Vom Himmel hoch, da komm ich her: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Vom Himmel hoch, da komm  ich her''' ist ein [[Deutschland|deutsches]] [[Weihnachten|Weihnachtslied]] aus dem [[16. Jahrhundert]]. Es steht im neuen [[Gotteslob]] unter der Nummer 237 und ist ein ökumenisches Kirchenlied.  
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'''Vom Himmel hoch, da komm  ich her''' ist ein [[Deutschland|deutsches]] ökumenisches [[Weihnachten|Weihnachtslied]] aus dem [[16. Jahrhundert]].  
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Es steht im [[Gotteslob]] unter der '''Nummer 237'''.  
  
 
== Texter und Komponist ==
 
== Texter und Komponist ==
[[Liedtexter]] ist [[Martin Luther]], der den Text 1535 schrieb. Er verwendete zunächst eine andere Melodie. Die heute gebräuchliche Weise wird Luther zugeschrieben. Luthers Gedicht umfasst insgesamt 15 Strophen. 1555 wurde dem Lied eine weitere Strophe vorangestellt (''Es kam ein Engel hell und klar''), die aus der Feder von Valentin Triller, Pfarrer von Panthenau, stammt.  
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[[Liedtexter]] und Verfasser der Melodie ist '''[[Martin Luther]]''', der den Text 1535 schrieb. Er verwendete zunächst eine andere Melodie. Die heute gebräuchliche Weise wird Luther zugeschrieben. Luthers Gedicht umfasst insgesamt 15 Strophen. 1555 wurde dem Lied eine weitere Strophe vorangestellt (''Es kam ein Engel hell und klar''), die aus der Feder von Valentin Triller, Pfarrer in Panthenau, stammt.
  
 
== Entstehung ==
 
== Entstehung ==
Der Choral ''Vom Himmel hoch, da komm ich her'' hat seinen Ursprung im familiären Umfeld des Weihnachtsfestes der Familie Luther. [[Martin Luther]] verfasste den Text für seine Kinder, deren Weihnachtsfeier 1535 auf diese Weise wahrscheinlich mit diesem Lied gestaltet wurde. Er unterlegte seinem Gedicht die Melodie eines damals bekannten Volks- und Spilemannsliedes: ''Ich kumm auß frembden landen her und bring euch vil der newen mär'', was eine sofortige leichte Umsetzung möglich machte.<ref>Wilhelm Lucke: Singweisen ''Vom Himmel hoch.'' In: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band 35, Weimar 1923, S. 524f.</ref>  
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Der Choral ''Vom Himmel hoch, da komm ich her'' hat seinen Ursprung im familiären Umfeld des Weihnachtsfestes der Familie Luther. [[Martin Luther]] verfasste den Text für seine Kinder, deren Weihnachtsfeier 1535 auf diese Weise wahrscheinlich mit diesem Lied gestaltet wurde. Er unterlegte seinem Gedicht die Melodie eines damals bekannten Volks- und Spielmannsliedes: ''Ich kumm auß frembden landen her und bring euch vil der newen mär'', was eine sofortige leichte Umsetzung möglich machte.<ref>Wilhelm Lucke: Singweisen ''Vom Himmel hoch.'' In: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band 35, Weimar 1923, S. 524f.</ref>  
  
Die aus dem Brauch des ''Kränzelsingens'' stammende Melodie lässt vermuten, dass Martin Luther eine Einbindung des Weihnachtsliedes in die Tradition der [[Krippenspiel]]e plante. In der Strophe 14 verwendete er den Begriff ''Susaninne'', der auf folgenden Hintergrund verweist: Wie ''Eia'' ist auch das Sprachmotiv ''Susannis'' traditionell mit dem ''Christkindleswiegen'', der symbolischen Aufnahme des Jesuskindes in die feiernde Gottesdienstgemeinde, verbunden. Diese ''Liturgischen Spiele'' mit musikalischer Inszenierungen waren, vom [[Mittelalter]] herkommend, im sakralen Umfeld des [[15. Jahrhundert]]s in Süd- und Mitteldeutschland noch weit verbreitet. Die heute bekannte Choralmelodie des Weihnachtsliedes ''Vom Himmel hoch, da komm ich her'' komponierte Luther vermutlich selbst. Die ursprüngliche Anlehnung an das volkstümliche ''Spielmannslied'' war schon bald nicht mehr gebräuchlich, denn in einem Gesangsbuch von 1539 erscheint der Choral in seiner noch heute bekannten Weise. Die Wiedergabe im Straßburger Gesangbuch von 1541 zeigt das Lied in Hufnagelnotation mit C-Notenschlüssel. Der Anfangston ist mit f (Tonart F-Dur) eine Quarte (4 Töne) höher oder eine Quinte (5 Töne) tiefer als die heutige Notation in C-Dur (Anfangston c) angegeben. Luthers Melodie beginnt in allen vier Zeilen mit einem 8-tel Auftakt. Im 17. Jahrhundert ([[Barockmusik]]) wurde der schnelle Auftakt zum 4-tel Auftakt gestreckt. Der fünfte Ton der letzten Zeile (auf dem Wort ''und'') wurde um eine große Sekunde (1 Ganzton) erhöht und damit der letzten Zeile des Lutherchorals ''Ein feste Burg ist unser Gott'' angeglichen. Diese Melodiegestalt liegt beispielsweise auch den Bearbeitungen [[Johann Sebastian Bach]]s und Felix Mendelssohns zugrunde. Im alten Gotteslob von 1975 (Nr. 138) war die ursprüngliche Notation mit 8-tel Auftakt verwendet worden. Dagegen ist für das [[Gotteslob]] von 2013 wieder die barocke Variante mit 4-tel Auftakt übernommen worden. Im katholischen Gesangbuch Gotteslob erscheinen unter der Nr. 237 nur sieben von insgesamt 15 Strophen des Chorals: es sind dies die Strophen 1 bis 6 und 15.<ref>[[Ludger Stühlmeyer]]: Das Lied ''Vom Himmel hoch, da komm ich her.'' Typoscript Dezember 2013.</ref>  
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Die aus dem Brauch des ''Kränzelsingens'' stammende Melodie lässt vermuten, dass Martin Luther eine Einbindung des Weihnachtsliedes in die Tradition der traditionellen [[Krippenspiel]]e plante. In der Strophe 14 verwendete er den Begriff ''Susaninne'', der auf folgenden Hintergrund verweist: Wie ''Eia'' ist auch das Sprachmotiv ''Susannis'' traditionell mit dem ''Christkindleswiegen'', der symbolischen Aufnahme des Jesuskindes in die feiernde Gottesdienstgemeinde, verbunden. Die ''Liturgischen Spiele'' mit musikalischer Inszenierungen waren, vom [[Mittelalter]] herkommend, im sakralen Umfeld des [[15. Jahrhundert]]s in Süd- und Mitteldeutschland noch weitgehend verbreitet. Die letzte Strophe (Doxologie) enthält einen Neujahrsgruß.<br/>
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Die heute bekannte Choralmelodie des Weihnachtsliedes ''Vom Himmel hoch, da komm ich her'' komponierte Luther vermutlich selbst. Die ursprüngliche Anlehnung an das volkstümliche ''Spielmannslied'' war schon bald nicht mehr gebräuchlich, denn in einem Gesangsbuch von 1539 erscheint der Choral in seiner noch heute bekannten Weise.  
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Die Wiedergabe im Straßburger Gesangbuch von 1541 zeigt das Lied in Hufnagelnotation mit C-Notenschlüssel. Der Anfangston ist mit f angegeben (Tonart F-Dur), eine Quarte (4 Töne) höher oder eine Quinte (5 Töne) tiefer als die heutige Notation mit dem Anfangston c (Tonart C-Dur). Luthers Melodie beginnt in allen vier Zeilen mit einem 8tel Auftakt. Im [[17. Jahrhundert]] ([[Barockmusik]]) wurde der schnelle Auftakt zum 4tel Auftakt gestreckt. Der fünfte Ton der letzten Zeile auf dem Wort ''und'', wurde um eine große Sekunde (1 Ganzton) erhöht und damit der letzten Zeile des Lutherchorals ''Ein feste Burg ist unser Gott'' angeglichen. Diese Melodiegestalt liegt beispielsweise auch den Bearbeitungen [[Johann Sebastian Bach]]s und Felix Mendelssohn Bartholdys zugrunde. Im alten Gotteslob von 1975 (Nr. 138) war die ursprüngliche Notation mit 8tel Auftakt verwendet worden. Dagegen ist für das [[Gotteslob]] von 2013 wieder die barocke Variante mit 4tel Auftakt übernommen. Im katholischen Gesangbuch Gotteslob erscheinen unter der Nr. 237 nur sieben von insgesamt 15 Strophen des Chorals: es sind dies die Strophen 1 bis 6 und 15.<ref>[[Ludger Stühlmeyer]]: Das Lied ''Vom Himmel hoch, da komm ich her.'' Typoscript Dezember 2013.</ref>  
  
 
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== Weblinks ==
 
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* [http://ingeb.org/spiritua/vomhimme.html Liedtext aller 15 Strophen]
 
* [http://ingeb.org/spiritua/vomhimme.html Liedtext aller 15 Strophen]
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* {{Youtube|Vom Himmel hoch, da komm ich her|BFvEh0MW7Pw|Kanal=Kammerchor der Mädchenkantorei St. Remigius in der Propsteikirche in Borken|Autor=[[Katholisch.de]]|Datum=29. Oktober 2014|size=1:13 Min.}}
  
 
== Anmerkungen ==
 
== Anmerkungen ==

Aktuelle Version vom 8. Dezember 2019, 21:36 Uhr

Datei:Straßburger Gesangbuch 1541.jpg
Pag. 72 und 73 des Straßburger Gesangbuchs (1541)

Vom Himmel hoch, da komm ich her ist ein deutsches ökumenisches Weihnachtslied aus dem 16. Jahrhundert.

Es steht im Gotteslob unter der Nummer 237.

Texter und Komponist

Liedtexter und Verfasser der Melodie ist Martin Luther, der den Text 1535 schrieb. Er verwendete zunächst eine andere Melodie. Die heute gebräuchliche Weise wird Luther zugeschrieben. Luthers Gedicht umfasst insgesamt 15 Strophen. 1555 wurde dem Lied eine weitere Strophe vorangestellt (Es kam ein Engel hell und klar), die aus der Feder von Valentin Triller, Pfarrer in Panthenau, stammt.

Entstehung

Der Choral Vom Himmel hoch, da komm ich her hat seinen Ursprung im familiären Umfeld des Weihnachtsfestes der Familie Luther. Martin Luther verfasste den Text für seine Kinder, deren Weihnachtsfeier 1535 auf diese Weise wahrscheinlich mit diesem Lied gestaltet wurde. Er unterlegte seinem Gedicht die Melodie eines damals bekannten Volks- und Spielmannsliedes: Ich kumm auß frembden landen her und bring euch vil der newen mär, was eine sofortige leichte Umsetzung möglich machte.<ref>Wilhelm Lucke: Singweisen Vom Himmel hoch. In: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band 35, Weimar 1923, S. 524f.</ref>

Die aus dem Brauch des Kränzelsingens stammende Melodie lässt vermuten, dass Martin Luther eine Einbindung des Weihnachtsliedes in die Tradition der traditionellen Krippenspiele plante. In der Strophe 14 verwendete er den Begriff Susaninne, der auf folgenden Hintergrund verweist: Wie Eia ist auch das Sprachmotiv Susannis traditionell mit dem Christkindleswiegen, der symbolischen Aufnahme des Jesuskindes in die feiernde Gottesdienstgemeinde, verbunden. Die Liturgischen Spiele mit musikalischer Inszenierungen waren, vom Mittelalter herkommend, im sakralen Umfeld des 15. Jahrhunderts in Süd- und Mitteldeutschland noch weitgehend verbreitet. Die letzte Strophe (Doxologie) enthält einen Neujahrsgruß.
Die heute bekannte Choralmelodie des Weihnachtsliedes Vom Himmel hoch, da komm ich her komponierte Luther vermutlich selbst. Die ursprüngliche Anlehnung an das volkstümliche Spielmannslied war schon bald nicht mehr gebräuchlich, denn in einem Gesangsbuch von 1539 erscheint der Choral in seiner noch heute bekannten Weise. Die Wiedergabe im Straßburger Gesangbuch von 1541 zeigt das Lied in Hufnagelnotation mit C-Notenschlüssel. Der Anfangston ist mit f angegeben (Tonart F-Dur), eine Quarte (4 Töne) höher oder eine Quinte (5 Töne) tiefer als die heutige Notation mit dem Anfangston c (Tonart C-Dur). Luthers Melodie beginnt in allen vier Zeilen mit einem 8tel Auftakt. Im 17. Jahrhundert (Barockmusik) wurde der schnelle Auftakt zum 4tel Auftakt gestreckt. Der fünfte Ton der letzten Zeile auf dem Wort und, wurde um eine große Sekunde (1 Ganzton) erhöht und damit der letzten Zeile des Lutherchorals Ein feste Burg ist unser Gott angeglichen. Diese Melodiegestalt liegt beispielsweise auch den Bearbeitungen Johann Sebastian Bachs und Felix Mendelssohn Bartholdys zugrunde. Im alten Gotteslob von 1975 (Nr. 138) war die ursprüngliche Notation mit 8tel Auftakt verwendet worden. Dagegen ist für das Gotteslob von 2013 wieder die barocke Variante mit 4tel Auftakt übernommen. Im katholischen Gesangbuch Gotteslob erscheinen unter der Nr. 237 nur sieben von insgesamt 15 Strophen des Chorals: es sind dies die Strophen 1 bis 6 und 15.<ref>Ludger Stühlmeyer: Das Lied Vom Himmel hoch, da komm ich her. Typoscript Dezember 2013.</ref>

Rezeption (Auswahl)

  • Canonische Veränderungen über das Weihnachtslied „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, BWV 769 für Orgel von Johann Sebastian Bach.
  • In seinem Weihnachtsoratorium verwendet Bach den Choral Vom Himmel hoch an drei Stellen.
  • Vom Himmel hoch, Kantate für Chor (SATB), Solo und Orchester von Felix Mendelssohn Bartholdy.
  • Vom Himmel hoch, da komm ich her. In: Dreißig kleine Choralvorspiele zu den gebräuchlichsten Chorälen, Op. 135a von Max Reger.
  • Vom Himmel hoch (Dies ist der Tag, den Gott gemacht). In: Choral-Improvisationen für Orgel, Op. 65 von Sigfrid Karg-Elert.
  • Choralvariationen über das Weihnachtslied „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ für Chor und Orchester nach J. S. Bach (1955/56) von Igor Strawinski.

Literatur

  • Ansgar Franz, Christa Reich: Vom Himmel hoch, da komm ich her. In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Nr. 12, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, ISBN 3-525-50335-0, S. 16–24.

Weblinks

Anmerkungen

<references />