Werke der Barmherzigkeit

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"Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer" (Mt 9,13)

Werke der Barmherzigkeit sind Tätigkeiten, welche das Mitleiden eines Menschen gegenüber dem Nächsten zum Ausdruck bringen. Die Tradition der Kirche nennt sieben Leibliche Werke der Barmherzigkeit, die sich auf den Leib beziehen und sieben Geistige Werke der Barmherzigkeit, sofern sie sich auf die geistig-seelische Dimension des menschlichen Lebens betreffen. Diese Werke sind eine Nachahmung und Weitergabe der göttlichen Barmherzigkeit und Voraussetzung zum Erreichen des Himmelreiches (Jak 2,12-14).

Die Werke der Barmherzigkeit dürfen die Gerechtigkeit nicht ersetzen, denn: "Zuerst muss man den Forderungen der Gerechtigkeit Genüge tun, und man darf nicht als Liebesgabe anbieten, was schon aus Gerechtigkeit geschuldet ist"<ref>Apostolicam actuositatem, Über das Laienapostolat, Nr. 8.</ref>

Die Nachahmung der Barmherzigkeit Gottes und die Gleichgestaltung

Insofern die Menschen als gottebenbildliche Geschöpfe seinem Wesen gleichgestaltet werden sollen, ist es Ziel geistlichen Lebens, auch im eigenen Leben die Barmherzigkeit Gottes nachzuahmen. Wir sollen barmherzig sein, wie der himmlische Vater es ist (vgl. {{#ifeq: Evangelium nach Lukas | Werke der Barmherzigkeit |{{#if: Lk|Lk|Evangelium nach Lukas}}|{{#if: Lk |Lk|Evangelium nach Lukas}}}} 6{{#if:35-6|,35-6}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}) - immer im Bewusstsein, dass dies nur auf unvollkommene Weise erreicht wird. Gott verzeiht dem Menschen jede Sünde, wenn er sich bekehrt und die Sünden bereut, vor allem im Sakrament der Beichte, aber auch, indem er selber Barmherzigkeit gegen seinen Nächsten übt, denn "Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden (vgl. {{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Werke der Barmherzigkeit |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 5{{#if:7|,7}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}). "Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben {{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Werke der Barmherzigkeit |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 6{{#if:14-15|,14-15}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }} und auch noch: Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen ({{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Werke der Barmherzigkeit |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 7{{#if:12|,12}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}).

Die Barmherzigkeit Gottes verwandelt das Herz des Menschen, lässt ihn eine treue Liebe erfahren und befähigt ihn so seinerseits zur Barmherzigkeit. Es ist ein stets neues Wunder, dass die göttliche Barmherzigkeit sich im Leben eines jeden von uns ausbreiten kann, uns so zur Nächstenliebe motiviert und jene Werke anregt. Sie erinnern uns daran, dass unser Glaube sich in konkreten täglichen Handlungen niederschlägt, deren Ziel es ist, unserem Nächsten an Leib und Geist zu helfen, und nach denen wir einst gerichtet werden: den Nächsten zu speisen, zu besuchen, zu trösten, zu erziehen.<ref>Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“ (Mt 9,13), Die Werke der Barmherzigkeit auf dem Weg des Jubiläums Papstbotschaft zur Fastenzeit 2016</ref>

"Das Heil beginnt nicht mit dem Bekenntnis zum Königtum Christi, sondern mit der Nachahmung der Werke der Barmherzigkeit, durch die er das Reich verwirklicht hat. Wer sie vollbringt, beweist, dass er das Königtum Jesu angenommen hat, denn er hat in seinem Herzen der Liebe Gottes Raum gegeben. Am Abend des Lebens werden wir nach der Liebe, nach der Nähe und nach der Zärtlichkeit gegenüber unseren Mitmenschen gerichtet werden."<ref>Predigt. Heiligsprechungszeremonien, 23. November 2014: aus: Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung: Päpste und die Barmherzigkeit. Jubiläum der Barmherzigkeit 2015-2016. Schwabenverlag 2015, S. 32 (110 Seiten; ISBN 978-3-7966-1684-6).</ref>

In den Werken der Barmherzigkeit besteht das Wesen des Evangeliums

"In den Werken der Barmherzigkeit besteht das eigentliche Wesen des Evangeliums (das beweisen die Worte des Richters Christus selbst, der niemanden zum Reich der Ewigkeit zulassen wird, der keine Barmherzigkeit geübt hat), ihr seid wie alle, die unmittelbarer dazu berufen sind, die körperlich und geistig Niedergeschlagenen aufzurichten, die lebendigen Seiten dieses großen göttlichen Buches und mithin dazu bestimmt, der Welt zu zeigen, dass die Botschaft Jesu Christi kein toter Buchstabe, sondern Substanz des Lebens ist, die stets in die Tat umgesetzt werden kann und wird; und sie ist darauf ausgerichtet, die Welt vom Egoismus zur Liebe zu bekehren und jene Erleichterung und jenen Frieden zu schenken - nicht nur zu versprechen -, von dem Jesus gesagt hat: ,Kommet zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will euch erquicken ... Und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.' " (Pius XII., Generalaudienz, 19. Juli 1939)<ref>aus: Päpste und die Barmherzigkeit, S. 85-86.</ref>

Die Werke der Barmherzigkeit - Inhalt des zeitlichen Engagements der Weltchristen

"Unmittelbarer und allgemeiner Inhalt der christlichen Inspirierung der zeitlichen Ordnung, die spezifische Aufgabe der Weltchristen ist, bleibt die Nächstenliebe in ihren altüberkommenen und immer neuen Formen der leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit. Durch die Nächstenliebe leben und bezeugen die Weltchristen ihre Teilhabe am Königsein Christi, das heißt ihre Teilhabe an der Macht des Menschensohnes, der ,nicht gekommen (ist), um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen' (Mk 10,45). Die Weltchristen leben und bezeugen dieses Königsein auf die einfachste, allen jederzeit zugängliche, aber zugleich auch erhabenste Weise, weil die Liebe die höchste Gabe ist, die der Geist für den Aufbau der Kirche (vgl. 1 Kor 13,13) und für das Wohl der Menschheit schenkt." (Johannes Paul II.: Christifideles laici, 30. Dezember 1988, Nr. 41).

Die Werke der leiblichen und geistigen Barmherzigkeit gehören zum Prozess der menschlichen Solidarität, sie geben ihm auch den wesentlichen Charakter. "Das habt ihr mir getan" (Mt 25,40). Er ist der spezielle Charakterzug, der es erlaubt, das christliche Zeugnis auszudrücken. Jesus hat sich mit denen identifiziert, die hungern und dürsten, nackt und fremd sind, krank oder gefangen. Zugleich fordert er, dass wir verzeihen und einem jeden, der in Not ist, konkrete Taten von Güte, Geduld und Nachbarschaftlichkeit zukommen lassen.<ref>aus: Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung: Geistige und leibliche Werke der Barmherzigkeit. Jubiläum der Barmherzigkeit 2015-2016. Schwabenverlag 2015, S. 5 (80 Seiten; ISBN 978-3-7966-1686-0).</ref>

Gründe, die von der Pflicht die Werke der Barmherzigkeit zu üben, entbindet

Drei Gründe, nennt der Kirchenlehrer Robert Bellarmin um 1598, können den Menschen entbinden. Der erste liegt vor, wenn jemand nicht die Mittel hat, sie zu tun. So hat der gute Lazarus, der Bettler, von dem man im Evangelium liest, kein leibliches Werk der Barmherzigkeit getan, weil er selbst fast alle diese Werke nötig hatte, und so erhielt er stattdessen seinen Lohn dafür, dass er geduldig war. So hat es nämlich Gott eingerichtet, dass die Reichen durch die Barmherzigkeit gerettet werden und die Armen durch die Geduld. So ist auch, wer selbst keine Kenntnisse und keine Klugheit besitzt, nicht verpflichtet, andere zu lehren oder ihnen Ratschläge zu geben. Der zweite Grund liegt vor, wenn jemand Gott in einem höheren Stand als dem tätigen Leben dient und aufgrund dieses Standes keine Gelegenheit hat, viele Werke der Nächstenliebe zu tun. So sind die Einsiedler, die sich an einsame Orte oder in ihre Zellen zurückgezogen haben, um sich in die Betrachtung der himmlischen Dinge zu versenken, nicht dazu verpflichtet, auf diese gottgefällige Übung zu verzichten, um loszugehen und jemanden zu suchen, dem sie ein Werk der Barmherzigkeit erweisen können. Ein dritter Grund liegt dann vor, wenn jemand niemanden findet, der seiner Barmherzigkeit in nennenswerter Weise bedarf. Der Mensch ist also nur verpflichtet, denen zu helfen, die sich selbst nicht helfen können und sonst niemanden haben, der ihnen helfen kann und will. Die vollkommene Barmherzigkeit wartet allerdings nicht, bis sie verpflichtet ist zu handeln, sondern sie ist bereit, zu helfen, wo sie nur kann und so gut sie kann.<ref>Robert Bellarmin: Großer Katechismus#Kapitel XV: Die sieben leiblichen und die sieben geistlichen Werke der Barmherzigkeit.</ref>

Zitat

  • Wenn die Seele nicht in irgendeiner Weise Barmherzigkeit übt, wird sie am Tage des Gerichts Meine Barmherzigkeit nicht erfahren. Wenn doch die Seelen ewige Schätze ansammeln wollten, würden sie nicht gerichtet - sie würden mit Barmherzigkeit Meinem Urteil zuvorkommen. (Worte des Herrn an die heilige Sr. Faustyna Kowalska, Tagebuch Nr. 1317).

Weblinks

Anmerkungen

<references />