Unam sanctam

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Mit der Bulle Unam sanctam von 1302 hat Papst Bonifaz VIII. die Ansprüche des Papsttums im weltlichen Bereich "auf die Spitze getrieben". Gipfelnd im Schlussatz, der, damaligen Begriffen nach, ex cathedra erging (vgl. Denzinger-Hünermann Nr. 875), dass es für alle Geschöpfe heilsnotwendig sei, dem Papste untertan zu sein, markiert die Bulle eine nahezu theatralische "Papsttumsdämmerung". Denn schon wenige Jahre später, im Exil von Avignon, dann, einmündend in das Große Abendländische Schisma, wurde das spätmittelalterliche Papsttum real immer schwächer und schwächer, noch schwächer in der Neuzeit.

Dennoch stellt die Konzeption von Unam sanctam sehr wichtige Unterscheidungsmerksmake von geistlicher und weltlicher Autorität zur Verfügung, die auch heute nich nicht einfach belanglos sind (und seit Luther in der Reformation quasi umgekehrt wurden). Im Kern vertritt das Papsttum noch immer den höheren Rang der geistlichen Gewalt vor der weltlichen. Allerdings wurden die Ansprüche, dass das "weltliche Schwert" für die Kirche streiten müsse, in mehreren Stufen abgeschwächt. Heute beansprucht die kirchliche Hierarchie auch keine indirekte zeitliche Gewalt mehr. Beibehalten wird aber der Anspruch des Katholizismus, dass die Kirche auch in den Dingen dieser Welt ihre Wegweisung auszusprechen hat (vgl. Gaudium et spes). Bewähren muss sie sich jedoch im Glaubensleben des Gottesvolkes und so überzeugen. Die Reichweite der "Königsherrschaft Christi" hängt mithin von der Treue seiner Getauften ab, nicht von absolutistischen Staatsmodellen, die der Religion stets mehr schadeten als nützten (etwa im Gallikanismus oder Josephinismus).

In diesem, geläuterten Sinne ist der Schluss-Satz aus Unam sanctam auch heute noch ein "Stein des Anstosses", der Respekt verdient. Die heutige Deutung dieses Satzes lautet nämlich sinngemäß: Die Würde des Menschen ist unantastbar.