Gotteskindschaft

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Gotteskindschaft ist ein zentraler Begriff der christlichen Spiritualität. Anders als im Heidentum, wo "Götter" untereinander verwandt sind, aber nicht mit den Menschen, bezeichnet er die durch Christus vermittelte unmittelbare Beziehung der Menschen zu Gott, die in der Taufe als Erlösung von der Erbsünde grundgelegt wird. Schon im Alten Testament ist "Kind" ein wichtiges Wort für das Dasein vor Gott, mit dem das Verhältnis zwischen Gott und Mensch beschrieben wird. "Haben wir nicht alle denselben Vater? Hat nicht der eine Gott uns alle erschaffen" (Mal 2, 10)? Damit wird zunächst nur auf die Schöpfung gedeutet, die eine heilvolle Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf grundgelegt hat. Innerhalb dieses weiten Kreises beschreibt "Gotteskindschaft" als Analogie die besondere Beziehung, die Gott zum Volk Israel stiftet: "So spricht Jahwe: Israel ist mein erstgeborener Sohn" (Ex 4, 22). Wie ein adoptiertes Kind aufgenommen wird, erwählt Gott ein Volk zu seinem besonderen Eigentum und geht einen Bund mit ihm ein.

Im Neuen Testament rückt "Gotteskindschaft" noch mehr in den Mittelpunkt. Dabei ist die Gottgleichheit Jesu als ewiges Wort des Vaters und die so so ermöglichte wirkliche Gotteskindschaft der Gläubigen dennoch zu unterscheiden, weil für uns -ähnlich wie beim Volk Israel- eine geistliche Annahme als Kinder Gottes zugrundeliegt. In den älteren Evangelien ist "Gotteskindschaft" eine endzeitliche Gabe, die bei der Auferstehung am jüngsten Tag vollendet geschenkt wird und mit der Beachtung des Liebesgebots auf Erden verknüpft ist (vgl. Mt 5, 9 u. 45). Im Laufe der Geistesgeschichte des Christentums hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass dieses besondere Band, das Gott zu uns geknüpft hat, jedoch auch in jeder Biographie des Getauften bereits Gestalt gewinnen kann und soll.