Karl Lehmann: Unterschied zwischen den Versionen

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Kardinal Lehmann forderte angesichts von Enttäuschungen und Skandalen im Oktober 2010 auf, der Kirche treu zu bleiben, nicht nur weil sie als Glaubensgemeinschaft eine geistige Heimat sei, sondern „weil diese nicht nur eine menschliche Institution, sondern die [[Kirche]] [[Gott]]es, des Herrn, ist“ ... Wir haben die Kirche zu sehr als unsere Unternehmung gesehen, auf die wir stolz sind oder derer wir uns schämen. Weil wir fast alles machen und produzieren können, betrachten wir auch die Kirche weitaus in den Perspektiven ihrer menschlichen Herstellbarkeit. Nein, sie ist zuerst die geschichtliche Stätte, wo Gottes unergründliche [[Liebe]] zum Menschen auf dem [[Antlitz Christi|Antlitz Jesu Christi]] aufleuchtet.“ Und weiter: „Eintreten für das ''ungeschmälerte [[Evangelium]]'' und [[gehorsam]]-geduldiges Bleiben in der konkreten Kirche – das gehört zum christlichen Auftrag. Es ist die [[Kreuz|gekreuzigte]] [[Liebe]] zur Kirche, und an ihr erkennt man die Früchte.“ <ref> Referat zum Auftakt der zweitägigen Beratungen der Diözesanversammlung im Bistum Mainz am 8. Oktober 2010: unter der Überschrift „In welcher Kirche leben wir? Unsere Erfahrungen und unser Bild von Kirche heute“ [http://www.katholisch.de/Nachricht.aspx?NId=5025]</ref>
 
Kardinal Lehmann forderte angesichts von Enttäuschungen und Skandalen im Oktober 2010 auf, der Kirche treu zu bleiben, nicht nur weil sie als Glaubensgemeinschaft eine geistige Heimat sei, sondern „weil diese nicht nur eine menschliche Institution, sondern die [[Kirche]] [[Gott]]es, des Herrn, ist“ ... Wir haben die Kirche zu sehr als unsere Unternehmung gesehen, auf die wir stolz sind oder derer wir uns schämen. Weil wir fast alles machen und produzieren können, betrachten wir auch die Kirche weitaus in den Perspektiven ihrer menschlichen Herstellbarkeit. Nein, sie ist zuerst die geschichtliche Stätte, wo Gottes unergründliche [[Liebe]] zum Menschen auf dem [[Antlitz Christi|Antlitz Jesu Christi]] aufleuchtet.“ Und weiter: „Eintreten für das ''ungeschmälerte [[Evangelium]]'' und [[gehorsam]]-geduldiges Bleiben in der konkreten Kirche – das gehört zum christlichen Auftrag. Es ist die [[Kreuz|gekreuzigte]] [[Liebe]] zur Kirche, und an ihr erkennt man die Früchte.“ <ref> Referat zum Auftakt der zweitägigen Beratungen der Diözesanversammlung im Bistum Mainz am 8. Oktober 2010: unter der Überschrift „In welcher Kirche leben wir? Unsere Erfahrungen und unser Bild von Kirche heute“ [http://www.katholisch.de/Nachricht.aspx?NId=5025]</ref>
  
===Ungeschmälertes Evangelium ?===
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===Notwendigkeit von Reformen===
 
Nach den Missbrauchskandalen im Jahre 2010, meint Bischof Lehmann, nun sei wohl die Zeit gekommen, die Empfängnisverhütung, die Zulassung verheirateter Männer zum [[Priesteramt]], die Stellung geschiedener Wiederverheirateter oder die Zulassung nichtkatholischer Christen zur [[Eucharistie]] endlich „mit Mut anzugehen“. <ref> [http://www.kath.net/detail.php?id=28541 Von der Heiligkeit des Mutes 16. Oktober 2010]</ref>  
 
Nach den Missbrauchskandalen im Jahre 2010, meint Bischof Lehmann, nun sei wohl die Zeit gekommen, die Empfängnisverhütung, die Zulassung verheirateter Männer zum [[Priesteramt]], die Stellung geschiedener Wiederverheirateter oder die Zulassung nichtkatholischer Christen zur [[Eucharistie]] endlich „mit Mut anzugehen“. <ref> [http://www.kath.net/detail.php?id=28541 Von der Heiligkeit des Mutes 16. Oktober 2010]</ref>  
  

Version vom 21. Juni 2015, 10:02 Uhr

Karl Kardinal Lehmann (* 16. Mai 1936 in Sigmaringen) ist seit dem 2. Oktober 1983 Bischof von Mainz und war von 1987 bis 2008 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. 2001 wurde er zum Kardinal ernannt.

Biografie

Akademische Laufbahn

Karl Lehmann wurde am 16. Mai 1936 in Sigmaringen geboren. Von 1956 bis 1964 studierte er an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i. Br. und am Collegium Germanicum et Hungaricum in Rom Philosophie und Theologie. In Rom wurde Lehmann auch 1962 an der päpstlichen Universität Gregoriana zum Doktor der Philosophie promoviert, mit einer viel beachteten Arbeit über Martin Heidegger.

Im Jahr 1963 wurde er von Julius Kardinal Döpfner zum Priester geweiht.

Während des Zweiten Vatikanischen Konzils war Lehmann als mithelfender Berater des Theologen Karl Rahner tätig, dessen wissenschaftlicher Assistent er später wurde. Nach dem Konzil promovierte Lehmann 1967 zum Doktor der Theologie (mit einer Arbeit über das biblische Zeugnis der Auferstehung Jesu), 1968 wurde er ohne Habilitation zum Professor für Dogmatik an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz berufen; 1971 wechselte er nach Freiburg wo er neben dem Lehrstuhl für Dogmatik auch den Lehrstuhl für Ökumenische Theologie innehatte. Zu seinen früheren Doktoranden zählen die beiden Kurienkardinäle Paul Josef Cordes und Gerhard Ludwig Müller.

Bischof von Mainz, Kardinal

Das Mainzer Domkapitel wählte Lehmann am 21. Juni 1983 zum Nachfolger von Hermann Kardinal Volk. Am 2. Oktober wurde er von diesem im Mainzer Dom zum Bischof geweiht. Sein Wahlspruch lautet: State in Fide - Steht fest im Glauben!.

Kardinal Karl Lehmann

1987 wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt und in diesem Amt zuletzt im Jahr 2005 bestätigt. Am 28. Januar 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal mit der Titelkirche San Leone I. Der persönlich moderat-konservative Lehmann hat in einer ganzen Reihe von problematischen Fragen innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz mit Erfolg eine Linie der Vermittlung und Integration divergierender Auffassungen vertreten. Leitmotiv seines Wirkens war es dabei, die Funktion der Kirche im öffentlichen Raum der Bundesrepublik Deutschland kraftvoll zu erhalten und zu fördern. Kritiker sahen in diesem Kurs zu wenig "Zeugnis" gegenüber der Welt während andere, namhaft besonders Hans Küng, dem Kardinal vorwarfen, dem römischen Amt keinen Widerstand entgegen zu setzen.

Am 18. Februar 2008 trat Lehmann, gesundheitlich angegriffen, als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz zurück.

Für Aufsehen und heftige Kritik quer durch die deutsche Öffentlichkeit sorgte Bischof Lehmann im Mai 2009, als bekannt wurde, dass er sich weigerte, gemeinsam mit dem islamischen Schriftsteller und Religionswissenschaftler Navid Kermani den Hessischen Kulturpreis für Verdienste im interreligiösen Dialog entgegenzunehmen.

Ehrungen

Karl Lehmann ist Träger zahlreicher Ehrendoktorwürden und Honorarprofessor der Universitäten in Mainz und Freiburg. Nach seiner Erhebung zum Kardinal wurde er außerdem Ehrenbürger der Stadt Mainz. Anlässlich des 70. Geburtstags erschien 2006 eine Festschrift, in der zahlreiche Persönlichkeiten des bundesdeutschen öffentlichen Lebens ihre Glück- und Segenswünsche zum Ausdruck brachten, u.a. auch Altbundeskanzler Helmut Kohl.

Meinungen Lehmanns

Gekreuzigte Liebe zu Kirche Gottes

Kardinal Lehmann forderte angesichts von Enttäuschungen und Skandalen im Oktober 2010 auf, der Kirche treu zu bleiben, nicht nur weil sie als Glaubensgemeinschaft eine geistige Heimat sei, sondern „weil diese nicht nur eine menschliche Institution, sondern die Kirche Gottes, des Herrn, ist“ ... Wir haben die Kirche zu sehr als unsere Unternehmung gesehen, auf die wir stolz sind oder derer wir uns schämen. Weil wir fast alles machen und produzieren können, betrachten wir auch die Kirche weitaus in den Perspektiven ihrer menschlichen Herstellbarkeit. Nein, sie ist zuerst die geschichtliche Stätte, wo Gottes unergründliche Liebe zum Menschen auf dem Antlitz Jesu Christi aufleuchtet.“ Und weiter: „Eintreten für das ungeschmälerte Evangelium und gehorsam-geduldiges Bleiben in der konkreten Kirche – das gehört zum christlichen Auftrag. Es ist die gekreuzigte Liebe zur Kirche, und an ihr erkennt man die Früchte.“ <ref> Referat zum Auftakt der zweitägigen Beratungen der Diözesanversammlung im Bistum Mainz am 8. Oktober 2010: unter der Überschrift „In welcher Kirche leben wir? Unsere Erfahrungen und unser Bild von Kirche heute“ [1]</ref>

Notwendigkeit von Reformen

Nach den Missbrauchskandalen im Jahre 2010, meint Bischof Lehmann, nun sei wohl die Zeit gekommen, die Empfängnisverhütung, die Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt, die Stellung geschiedener Wiederverheirateter oder die Zulassung nichtkatholischer Christen zur Eucharistie endlich „mit Mut anzugehen“. <ref> Von der Heiligkeit des Mutes 16. Oktober 2010</ref>

Zitate

Peter Hünermann lässt in einem Band über das Konzil und die Zeichen der Zeit (von 2006) Karl Lehmann u.a. so zu Wort kommen:

  • "Wir lassen uns durch die Besinnung auf das Konzil an ein geistiges und geistliches Erbe erinnern, das wir der Vergesslichkeit unserer schnelllebigen Gesellschaft entreißen und in Dankbarkeit neu annehmen wollen. Solche Erinnerung führt uns durch Verkrustungen aller Art wieder zurück zu den unverbrauchten Quellen christlichen Lebens, vor allem zum Wort Gottes. So kann die Erinnerung neue schöpferische Kräfte entbinden, die faszinierender und wagemutiger sind als die neuesten Moden des Zeitgeistes, die morgen schon wieder von gestern sind. In diesem Sinne ist das Gedächtnis des Konzils ein herausforderndes Abenteuer, das die Wachheit und Bereitschaft, die Umkehrfähigkeit und die Sensibilität unseres Glaubens auf die Probe stellt."
  • "Es ist viel besser, wir sind eine schlagkräftige Minderheit, als dass wir eine lahme Mehrheit sind (Radio Vatikan, 27. April 2008).
  • "Er ist einer der gebildetsten Menschen, die in Deutschland herumlaufen, um es einmal salopp zu sagen" (Bundeskanzler Helmut Kohl).

Werke

  • Zuversicht aus dem Glauben (= Eröffnungsreferate* zu den Herbstvollversammlungen der dt. Bischofskonferenz 1988-2004), Freiburg 2006. [*Darin das Referat von 1993 zu Humanae vitae.]
  • Albertus Magnus und die Theologie (= Lectio Albertina Nr. 8, Münster 2006), Regensburg 2008 (16 S.).

Weblinks

Kontakt

Kardinal Karl Lehmann: bischof.lehmann@bistum-mainz.de

Vorgänger
Hermann Kardinal Volk
† Bischof von Mainz
1983 -
Nachfolger
---
Vorgänger
Joseph Kardinal Höffner
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
1987 - 2008
Nachfolger
Robert Zollitsch

Anmerkungen

<references />