Heiner Wilmer: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Heiner Wilmer''' [[SCJ]] (* [[9. April]] [[1961]] in Schapen im Emsland) ist designierter [[Bischof]] von [[Bistum Hildesheim|Hildesheim]].<ref>[http://www.kath.net/news/63367 P. Heiner Wilmer SCJ wird neuer Bischof von Hildesheim] [[Kath.net]] am 6. April 2018</ref>
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'''Heiner Wilmer''' [[SCJ]] (Dr.; * [[9. April]] [[1961]] in Schapen im Emsland) ist [[Bischof]] von [[Bistum Hildesheim|Hildesheim]].<ref>[http://www.kath.net/news/63367 P. Heiner Wilmer SCJ wird neuer Bischof von Hildesheim] [[Kath.net]] am 6. April 2018</ref>
  
==Biografie==
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== Biografie ==
 
[[Heiner]] Wilmer besuchte von 1967 bis 1971 die St.-Ludgerus-Grundschule in Schapen und von 1971 bis 1980 das Gymnasium Leoninum in Handrup (Emsland). Nach dem Abitur trat er im August 1980 in die [[Ordensgemeinschaft]] der [[Herz-Jesu-Priester]] (Dehonianer) ein. Von 1980 bis 1982 absolvierte er das [[Noviziat]] in Freiburg im Breisgau und studierte zwischen 1981 und 1986 [[Theologie]] in Freiburg und Romanistik in Paris. Seine Ewige [[Profess]] legte er 1985 ab. In den Jahren 1986 bis 1987 folgte eine pastoraltheologische Ausbildung im [[Priesterseminar]] St. Peter im Schwarzwald.  
 
[[Heiner]] Wilmer besuchte von 1967 bis 1971 die St.-Ludgerus-Grundschule in Schapen und von 1971 bis 1980 das Gymnasium Leoninum in Handrup (Emsland). Nach dem Abitur trat er im August 1980 in die [[Ordensgemeinschaft]] der [[Herz-Jesu-Priester]] (Dehonianer) ein. Von 1980 bis 1982 absolvierte er das [[Noviziat]] in Freiburg im Breisgau und studierte zwischen 1981 und 1986 [[Theologie]] in Freiburg und Romanistik in Paris. Seine Ewige [[Profess]] legte er 1985 ab. In den Jahren 1986 bis 1987 folgte eine pastoraltheologische Ausbildung im [[Priesterseminar]] St. Peter im Schwarzwald.  
  
Nach der [[Priesterweihe]] am 31. Mai 1987 in Freiburg studierte P. Wilmer zwei Jahre französische [[Philosophie]] in [[Rom]]; er beschäftigte sich mit der Mystik des französischen katholischen Philosophen Maurice Blondel und [[Promotion|promovierte ]] 1991 im Fach [[Fundamentaltheologie]] in Freiburg. Dort schloss er ein SAtudium der Geschichte an und legte 1993 das Erste Staatsexamen in [[Theologie]] und Geschichte ab. Von 1993-1995 war er Referendar am Windthorst-Gymnasium in Meppen, im Jahre 1995 folgte das Zweite Staatsexamen am Studienseminar in Meppen. Zwei Jahre war er Lehrer für Religion, Geschichte und Politik sowie Schulseelsorger an der Liebfrauenschule in Vechta. Dann lehrte er von 1997 bis 1998 Deutsch und Geschichte an der Fordham Preparatory School (Jesuit High School) in New York (Bronx). 1998-2007 war er Schulleiter des Gymnasium Leoninum in Handrup.  
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Nach der [[Priesterweihe]] am 31. Mai 1987 in Freiburg studierte P. Wilmer zwei Jahre französische [[Philosophie]] in [[Rom]]; er beschäftigte sich mit der Mystik des französischen katholischen Philosophen Maurice Blondel und [[Promotion|promovierte ]] 1991 im Fach [[Fundamentaltheologie]] in Freiburg. Dort schloss er ein Studium der Geschichte an und legte 1993 das Erste Staatsexamen in [[Theologie]] und Geschichte ab. Von 1993-1995 war er Referendar am Windthorst-Gymnasium in Meppen, im Jahre 1995 folgte das Zweite Staatsexamen am Studienseminar in Meppen.  
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Zwei Jahre war er Lehrer für Religion, Geschichte und Politik sowie Schulseelsorger an der Liebfrauenschule in Vechta. Dann lehrte er von 1997 bis 1998 Deutsch und Geschichte an der Fordham Preparatory School (Jesuit High School) in New York (Bronx). 1998-2007 war er Schulleiter des Gymnasium Leoninum in Handrup.  
  
 
2007 wählte ihn das Provinzkapitel zum Provinzial der Deutschen Ordensprovinz der Herz-Jesu-Priester. Dieses Amt übte er in Bonn aus, bis er 2015 zum Generaloberen der Herz-Jesu-Priester mit Sitz in Rom gewählt wurde.<ref>[https://www.bistum-hildesheim.de/bistum/bischoefe/pater-dr-heiner-wilmer/ Bistum Hildesheim: Pater Dr. Heiner Wilmer]</ref>
 
2007 wählte ihn das Provinzkapitel zum Provinzial der Deutschen Ordensprovinz der Herz-Jesu-Priester. Dieses Amt übte er in Bonn aus, bis er 2015 zum Generaloberen der Herz-Jesu-Priester mit Sitz in Rom gewählt wurde.<ref>[https://www.bistum-hildesheim.de/bistum/bischoefe/pater-dr-heiner-wilmer/ Bistum Hildesheim: Pater Dr. Heiner Wilmer]</ref>
  
==Bischof==
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=== Bischof ===
[[Papst Franziskus]] ernannte P. Dr. Heiner Wilmer am 6. April 2018 zum [[Bischof]] von [[Bistum Hildesheim|Hildesheim]] und damit zum Nachfolger von Bischof [[Norbert Trelle]]. Am 1. September wird Heiner Wilmer vom Hamburger Erzbischof [[Stefan Heße]] im Hildesheimer Dom zum [[Bischof]] geweiht. Mitkonsekratoren werden sein Vorgänger in Hildesheim, der emeritierte Bischof [[Norbert Trelle]], und Bischof [[Franz-Josef Bode]] sein.<ref>[http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/termin-fur-weihe-von-heiner-wilmer-steht-fest Termin für Weihe von Heiner Wilmer steht fest] [[Katholisch.de]] am 16- April 2018</ref>
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[[Papst Franziskus]] ernannte P. Dr. Heiner Wilmer am 6. April 2018 zum [[Bischof]] von [[Bistum Hildesheim|Hildesheim]] und damit zum Nachfolger von Bischof [[Norbert Trelle]]. Am 1. September wurde Heiner Wilmer vom Hamburger Erzbischof [[Stefan Heße]] im Hildesheimer Dom zum [[Bischof]] geweiht. Mitkonsekratoren waren sein Vorgänger in Hildesheim, der emeritierte Bischof [[Norbert Trelle]], und Bischof [[Johannes Wübbe]].
  
==Werke==
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== Werke ==
 
* [[Mystik]] zwischen Tun und Denken : ein neuer Zugang zur Philosophie Maurice Blondels, [[Herder Verlag]] Freiburg-Basel-Wien 1992 (277 Seiten; ISBN 978-3-451-22864-3 kart.; = [[Dissertation]], 1991)
 
* [[Mystik]] zwischen Tun und Denken : ein neuer Zugang zur Philosophie Maurice Blondels, [[Herder Verlag]] Freiburg-Basel-Wien 1992 (277 Seiten; ISBN 978-3-451-22864-3 kart.; = [[Dissertation]], 1991)
 
* Wer leben will, muss aufbrechen : spirituell lernen von Brasilien, Don Bosco Verlag München 2010 (165 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-3-7698-1807-9 kart.)
 
* Wer leben will, muss aufbrechen : spirituell lernen von Brasilien, Don Bosco Verlag München 2010 (165 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-3-7698-1807-9 kart.)
* Johannes Duns Scotus "Tractatus de primo principio" : wissenschaftstheoretische Überlegungen, Verlag H. Wilmer Bonn 2013 (128 Seiten; ISBN 978-3-00-040881-6 Pp.)
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* [[Johannes Duns Scotus]] "Tractatus de primo principio" : wissenschaftstheoretische Überlegungen, Verlag H. Wilmer Bonn 2013 (128 Seiten; ISBN 978-3-00-040881-6 Pp.)
 
* [[Gott]] ist nicht nett : ein Priester auf der Suche nach dem Sinn, [[Herder Verlag]] Freiburg 2015 (205 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-3-451-06534-7)
 
* [[Gott]] ist nicht nett : ein Priester auf der Suche nach dem Sinn, [[Herder Verlag]] Freiburg 2015 (205 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-3-451-06534-7)
 
* [[Hunger]] nach [[Freiheit]] : [[Mose]] - Wüstenlektionen zum Aufbrechen, [[Herder Verlag]] Freiburg 2018 (224 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-3-451-81260-6)
 
* [[Hunger]] nach [[Freiheit]] : [[Mose]] - Wüstenlektionen zum Aufbrechen, [[Herder Verlag]] Freiburg 2018 (224 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-3-451-81260-6)
  
==Weblinks==
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== Positionen und Aussagen ==
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=== Ökumene ===
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==== [[Interkommunion]] ====
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Der Hildesheimer Bischof sagte am Reformationstag 2018 im evangelischen Dom zu Braunschweig in der Predigt: "So freuen wir uns, dass Getaufte etwa als konfessionsverbundene (Ehe-)Paare sich in evangelischen und katholischen Kirchen zuhause fühlen und am Abendmahl und an der Kommunion teilnehmen."<ref>[https://www.dekanat-braunschweig.de/fileadmin/dateien/PDFs/predigten/Predigt_von_Bischof_Dr._Heiner_Wilmer_zum_Reformationstag_in_Braunschweig.pdf Predigt von Bischof Dr. Heiner Wilmer zum Reformationstag in Braunschweig am 31. Oktober 2018]</ref>
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==== [[Ökumene]]: Alle christlichen [[Konfession]]en zusammen ergeben die eine Kirche Christi ====
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So freuen wir uns über die große Vielfalt der Charismen, der Geistesgaben. Diese machen die Wirklichkeit der einen Kirche Jesu Christi aus! Sie ist nicht getrennt in verschiedene Gemeinschaften und Traditionen, sondern in ihnen verbunden! Es gibt verschiedene Dienste und Ämter, z.B. Pfarrerinnen und [[Priester]], Bischöfinnen und [[Bischöfe]], es gibt verschiedene Liturgien, es gibt verschiedene Lehrtraditionen und noch viele weitere Verschiedenheiten, aber nur den einen Herrn Jesus Christus. So freuen wir uns darüber, dass wir uns gegenseitig bereichern in bunter und versöhnter Verschiedenheit! Nehmen wir diese Wirklichkeit wahr als Kinder Gottes! Huldigen wir nicht der realitätsfernen Idee einer „reinen Lehre“, die nur wieder spaltet in evangelisch, lutherisch, reformiert, altkatholisch und römisch-katholisch! Folgend zitiert er [[Evangelii gaudium]] von [[Papst Franziskus]]: „Die Wirklichkeit steht über der Idee.“ ([[Evangelii gaudium (Wortlaut)#DIE WIRKLICHKEIT IST WICHTIGER ALS DIE IDEE|Nr. 233]]).<ref>[https://www.dekanat-braunschweig.de/fileadmin/dateien/PDFs/predigten/Predigt_von_Bischof_Dr._Heiner_Wilmer_zum_Reformationstag_in_Braunschweig.pdf Predigt von Bischof Dr. Heiner Wilmer zum Reformationstag in Braunschweig am 31. Oktober 2018]; vgl. auch: [https://www.katholisch.de/artikel/24094-bischof-wilmer-begruesst-vorschlag-zu-oekumenischen-gemeinden Bischof Wilmer begrüßt Vorschlag zu "ökumenischen Gemeinden"] [[Katholisch.de]] am 3. Januar 2020</ref>
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==== Ökumenische Gemeinden ====
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Wilmer begrüßte um die Jahreswende 2019/2020 die Überlegungen des evangelischen Landesbischofs Ralf Meister, der Kirchengemeinden mit evangelischen und katholischen Christen unter einem Dach in Zukunft für möglich hält. "Ich bin der festen Auffassung, dass es zwischen den beiden großen deutschen Kirchen viel mehr Verbindendes als Trennendes gibt", sagte Wilmer dem epd. "Wir alle sind als Christinnen und Christen aufgefordert, das Evangelium zu bezeugen und zu verkünden".<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/24094-bischof-wilmer-begruesst-vorschlag-zu-oekumenischen-gemeinden Bischof Wilmer begrüßt Vorschlag zu "ökumenischen Gemeinden"] [[Katholisch.de]] am 3. Januar 2020</ref>
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=== Missbrauch von Macht stecke in der DNA der Kirche ===
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Heiner Wilmer geht nach dem [[Krise durch sexuellen Missbrauch|Missbrauchsskandal]] am 14. Dezember 2018 hart mit den Strukturen der Kirche ins Gericht und fordert einen radikalen Wandel. "Ich glaube, der Missbrauch von Macht steckt in der DNA der Kirche", sagt Wilmer am 14. Dezember 2018 im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. Die Kirche an sich sei rein und makellos. "Davon müssen wir uns verabschieden." Denn es gebe auch "Strukturen des Bösen" in der Kirche als Gemeinschaft. Um das Böse in der Kirche einzudämmen, bräuchte es eine wirksame Kontrolle der Macht in der Kirche. "Wir brauchen Gewaltenteilung." Wilmer berief sich bei seinen Aussagen unter anderem auf [[Eugen Drewermann]]. Dessen dreiteiliges Werk "Strukturen des Bösen" sei aus heutiger Sicht ebenso prophetisch gewesen wie sein Buch "Kleriker. Psychogramm eines Ideals". Wilmer sagte wörtlich: "Eugen Drewermann ist ein von der Kirche verkannter Prophet unserer Zeit." In diesem Zusammenhang nannte Wilmer auch den Jesuiten Klaus Mertes. "Propheten waren schon in der Bibel Menschen, die ungeschminkt die Wahrheit sagten – und dafür ins Abseits gedrängt oder gar mundtot gemacht wurden", so der Bischof. Auch heute bräuchte man solche Männer und Frauen, "die uns Bischöfen auf die Füße treten, und mag das noch so wehtun". Auch sich selbst und seine Amtsbrüder nimmt der Hildesheimer Bischof in dem Interview in die Pflicht. "Alle Selbstherrlichkeit, alles Anspruchsdenken muss fallen." Die Bischöfe säßen immer noch zu sehr auf dem hohen Ross. "Ich denke bisweilen: Wer bestimmt eigentlich, was katholisch ist?" Man tue immer noch so, als würde die [[Hierarchie]] das Katholische ausmachen und nur Bischöfe hätten das Recht auf dieses Label. "Falsch! Wir sind nicht die katholische Stiftung Warentest", so Wilmer. Sie selbst müssten Empfänger sein.<ref>[https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/wilmer-machtmissbrauch-steckt-in-dna-der-kirche Wilmer: Machtmissbrauch steckt in DNA der Kirche] [[Katholisch.de]] am 14. Dezember 2018</ref>
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[[Paul Badde]] wies darauf hin, dass wenn das Böse in der DNA der "una sancta catholica et apostolica ecclesia" (wie wir die Kirche seit dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 verstehen)  stecken würde, dies auch bedeute, dass das Saatgut schlecht war. Demzufolge müsste also schon das [[Blut Christi|Blut unseres Erlösers]] mit dem Bösen contaminiert gewesen sein, der die Kirche mit seinem Kreuzestod zur Vergebung der [[Sünde]]n in die Menschheit eingepflanzt hat. Die Sache mit der DNA hingegen dürfen wir nicht stehen lassen, allein schon um der [[Muttergottes]] willen nicht, die an [[Weihnachten]] mit ihrem einzig geborenen, eingeborenen niederkam. ... Wenn aber gegen diese Behauptung aus seinem Mund keiner seiner Mitbrüder aufsteht, müssen wir zumindest als [[Laie]]n aufs schärfste dagegen protestieren, wenn hier ein Hirt das Geschäft des [[Bestattung|Totengräbers]] übernimmt.<ref>[http://www.kath.net/news/66288 "Einspruch, Herr Bischof, im Namen der Mutter!"] [[Kath.net]] am 19. Dezember 2018</ref> Darauf meldeten sich Kardinäle zu Wort: [[Rainer Kardinal Woelki]] wies die Aussage Wilmer mit den Worten zurück: "Wenn das so ist, müsste ich aus der Kirche austreten". Der Hildesheimer Bischof sei hier bei der Debatte über sexuellen Missbrauch in der Kirche zu weit gegangen. Wenn das Böse der Struktur der Kirche eingestiftet wäre, dann müsste der Staat gleich handeln und die Kirche verbieten, so Woelki weiter: "Nein, es steckt nicht in der DNA der Kirche."<ref>[http://www.kath.net/news/66357 Woelki an Wilmer: Missbrauch liegt nicht in DNA der Kirche] [[Kath.net]] am 21 Dezember 2018</ref>Auch [[Gerhard Kardinal Müller]] reagierte und gab zu Bedenken: Die Gretchenfrage ist heute, ob wir die Kirche als Werk Gottes, also mit der DNA Christi ausgestattet und darum als wesenhaft heilig glauben (vgl. [[LG]] 8) oder als ein historisches Gebilde sehen, das die Mächtigen in der kirchlichen Bürokratie nach ihren subjektiven, oft sehr dürftigen Vorstellungen umformen können. Diese meinen, die Kirche upzudaten, in Wirklichkeit liefern sie die Kirche der Bedeutungslosigkeit aus, wie Beispiele in und außerhalb der katholischen Kirche zur Genüge beweisen. Wer hat Bischöfen die Vollmacht gegeben, sich eine Kirche nach ihrem Bild und Gleichnis zu schaffen? Und warum sollte irgend jemand seine Hoffnung im Leben und Sterben auf diese seichten Daseinsdeutungen setzen, die wenig mehr mit dem Evangelium und dem Glaubensbekenntnis zu tun haben, das wir bei unserer [[Taufe]] ablegten. Diese Kirchenführer sollten einmal nachlesen, was sie bei der [[Bischofsweihe]] bekannt und versprochen haben. Es ist der geoffenbarte Glaube, der uns rechtfertigt und selig macht und nicht die Privatmeinung der "Diener des Wortes" ({{B|Lk|1|2}}), die sie eigentlich sein sollten. Über die katholische Lehre in der Sexualethik kann und soll man diskutieren unter der Voraussetzung, dass man ihren Ursprung im heiligen Willen Gottes anerkennt. Aber zuerst müssen wir dem [[Wille Gottes|Willen Gottes]] [[gehorsam]] sein. Paulus ermahne in den Briefen an die künftigen bischöflichen Hirten, im Glauben und im Leben "an der gesunden Lehre" festzuhalten. Ein [[Bischof]] hat nur dann [[Autorität]], wenn er die Lehre der [[Kirche]] ganz und unverkürzt vorträgt. "Wenn einer etwas anderes lehrt und sich nicht an die gesunden Worte Jesu Christi, unseres Herrn, hält und an die Lehre, die unserer Frömmigkeit entspricht, der ist verblendet." ({{B|1 Tim|6|3-4}}).<ref>[http://www.kath.net/news/66359 Aber zuerst müssen wir dem Willen Gottes gehorsam sein] [[Kath.net]] am 22. Dezember 2018</ref>
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=== Zur Lage der [[Theologie]] in [[Deutschland]] ===
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Bischof Wilmer erinnert sich ([[Herder-Korrespondenz]], Ausgabe 9/2019) an den französischen [[Theologe]]n Charles Lohr und dessen düstere Prognose: "Es werde nur noch darum gehen, einen Job zu haben, man werde nur noch [[Deutsch]] und nichts Anderes mehr lesen." Und dann sagte er etwas, das ich damals nicht verstand und das mich völlig erschütterte. Er sagte, die deutsche Theologie sei von »Inzucht« bedroht."<ref>[https://de.catholicnewsagency.com/article/bischof-wilmer-reform-ohne-mission-ist-sinnlos-0800 Bischof Wilmer: "Reform ohne Mission ist sinnlos!"] [[CNA]] am 5. Februar 2020 von [[Thorsten Paprotny]]</ref>
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=== Ist Papst Franziskus aus Wilmers Sicht ein Verräter des Evangeliums ? ===
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Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat sich bei einer Veranstaltung der Gruppe "Maria 2.0" zwei Wochen nach der Veröffentlchung des Nachsynodalen Schreibens  [[Querida Amazonia]] sich einseitig auf die Seite der Gruppierung gestellt und sich damit klar gegen die Lehre der katholischen Kirche positioniert. Laut einem Bericht der "Hildesheimer Allgemeinen" empfing Wilmer einen Demonstrationszug der Gruppe, nahm einige Unterschriften an und meinte dann: "Ein ,Weiter so’ wäre für mich persönlich ein Verrat am Evangelium." und "Ihr Mut, unser Mut wird den Wandel in der Kirche einleiten“. Die Gruppe hat bei der Veranstaltung deutlich gegen [[Papst Franziskus]] agiert, weil dieser sich nicht den Forderungen der Frauen (Zugang von [[Frau]]en zu allen kirchlichen Ämtern, die Aufhebung des "Pflicht[[zölibat]]s" etc.) anschließen möchte.<ref>[http://www.kath.net/news/70771 Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer auf Konfrontation mit Rom] [[Kath.net]] am 25. Februar 2020 </ref>
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=== Es kann auch nicht sein, dass wir nur auf die [[Eucharistie]] fixiert sind! ===
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Also, in der Reaktion mancher Gläubigen ist die Eucharistie schon überbewertet. So als gäbe es nichts Anderes. Wir haben immer wieder in der Geschichte des Christentums Zeiten gehabt, in denen Menschen nicht die Möglichkeit hatten, an einer heiligen Messe teilzunehmen oder die Kommunion zu empfangen. Das hat es immer gegeben. Deshalb ist aber nicht der Glaube zusammengebrochen.“ Aktuell tue man jetzt so, als bräche alles zusammen, doch sei dies eine Engführung. Er äußerte sich zu den Reaktionen darauf, dass angesichts der aktuellen Corona-Pandemie die Gottesdienste im normalen Umfang unmöglich geworden sind und viele Gläubige auf Übertragungen von Messen in TV und Internet ausgewichen sind. Ihm sei das „viele Streamen“ „nicht ganz geheuer“, erläuterte Wilmer weiter. Im Bistum Hildesheim habe man auf den „offiziellen Streaming-Gottesdienst, aber auch nur Audio, aus dem Hildesheimer Dom“ hingewiesen. Er fände „es persönlich nicht gut, wenn jeder Pfarrer, jeder Priester aus irgendeiner kleinen Kapelle oder aus dem Wohnzimmer streamt“. Er fände dies „deshalb nicht gut, weil wir damit zeigen, wie verarmt wir sind“, vielleicht manifestiere sich „jetzt auch einiges“.
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Dann stellte er pointiert fest: „Es kann auch nicht sein, dass wir nur auf die Eucharistie fixiert sind! Natürlich ist sie wichtig, aber das Zweite Vatikanische Konzil sagt, der Herr ist nicht nur gegenwärtig in der Eucharistie, sondern auch in den Heiligen Schriften, im Lesen der Bibel, und wir sollten das Wort Jesu ernst nehmen, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Wir können uns zusammensetzen auch über das Internet, auch über die modernen Medien, um dies zu tun..<ref>[https://www.kath.net/news/71311 Bischof Wilmer: Manche Gläubige „nur auf die Eucharistie fixiert!“] [[Kath.net]] am 14. April 2020</ref>
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===  Erneuerung der katholischen Kirche: offene Diskussion ohne Tabus ===
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Bischof Wilmer ist im Juli 2020 für eine offene Diskussion ohne Tabus, sei es auf die Fragen nach einem [[Weihesakrament|Weiheamt]] für Frauen und einer Aufhebung des Pflichtzölibats für Priester. Er forderte, die [[Priesterausbildung]] auf den Prüfstand zu stellen. Er hält es für eine Bereicherung, "wenn wir in Zukunft wieder Priester haben, die nicht hauptberuflich Seelsorger sind", so Wilmer. Als Beispiel nannte er das Modell des Arbeiterpriesters, der etwa als Fabrik- und Hafenarbeiter tätig ist und sich so mit der Arbeiterschaft solidarisiert.
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Zur Finanzierung der Kirche sagte der Bischof: "Das deutsche System mit der [[Kirchensteuer]] ist sehr verlässlich und ermöglicht es den Kirchen hierzulande, ihren Auftrag für die Menschen und die Gesellschaft in guter Weise wahrzunehmen." Zugleich äußerte Wilmer Sympathie für das italienische System, nach dem jeder Bürger selbst bestimmen kann, ob er eine verpflichtende Abgabe einer religiösen Gemeinschaft oder für soziale oder humanitäre Zwecke dem Staat zur Verfügung stellen will.<ref>[https://www.domradio.de/themen/bistuemer/2020-07-21/ich-bin-fuer-eine-offene-diskussion-bischof-wilmer-priesterausbildung-auf-den-pruefstand-stellen Bischof Wilmer: Priesterausbildung auf den Prüfstand stellen] [[Domradio]] am 21. Juli 2020</ref>
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=== Ökumenischer Gottesdienst an Heiligabend 2020 in einer Kneipe ===
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Heiner Wilmer, und der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover werden an Heiligabend 2020 einen ökumenischen Gottesdienst in einer Kneipe feiern. Der Gottesdienst werde im Internet live gestreamt. Das kündigte Wilmer im NDR an, wie der Deutschlandfunk berichtete. Thema des Gottesdienstes sei „Die kleine Kneipe in unserer Straße“ (→<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=vVRcq16XFdw Die kleine Kneipe in unserer Straße] auf YouTube, gesungen von Peter Alexander</ref>). Man habe sich angesichts der Corona-Zeit bewusst für einen Ort entschieden, der auch eine Art Herberge sei, mit Geborgenheit und Zuhause, sagte Wilmer. Ausgewählt wurde die „Klickmühle, die in Hannover als Traditionslokal gilt und als ein Treffpunkt für Fußballfans.<ref>[https://www.kath.net/news/73842 Hildesheimer Bischof Wilmer und Landesbischof Meister feiern Heiligabendgottesdienst in Kneipe] [[Kath.net]] am 21. Dezember 2020</ref>
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=== Keine rigoristische Normativität bei rechtlicher Neuregelung der Suizidbeihilfe ===
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In der Debatte um die rechtliche Neuregelung der [[Suizid]]beihilfe plädiert am 15. Januar 2021 Bischof Heiner Wilmer für einen differenzierten Diskurs. "Ich glaube, dass es keine einfachen Lösungen gibt." Das sagte er auf einer Podiumsdiskussion der Bischöflichen Stiftung Gemeinsam für das Leben in Hildesheim. Er sei jedoch gegen Extreme. Es solle weder eine rigoristische Normativität geben noch solle jeder einfach tun können, was er wolle. Der Bischof erklärte, er würde einen Sterbewilligen begleiten, ihm aber nicht ein tödliches Medikament verabreichen. "Das kann ich nicht mit meinem [[Gewissen]] vereinbaren."<ref>[https://www.domradio.de/themen/ethik-und-moral/2021-01-16/perspektiven-und-alternativen-bischof-wilmer-will-differenzierten-diskurs-zu-suizidbeihilfe Bischof Wilmer will differenzierten Diskurs zu Suizidbeihilfe] [[Domradio]] am 16. Januar 2021</ref>
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== Weblinks ==
 
* [https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=Heiner+Wilmer Literatur von und über Heiner Wilmer] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
 
* [https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=Heiner+Wilmer Literatur von und über Heiner Wilmer] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
 
{{CathHier|http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bwilme.html}}
 
{{CathHier|http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bwilme.html}}
 
* [http://www.scj.de/ Website der Deutschen Ordensprovinz der Herz-Jesu-Priester]
 
* [http://www.scj.de/ Website der Deutschen Ordensprovinz der Herz-Jesu-Priester]
* [http://www.domradio.de/audio/pater-dr-heiner-wilmer-scj-gott-ist-nicht-nett Domradio vom 21. Mai 2013: Pater Dr. Heiner Wilmer SCJ – Gott ist nicht nett]
 
* [http://religionsphilosophischer-salon.de/keys/pater-heiner-wilmer HR Camino vom 23. März 2014: Glauben ist einfach. Eine Radiosendung]
 
* [http://www.deutschlandradiokultur.de/gott-ist-nicht-nett-ein-priester-fragt-nach-seinem-glauben.1124.de.html?dram:article_id=308356 Deutschlandradio Kultur, Sendung Feiertag vom 11. Januar 2015: Ein Priester fragt nach seinem Glauben]
 
* [https://www.bistum-hildesheim.de/bistum/bischoefe/pater-dr-heiner-wilmer/ Biografie beim Bistum Hildesheim]
 
  
 
== Anmerkungen ==
 
== Anmerkungen ==

Version vom 16. Januar 2021, 20:18 Uhr

P. Dr. Heiner Wilmer (2015)

Heiner Wilmer SCJ (Dr.; * 9. April 1961 in Schapen im Emsland) ist Bischof von Hildesheim.<ref>P. Heiner Wilmer SCJ wird neuer Bischof von Hildesheim Kath.net am 6. April 2018</ref>

Biografie

Heiner Wilmer besuchte von 1967 bis 1971 die St.-Ludgerus-Grundschule in Schapen und von 1971 bis 1980 das Gymnasium Leoninum in Handrup (Emsland). Nach dem Abitur trat er im August 1980 in die Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu-Priester (Dehonianer) ein. Von 1980 bis 1982 absolvierte er das Noviziat in Freiburg im Breisgau und studierte zwischen 1981 und 1986 Theologie in Freiburg und Romanistik in Paris. Seine Ewige Profess legte er 1985 ab. In den Jahren 1986 bis 1987 folgte eine pastoraltheologische Ausbildung im Priesterseminar St. Peter im Schwarzwald.

Nach der Priesterweihe am 31. Mai 1987 in Freiburg studierte P. Wilmer zwei Jahre französische Philosophie in Rom; er beschäftigte sich mit der Mystik des französischen katholischen Philosophen Maurice Blondel und promovierte 1991 im Fach Fundamentaltheologie in Freiburg. Dort schloss er ein Studium der Geschichte an und legte 1993 das Erste Staatsexamen in Theologie und Geschichte ab. Von 1993-1995 war er Referendar am Windthorst-Gymnasium in Meppen, im Jahre 1995 folgte das Zweite Staatsexamen am Studienseminar in Meppen.

Zwei Jahre war er Lehrer für Religion, Geschichte und Politik sowie Schulseelsorger an der Liebfrauenschule in Vechta. Dann lehrte er von 1997 bis 1998 Deutsch und Geschichte an der Fordham Preparatory School (Jesuit High School) in New York (Bronx). 1998-2007 war er Schulleiter des Gymnasium Leoninum in Handrup.

2007 wählte ihn das Provinzkapitel zum Provinzial der Deutschen Ordensprovinz der Herz-Jesu-Priester. Dieses Amt übte er in Bonn aus, bis er 2015 zum Generaloberen der Herz-Jesu-Priester mit Sitz in Rom gewählt wurde.<ref>Bistum Hildesheim: Pater Dr. Heiner Wilmer</ref>

Bischof

Papst Franziskus ernannte P. Dr. Heiner Wilmer am 6. April 2018 zum Bischof von Hildesheim und damit zum Nachfolger von Bischof Norbert Trelle. Am 1. September wurde Heiner Wilmer vom Hamburger Erzbischof Stefan Heße im Hildesheimer Dom zum Bischof geweiht. Mitkonsekratoren waren sein Vorgänger in Hildesheim, der emeritierte Bischof Norbert Trelle, und Bischof Johannes Wübbe.

Werke

  • Mystik zwischen Tun und Denken : ein neuer Zugang zur Philosophie Maurice Blondels, Herder Verlag Freiburg-Basel-Wien 1992 (277 Seiten; ISBN 978-3-451-22864-3 kart.; = Dissertation, 1991)
  • Wer leben will, muss aufbrechen : spirituell lernen von Brasilien, Don Bosco Verlag München 2010 (165 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-3-7698-1807-9 kart.)
  • Johannes Duns Scotus "Tractatus de primo principio" : wissenschaftstheoretische Überlegungen, Verlag H. Wilmer Bonn 2013 (128 Seiten; ISBN 978-3-00-040881-6 Pp.)
  • Gott ist nicht nett : ein Priester auf der Suche nach dem Sinn, Herder Verlag Freiburg 2015 (205 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-3-451-06534-7)
  • Hunger nach Freiheit : Mose - Wüstenlektionen zum Aufbrechen, Herder Verlag Freiburg 2018 (224 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-3-451-81260-6)

Positionen und Aussagen

Ökumene

Interkommunion

Der Hildesheimer Bischof sagte am Reformationstag 2018 im evangelischen Dom zu Braunschweig in der Predigt: "So freuen wir uns, dass Getaufte etwa als konfessionsverbundene (Ehe-)Paare sich in evangelischen und katholischen Kirchen zuhause fühlen und am Abendmahl und an der Kommunion teilnehmen."<ref>Predigt von Bischof Dr. Heiner Wilmer zum Reformationstag in Braunschweig am 31. Oktober 2018</ref>

Ökumene: Alle christlichen Konfessionen zusammen ergeben die eine Kirche Christi

So freuen wir uns über die große Vielfalt der Charismen, der Geistesgaben. Diese machen die Wirklichkeit der einen Kirche Jesu Christi aus! Sie ist nicht getrennt in verschiedene Gemeinschaften und Traditionen, sondern in ihnen verbunden! Es gibt verschiedene Dienste und Ämter, z.B. Pfarrerinnen und Priester, Bischöfinnen und Bischöfe, es gibt verschiedene Liturgien, es gibt verschiedene Lehrtraditionen und noch viele weitere Verschiedenheiten, aber nur den einen Herrn Jesus Christus. So freuen wir uns darüber, dass wir uns gegenseitig bereichern in bunter und versöhnter Verschiedenheit! Nehmen wir diese Wirklichkeit wahr als Kinder Gottes! Huldigen wir nicht der realitätsfernen Idee einer „reinen Lehre“, die nur wieder spaltet in evangelisch, lutherisch, reformiert, altkatholisch und römisch-katholisch! Folgend zitiert er Evangelii gaudium von Papst Franziskus: „Die Wirklichkeit steht über der Idee.“ (Nr. 233).<ref>Predigt von Bischof Dr. Heiner Wilmer zum Reformationstag in Braunschweig am 31. Oktober 2018; vgl. auch: Bischof Wilmer begrüßt Vorschlag zu "ökumenischen Gemeinden" Katholisch.de am 3. Januar 2020</ref>

Ökumenische Gemeinden

Wilmer begrüßte um die Jahreswende 2019/2020 die Überlegungen des evangelischen Landesbischofs Ralf Meister, der Kirchengemeinden mit evangelischen und katholischen Christen unter einem Dach in Zukunft für möglich hält. "Ich bin der festen Auffassung, dass es zwischen den beiden großen deutschen Kirchen viel mehr Verbindendes als Trennendes gibt", sagte Wilmer dem epd. "Wir alle sind als Christinnen und Christen aufgefordert, das Evangelium zu bezeugen und zu verkünden".<ref>Bischof Wilmer begrüßt Vorschlag zu "ökumenischen Gemeinden" Katholisch.de am 3. Januar 2020</ref>

Missbrauch von Macht stecke in der DNA der Kirche

Heiner Wilmer geht nach dem Missbrauchsskandal am 14. Dezember 2018 hart mit den Strukturen der Kirche ins Gericht und fordert einen radikalen Wandel. "Ich glaube, der Missbrauch von Macht steckt in der DNA der Kirche", sagt Wilmer am 14. Dezember 2018 im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. Die Kirche an sich sei rein und makellos. "Davon müssen wir uns verabschieden." Denn es gebe auch "Strukturen des Bösen" in der Kirche als Gemeinschaft. Um das Böse in der Kirche einzudämmen, bräuchte es eine wirksame Kontrolle der Macht in der Kirche. "Wir brauchen Gewaltenteilung." Wilmer berief sich bei seinen Aussagen unter anderem auf Eugen Drewermann. Dessen dreiteiliges Werk "Strukturen des Bösen" sei aus heutiger Sicht ebenso prophetisch gewesen wie sein Buch "Kleriker. Psychogramm eines Ideals". Wilmer sagte wörtlich: "Eugen Drewermann ist ein von der Kirche verkannter Prophet unserer Zeit." In diesem Zusammenhang nannte Wilmer auch den Jesuiten Klaus Mertes. "Propheten waren schon in der Bibel Menschen, die ungeschminkt die Wahrheit sagten – und dafür ins Abseits gedrängt oder gar mundtot gemacht wurden", so der Bischof. Auch heute bräuchte man solche Männer und Frauen, "die uns Bischöfen auf die Füße treten, und mag das noch so wehtun". Auch sich selbst und seine Amtsbrüder nimmt der Hildesheimer Bischof in dem Interview in die Pflicht. "Alle Selbstherrlichkeit, alles Anspruchsdenken muss fallen." Die Bischöfe säßen immer noch zu sehr auf dem hohen Ross. "Ich denke bisweilen: Wer bestimmt eigentlich, was katholisch ist?" Man tue immer noch so, als würde die Hierarchie das Katholische ausmachen und nur Bischöfe hätten das Recht auf dieses Label. "Falsch! Wir sind nicht die katholische Stiftung Warentest", so Wilmer. Sie selbst müssten Empfänger sein.<ref>Wilmer: Machtmissbrauch steckt in DNA der Kirche Katholisch.de am 14. Dezember 2018</ref>

Paul Badde wies darauf hin, dass wenn das Böse in der DNA der "una sancta catholica et apostolica ecclesia" (wie wir die Kirche seit dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 verstehen) stecken würde, dies auch bedeute, dass das Saatgut schlecht war. Demzufolge müsste also schon das Blut unseres Erlösers mit dem Bösen contaminiert gewesen sein, der die Kirche mit seinem Kreuzestod zur Vergebung der Sünden in die Menschheit eingepflanzt hat. Die Sache mit der DNA hingegen dürfen wir nicht stehen lassen, allein schon um der Muttergottes willen nicht, die an Weihnachten mit ihrem einzig geborenen, eingeborenen niederkam. ... Wenn aber gegen diese Behauptung aus seinem Mund keiner seiner Mitbrüder aufsteht, müssen wir zumindest als Laien aufs schärfste dagegen protestieren, wenn hier ein Hirt das Geschäft des Totengräbers übernimmt.<ref>"Einspruch, Herr Bischof, im Namen der Mutter!" Kath.net am 19. Dezember 2018</ref> Darauf meldeten sich Kardinäle zu Wort: Rainer Kardinal Woelki wies die Aussage Wilmer mit den Worten zurück: "Wenn das so ist, müsste ich aus der Kirche austreten". Der Hildesheimer Bischof sei hier bei der Debatte über sexuellen Missbrauch in der Kirche zu weit gegangen. Wenn das Böse der Struktur der Kirche eingestiftet wäre, dann müsste der Staat gleich handeln und die Kirche verbieten, so Woelki weiter: "Nein, es steckt nicht in der DNA der Kirche."<ref>Woelki an Wilmer: Missbrauch liegt nicht in DNA der Kirche Kath.net am 21 Dezember 2018</ref>Auch Gerhard Kardinal Müller reagierte und gab zu Bedenken: Die Gretchenfrage ist heute, ob wir die Kirche als Werk Gottes, also mit der DNA Christi ausgestattet und darum als wesenhaft heilig glauben (vgl. LG 8) oder als ein historisches Gebilde sehen, das die Mächtigen in der kirchlichen Bürokratie nach ihren subjektiven, oft sehr dürftigen Vorstellungen umformen können. Diese meinen, die Kirche upzudaten, in Wirklichkeit liefern sie die Kirche der Bedeutungslosigkeit aus, wie Beispiele in und außerhalb der katholischen Kirche zur Genüge beweisen. Wer hat Bischöfen die Vollmacht gegeben, sich eine Kirche nach ihrem Bild und Gleichnis zu schaffen? Und warum sollte irgend jemand seine Hoffnung im Leben und Sterben auf diese seichten Daseinsdeutungen setzen, die wenig mehr mit dem Evangelium und dem Glaubensbekenntnis zu tun haben, das wir bei unserer Taufe ablegten. Diese Kirchenführer sollten einmal nachlesen, was sie bei der Bischofsweihe bekannt und versprochen haben. Es ist der geoffenbarte Glaube, der uns rechtfertigt und selig macht und nicht die Privatmeinung der "Diener des Wortes" ({{#ifeq: Evangelium nach Lukas | Heiner Wilmer |{{#if: Lk|Lk|Evangelium nach Lukas}}|{{#if: Lk |Lk|Evangelium nach Lukas}}}} 1{{#if:2|,2}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}), die sie eigentlich sein sollten. Über die katholische Lehre in der Sexualethik kann und soll man diskutieren unter der Voraussetzung, dass man ihren Ursprung im heiligen Willen Gottes anerkennt. Aber zuerst müssen wir dem Willen Gottes gehorsam sein. Paulus ermahne in den Briefen an die künftigen bischöflichen Hirten, im Glauben und im Leben "an der gesunden Lehre" festzuhalten. Ein Bischof hat nur dann Autorität, wenn er die Lehre der Kirche ganz und unverkürzt vorträgt. "Wenn einer etwas anderes lehrt und sich nicht an die gesunden Worte Jesu Christi, unseres Herrn, hält und an die Lehre, die unserer Frömmigkeit entspricht, der ist verblendet." ({{#ifeq: 1. Brief des Paulus an Timotheus | Heiner Wilmer |{{#if: 1 Tim|1 Tim|1. Brief des Paulus an Timotheus}}|{{#if: 1 Tim |1 Tim|1. Brief des Paulus an Timotheus}}}} 6{{#if:3-4|,3-4}} Tim%206{{#if:3-4|,3-4}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Tim%206{{#if:3-4|,3-4}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}).<ref>Aber zuerst müssen wir dem Willen Gottes gehorsam sein Kath.net am 22. Dezember 2018</ref>

Zur Lage der Theologie in Deutschland

Bischof Wilmer erinnert sich (Herder-Korrespondenz, Ausgabe 9/2019) an den französischen Theologen Charles Lohr und dessen düstere Prognose: "Es werde nur noch darum gehen, einen Job zu haben, man werde nur noch Deutsch und nichts Anderes mehr lesen." Und dann sagte er etwas, das ich damals nicht verstand und das mich völlig erschütterte. Er sagte, die deutsche Theologie sei von »Inzucht« bedroht."<ref>Bischof Wilmer: "Reform ohne Mission ist sinnlos!" CNA am 5. Februar 2020 von Thorsten Paprotny</ref>

Ist Papst Franziskus aus Wilmers Sicht ein Verräter des Evangeliums ?

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat sich bei einer Veranstaltung der Gruppe "Maria 2.0" zwei Wochen nach der Veröffentlchung des Nachsynodalen Schreibens Querida Amazonia sich einseitig auf die Seite der Gruppierung gestellt und sich damit klar gegen die Lehre der katholischen Kirche positioniert. Laut einem Bericht der "Hildesheimer Allgemeinen" empfing Wilmer einen Demonstrationszug der Gruppe, nahm einige Unterschriften an und meinte dann: "Ein ,Weiter so’ wäre für mich persönlich ein Verrat am Evangelium." und "Ihr Mut, unser Mut wird den Wandel in der Kirche einleiten“. Die Gruppe hat bei der Veranstaltung deutlich gegen Papst Franziskus agiert, weil dieser sich nicht den Forderungen der Frauen (Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, die Aufhebung des "Pflichtzölibats" etc.) anschließen möchte.<ref>Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer auf Konfrontation mit Rom Kath.net am 25. Februar 2020 </ref>

Es kann auch nicht sein, dass wir nur auf die Eucharistie fixiert sind!

Also, in der Reaktion mancher Gläubigen ist die Eucharistie schon überbewertet. So als gäbe es nichts Anderes. Wir haben immer wieder in der Geschichte des Christentums Zeiten gehabt, in denen Menschen nicht die Möglichkeit hatten, an einer heiligen Messe teilzunehmen oder die Kommunion zu empfangen. Das hat es immer gegeben. Deshalb ist aber nicht der Glaube zusammengebrochen.“ Aktuell tue man jetzt so, als bräche alles zusammen, doch sei dies eine Engführung. Er äußerte sich zu den Reaktionen darauf, dass angesichts der aktuellen Corona-Pandemie die Gottesdienste im normalen Umfang unmöglich geworden sind und viele Gläubige auf Übertragungen von Messen in TV und Internet ausgewichen sind. Ihm sei das „viele Streamen“ „nicht ganz geheuer“, erläuterte Wilmer weiter. Im Bistum Hildesheim habe man auf den „offiziellen Streaming-Gottesdienst, aber auch nur Audio, aus dem Hildesheimer Dom“ hingewiesen. Er fände „es persönlich nicht gut, wenn jeder Pfarrer, jeder Priester aus irgendeiner kleinen Kapelle oder aus dem Wohnzimmer streamt“. Er fände dies „deshalb nicht gut, weil wir damit zeigen, wie verarmt wir sind“, vielleicht manifestiere sich „jetzt auch einiges“.

Dann stellte er pointiert fest: „Es kann auch nicht sein, dass wir nur auf die Eucharistie fixiert sind! Natürlich ist sie wichtig, aber das Zweite Vatikanische Konzil sagt, der Herr ist nicht nur gegenwärtig in der Eucharistie, sondern auch in den Heiligen Schriften, im Lesen der Bibel, und wir sollten das Wort Jesu ernst nehmen, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Wir können uns zusammensetzen auch über das Internet, auch über die modernen Medien, um dies zu tun..<ref>Bischof Wilmer: Manche Gläubige „nur auf die Eucharistie fixiert!“ Kath.net am 14. April 2020</ref>

Erneuerung der katholischen Kirche: offene Diskussion ohne Tabus

Bischof Wilmer ist im Juli 2020 für eine offene Diskussion ohne Tabus, sei es auf die Fragen nach einem Weiheamt für Frauen und einer Aufhebung des Pflichtzölibats für Priester. Er forderte, die Priesterausbildung auf den Prüfstand zu stellen. Er hält es für eine Bereicherung, "wenn wir in Zukunft wieder Priester haben, die nicht hauptberuflich Seelsorger sind", so Wilmer. Als Beispiel nannte er das Modell des Arbeiterpriesters, der etwa als Fabrik- und Hafenarbeiter tätig ist und sich so mit der Arbeiterschaft solidarisiert.

Zur Finanzierung der Kirche sagte der Bischof: "Das deutsche System mit der Kirchensteuer ist sehr verlässlich und ermöglicht es den Kirchen hierzulande, ihren Auftrag für die Menschen und die Gesellschaft in guter Weise wahrzunehmen." Zugleich äußerte Wilmer Sympathie für das italienische System, nach dem jeder Bürger selbst bestimmen kann, ob er eine verpflichtende Abgabe einer religiösen Gemeinschaft oder für soziale oder humanitäre Zwecke dem Staat zur Verfügung stellen will.<ref>Bischof Wilmer: Priesterausbildung auf den Prüfstand stellen Domradio am 21. Juli 2020</ref>

Ökumenischer Gottesdienst an Heiligabend 2020 in einer Kneipe

Heiner Wilmer, und der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover werden an Heiligabend 2020 einen ökumenischen Gottesdienst in einer Kneipe feiern. Der Gottesdienst werde im Internet live gestreamt. Das kündigte Wilmer im NDR an, wie der Deutschlandfunk berichtete. Thema des Gottesdienstes sei „Die kleine Kneipe in unserer Straße“ (→<ref>Die kleine Kneipe in unserer Straße auf YouTube, gesungen von Peter Alexander</ref>). Man habe sich angesichts der Corona-Zeit bewusst für einen Ort entschieden, der auch eine Art Herberge sei, mit Geborgenheit und Zuhause, sagte Wilmer. Ausgewählt wurde die „Klickmühle, die in Hannover als Traditionslokal gilt und als ein Treffpunkt für Fußballfans.<ref>Hildesheimer Bischof Wilmer und Landesbischof Meister feiern Heiligabendgottesdienst in Kneipe Kath.net am 21. Dezember 2020</ref>

Keine rigoristische Normativität bei rechtlicher Neuregelung der Suizidbeihilfe

In der Debatte um die rechtliche Neuregelung der Suizidbeihilfe plädiert am 15. Januar 2021 Bischof Heiner Wilmer für einen differenzierten Diskurs. "Ich glaube, dass es keine einfachen Lösungen gibt." Das sagte er auf einer Podiumsdiskussion der Bischöflichen Stiftung Gemeinsam für das Leben in Hildesheim. Er sei jedoch gegen Extreme. Es solle weder eine rigoristische Normativität geben noch solle jeder einfach tun können, was er wolle. Der Bischof erklärte, er würde einen Sterbewilligen begleiten, ihm aber nicht ein tödliches Medikament verabreichen. "Das kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren."<ref>Bischof Wilmer will differenzierten Diskurs zu Suizidbeihilfe Domradio am 16. Januar 2021</ref>

Weblinks

Anmerkungen

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