Pfarrer von Ars: Unterschied zwischen den Versionen

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(Die ersten zehn Jahre in Ars: 1818 bis 1828)
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=== Die ersten zehn Jahre in Ars: 1818 bis 1828 ===
 
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Johannes-Maria war relativ rasch über den Zustand seiner Gemeinde klar im Bilde. Die Einwohner zeigten ihrem Pfarrer die kalte Schulter; sie waren an einem kirchlichen Leben nicht im Geringsten interessiert. Vianney wusste, dass er seine Pfarrei zur Umkehr bewegen musste. In der ersten Zeit seines Wirkens versuchte er auf verschiedene Weise ein Leben in Heiligkeit zu gestalten. Er verbrachte viele Stunden auf den Knien in der Kirche und lebte in den ersten Jahren ein ungewöhnlich asketisches Leben. Seine Hauptmahlzeit bestand aus Kartoffeln, die er jeweils für eine ganze Woche kochte. Es störte ihn nicht, wenn sie am Ende der Woche schimmlig waren. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit in Ars versuchte Johannes-Maria, seine Pfarrkinder kennenzulernen und absolviert viele Besuche bei den Familien.
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Johannes-Maria war relativ rasch über den Zustand seiner Gemeinde klar im Bilde. Die Einwohner zeigten ihrem Pfarrer die kalte Schulter; sie waren an einem kirchlichen Leben nicht im Geringsten interessiert. Vianney wusste, dass er seine Pfarrei zur Umkehr bewegen musste. In der ersten Zeit seines Wirkens versuchte er auf verschiedene Weise ein Leben in Heiligkeit zu gestalten. Er verbrachte viele Stunden auf den Knien in der Kirche und lebte in den ersten Jahren ein ungewöhnlich asketisches Leben. Seine Hauptmahlzeit bestand aus Kartoffeln, die er jeweils für eine ganze Woche kochte. Es störte ihn nicht, wenn sie am Ende der Woche schimmlig waren. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit in Ars versuchte Johannes-Maria, seine Pfarrkinder kennenzulernen und absolviert viele Besuche bei den Familien. Der Kampf um die „Seele von Ars“ sollte zwar ein Leben lang dauern, trotzdem war es vor allem das erste Jahrzehnt, in dem sich in Ars die wichtigsten Veränderungen ergaben. Neben dem Gebet und dem Verzicht auf Schlaf und Nahrung verwendete Johannes-Maria auch eine Bußgeisel, um bei Gott Bekehrung der Seelen von Ars zu bewirken. Später bezeichnete er aber das Geiseln selbst "jugendliche Torheit" und meinte dazu: "Der Teufel macht sich wenig aus der Bußgeisel und andern Bußinstrumenten. Was ihn aber zur Raserei bringt, das sind Enthaltsamkeit im Trinken, Essen und Schlafen. Nichts fürchtet der Teufel mehr als gerade das - nichts aber ist auch Gott angenehmer." 
  
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Das Gebetsleben der Pfarrei lag in den ersten Jahren danieder. Eines Tages, als Johannes-Maria Vianney wieder einmal am frühen Morgen zur Kirche ging, sah er in der Kirche den Bauern, Vater Louis Chaffangeon, wie er im Gebet vor dem Allerheiligsten verweilte. Louis Chaffangeon ist eine der Ausnahmen von Ars; er besuchte ganz von Anfang an regelmäßig vor Beginn seiner Arbeit die Kirche. Seinem Nachbarn, der ebenfalls auf dem Feld arbeitet, fällt das lange Fehlen auf, und er stellt ihn zur Rede. Bei Trochu findet man dazu folgende Dialoge: "Ich schaue den guten Gott an und der gute Gott schaut mich an." Der Pfarrer war dadurch noch mehr motiviert, den Leuten das Gebet beizubringen. Er reaktivierte für die Männer eine Sakramentsbruderschaft und für die Frauen eine
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Rosenkranzbruderschaft.
  
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Ein wichtiges Anliegen waren ihm auch die Kinder. Schon in seiner Tätigkeit in Écully hatte Johannes-Maria Vianney einen ungewöhnlichen Zugang zu Kindern. Er schafft dadurch besser den Zugang zu den Eltern.
  
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Ein besonderes Anliegen in den ersten Jahren war für Johannes-Maria Vianney auch die Ausstattung der Kirche. Die Kirche wurde von nun an ständig erneuert. Am 20. Juni 1821 wurde Ars zur Pfarre erhoben und Johannes-Maria Vianney ist nun auch formell Pfarrer von Ars. Die erste Seitenkapelle in der Kirche widmete er der Muttergottes. 1823 ließ er zu Ehren von Johannes dem Täufer eine Kapelle errichten. Später errichte Johannes-Maria weitere Seitenkapellen errichten, die heute noch vorhanden sind.
  
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Das Tanzen und das Wirtshausleben waren von Anfang an einer der Hauptangriffspunkte seiner Tätigkeit in Ars. Obwohl Ars ein kleines Dorf war, gab es vier Wirtshäuser, wo sich am Wochenende auch die Menschen aus Nachbarsorte eintrafen. In diesen Gaststätten floß der Alkohol in Strömen. Außerdem trafen sich zu jedem Anlaß die Menschen zum Tanz. Fünfundzwanzig Jahre brauchte er, um dieses „Tanzlaster“ aus Ars zu verbannen.  Natürlich traf seine Einstellung zum Tanz auf sehr viel Spott, dem er aber trotzte. Mit Vehemenz griff er in seinen Predigten immer wieder den Tanz auf. Mit einer großen Geistesschärfe erklärt er: "Eines Tages stand ich vor einem großen Feuer. Ich nahm eine Handvoll ganz trockenen Strohes und warf dies hinein mit der Bemerkung, nicht zu verbrennen. Die dabei standen und alles beobachteten, lachten mich aus und spöttelten: Das haben Sie zwar gut sagen, aber das wird nicht verhindern, daß das Stroh dennoch verbrennt. - Und was sollte ich diesen Menschen darauf zur Antwort geben? Und Sie, gute Mutter, was denken Sie darüber? Erkennen Sie sich in dieser Sache nicht selbst wieder? ... Geschah es nicht, daß Sie Ihrer Tochter erklärten: Meinetwegen kannst Du wohl zum Tanzen gehen, aber schicke Dich!  "Der  Teufel umgibt eine Tanzveranstaltung gleich einer Mauer um einen Garten. Der Tanz ist jener Strick, mit dem der Teufel die meisten Seelen in die Hölle zieht. Wer zum Tanzen geht, läßt vielfach seinen Schutzengel an der Türe zurück und der Teufel ersetzt ihn, so daß es im Tanzsaal alsbald ebensoviel Teufel wie Tänzer und Tänzerinnen gibt."
  
 
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Mit gleicher Heftigkeit griff Vianney immer wieder auch die Wirtshäuser an: "Das Wirtshaus, das ist die Werkstatt des Teufels, die Schule, wo die Hölle ihren Unterricht gibt, der Ort, wo man die Seelen verkauft, wo die Ehen zerstört werden, wo die Gesundheit untergraben wird, wo der Streit anfängt und die Morde begangen werden."  Im Laufe der Zeit mussten schließlich alle Wirtshäuser schließen.
 
 
 
 
Sein außergewöhnlicher Seeleneifer zeigte sich vor allem in der Tätigkeit als Beichtseelsorger, zu dem aus ganz Frankreich Personen jeglichen Standes hinpilgerten. Er war mit zahlreichen außerordentlichen Gnaden ausgezeichnet. Gegenüber menschlichen und dämonischen Anfeindungen bewahrte er ein unerschütterliches Vertrauen auf Gottes Liebe und Beistand.
 
  
 
== Wirken ==
 
== Wirken ==

Version vom 29. Juli 2006, 11:03 Uhr

Ars - August 2004 - Statue der Begegnung mit dem Hirtenjunge


Johannes-Maria Vianney (* 8. Mai 1786 in Dardilly, Département Rhône; † 4. August 1859 in Ars-sur-Formans, Département Ain) auch bekannt als der Heilige Pfarrer von Ars, war katholischer Priester, ist einer der größten Heiligen der Kirche und wurde 1929 zum Patron aller Pfarrer der Welt ernannt. Sein Gedenktag ist der 4. August.

Biografie

Kindheit und Jugend

Johannes-Maria Vianney wurde am 8. Mai 1786 in Dardilly in der Nähe von Lyon als viertes von sechs Kindern geboren. Die Mutter hatt ihn nach dem Brauch der Zeit schon dem lieben Gott geweiht, als sie ihn noch unter dem Herzen trug. Johannes-Maria wurde bereits am Tag der Geburt getauft und erhielt den Namen seiner Paten, Johannes Maria. Seine Mutter weihte ihn schon ganz früh in die religiösen Dinge ein. Schon im Alter von 18 Monaten kniete er beim Abendgebet und betete mit seinen Geschwistern.

Die ersten Worte, die seine Mutter ihm beibrachte, waren die heiligen Namen „Jesus“ und „Maria“. Eines Tages bekam er eine Muttergottesstatue geschenkt. Diese wurde von nun an seine „große Liebe“. Sechzig Jahre später, kurz vor seinem Tod, sagte er: „O wie ich diese Statue geliebt habe! Ich konnte mich Tag und Nacht nicht von ihr trennen und hätte nicht ruhig schlafen können, wenn ich sie nicht neben mir im Bett gehabt hätte“, und er fügte noch die Worte hinzu, die von einer geheimnisvollen Poesie erfüllt sind: „Die Mutter Gottes ist meine älteste Liebe. Ich habe sie geliebt, noch bevor ich sie gekannt habe.“

Ein besonderes Ereignis wurde für ihn, als er zum ersten Mal zur heiligen Messe mit der Mutter mitgehen durfte. Bereits im Alter von vier Jahre begleitete er regelmäßig seine Mutter zur Hl. Messe. Seder ständige Begleiter zur Messe. 1799 erhielt er mitten im Gewirre der französischen Revolution in einem Privathaus von Ecully von einem der verbannten Priester die Erstkommunion.

1801 schloß Napoleon mit dem Papst ein Konkordat ab. Inzwischen kehrte auch nach Dardilly wieder ein Priester zurück. Aus dem kleinen Johannes-Maria ist inzwischen ein Jugendlicher geworden. In ihm wuchs immer mehr der Wunsch ganz dem lieben Gott zu dienen und Seelen retten. Er wollte Priester werden. Johannes-Maria weihte bald darauf seine Mutter in seinem Wunsch ein, die ihn darin sehr bestärkte. Eines Tages erfuhr es auch der Vater, doch der war am Anfang strikt dagegen.

Priesterausbildung und Priesterweihe

Als 1804 in Ecully Karl Balley die Pfarrei übernahm, eröffnete sich plötzlich eine neue Perspektive. Die Hauptsorge von Pfarrer Balley galt vom ersten Tag an dem Priesternachwuchs, sodaß er eine kleine Priesterschule eröffnete. Johannes-Maria wurde nach einigen Verzögerungen in der Schule aufgenommen. Bald stellte sich heraus, dass er große Schwierigkeiten mit dem Erlernen von Latein hatte. Die harte Arbeit auf dem Bauernhof hat zwar seine Beobachtungsgabe und sein Urteilungsvermögen geschärft, das theoretische Denken ist dabei leider zu kurz gekommen.

Inmitten der „Trostlosigkeit des Lernens“ bekommt er den Trost der Firmung zu spüren, den ihm der Oberhirte von Lyon, Joseph Fesch, der Bruder der Mutter Napoleons, spendete. Als Firmpatron erwählt er sich Johannes den Täufer und unterschreibt fortan mit ‘Johannes-Maria Baptista Vianney’. In der späteren Kirche in Ars wird Johannes der Täufer eine eigene Kapelle bekommen.

Die Lernschwierigkeiten machten ihm immer mehr zu schaffen. Im Sommer 1806 machte er eine Pilgerfahrt zum Grab des heiligen Franz Regis. Johannes-Maria bat den Heiligen, ihm beim Studium zu helfen. Die Wallfahrt bewirkte nicht unbedingt ein sofortiges Wunder, aber das Lernen ging anschließend doch jetzt etwas leichter.

Inzwischen gab es neues Hindernis. Napoleon brauchte für seine Schlachten immer mehr Soldaten. Im Herbst 1809 sollten sogar die Seminaristen in den Krieg ziehen. Auch Johannes-Maria erhielt den Stellungsbefehl. Er zog ins Lage, wo ihn allerdings sofort Krankheiten ergriffen. Nach der Gesundung bekam er den Befehl, an die spanische Grenz zu gehen. Durch ein Mißverständnis versäumte er die eigene Truppe. Johannes-Maria wird beauftragt, der Truppe sofort zu folgen. So machte er sich alleine auf den Weg. Durch verschiedene Umstände erreichte er die Truppe nicht und wurde in einem Dorf aufgenommen, die ihn vor den Mannen Napoleons versteckten. Die "Erlösung" kam 1810, als Napoleon erklärte, dass die desertierten Rekruten amnestiert sind. 1811 kehrte er in das Pfarrhaus von Ecully zurück. Bald darauf starb seine Mutter am 8. Februar 1811.

Johannes kehrte nun ins Pfarrhaus nach Ecully, wo Pfarrer Balley immer mehr sein Vorbild wurde. Am 28. Mai 1811 empfing er die Tonsur. Von nun an war er Kleriker. Im nächsten Jahr schickte ihn Balley nach Verrières ins Kleine Seminar zum Philosophiestudium. Im Herbst kam er dann ins Großes Seminar nach Lyon. Leider blieben dort die Erfolge seiner Studien aus, sodass er wieder zurückgeschickt wurde. Er ging wieder zurück zu Pfarrer Balley, der ihn aber ermutigte weiterzumachen. Einige Monate später trat Johannes-Maria erneut zu einer Prüfung an. Erneut war die lateinische Sprach ein großes Hindernis. Ein Prüfungsbeisitzer veranlasste schließlich, dass man den Prüfling in Französisch befragte. Das Ergebnis war etwas besser aber ebenfalls noch nicht genügend. Am nächsten Tag ging Pfarrer Balley gemeinsam mit Groboz, dem erzbischöflichen Sekretär, zum Generalvikar Courbon. Den beiden Männern gelang es, Bochard zur Zusage zu einer neuen Prüfung zu bewegen. Am nächsten Tag kam der Generalvikar selbst mit dem Seminarvorstand nach Ecully, um an Ort und Stelle die Prüfung abzunehmen. Für den armen Vianney stellte dies wahrlich eine Erleichterung dar, da er in gewohnter Umgebung seine Prüfungsangst ablegen konnte. Die Prüfer fragten ihn auf französisch, und er gab überraschend gute Antworten. Man ist mit ihm zufrieden. Die Entscheidung liegt nun beim Generalvikar. Folgende berühmte Fragen sollte nun Courbon, der Generalvikar, der seit der Verbannung des Bischofs die Diözese leitet, stellen: "Ist Vianney fromm? Verehrt er die Gottesmutter? Kann er den Rosenkranz beten? Ja, er ist ein Vorbild an Frömmigkeit. Ein Vorbild! Na gut, ich berufe ihn. Die Gnade Gottes wird den Rest machen." Damit bewies der Bischofsvertreter eine "Genialität des Herzens", die alle Anerkennung verdient, wenn sie auch das Kopfschütteln sämtlicher Examinatoren hervorrief.

Im Mai 1815 kehrte er ins Priesterseminar zurück, um Exerzitien zu absolvieren. Am 23. Juni wurde er zum Diakon geweiht. Am Mittwoch, dem 9. August, holte der Weihekandidat im Erzbischöflichen Sekretariat zu Lyon seine Papiere ab. Darin hieß es, daß ihn der Bischof von Grenoble für die Diözese-Lyon weihen könne, jedoch mit der Einschränkung, daß er erst zu einem späteren, dem Ermessen seines kirchlichen Oberen gutdünkenden Zeitpunkt die Sündenvergebungsgewalt erlangen sollte. „Man traute ihm die Fähigkeit der Unterscheidung der Sünden nicht zu. Vianney hatte diesen kränkenden Vorbehalt entgegenzunehmen, er, der später der größte Beichtvater des Jahrhunderts werden sollte!“ Am 13. August 1815 wurde er dann in Grenoble von Bischof Msgr. Simon zum Priester geweiht.

Kaplan von Ècully und die Berufung nach Ars

Johannes-Maria wurde nach der Weieh zum Vikar in Ècully ernannt. Der junge Kaplan hat das seltene Glück, einen Heiligen als Lehrer und Vorgesetzten zu haben. Die beiden beteten meist gemeinsam, und soweit es sich machen läßt, auch zur offiziellen Stunde das Brevier. Eine herzliche Freundschaft verband die beiden. Pfarrer Balley wurde immer mehr Vianneys geistlicher Vater. „Ohne diese prachtvolle Priestergestalt gäbe es keinen heiligen Pfarrer von Ars. Georges Bernanos setzte ihm im ‘Tagebuch eines Landpfarrers’ in der Figur des Pfarrers von Torcy kein historisches, aber dafür ein dichterisches Denkmal von unvergänglichem Wert.“ Zweieinhalb Jahre durfte Johannes Maria Vianney als Vikar an der Seite von Pfarrer Balley wirken. Der Pfarrhaus von Ecully wurde zum Schauplatz eines "heiligen Wettstreites". Die beiden Priester wollten einander im Bußetun übertreffen. Diese ungewöhnliche Herzensfreundschaft zwischen Kaplan und Pfarrer sollte aber nicht mehr lange währen. Der körperliche Zustand von Pfarrer Balley verschlechterte sich mit jedem Tag. Im Winter 1817 wurde er schwer krank. Johannes-Maria Vianney erteilt ihm die Sterbesakramente. Das letzte, was er für den zu seinen Füßen schluchzenden Kaplan, die schönste und edelste Frucht seines ganzen Priesterwirkens, hatte, war sein priesterlicher Segen. "Behüt Dich Gott, liebes Kind! ... Hab’ Mut! ... Hör’ nicht auf, den Herrn zu lieben und Ihm zu dienen! Denk’ im heiligen Opfer an mich! ... Dort oben werden wir uns wiedersehen ...!" Wenig später hauchte er seine Seele aus. Vianney beweinte seinen priesterlichen Freund wie ein Sohn seinen Vater.

Zwei Monate nach dem Tod von Balley wurde Johannes-Maria vom Generalvikar zum Pfarrer von Ars ernannt. Von nun an sollte sein Wirken ganz andere Dimensionen bekommen. Bei seiner Ernennung sagte der Generalvikar zu ihm: „Gehen Sie, mein Freund“, sagt er, „es ist nicht viel Gottesliebe in dieser Pfarrei. Sie sollen ihr diese bringen.“

Die Berufung nach Ars und die Ankunft in Ars

Ars liegt etwas mehr als dreißig Kilometer nördlich von Lyon und ist - als Vianney dorthin berufen wurde - ein kleines Dorf mit nur zweihundertdreißig Einwohnern. Am 3. Februar 1818 verrichtete Johannes-Maria seinen letzten Dienst in Écully . Am 9. Februar 1818 machte sich Johannes Maria Vianney, ehemaliger Vikar von Écully, frühmorgens auf den Weg in seine neue Pfarre, sein neues Dorf: Ars. Kurz vor Ars verirrte sich Johannes-Maria. Er traf wenige hundert Meter von Ars entfernt den Hirtenjungen Antoine Givre, der ihm den Weg nach Ars zeigt. Im Anschluß an diese Handlung findet eine der wohl berühmtesten Aussagen des Johannes-Maria Vianney statt: "Du hast mir den Weg nach Ars gezeigt; ich werde Dir den Weg zum Himmel zeigen." Antoine Givre sollte später der erste Bewohner von Ars sein, der nach dem Heiligen starb. Beim Anblick des Dorfes sank Johannes-Maria in die Knie und begann zu seinem Schutzengel zu beten. Beim Anblick seines Dorfes dachte er sich: "Wie klein das ist!" und sogleich wurde er wieder von einer jener Visionen, die ihn sein Leben lang erleuchten werden, erfaßt, die ihm sagt: "Diese Pfarre wird die Menschen nicht fassen, die später einmal hierher kommen werden."

Sofort nach der Ankunft in Ars besuchte Vianney die Kirche. Verödet lag das Heiligtum, in dem seit Wochen kein Gottesdienst mehr gehalten wurde. Die Kirche war lange ohne Beter, der Altar ohne Schmuck. Das ewige Licht war erloschen, doch das Allerheiligste noch da. Johannes-Maria warf sich auf die Stufen nieder und verweilte lange im Gebet. Beim Besichtigen des Pfarrhofs wuchs seine Unzufriedenheit, da sich einerseits eine verwahrloste Kirche in Ars befand, gleichzeitig aber das Pfarrhaus mit den feinsten Möbeln ausgestattet war. Am nächsten Tag läutete er zur Messe, was aber vorerst nur ganz wenige wahrnehmen wollten. Trotzdem erfuhr auch bald der letzte Mensch im Dorf, daß ihr Pfarrer angekommen war, und jetzt an jedem Morgen die hl. Messe in der Kirche gefeiert wurde. Am gleichen Tag fuhr Vianney zu dem Schloßfräulein, um sich vorzustellen und um ihr all die schönen Möbel aus dem Pfarrhaus wieder zu bringen. Nach einem kurzen Gespräch verließ er das Schloß wieder. Im Anschluß an dieses Treffen sagte das Schloßfräulein zu ihrem Diener:"Der Bischof hat uns einen guten und eifrigen Priester geschickt. Er will nichts für sich, aber alles für seine Kirche und den Heiland. Ars kann sich Glück wünschen zu einem solchen Seelsorger." Beim Einführungsgottesdienst am 13. Februar 1818 versammelte sich fast die ganze Gemeinde, um ihn zumindest einmal gesehen zu haben. Johannes-Maria Vianney wurde gleich bei der ersten Meßfeier von so manchem bewundert. Seine tiefe Art, wie er die Messe feiert, ließ schon am Beginn keinen unbewegt. "Wir haben eine arme Kirche, aber wir besitzen einen heiligen Priester", meinte Bürgermeister Mandy.

Die ersten zehn Jahre in Ars: 1818 bis 1828

Johannes-Maria war relativ rasch über den Zustand seiner Gemeinde klar im Bilde. Die Einwohner zeigten ihrem Pfarrer die kalte Schulter; sie waren an einem kirchlichen Leben nicht im Geringsten interessiert. Vianney wusste, dass er seine Pfarrei zur Umkehr bewegen musste. In der ersten Zeit seines Wirkens versuchte er auf verschiedene Weise ein Leben in Heiligkeit zu gestalten. Er verbrachte viele Stunden auf den Knien in der Kirche und lebte in den ersten Jahren ein ungewöhnlich asketisches Leben. Seine Hauptmahlzeit bestand aus Kartoffeln, die er jeweils für eine ganze Woche kochte. Es störte ihn nicht, wenn sie am Ende der Woche schimmlig waren. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit in Ars versuchte Johannes-Maria, seine Pfarrkinder kennenzulernen und absolviert viele Besuche bei den Familien. Der Kampf um die „Seele von Ars“ sollte zwar ein Leben lang dauern, trotzdem war es vor allem das erste Jahrzehnt, in dem sich in Ars die wichtigsten Veränderungen ergaben. Neben dem Gebet und dem Verzicht auf Schlaf und Nahrung verwendete Johannes-Maria auch eine Bußgeisel, um bei Gott Bekehrung der Seelen von Ars zu bewirken. Später bezeichnete er aber das Geiseln selbst "jugendliche Torheit" und meinte dazu: "Der Teufel macht sich wenig aus der Bußgeisel und andern Bußinstrumenten. Was ihn aber zur Raserei bringt, das sind Enthaltsamkeit im Trinken, Essen und Schlafen. Nichts fürchtet der Teufel mehr als gerade das - nichts aber ist auch Gott angenehmer."

Das Gebetsleben der Pfarrei lag in den ersten Jahren danieder. Eines Tages, als Johannes-Maria Vianney wieder einmal am frühen Morgen zur Kirche ging, sah er in der Kirche den Bauern, Vater Louis Chaffangeon, wie er im Gebet vor dem Allerheiligsten verweilte. Louis Chaffangeon ist eine der Ausnahmen von Ars; er besuchte ganz von Anfang an regelmäßig vor Beginn seiner Arbeit die Kirche. Seinem Nachbarn, der ebenfalls auf dem Feld arbeitet, fällt das lange Fehlen auf, und er stellt ihn zur Rede. Bei Trochu findet man dazu folgende Dialoge: "Ich schaue den guten Gott an und der gute Gott schaut mich an." Der Pfarrer war dadurch noch mehr motiviert, den Leuten das Gebet beizubringen. Er reaktivierte für die Männer eine Sakramentsbruderschaft und für die Frauen eine Rosenkranzbruderschaft.

Ein wichtiges Anliegen waren ihm auch die Kinder. Schon in seiner Tätigkeit in Écully hatte Johannes-Maria Vianney einen ungewöhnlichen Zugang zu Kindern. Er schafft dadurch besser den Zugang zu den Eltern.

Ein besonderes Anliegen in den ersten Jahren war für Johannes-Maria Vianney auch die Ausstattung der Kirche. Die Kirche wurde von nun an ständig erneuert. Am 20. Juni 1821 wurde Ars zur Pfarre erhoben und Johannes-Maria Vianney ist nun auch formell Pfarrer von Ars. Die erste Seitenkapelle in der Kirche widmete er der Muttergottes. 1823 ließ er zu Ehren von Johannes dem Täufer eine Kapelle errichten. Später errichte Johannes-Maria weitere Seitenkapellen errichten, die heute noch vorhanden sind.

Das Tanzen und das Wirtshausleben waren von Anfang an einer der Hauptangriffspunkte seiner Tätigkeit in Ars. Obwohl Ars ein kleines Dorf war, gab es vier Wirtshäuser, wo sich am Wochenende auch die Menschen aus Nachbarsorte eintrafen. In diesen Gaststätten floß der Alkohol in Strömen. Außerdem trafen sich zu jedem Anlaß die Menschen zum Tanz. Fünfundzwanzig Jahre brauchte er, um dieses „Tanzlaster“ aus Ars zu verbannen. Natürlich traf seine Einstellung zum Tanz auf sehr viel Spott, dem er aber trotzte. Mit Vehemenz griff er in seinen Predigten immer wieder den Tanz auf. Mit einer großen Geistesschärfe erklärt er: "Eines Tages stand ich vor einem großen Feuer. Ich nahm eine Handvoll ganz trockenen Strohes und warf dies hinein mit der Bemerkung, nicht zu verbrennen. Die dabei standen und alles beobachteten, lachten mich aus und spöttelten: Das haben Sie zwar gut sagen, aber das wird nicht verhindern, daß das Stroh dennoch verbrennt. - Und was sollte ich diesen Menschen darauf zur Antwort geben? Und Sie, gute Mutter, was denken Sie darüber? Erkennen Sie sich in dieser Sache nicht selbst wieder? ... Geschah es nicht, daß Sie Ihrer Tochter erklärten: Meinetwegen kannst Du wohl zum Tanzen gehen, aber schicke Dich! "Der Teufel umgibt eine Tanzveranstaltung gleich einer Mauer um einen Garten. Der Tanz ist jener Strick, mit dem der Teufel die meisten Seelen in die Hölle zieht. Wer zum Tanzen geht, läßt vielfach seinen Schutzengel an der Türe zurück und der Teufel ersetzt ihn, so daß es im Tanzsaal alsbald ebensoviel Teufel wie Tänzer und Tänzerinnen gibt."

Mit gleicher Heftigkeit griff Vianney immer wieder auch die Wirtshäuser an: "Das Wirtshaus, das ist die Werkstatt des Teufels, die Schule, wo die Hölle ihren Unterricht gibt, der Ort, wo man die Seelen verkauft, wo die Ehen zerstört werden, wo die Gesundheit untergraben wird, wo der Streit anfängt und die Morde begangen werden." Im Laufe der Zeit mussten schließlich alle Wirtshäuser schließen.

Wirken

Gedanken

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