpfen der Kriegsflotten gefeiert werden muss. Da scheint es, als ob die Welt die Friedensbotschaft Christi, die Stimme der Vernunft, die christliche Bruderliebe vergessen habe; es scheint, als ,ob wir einer Häufung von Kriegshandlungen zuschauen müssten, die weder mit dem Völkerrecht, noch mit dem Naturgesetz, noch mit dem Gefühl der Menschlichkeit zu vereinbaren sind; Handlungen, die uns zeigen, wohin man kommt, wenn das Rechtsgefühl von bloßen Nützlichkeitserwägungen verdrängt wird. Hierher gehören der vorsätzliche Angriff auf ein kleines, arbeitsames und friedliches Volk unter dem Vorwand einer Bedrohung; Grausamkeiten, von welcher Seite sie auch immer kommen. mögen; der Gebrauch unerlaubter Kampfmittel selbst gegen Nichtkämpfer und Flüchtlinge, gegen Greise, Frauen und Kinder; das Sichhinwegsetzen über Ehre; Freiheit und Menschenleben, ... die stets wachsende ungläubige Propaganda besonders unter der Jugend.
6 Es ist Unsere heilige Pflicht, die Kirche und ihre Aufgabe vor jeder Berührung mit diesem christusfeindlichen Geist zu bewahren. So ist es der Wille des Vaters und Lehrers der Wahrheit. Deshalb wiederholen Wir unablässig die Mahnung, besonders an die Diener im Heiligtum und die "Ausspender der Gnadengeheimnisse Gottes", dass sie umsichtig und vorbildlich in der Lehre und Übung der Liebe seien und nie vergessen, dass es im Königreich Christi kein Gebot gibt, das leichter verletzt wird, das aber grundlegender und heiliger ist als der Dienst an der Wahrheit und das Gebot der Liebe.
7 Mit lebhafter schmerzlicher Sorge müssen Wir leider auf das geistige Trümmerfeld schauen, das aus den breiten Schmutzfluten von Ideen emporstieg, die mehr oder weniger offen die Wahrheit verdunkeln oder in den Herzen so vieler Menschen und Völker verfälschen; deshalb wird es, wenn einmal die Welt darangeht, den Frieden wieder herzustellen, eine ungeheure aber notwendige Arbeit sein, die Riesenmauern des Hasses und der Abneigung niederzureißen, die in der Hitze des Kampfes aufgerichtet wurden.
Fehlschlagen aller Vermittlungsversuche
8 Angesichts der Untaten einer Politik, die sich nicht um Gottes Gesetz kümmerte, versuchten Wir, wie ihr wohl wisst, als die Gegensätze immer drohender wurden, bis zuletzt das Unglück hintanzuhalten und die Menschen, in deren Hand die Macht und auf deren Schultern die schwere Verantwortung lag, vor einer bewaffneten Auseinandersetzung zu warnen und der Welt unvorstellbares Leid zu ersparen. Unsere und anderer Anstrengungen haben nicht den erhofften Erfolg gebracht, vor allem, weil das in den letzen Jahren mächtig angewachsene Misstrauen unbehebbar schien. Eine unübersteigbare geistige Schranke war zwischen den Völkern aufgerichtet.
9 Unlösbar waren die Fragen nicht, die zwischen den Nationen schwebten; aber jenes Misstrauen, das aus einer Folge besonderer Umstände entstand, verhinderte immer mehr, dass man Versprechungen und Vereinbarungen Glauben schenkte. Die Erfahrungen des täglichen Lebens bei ähnlichen Vereinbarungen machte alle Versuche, eine friedliche Lösung zu finden, zunichte.
10 Es blieb Uns nichts Übrig, als mit dem Propheten zu sprechen: "Wir hofften auf Frieden, und es gab keinen; wir hofften auf Heilung, und siehe Verwüstung!" (Jer 8, 15) Es blieb Uns nur übrig, soviel als möglich die Kriegsleiden zu lindern … . Mit unsagbarer Sorge beobachteten Wir in diesen vier Monaten das Ringen, das unter solch ungewöhnlichen Umständen so traurige Trümmerfelder schuf. Wenn auch bisher - abgesehen vom blutgetränkten Boden Polens und Finnlands - die Zahl der Opfer geringer erscheint als man fürchtete, die Summe der Schmerzen und Opfer hat eine solche Höhe erreicht, dass sie jedem lebhafte Angst einflößen muss, der sich mit dem wirtschaftlichen, geistigen und sozialen Stand Europas beschäftigt; und nicht nur Europas. Je mehr das Kriegsungeheuer verschlingt; je mehr es sich die materiellen Mittel aneignet, die unerbittlich, in stündlich wachsendem Maße in den Dienst der Kriegsnotwendigkeiten gestellt werden, desto mehr entsteht für die vom Krieg mittelbar oder unmittelbar betroffenen Völker die Gefahr einer anemia perniciosa. So erhebt sich die drängende Frage: wie kann nach Kriegsende eine erschöpfte und schwache Welt die Mittel finden, das wirtschaftliche Leben wieder aufzubauen? Unter Schwierigkeiten, die von allen Seiten gewaltig angehäuft sein werden, und die dunkle Mächte ausnützen werden, um dem christlichen Europa den Gnadenstoß zu geben?
11 Derartige Überlegungen müssten die Männer der Regierung und der vernünftige Teil jedes Volkes selbst in der Hitze des Kampfes pflegen. ...
Wir hoffen, dass alle, innerlich zur Mitarbeit geneigt, im gegebenen Augenblick die Hauptpunkte eines gerechten, ehrenvollen Friedens aufstellen, und nicht ohne weiteres Verhandlungen zurückweisen, wenn Garantien geboten werden.
Fünf Bedingungen für einen gerechten Frieden
11 1. Hauptbedingung für einen gerechten und ehrenvollen Frieden ist das "Recht auf Leben und Freiheit" für alle Völker, die großen und kleinen, die starken und schwachen. Der Lebenswille eines Staates darf niemals für den andern das Todesurteil bedeuten. Wenn diese Gleichheit vor dem Recht zerstört, verletzt oder gefährdet wird, fordert die Rechtsordnung eine Wiederherstellung, deren Maß und Ausdehnung nicht vom Schwert oder freien Ermessen, sondern von den Normen gleichen Rechtes für alle abhängt.
12 2. Damit die solcherart wiederhergestellte Ordnung von Bestand sei, müssen die Staaten und Völker sich freimachen von jeder Neigung, gleich zu bewaffneter Auseinandersetzung zu schreiten; von dem ungezügelten Streben nach Macht, die nicht Dienerin des Rechtes, sondern herrische Despotin ist. Friedensschlüsse, di, nicht auf allgemeine, organische, schrittweise Abrüstung der Geister und Waffen Wert legen, werden sich früher oder später als unbeständig und fehlerhaft erweisen.
13 3. In jeder Wiederherstellung zwischenstaatlicher Beziehungen müssen sich alle Parteien fern halten von den Fehlern und Schwächen der Vergangenheit, besonders bei der Gründung und Wiederherstellung neuer internationaler Vereinigungen, die zwar von großer Bedeutung sein können, erfahrungsgemäß aber auf große Schwierigkeiten stoßen. Angesichts der menschlichen Schwäche und Bosheit wäre man versucht zu sagen, dass es fast unmöglich ist, im Augenblick der Friedensverhandlungen an alles vorausschauend zu denken. Denn dann wird es sicherlich schwierig sein, bei Schaffung von Rechtsinstitutionen, die eine legale und ehrliche Ausführung von Vereinbarungen gewährleisten, sich von Leidenschaften und Bitterkeit freizuhalten Nicht minder, sie im Falle des Ungenügens zu revidieren und zu verbessern. Dies ist entscheidend für eine ehrenvolle Annahme des Friedenspaktes, sowie für die Vermeidung willkürlicher, einseitiger Verletzungen und Auslegungen der Friedensverhandlungen ..
14 4. Im Besondern möge man einen Punkt im Auge behalten, wenn man wirklich eine Neuordnung des alten Europa wünscht: man beachte die wahren und berechtigten Ansprüche, der Nationen und Völker, wie auch der völkischen Minderheiten; Ansprüche, die, wenn sie auch nicht immer ein striktes Recht begründen, doch als zu Recht bestehend anerkannt oder bestätigt sind, oder einen andern Rechtstitel besitzen; sie verdienen, um ihnen auf friedlichem Wege entgegenzukommen, wohlwollende Prüfung. Nur so wird ein wirkliches Gleichgewicht der Nationen geschaffen, nur so die Grundlage beiderseitigen Vertrauens gebildet. So würde man viele Anlässe ausschalten, seine Zuflucht in der Gewalt zu suchen.
15 5. Aber auch die beste Regelung würde unvollkommen und zur Erfolglosigkeit verurteilt sein, wenn die Lenker der Staaten und die Staaten selbst sich nicht mehr von jenem Geiste durchdringen lassen, der allein dem toten Buchstaben internationaler Gesetze Leben, Autorität und Verpflichtung einhaucht; Wir meinen jenen Geist innerster, lebendiger Verantwortung, der menschliche Satzungen misst und wägt nach den heiligen, unerschütterlichen Normen göttlichen Rechtes. Jener Hunger und Durst nach Gerechtigkeit muss sie durchdringen, der in der Bergpredigt seliggepriesen wird, der eine Vorbedingung echter Gerechtigkeit ist; jene universelle Liebe, die Inbegriff und Ziel des vollkommenen Christen ist und eine Brücke schlägt zu denen, welche nicht das Glück unseres Glaubens besitzen. Wir wollen die großen Schwierigkeiten nicht verkennen, die sich diesem Ziel entgegenstellen. Wir haben sie in großen Linien aufgezeigt, um einen gerechten Frieden zu begründen, zu verwirklichen und zu bewahren. Wenn je ein Ziel des Einsatzes großer Geister würdig war; wenn je heilige Begeisterung für einen geistlichen Kreuzzug unter dem Kampfruf "Gott will es !" nottat, dann wahrhaftig bei diesem Ziele, diesem Kreuzzug und Kampf edler, hochherziger Seelen, die sich bemühen, die Völker von den leeren Zisternen materialistischer und eigensüchtiger Interessen fort zu führen, hin zum lebendigen Wasser göttlichen Rechtes, das allein der Sittlichkeit Adel und Beständigkeit verleihen kann, deren Fehlen aber man über kurz oder lang zum schweren Schaden der Nationen und Völker fühlen wird.
Auf diese Ideale, die gleichzeitig die wirklichen Grenzen eines wahren Friedens in Gerechtigkeit und Liebe sind, schauen Wir und geben Uns der Hoffnung hin, dass alle, die mit Uns durch das Band des Glaubens verbunden sind, ein jeder an seinem Platz und innerhalb der Grenzen seines Berufes, Sinn und Herzen offenhalten, damit, wenn sich dieser Kriegssturm einmal ausgetobt hat und abklingt, bei allen Völkern und Nationen vorausschauende und edle Männer von Weisheit und Mut beseelt dem dunklen Triebe niederer Rache die ernste, edle Macht der Gerechtigkeit entgegensetzen, die Schwester der Liebe, die Freundin jeder wahren Weisheit. Wir alle wissen wohl, wo das erhabene Vorbild dieser Gerechtigkeit, die allein den Frieden bringen und bewahren kann, zu finden ist. "Lasset uns nach Bethlehem eilen, und das fleischgewordene Wort schauen" (Lk 2, 15)! Ja, lasst uns nach Bethlehem eilen! Dort werden wir in der Krippe finden "die Sonne der Gerechtigkeit, Christus unsern Gott". Zu Seiner Seite die jungfräuliche Mutter, den "Spiegel der Gerechtigkeit" und die "Königin des Friedens"; mit dem heiligen Pflegevater Joseph, dem "Gerechten". Christus ist der Erwartete der Völker. Auf Ihn wiesen schon die Propheten hin und besangen Seinen künftigen Triumpf: "und Sein Name wird sein: Wunderbarer, Ratgeber, Gott, Starker, Held, Vater der Zukunft, Friedensfürst" (Is 9, 6).
16 Zur Zeit der Geburt des göttlichen Kindes herrschte ein anderer Friedensfürst an den Ufern des Tiber und weihte unter feierlichen Zeremonien einen "Tempel des Friedens" ein, dessen bewundernswerte Trümmer bis jetzt unter den Ruinen Roms begraben, in unsern Tagen ans Licht kamen. Auf jenem Altar opferte man Göttern, die nicht helfen konnten. Aber man darf annehmen, dass der wahre Gott und ewige Friedensfürst, Der wenige Jahre später zu den Menschen herabstieg, das Flehen jener Zeit um Frieden erhörte; und dass der "Friede des Augustus" gleichsam ein Vorbild jenes übernatürlichen Friedens war, den Der allein uns schenken kann, in Dem jeder wahre Friede auf Erde begründet sein muss; dass er ein Vorbild auch jenes Friedens war, der nicht durch das Schwert, sondern durch das Holz der Krippe des Gotteskindes, des Herrn der Welt, erstritten ward; erstritten am Kreuzholz, benetzt von Seinem Blut, das nicht das Blut des Hasses und Verderbens, sondern der Liebe und Vezeihung ist.
17 Lasset uns nach Bethlehem eilen, zum Stalle des neugeborenen Friedensfürsten, an Dessen Krippe der Chor der Engel jubiliert ! Vor Ihm lasset uns das Knie beugen für eine unruhige, zerrüttete Menschheit, als Vertreter unzähliger Länder und Völker, die bluten, sterben, seufzen in Kummer und Not, oder die Heimat verloren. Wir wenden Uns an euch mit dem Rufe nach Friede und Eintracht, nach Hilfe und Rettung mit den Worten, die unsere heilige Kirche selber in diesen Tagen ihren Kindern in den Mund legt: "O unser Gott, unser König und Herr, Ersehnter der Völker und ihr Heil, komm uns zu retten, Herr, unser Gott!"
Wir legen in dieses Gebet unsere ungestillte Sehnsucht nach Frieden im Geiste Christi, des Mittlers zwischen Himmel und Erde, Der unter uns erschien in Güte und Menschenfreundlichkeit, und ermahnen flehentlich die Christgläubigen, ihr Opfern und Beten mit dem Unseren zu vereinigen.