Johann Christian Reinhart

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Rom, Ölbild von J. C. Reinhart (1835)

Johann Christian Reinhart (* 24. Januar 1761 in Hof; † 9. Juni 1847 in Rom), war ein deutscher Maler. Er befindet sich mit seinem Werk an der Schwelle zwischen Klassizismus und Romantik und wird für den Zeitraum um 1800 zu den am höchsten geschätzten Künstlern gerechnet. Der bayerische Hofmaler galt als Mittelpunkt der deutschen Künstlerkolonie in seiner Wahlheimat Rom.

Biografie

Johann Christian Reinhart wurde 1761 in Hof als zweiter von drei Söhnen des Ehepaars Peter Johann und Magdalena Wilhelmine Friederike Reinhart geboren. Reinhart besuchte ab 1768 das Hofer Gymnasium, an dem sein Vater seit 1748 Konrektor gewesen war. Bei der dortigen Schulabschlussfeier hielt er 1778 die Abschiedsrede unter dem Titel „De utilitate artis pingendi in rebus sacris rite institutae – Über den Nutzen der in geistlichen Sachen wohl eingerichteten Malkunst“, ein erster Hinweis auf sein Interesse für die bildende Kunst.

Ab 1778 begann Reinhart, dem Vorbild seines Vaters und dem Wunsch seiner Mutter folgend, ein Theologiestudium in Leipzig, widmete sich aber bald ausschließlich dem Studium der Zeichenkunst an der damaligen Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Deren erster Direktor, Adam Friedrich Oeser, hatte bereits Goethe unterrichtet. In einem Empfehlungsschreiben von 1779, das vermutlich an Oeser gerichtet war, bat Reinharts verwitwete Mutter um Unterstützung – auch materieller Art – für das neue Interesse ihres Sohnes.

1783 zog Reinhart nach Dresden, wo er enger auf die Landschaftskunst bezogenen Privatunterricht nahm. Anlässlich des Todes seiner Mutter 1784 traf er seinen Bruder Amandus in Hof, der seinerseits seit drei Jahren beim Theologiestudium geblieben war. Johann Christian Reinhart unternahm Wanderungen durch Sachsen, Thüringen, das Vogtland und Böhmen. Mit der Dichterin Elisa von der Recke reiste er von Karlsbad nach Gotha und weiter durch Sachsen. 1785, zurück in Leipzig, traf er Friedrich Schiller, der ihm zu einem Studienaufenthalt in Italien riet. Zwischen beiden entwickelte sich eine Freundschaft. Im Oktober 1789 reiste Reinhart über Hof, Erlangen, Augsburg, Innsbruck und Bozen nach Rom, wo er zu Weihnachten ankam und sein weiteres Leben verbrachte. Die Übernahme der Reisekosten und eine bis 1791 ausgezahlte Pension verdankte er Markgraf Alexander von Brandenburg-Ansbach.

Zusammen mit Friedrich Carl Ludwig Sickler gab Reinhart 1810 und 1811 den Almanach aus Rom für Künstler und Freunde der Bildenden Kunst heraus. 1810 wurde er zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste ernannt und 1813 in die Accademia di San Luca aufgenommen. Im Jahr 1830 folgte die Ernennung zum Mitglied der Königlichen Akademie der Künste in München und 1839 zum königlich baierischen Hofmaler. Reinhart gilt heute als eine, wenn nicht die zentrale Figur in der damaligen deutschen Künstlerkolonie Roms. Von deren Turmzimmer aus malte Reinhart im Auftrag König Ludwigs I. von Bayern in den Jahren 1829 bis 1835 die Temperabilder Vier Ansichten von der Villa Malta auf Rom. 1846 entstand Johann Christian Reinharts letztes Gemälde. Er starb im Jahr darauf 86-jährig in Rom. Seine Frau überlebte ihn um vier Jahre.

Posthume Ehrungen

Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium

Das Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium ist ein naturwissenschaftlich-technologisches und sprachliches Gymnasium in Hof. Die Schule wurde 1837 als Privatunterrichtsanstalt für höhere weibliche Bildung gegründet. Im Jahr 1901 bezog die Schule das neu erbaute Schulhaus am Longoliusplatz. 1911 erfolgte die staatliche Anerkennung im Sinne der neuen Schulordnung als Städtische höhere Mädchenschule. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schule als Städtische Oberrealschule für Mädchen wiedereröffnet. 1973 wurde der Schule der Name Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium verliehen. Zwei Jahre später, 1975, erfolgte der Umzug in die neu erbauten Gebäude im Schulzentrum unterhalb des Bismarcktums. Seitdem besuchen auch Jungen das Gymnasium.

Dauerausstellung in Hof

In Hof befindet sich heute eine Dauerausstellung mit Bildern des Künstlers, das Johann-Christian-Reinhart-Cabinett.<ref>Johann Christian Reinhart Cabinett</ref> Im Jahre 2008 wurde in Hof ein eigenes Kunstkabinett für Johann Christian Reinhart eröffnet. Seit langem bestand in der Hofer Bürgerschaft der Wunsch, die Reinhart-Bilder aus städtischem Besitz der Öffentlichkeit zu präsentieren. In einem gemeinsamen Projekt der "Hospitalstiftung", der Stadt Hof und des Initiativkreises "museum-aktiv" im Verein KulturKreis Hof e.V. wurde diese Idee verwirklicht. So entstand ein "Reinhart Cabinett" in der Geburtsstadt des Hofer Malers, der hier zusammen mit dem Dichter Jean Paul das Gymnasium Albertinum besuchte.

Johann-Christian-Reinhart-Plakette

Johann-Christian-Reinhart-Plakette (recto)
Johann-Christian-Reinhart-Plakette (verso)

Johann Christian Reinhart zu Ehren stiftete die Stadt Hof eine Plakette, die seit 1989 verliehen wird. Sie ist die höchste Auszeichnung der Stadt Hof für besondere kulturelle Leistungen. Sie wird an Personen verliehen, durch deren künstlerische, schriftstellerische, stadthistorische und denkmalpflegerische Leistungen die Kultur nachgewiesener Maßen eine Bereicherung erfährt. Sie wird auf Vorschlag des Hofer Stadtrates vom Oberbürgermeister verliehen. Die Auszeichnung mit Überreichung einer Urkunde findet im Rahmen einer Feierstunde im Hofer Rathaus statt. Träger der Johann-Christian-Reinhart-Plakette sind:

  • 1. Axel Herrmann (1989), Direktor des Johann-Christian-Reinhart-Gymnasiums Hof.
  • 2. Martin Grünert † (1989), Maler.
  • 3. Emil Ressel † (1991), Karikaturist.
  • 4. Werner Weinelt (1991), Mitbegründer der Internationalen Hofer Filmtage.
  • 5. Gert Beyer (1992), Maler, Grafiker und Objektkünstler.
  • 6. Fritz Walther (1992), Direktor des Schiller Gymnasiums Hof.
  • 7. Hans Hofmann (1993).
  • 8. Rainer Hübsch (1993), Filmemacher.
  • 9. Margarete Nolte † (1995).
  • 10. Wolfgang Siegel † (1995), Unternehmer und Begründer der Wolfgang-Siegel-Stiftung.
  • 11. Irmtraut Hauptmann (1997).
  • 12. Josef Hauptmann † (1997).
  • 13. Rudolf Macht † (1997).
  • 14. Claus Henneberg (1998), Schriftsteller.
  • 15. Edith Ruppert (2000).
  • 16. Reinhard Wachinger (2000), Kirchenmusikdirektor.
  • 17. Kurt Hopf (2000), Leiter der Sternwarte Hof.
  • 18. Ellen Mey (2003), Autorin.
  • 19. Hans Meyer (2003).
  • 20. Werner Fink (2005), Musiker.
  • 21. Jürgen Ocker (2005), Chorleiter.
  • 22. Rekkenze Brass (2006), Bläserensemble der Hofer Symphoniker.
  • 23. Ralf Sziegoleit (2008), Journalist und Chef des Kulturressorts der Frankenpost.
  • 24. Georg Stanek (2011), Stadt- und Dekanatskantor.
  • 25. Ludger Stühlmeyer (2011), Stadt- und Dekanatskantor, Komponist und Musikwissenschaftler.

Literatur

  • Andreas Andresen: Die deutschen Maler-Radirer des neunzehnten Jahrhunderts nach ihren Leben und Werken. Nachdruck d. Ausg. Leipzig 1866–70; fortgesetzt von Joseph Eduard Wessely. Band 1, Olms, Hildesheim 1971, ISBN 3-487-04005-0.
  • Otto Baisch: Johann Christian Reinhart und seine Kreise. Ein Lebens- und Culturbild nach Originalquellen dargestellt. Seemann, Leipzig 1882.
  • Richard Muther: Reinhart, Johann Christian. In: Allgemeine Deutsche Biografie (ADB). Band 28, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 72–76.
  • Inge Feuchtmayr: Johann Christian Reinhart 1761–1847. Monographie und Werkverzeichnis. Prestel, München 1975, ISBN 3-7913-0067-9.
  • Carlo Schmid: Naturansichten und Ideallandschaften. Die Landschaftsgraphik von Johann Christian Reinhart und seinem Umkreis. Diss. 1995. Gebr. Mann, Berlin 1998, ISBN 3-7861-1982-1.
  • Ina Weinrautner: Reinhart, Johann Christian. In: Neue Deutsche Biografie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 366 f.
  • Dieter Richter: Von Hof nach Rom. Johann Christian Reinhart, ein deutscher Maler in Italien. Eine Biografie. Transit Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-88747-245-0.
  • Markus Bertsch u.a., Herbert W. Rott, Andreas Stolzenburg (Hrsg.): Johann Christian Reinhart. Ein deutscher Landschaftsmaler in Rom. Katalogbuch zur Ausstellung in Hamburg, Hamburger Kunsthalle, 2012/2013 und in München, Neue Pinakothek, 2013. Hirmer, München 2012, ISBN 978-3-7774-8021-3.

Anmerkungen

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