Gemeinsam in der katholischen Schule erziehen (Wortlaut)

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Gemeinsam in der katholischen Schule erziehen

Kongregation für das Katholische Bildungswesen
im Pontifikat von Papst
Benedikt XVI.

8. September 2007

(Quelle: Deutsche Bischofskonferenz, Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 188 [Verlautbarungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil Sammelpublikation], S. 269-304 [Übersetzung des „Handbuchs Katholische Schulen“ im Auftrag des Arbeitskreises Katholischer Schulen in freier Trägerschaft in der Bundesrepublik Deutschland 1992 herausgegeben])

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Einleitung

1. Die rasante und bisweilen widersprüchliche Entwicklung unserer Zeit bringt erzieherische Herausforderungen auch für die schulische Welt mit sich. Sie muss nicht nur angemessene Antworten im Hinblick auf Curriculum und didaktische Methodik finden, sondern auch im Bereich der Gemeinschaftserfahrung, die das erzieherische Tun bestimmt. Wie bedeutsam diese Herausforderungen sind, wird deutlich im Kontext der gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Komplexität, die das Aufwachsen heutiger Jugendlicher bestimmt und ihre Lebensweise nachhaltig beeinflusst. Es handelt sich dabei um weit verbreitete Phänomene, insbesondere in den wohlhabenden und entwickelten Gesellschaften: Desinteresse gegenüber den tiefen Wahrheiten des menschlichen Lebens, Individualismus, moralischer Relativismus und Utilitarismus. Hinzu kommen die Geschwindigkeit struktureller Veränderungen, die Globalisierung sowie die neuesten Entwicklungen im Bereich der Informationstechnologie, die immer stärker in das Alltagsleben und den Bildungsbereich vordringen. Darüber hinaus wächst mit dem Fortschritt die Kluft zwischen reichen und armen Ländern. Dadurch gewinnt das Phänomen der Migration an Bedeutung, welches einerseits die kulturelle Vielfalt in einem Land betont und andererseits Schwierigkeiten bei der Integration mit sich bringt. In einer Gesellschaft, die regional und weltweit gleichzeitig von Globalisierung und Pluralität geprägt wird, die verschiedene und gegensätzliche Sichtweisen der Welt und des Lebens beherbergt, werden die Jugendlichen mit unterschiedlichen Wertesystemen konfrontiert, die immer mehr Anregungen bieten, aber dabei von immer weniger Menschen geteilt werden. Hinzu kommen Schwierigkeiten wie instabile Familienverhältnisse oder Armut, die für die Jugendlichen in der sensiblen Phase ihres Heranwachsens ein diffuses Gefühl von Desorientierung im existentiellen und emotionalen Bereich erzeugen, und sie so der Gefahr aussetzen, „ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen“ (Eph 4,14) zu werden.

2. In diesem Zusammenhang ist es besonders vordringlich, den Jugendlichen eine schulische Erziehung und Bildung anzubieten, die sich nicht auf eine individuelle und zweckorientierte Dienstleistung beschränkt, nur um einen Schulabschluss zu erwerben. Es ist vielmehr notwendig, dass die Schüler über den Erwerb von Wissen hinaus die Erfahrung echter Gemeinschaft mit den Erziehenden machen. Damit diese Erfahrung glücken kann, müssen die Erziehenden aufmerksame und kompetente Gesprächspartner sein. Sie müssen fähig sein, die besten Kräfte der Schüler zu wecken und ihnen eine Orientierung zu geben für die Suche nach der Wahrheit und dem Sinn des Lebens, für ihre Persönlichkeitsbildung und Lebensgestaltung im Hinblick auf eine ganzheitliche Bildung, denn „wahre Erziehung [ist] gar nicht möglich [...] ohne das Licht der Wahrheit.“<ref> Benedikt XVI., Schreiben zur Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom zum Thema Familie (6. Juni 2005), AAS 97 (1995), 816.</ref>

3. Diese Situation stellt Anforderungen an alle Bildungseinrichtungen, vor allem aber an die Katholische Schule, deren besondere Aufmerksamkeit stets den erzieherischen Anforderungen der Gesellschaft gilt, denn „das Bildungsproblem war immer eng mit der Sendung der Kirche verknüpft.“<ref> Johannes Paul II., Ansprache an den Exekutivrat der UNESCO (2. Juni 1980), 18, AAS 72 (1980), 747. </ref> An dieser Sendung hat die Katholische Schule als integraler Bestandteil der Kirche mit ihrem von der Wahrheit des Evangeliums beseelten erzieherischen Dienst Anteil. In der Tat erweist sie sich in Treue zu ihrer Berufung als „Ort ganzheitlicher Erziehung der menschlichen Person mittels eines klaren Erziehungsplanes, der seinen Grundstein in Christus hat“<ref> Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Die katholische Schule an der Schwelle zum dritten Jahrtausend (28. Dezember 1997), 4.</ref> und darauf ausgerichtet ist, eine Synthese von Glaube, Kultur und Lebenswirklichkeit herbeizuführen.

4. Das Konzept einer Katholischen Schule kann nur überzeugen, wenn es von zuinnerst überzeugten Menschen verwirklicht wird, die Zeugen einer lebendigen Begegnung mit Christus sind, in der allein „das Geheimnis des Menschen [...] aufleuchtet“.<ref> II. Vatikanisches Konzil, Pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes (7. Dezember 1965), 22, AAS 58 (1966), 1042.</ref> Menschen also, die sich persönlich und gemeinschaftlich als dem Herrn zugehörig erkennen, den sie als Fundament und feste Bezugsgröße sowohl ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen als auch der Zusammenarbeit von Erziehenden und zu Erziehenden begreifen.

5. Die Verwirklichung einer echten Erziehungsgemeinschaft auf der Grundlage von gemeinsamen Werten ist für die Katholische Schule eine wichtige Aufgabe. Da sich diese Gemeinschaft aus Schülern und Lehrern mit unterschiedlichem kulturellen und religiösen Hintergrund zusammensetzt, sind besondere Urteilskraft und Begleitung unerlässlich. Die Erarbeitung eines gemeinsamen Konzeptes ist für die Katholische Schule dringend erforderlich, damit sie ein Ort kirchlicher Erfahrung werden kann. Ihre Stärke und ihre Fähigkeit, Verbundenheit zu stiften, beruhen auf einem Wertesystem und einer Lebensgemeinschaft, die in der Zugehörigkeit zu Christus und Anerkennung der Werte des Evangeliums wurzeln. Diese sind bindende Erziehungsnormen, Ansporn und gemeinsames Erziehungsziel zugleich. Das Maß des Engagements kann je nach persönlicher Situation freilich variieren, was aber von den Erziehenden immer verlangt wird, ist die Bereitschaft zur Bildung und Selbstbildung bezüglich der kulturellen und existentiellen Werte, die in der Erziehungsgemeinschaft bezeugt werden müssen.<ref> Vgl. Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Die katholische Schule (19. März 1977), 32.</ref>

6. Die Kongregation für das Katholische Bildungswesen hat bereits in zwei Schreiben die Fragen der Identität und der Sendung katholischer Laien, Priester und Ordensleute in der Schule behandelt. In diesem Dokument befasst sie sich mit den pastoralen Fragen der Zusammenarbeit von gläubigen Laien, Priestern und Ordensleuten<ref> In diesem Schreiben werden miteinbezogen die Priester, Ordensleute und jene Menschen, die durch verschiedene Formen des geweihten Lebens den Weg der Nachfolge Christi wählen, um sich ihm mit ungeteiltem Herzen hinzugeben. Vgl. Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita consecrata (25. März 1996), 1-12, AAS 88 (1996), 377-385.</ref> in der Erziehungsgemeinschaft. Hier begegnen sich gläubige Laien, die ihren erzieherischen Auftrag „als eine persönliche Berufung in der Kirche [leben] und nicht nur als Ausübung eines Berufes“,<ref> Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Der katholische Lehrer – Zeuge des Glaubens in der Schule (15. Oktober 1982), 37.</ref> und Priester und Ordensleute, die berufen sind, „nach den evangelischen Räten zu leben und den Humanismus der Seligpreisungen in das Feld der Erziehung und der Schulen zu tragen“.<ref> Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Personen des geweihten Lebens und ihre Sendung in der Schule (28. Oktober 2002), 6; vgl. Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita consecrata, 96, AAS 88 (1996), 471-472.</ref>

7. Dieses Dokument stellt sich in eine Reihe mit den vorausgegangenen Schreiben der Kongregation für das Katholische Bildungswesen zum Thema Erziehung und Schule<ref> Die katholische Schule (19. März 1977); Der katholische Lehrer – Zeuge des Glaubens in der Schule (15. Oktober 1982); Orientierung zur Erziehung in der menschlichen Liebe. Hinweise zur geschlechtlichen Erziehung (1. Dezember 1983); Die religiöse Dimension der Erziehung in der katholischen Schule (7. April 1988); Die katholische Schule an der Schwelle zum dritten Jahrtausend (28. Dezember 1997); Personen des geweihten Lebens und ihre Sendung in der Schule (28. Oktober 2002).</ref> und trägt den unterschiedlichen Situationen katholischer Bildungseinrichtungen in verschiedenen Teilen der Welt Rechnung. Es möchte die Aufmerksamkeit auf drei grundlegende Aspekte der Zusammenarbeit von gläubigen Laien, Priestern und Ordensleuten in Katholischen Schulen richten: den gemeinsamen erzieherischen Auftrag, die dazu notwendige Aus- bzw. Fortbildung, und schließlich – als Frucht dieser Gemeinschaft – die Öffnung auf andere hin.

I. Der gemeinsame erzieherische Auftrag

8. Jeder Mensch ist zur Gemeinschaft gerufen kraft seiner Kreatürlichkeit als Abbild Gottes (vgl. Gen 1,26 f). Nach dem biblischen Menschenbild ist der Mensch kein vereinzeltes Individuum, sondern eine Person, d. h. wesenhaft auf ein Gegenüber ausgerichtet. Die Gemeinschaft, zu der der Mensch gerufen ist, impliziert immer zwei Dimensionen: die vertikale (die Beziehung des Menschen zu Gott) und die horizontale (die Beziehungen der Menschen untereinander). Daher gilt es vor allem, Gemeinschaft als Geschenk Gottes zu begreifen, das sich Gottes Initiative verdankt und im österlichen Geheimnis seine Vollendung gefunden hat.<ref> Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre, Schreiben an die Bischöfe der katholischen Kirche über einige Aspekte der Kirche als Communio (28. Mai 1992), 3b, AAS 85 (1993), 836.</ref>

Die Kirche: Mysterium der Gemeinschaft und der Sendung

9. Gottes ursprünglicher Plan wurde durch die Sünde gefährdet, die allen Beziehungen geschadet hat: zwischen Gott und Mensch und zwischen den Menschen untereinander. Dennoch überließ Gott den Menschen nicht seiner Einsamkeit und hat in der Fülle der Zeiten seinen Sohn Jesus Christus als Retter gesandt,<ref> Vgl. Römisches Messbuch, Eucharistisches Hochgebet IV. </ref> damit der Mensch im Heiligen Geist wieder zur vollen Gemeinschaft mit dem Vater findet. Ihrerseits werden die Menschen untereinander geeint durch die Gemeinschaft mit der Dreifaltigkeit, die durch die Begegnung mit Christus ermöglicht wird.

10. Wenn Christen von Gemeinschaft sprechen, nehmen sie Bezug auf das in Christus geoffenbarte ewige Mysterium der Gemeinschaft der Liebe, die die Existenzweise der Dreifaltigkeit ist. Man sagt auch, dass der Christ an dieser Gemeinschaft Anteil hat, indem er Anteil hat am Leib Christi, der die Kirche ist (vgl. Phil 1,7; Offb 1,9). Die Gemeinschaft ist somit das Wesen der Kirche, Fundament und Quelle ihrer Sendung, in der Welt „Haus und [...] Schule der Gemeinschaft“<ref> Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001), 43, AAS 93 (2001), 297.</ref> zu sein. Sie soll alle Menschen immer tiefer in das Mysterium der dreifaltigen Gemeinschaft einführen und gemeinsam die Beziehungen innerhalb der menschlichen Gemeinschaft ausbauen und stärken. Insofern gilt: „Die Kirche ist wie eine menschliche Familie, und sie ist doch zugleich die große Familie Gottes, durch die er einen Raum der Gemeinschaft und der Einheit quer durch die Kontinente, durch die Kulturen und Nationen legt“.<ref> Benedikt XVI., Predigt bei der Vigil auf dem Marienfeld (20. August 2005), AAS 97 (2005), 886.</ref>

11. Daraus folgt, dass in der Kirche als Ikone der fleischgewordenen Liebe Gottes „communio und Sendung [...] zutiefst miteinander verbunden [sind], sie durchdringen und bedingen einander, so dass die communio zugleich Quelle und Frucht der Sendung ist: Die communio ist missionarisch und die Sendung gilt der communio.“<ref> Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici (30. Dezember 1988), 32, AAS 81 (1989), 451-452.</ref>

Erziehung in Gemeinschaft und auf die Gemeinschaft hin

12. Gerade weil sie darauf zielt, den Menschen mehr zum Menschen zu machen, kann Erziehung nur in einem Miteinander und in Gemeinschaft authentisch sein. Nicht zufällig ist das erste und ursprüngliche Erziehungsumfeld die natürliche Gemeinschaft der Familie.<ref> Vgl. II. Vatikanisches Ökumenisches Konzil, Erklärung über die christliche Erziehung Gravissimum educationis (28. Oktober 1965), 3, AAS 58 (1966), 731; CIC cann. 793 u. 1136.</ref> Die Schule gesellt sich der Familie zur Seite als gemeinschaftlicher, organischer und zielgerichteter Erziehungsraum und unterstützt sie in ihrem erzieherischen Tun.

13. Die Katholische Schule ist vor allem Erziehungsgemeinschaft und gestaltet sich als Schule für die Person und aus Personen. Ihr Ziel ist, die Person in ihrer Gesamtheit zu bilden, indem sie die Instrumente des Lehrens und Lernens dort zum Einsatz bringt, wo sich „die Urteilskriterien, die bestimmenden Werte, die Interessenpunkte, die Denkgewohnheiten, Quellen der Inspiration und die Lebensmodelle“<ref> Paul VI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975), 19, AAS 68 (1976), 18.</ref> herausbilden. Vor allem aber indem sie sie mit einbindet in die zwischenmenschlichen Beziehungen, die die Schulgemeinschaft begründen und beleben.

14. Andererseits muss diese Gemeinschaft aufgrund ihrer Identität und ihrer Verwurzelung in der Kirche danach streben, sich als christliche Gemeinschaft darzustellen, als Glaubensgemeinschaft, die immer tiefere gemeinschaftliche Beziehungen schaffen kann, die als solche schon erzieherisch wirken. Gerade die Präsenz und das Leben einer Erziehungsgemeinschaft, in der alle Mitglieder Teil haben an einer geschwisterlichen Gemeinschaft, die sich aus der lebendigen Beziehung zu Christus und der Kirche speist, lässt die Katholische Schule zu einem Raum wahrer kirchlicher Erfahrung werden.

Gemeinsamer Schuldienst der Priester, Ordensleute und gläubigen Laien

15. „Zu den Früchten der Lehre von der Kirche als Gemeinschaft gehört in diesen Jahren das Sich-Bewusstwerden der Tatsache, dass ihre verschiedenen Glieder ihre Kräfte durch Zusammenarbeit und Austausch der Gaben vereinen können und sollen, um wirksamer an der kirchlichen Sendung teilzuhaben. Dies trägt zu einem klarer umrissenen und vollständigeren Bild der Kirche selbst bei und macht darüber hinaus durch den einmütigen Beitrag der unterschiedlichen Gaben die Antwort auf die großen Herausforderungen unserer Zeit wirksamer.“<ref> Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita consecrata, 54, AAS 88 (1996), 426-427. Bzgl. der Zusammenarbeit von gläubigen Laien, Priestern und Ordensleuten vgl. auch 54-66, AAS88 (1996), 426-429.</ref> In diesem kirchlichen Kontext erhält die Sendung der Katholischen Schule, die von einer Gemeinschaft aus Priestern, Ordensleuten und gläubigen Laien verwirklicht wird, eine ganz eigene Bedeutung und offenbart einen Schatz, der anerkannt und wertgeschätzt werden soll. Diese Sendung fordert von allen Mitgliedern der Erziehungsgemeinschaft das Bewusstsein, dass sie, als Einzelne wie als Gemeinschaft, die unausweichliche Verantwortung dafür tragen, einen genuin christlichen Erziehungsstil zu entwickeln. Sie fordert von ihnen, Zeugen Jesu Christi zu sein und aufzuzeigen, dass das Leben eines Christen lichtbringend und sinnstiftend für jeden ist. Wie Priester und Ordensleute gerufen sind, für ihre besondere Berufung zum Leben in der Gemeinschaft der Liebe<ref> Vgl. Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, Neubeginn in Christus (19. Mai 2002), 28.</ref> Zeugnis abzulegen und so innerhalb der Schulgemeinschaft Zeichen für und prophetische Erinnerung an die Werte des Evangeliums zu sein,<ref> Vgl. Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Personen des geweihten Lebens und ihre Sendung in der Schule, 20.</ref> so ist auch der gläubige Laie im Erziehungsdienst aufgefordert, „seine Sendung in der Kirche auszuüben, indem er im Glauben seinen weltlichen Beruf in der Schule als Gemeinschaft lebt“.<ref> Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Der katholische Lehrer – Zeuge des Glaubens in der Schule, 24.</ref>

16. Wirksamkeit entfaltet dieses Zeugnis vor allem durch die Förderung jener Spiritualität der Gemeinschaft – auch innerhalb der Erziehungsgemeinschaft der Katholischen Schule –, die sich als die große Perspektive der Kirche im dritten Jahrtausend erweist. Spiritualität der Gemeinschaft bedeutet „die Fähigkeit, den Bruder und die Schwester im Glauben in der tiefen Einheit des mystischen Leibes zu erkennen, d. h. es geht um einen, ‚der zu mir gehört‘„;<ref> Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001), 43, AAS 93 (2001), 297.</ref> die „Fähigkeit der christlichen Gemeinschaft, allen Gaben des Geistes Raum zu geben“<ref> Ebd. 46, 299.</ref> in einer gegenseitigen Bezogenheit der verschiedenen Berufungen innerhalb der Kirche. In der Katholischen Schule als spezieller Form der Verwirklichung von Kirche muss die Spiritualität der Gemeinschaft zum Atem der Erziehungsgemeinschaft werden, das Kriterium für die volle kirchliche Entfaltung ihrer Mitglieder und der wesentliche Referenzpunkt für die Umsetzung einer wirklich gemeinsamen Mission.

17. Die Katholische Schule ist auf Initiative von Ordensgemeinschaften, Diözesen, Gemeinden oder von Gläubigen entstanden, die heutzutage in verschiedenen kirchlichen Bewegungen vertreten sind. So muss diese Spiritualität der Gemeinschaft in der Katholischen Schule in einer Haltung vertiefter Gemeinschaft im Geist des Evangeliums zwischen den Menschen zum Ausdruck kommen, in denen sich die jeweiligen Charismen der Orden, der Bewegungen oder neuen Gemeinschaften und der anderen Gläubigen, die in der Schule arbeiten, offenbaren. Auf diese Weise schafft die Erziehungsgemeinschaft Raum für die Gaben des Heiligen Geistes und erkennt diese Vielfalt als Reichtum. Eine echte kirchliche Reife, die von der Begegnung mit Christus in den Sakramenten gespeist wird, wird es ermöglichen, der gesamten Schulgemeinschaft und dem Weg der Erziehung „ob in den traditionelleren Formen oder in den neueren Formen der kirchlichen Bewegungen [...] eine Lebendigkeit zu verleihen, die Geschenk Gottes ist“.<ref> Ebd. 46, 300.</ref>

18. Die katholischen Berufsverbände bilden eine weitere Form von „Gemeinschaft“, eine strukturierte Unterstützung der erzieherischen Sendung, und sie sind Orte des Dialogs zwischen den Familien, den örtlichen Behörden und der Schule. Mit ihren Verbindungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene leisten diese Verbände einen besonders fruchtbaren Beitrag zur Welt der Bildung – sowohl im Blick auf die Motivation als auch auf die Professionalität. In vielen dieser Verbände finden sich Lehrer und Menschen, die sowohl in der Schule selbst als auch in anderen Bereichen der Erziehung Verantwortung tragen. Dank ihrer Vielfalt können sie eine wichtige Rolle beim Dialog und der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Institutionen übernehmen, die aber alle die gleichen erzieherischen Ziele verfolgen. Diese Verbände müssen den stetigen Veränderungen Rechnung tragen und ihre Strukturen und Arbeitsweisen anpassen, um weiterhin eine wirksame und prägende Kraft im Erziehungswesen zu sein. Ferner müssen sie verstärkt zusammenarbeiten, vor allem für das Erreichen ihrer gemeinsamen Ziele, wobei die jeweiligen Werte und Besonderheiten der Verbände zu respektieren sind.

19. Darüber hinaus ist es von grundlegender Bedeutung, dass der von den einzelnen Verbänden geleistete Dienst auf die volle Teilhabe an der pastoralen Arbeit der Kirche ausgerichtet ist. Den Bischofskonferenzen und ihren supranationalen Zusammenschlüssen kommt die Aufgabe zu, die Besonderheiten der jeweiligen Verbände zu fördern und zur Geltung zu bringen, indem sie zu einer stärkeren Zusammenarbeit im erzieherischen Bereich aufrufen und ermutigen.

II. Ein Ausbildungsweg, um gemeinsam zu erziehen

20. Kinder und Jugendliche in der Katholische Schule in Gemeinschaft und auf die Gemeinschaft hin zu erziehen, ist eine bedeutsame Aufgabe, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Sie muss angemessen vorbereitet werden und von einem langfristigen Erziehungskonzept getragen sein, das geeignet ist, die gegenwärtigen erzieherischen Herausforderungen aufzugreifen und die geeignetesten Werkzeuge zu ihrer Bewältigung im Sinne der gemeinsamen Sendung bereitzustellen. Dies setzt bei den Erziehenden die Bereitschaft voraus, sich Kenntnisse anzueignen und sie weiterzuentwickeln, Methoden zu überdenken und anzupassen, sich aber auch geistlich und religiös zu bilden und echte Gemeinschaft zu leben. Im heutigen Kontext sind diese Fähigkeiten besonders gefragt, um auf die Erfordernisse einer sich beständig und rasch wandelnden Welt zu reagieren, in der Erziehung eine immer schwierige Aufgabe wird.

Berufliche Ausbildung

21. Eine der grundlegenden Anforderungen an Erzieher in Katholischen Schulen ist eine solide Berufsausbildung. Eine mangelhafte Lehrqualität, die auf eine unzureichende Berufsausbildung oder unangemessene Lehrmethoden zurückzuführen ist, hat unvermeidbar negative Auswirkungen auf die ganzheitliche Bildung der zu Erziehenden und das Kulturzeugnis, das der Erziehende anbieten muss.

22. Die Berufsausbildung der Erzieher umfasst nicht nur eine große Bandbreite kultureller, psychologischer und pädagogischer Kompetenzen, die geprägt sind von Eigenständigkeit, Planungs- und Evaluationsfähigkeit, Kreativität, Offenheit für Neuerungen, Bereitschaft zur Fortbildung, Forschung und zum Experiment, sondern auch die Fähigkeit, berufliche Kompetenz und erzieherische Motivation zu verbinden, unter besonderer Berücksichtigung der gegenseitigen Bezogenheit, die bei der zunehmend fächerübergreifenden Kooperation im Lehrerberuf immer wichtiger wird. Schließlich erwarten die Schüler und deren Familien vom Erziehenden, dass er ein aufmerksamer und gut vorbereiteter Gesprächspartner ist, der fähig ist, die Kinder und Jugendlichen auf eine ganzheitliche Bildung hin zu motivieren, ihre besten Kräfte zu wecken und auf eine positive Gestaltung ihrer Persönlichkeit und ihres Lebens hinzulenken, sowie ein aufrichtiger und glaubhafter Zeuge der Verantwortung und Hoffnung zu sein, welche die Schule der Gesellschaft schuldet.

23. Der ständige und rasche Wandel, den die Menschen und die Gesellschaft unserer Zeit auf allen Gebieten erleben, führt dazu, dass einmal erworbenes Wissen schnell überholt ist und neue Methoden entwickelt werden müssen. Der Erziehende muss den zu vermittelnden Lehrstoff sowie die Lehrmethoden stets auf den neuesten Stand bringen. Die Berufung zum Erziehenden setzt die Bereitschaft zu ständiger Erneuerung und Anpassung voraus. Deshalb reicht ein gutes Ausbildungsniveau zu Beginn der Tätigkeit nicht aus; dieses Niveau muss vielmehr gehalten und durch ständige Weiterbildung gehoben werden. Diese stetige Weiterbildung umfasst vielfältige Aspekte und bedarf daher einer beständigen individuellen und gemeinschaftlichen Suche nach den Formen ihrer Realisierung sowie einen gemeinsamen Ausbildungsweg, der getragen ist vom Gedankenaustausch und der Zusammenarbeit zwischen den Priestern und Ordensleuten und den gläubigen Laien in der Katholischen Schule.

24. Die bloße Sorge um eine berufliche Weiterbildung im engen Sinne reicht nicht aus. Die Synthese von Glaube, Kultur und Lebenswirklichkeit, welche die Erziehenden an Katholischen Schulen realisieren sollen, vollzieht „sich im Lichte des Glaubens durch die Aneignung der Bildungsgüter auf den verschiedenen Gebieten des weltlichen Wissens [...], und durch die Entfaltung der Tugenden, die den Christen kennzeichnen“.<ref> Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Die katholische Schule, 37.</ref> Deshalb müssen die Erziehenden ein besonderes Einfühlungsvermögen gegenüber den zu Erziehenden entwickeln, um über die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten hinaus auch dem Bedürfnis nach menschlicher Reifung gerecht werden zu können. Sie müssen „sich dem andern mit dem Herzen zuwenden, so dass dieser ihre menschliche Güte zu spüren bekommt.“<ref> Benedikt XVI., Enzyklika Deus caritas est (25. Dezember 2005), 31, AAS 98 (2006), 244.</ref>

25. Darum brauchen katholische Erzieher „vor allem Herzensbildung: Sie müssen zu jener Begegnung mit Gott in Christus geführt werden, die in ihnen die Liebe weckt und ihnen das Herz für den Nächsten öffnet“, so dass ihr erzieherischer Einsatz „Folge ihres Glaubens [ist], der in der Liebe wirksam wird (vgl. Gal 5,6)“,<ref> Ebd.</ref> heißt es doch: „das eifrige Bemühen um Bildung aber ist Liebe“ (Weish 6,17). Nur so können sie ihr Lehren zu einer Schule des Glaubens werden lassen, gewissermaßen zu einer Umsetzung des Evangeliums, wie sie das Erziehungskonzept der Katholischen Schule fordert.

Theologische und spirituelle Ausbildung

26. Die Umsetzung der christlichen Botschaft im Unterricht schließt die umfassende Kenntnis der Glaubenswahrheiten und der Grundlagen christlicher Spiritualität mit ein. Diese Kenntnis muss freilich stets ausgebaut werden. Deshalb ist es notwendig, dass die Erzieher an Katholischen Schulen, Priester und Ordensleute ebenso wie Laien, eine entsprechende theologische Ausbildung erhalten.<ref> Vgl. Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Der katholische Lehrer – Zeuge des Glaubens in der Schule, 60.</ref> Diese wird helfen, die Glaubenseinsichten mit sachkundigem Engagement und in christlicher Gesinnung zu vermitteln. Neben der theologischen Bildung müssen die Erzieher auch ihre spirituelle Bildung pflegen, damit ihre Beziehung zu Christus wächst und sie dem ähnlicher werden, der der wahre Meister und Lehrer ist. In diesem Sinne muss der Ausbildungsweg der Laien wie auch der Priester und Ordensleute einhergehen mit der Entwicklung der Persönlichkeit zu einer immer größeren Übereinstimmung mit Christus (vgl. Röm 8,29) und schließlich zu einer immer größeren Nähe der Erziehungsgemeinschaft zu Christus, dem wahren Meister und Lehrer, führen. Schließlich ist sich die Katholische Schule als Gemeinschaft bewusst, dass sie sich immer aus den Quellen ihrer Existenz speisen und sich diese gegenwärtig halten muss: das heilbringende Wort Gottes in der Heiligen Schrift und der Überlieferung – vor allem der liturgischen und sakramentalen –, erleuchtet vom Lehramt der Kirche.<ref> Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei Verbum (18. November 1965), 10, AAS 58 (1966), 822.</ref>

Der Beitrag der Priester und Ordensleute zur gemeinsamen Ausbildung

27. Mit ihrem Gelübde der evangelischen Räte zeigen die Ordensleute, dass sie für Gott und von Gott her leben. So geben sie ein anschauliches Zeugnis der dreifaltigen Liebe, damit die Menschen den Glanz der göttlichen Schönheit erkennen können. Ihr erster und eigentlicher Beitrag zur gemeinsamen Sendung ist also die evangelische Radikalität ihres Lebens. Aufgrund ihres Berufungsweges haben sie bereits eine theologische und spirituelle Vorbildung, die sich auf das Geheimnis des in seiner Kirche lebenden Christus konzentriert und beständig verbessert werden muss, so wie sich die Kirche im Laufe der Geschichte auf die „ganze Wahrheit“ (Joh 16,13) zubewegt. In dieser der Kirche eigenen Dynamik sind die Priester und Ordensleute aufgerufen, die Früchte ihrer Ausbildung mit den Laien zu teilen, vor allem mit denen, die sich berufen fühlen, „Aspekte und Zeiten zu leben, die zur Besonderheit der Spiritualität und der Sendung des Instituts gehören.“<ref> Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, Neubeginn in Christus, 31.</ref> Damit stellen die im Bildungsbereich tätigen Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens die unverzichtbare Offenheit der Kirche sicher und halten den Geist ihrer Gründer lebendig, wobei sie vor allem auch einen besonders wertvollen Aspekt der Tradition der Katholischen Schule bekräftigen. Denn von Anfang an haben die Gründer ein besonderes Augenmerk auf die Erziehung der Erzieher gerichtet und oft ihre besten Kräfte darauf verwendet. Heute wie damals zielt eine solche Erziehung darauf ab, nicht nur die beruflichen Kompetenzen zu stärken, sondern vor allem die Berufungsdimension des Lehrberufs deutlich zu machen. Sie fördert eine von den Werten des Evangeliums geprägte Geisteshaltung, entsprechend den Besonderheiten der Sendung des Instituts. „Darum sind jene Bildungs-Programme so hilfreich, die regelmäßige Kurse für Studium und betendes Überdenken der Gründergestalt, des Charismas und der Konstitutionen beinhalten.“<ref> Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, Das brüderliche und schwesterliche Leben in Gemeinschaft (2. Februar 1994), 45.</ref>

28. In vielen religiösen Instituten, die von der an der jeweiligen Schule präsenten religiösen Gemeinschaft begründet wurden, wird die Erziehungsaufgabe seit geraumer Zeit gemeinsam mit Laien durchgeführt. Die Entstehung „geistlicher Familien“, von Gruppen „assoziierter Laien“ oder anderer Formen, die den Laien ermöglichen, spirituellen und apostolischen Ertrag aus dem Ursprungscharisma zu ziehen, sind ein positives und hoffnungsvolles Zeichen für die Zukunft des katholischen Erziehungsauftrages.

29. Man muss wohl kaum erwähnen, dass aus der Sicht der kirchlichen Gemeinschaft diese vom eigenen Charisma getragenen Ausbildungsprogramme für die Sendungs- und Lebensgemeinschaft mit den Laien auch dort konzipiert und durchgeführt werden sollen, wo es zahlreiche geistliche Berufungen gibt.

Der Beitrag der Laien zur gemeinsamen Ausbildung

30. Sind die Laien aufgerufen, ihre Berufung als Erzieher an Katholischen Schulen gemeinsam mit Priestern und Ordensleuten zu vertiefen, so sind sie als vollwertige Mitglieder der Kirche auch aufgefordert, ihren eigenen unersetzlichen Beitrag zum gemeinsamen Ausbildungsweg zu leisten. Dies bedingt vor allem, dass sie in ihrem „Leben als Laien eine spezifische und ‚wunderbare‘ Berufung im Innern der Kirche“<ref> Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Der katholische Lehrer – Zeuge des Glaubens in der Schule, 7.</ref> entdecken und verwirklichen, eine Berufung, „in der Verwaltung und gottgemäßen Regelung der zeitlichen Dinge das Reich Gottes zu suchen.“<ref> II. Vatikanisches Ökumenisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium (21. November 1964), 31, AAS 57 (1965), 37.</ref> Als Erzieher sind sie berufen, „im Glauben [ihren] weltlichen Beruf in der Schule als Gemeinschaft [zu leben], und zwar mit der größtmöglichen beruflichen Befähigung und einer vom Glauben inspirierten apostolischen Hinwendung zur ganzheitlichen Bildung des Menschen“.<ref> Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Der katholische Lehrer – Zeuge des Glaubens in der Schule, 24.</ref>

31. Betont werden sollte, dass der spezifische Beitrag der Laien zum Ausbildungsweg in ihrer Weltlichkeit liegt, die sie besonders dazu befähigt, die „Zeichen der Zeit“<ref> II. Vatikanisches Konzil, Pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, 4, AAS 58 (1966), 1027.</ref> zu erkennen. Sie leben ihren Glauben unter den normalen Bedingungen einer Familie und der Gesellschaft und können so der gesamten Erziehungsgemeinschaft helfen, die in diesen Zeichen enthaltenen Werte des Evangeliums zu erkennen wie auch die Unwerte, die diesen entgegenstehen.

32. Mit dem Reifen ihrer kirchlichen Berufung werden sich die Laien auch ihrer Teilhabe am Erziehungsauftrag der Kirche zunehmend bewusst. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis, aktiv an der geistlichen Auferbauung der Gemeinschaft, die sie zusammen mit den Priestern und Ordensleuten bilden, mitzuwirken. „Gemeinschaft und Gegenseitigkeit sind in der Kirche nie eine Einbahnstraße.“<ref> Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, Neubeginn in Christus, 31.</ref> Waren es früher vor allem die Priester und Ordensleute, die die Laien geistlich inspiriert und angeleitet haben, kann es heute vorkommen, dass „die Laien [...] ihrerseits den Priestern und Ordensleuten auf ihrem geistlichen und pastoralen Weg beistehen [müssen].“<ref> Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici, 61, AAS 81 (1989), 514.</ref>

33. Im Hinblick auf die Ausbildung werden die Laien, Priester und Ordensleute, indem sie ihr Gebetsleben und, in angemessener Weise, auch ihr Alltagsleben teilen, in ihrer Reflexionsbereitschaft, ihrem Gemeinschaftsgeist und ihrer großherzigen Hingabe gestärkt. Im Verlauf dieses gemeinsamen katechetisch-theologischen und spirituellen Bildungsweges offenbart sich das Antlitz der Kirche, welches das Antlitz Christi widerspiegelt, in der brüderlichen Gemeinschaft des Betens, Zuhörens, Lernens und Lehrens.

Bildung des Geistes gemeinschaftlicher Erziehung

34. Aufgrund ihres Wesens braucht die Katholische Schule Erzieher, die nicht nur eine entsprechende kulturelle und spirituelle Bildung haben, sondern auch von dem Bedürfnis erfüllt sind, ihr gemeinsames erzieherisches Engagement im wahrhaftigen Geist kirchlicher Gemeinschaft wachsen zu lassen.

35. Auch im Verlauf ihres Bildungsweges sollen die Erzieher sowohl ihre beruflichen als auch ihre persönlichen und geistlichen Beziehungen im Sinne der Gemeinschaft gestalten. Dazu gehören Offenheit, Aufgeschlossenheit, Dialogbereitschaft, Zusammengehörigkeit und Brüderlichkeit in der Erziehungsgemeinschaft selbst. Das Gleichnis von den Talenten (Mt 25,14- 30) veranschaulicht, wie ein jeder berufen ist, seine eigenen Fähigkeiten in den gemeinsamen Erziehungsauftrag einzubringen und dabei auch die Gaben der anderen anzunehmen.

36. Die gemeinsame Sendung wird zudem bereichert durch die Unterschiede zwischen Priestern und Ordensleuten und Laien, wann immer die verschiedenen Charismen in der Gemeinschaft zueinander finden. Diese Charismen sind ja nichts anderes als verschiedene Gaben, mit denen derselbe Geist die Kirche und die Welt beschenkt.<ref> Vgl. Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, Das brüderliche und schwesterliche Leben in Gemeinschaft, 45.</ref> „Wenn man sowohl Konfrontation als auch Gleichmacherei vermeidet, ist die Wechselbeziehung der verschiedenen Berufungen eine besonders fruchtbare Perspektive, die kirchliche Bedeutung der Erziehungsgemeinschaft zu bereichern. In ihr [sind] die verschiedenen Berufungen [...] verschiedene und wechselseitige Wege, die untereinander in Beziehung stehen und die an der vollkommenen Verwirklichung des höchsten Charismas mitwirken: der Liebe.“<ref> Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Personen des geweihten Lebens und ihre Sendung in der Schule, 21.</ref>

37. Organisiert nach der Verschiedenheit der Personen und Berufungen, aber beseelt vom selben Geist der Gemeinschaft, zielt die Katholische Schule darauf, immer tiefere Gemeinschaften zu schaffen, die aus sich selbst heraus erzieherisch wirken. Und gerade darin „drückt [sich] die Wahrheit und Schönheit der verschiedenen Berufungen und die Fruchtbarkeit auf der erzieherischen Ebene aus, so dass dies zum Leben der Institution Schule beiträgt.“<ref>Ebd., 43. </ref>

Zeugnis und Kultur der Gemeinschaft

38. Diese Fruchtbarkeit findet ihren Ausdruck vor allem in dem Zeugnis, das die Erziehungsgemeinschaft ablegt. Natürlich erfolgt Erziehung in der Schule am stärksten im Rahmen des Unterrichts, in dem Ideen und Überzeugungen vermittelt werden: „Das Wort ist der Hauptweg in der Erziehung des Geistes.“<ref> Benedikt XVI., Ansprache bei der Begegnung mit Vertretern einiger muslimischer Gemeinschaften (20. August 2005), AAS 97 (2005), 918.</ref> Dies schließt allerdings nicht aus, dass Erziehung auch in anderen Bereichen schulischen Lebens stattfindet. Wie alle Menschen, die im schulischen Bereich leben und arbeiten, haben auch die Lehrer mit ihrem Reden und Tun Einfluss auf die Schüler – positiven wie negativen. „Die zentrale Stellung in der Erziehungsarbeit und besonders in der Glaubenserziehung, die der Höhepunkt der Bildung der Person und ihr angemessenster Horizont ist, hat konkret die Gestalt des Zeugen.“<ref> Benedikt XVI., Schreiben zur Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom zum Thema Familie (6. Juni 2005), AAS 97 (1995), 815.</ref> „Mehr denn je erfordert dies, dass das vom Gebet genährte Zeugnis das Leben jeder Katholischen Schule allumfassend prägt. Als Zeugen müssen die Lehrer Rede und Antwort stehen für die Hoffnung, die ihr Leben erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15), indem sie die Wahrheit leben, die sie ihre Schüler lehren, und das stets mit Bezugnahme auf Christus, dem sie begegnet sind und dessen verlässliche Güte sie mit Freude gekostet haben. So können sie mit dem hl. Augustinus sagen: ‚Wir, die wir sprechen, und ihr, die ihr zuhört, wissen, dass wir gemeinsam Schüler ein und desselben Meisters sind.‘ (vgl. Augustinus, Sermones 23,2).“<ref> Benedikt XVI., Ansprache an die Bischöfe aus Ontario (Kanada) anlässlich ihres „Ad limina“-Besuches (8. September 2006), L’Osservatore Romano (9. September 2006), 9 (dt. Übers. auf www.vatican.va)</ref> In der Erziehungsgemeinschaft hat der Lebensstil großen Einfluss, vor allem dort, wo Priester, Ordensleute und Laien zusammenarbeiten, um in der Schule „einen Lebensraum zu schaffen, in dem der Geist der Freiheit und der Liebe des Evangeliums lebendig ist.“<ref> II.Vatikanisches Konzil, Erklärung über die christliche Erziehung Gravissimum educationis, 8, AAS 58 (1966), 734.</ref> Jeder einzelne muss mit der besonderen Gabe seiner Berufung dazu beitragen, eine von der Liebe und dem Geist der Seligpreisungen geprägte Familie aufzubauen.

39. Mit ihrem Zeugnis für die Gemeinschaft kann die katholische Erziehungsgemeinschaft auf die Gemeinschaft hin erziehen. Diese beseelt als Geschenk von oben das Konzept einer Erziehung zum Zusammenleben und zur Offenheit. Sie vermittelt den Schülern nicht nur die kulturellen Werte, die sich aus dem christlichen Weltbild ergeben, sondern bindet auch jeden von ihnen in das Gemeinschaftsleben ein, in dem die Werte in den zwischenmenschlichen Beziehungen der Mitglieder untereinander und im Bekenntnis des Einzelnen und der Gemeinschaft zu diesen Werten zum Ausdruck kommen. So wird der gemeinschaftliche Charakter der Erziehungsgemeinschaft zu einem Erziehungsgrundsatz, zum Paradigma, das sein erzieherisches Handeln zum Dienst an der Realisierung einer Kultur der Gemeinschaft bestimmt. Deshalb vermittelt die katholische Schulgemeinschaft mithilfe des Unterrichts „das kulturelle Bildungsgut nicht als Mittel zu Macht und Herrschaft, sondern sie [will] damit den Schülern zum verständnisvollen Umgang mit den Menschen und zur aufmerksamen Beobachtung der Ereignisse und Dinge befähigen.“<ref> Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Die katholische Schule, 56.</ref> Dieser Erziehungsgrundsatz gilt für jede schulische Aktivität, den Unterricht, aber auch für all jene außerschulischen Aktivitäten wie Sport, Theater oder soziales Engagement, die die Kreativität und Gemeinschaftsfähigkeit der Schüler fördern.

Erziehungsgemeinschaft und Berufungspastoral

40. Die gemeinsame Sendung, die von den Laien, Priestern und Ordensleuten in der Erziehungsgemeinschaft im lebendigen Bewusstsein ihrer Berufung verwirklicht wird, lässt die Katholische Schule zu einem bevorzugten Ort der Berufungspastoral werden. An ihrer eigenen Zusammensetzung wird ersichtlich, wie sich innerhalb der Kirche die Berufungen unterscheiden und ergänzen,<ref> Vgl. Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici, 20, AAS 81 (1989), 425.</ref> weil dies in ihr selbst zum Ausdruck kommt. So wird die gemeinschaftliche Dynamik der Erziehungserfahrung zum Horizont, in dem der zu Erziehende spüren kann, was es bedeutet, Mitglied der größeren Gemeinschaft der Kirche zu sein. Kirche zu erfahren bedeutet, dem in ihr lebendigen Christus persönlich zu begegnen. „Der junge Mensch [kann] nur in dem Maße, wie er Christus persönlich erfährt, dessen Willen und damit die eigene Berufung in Wahrheit erkennen.“<ref> Benedikt XVI., Ansprache beim Treffen mit Seminaristen (19. August 2005), AAS 97 (2005), 880.</ref> Deshalb fühlt sich die Katholische Schule verpflichtet, die Schüler dabei anzuleiten, sich selbst, ihre Begabungen und Fähigkeiten zu finden, um sie darauf hin zu erziehen, dass sie ihr Leben verantwortlich als tägliche Antwort auf Gottes Ruf führen. So begleitet sie die Schüler bei bewussten Lebensentscheidungen: der Berufung zum Priester- oder Ordensstand zu folgen oder ihre eigene christliche Berufung in Familie, Beruf oder Gesellschaft zu leben.

41. Der tägliche Dialog und die tägliche Begegnung mit den Erziehern, Laien wie Priestern und Ordensleuten, die ein freudiges Zeugnis ihrer eigenen Berufung ablegen, wird in der Tat einen jungen Menschen eher dazu anregen, sein Leben als Berufung zu begreifen, als gemeinsam zu gehenden Weg, auf dem er die Zeichen erkennt, durch die Gott zur Fülle des Seins führt. Zugleich wird er verstehen können, wie wichtig es ist, zuzuhören, Werte zu verinnerlichen, Verantwortung zu lernen und Lebensentscheidungen zu treffen.

42. Auf diese Weise wirkt die Erziehung an der Katholischen Schule wie ein wirkungsvoller Schutz vor dem Einfluss der weit verbreiteten Haltung, vor allem unter den Jüngsten, „sein Leben als eine Folge von Sensationen zu betrachten, die es zu erleben gilt, und nicht als eine Aufgabe, die zu erfüllen ist.“<ref> Johannes Paul II., Enzyklika Centesimus annus (1. Mai 1991), 39, AAS 83 (1991), 842.</ref> Gleichzeitig trägt sie dazu bei, „selbständige und verantwortungsbewusste Persönlichkeiten heranzubilden, die dem lähmenden Relativismus widerstehen und gemäß den Anforderungen ihres Taufgelöbnisses leben können.“<ref> Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Die katholische Schule, 12.</ref>

III. Die Gemeinschaft als Raum der Öffnung auf andere hin

43. Die von den Erziehern an Katholischen Schulen gelebte Gemeinschaft trägt dazu bei, dass das ganze erzieherische Umfeld zu einem Ort offener Gemeinschaft gegenüber der äußeren Wirklichkeit wird und nicht in sich selbst verschlossen ist. In Gemeinschaft und auf sie hin zu erziehen bedeutet, die Schüler zu einer authentischen Persönlichkeitsbildung anzuleiten, damit sie „befähigt werden, sich schrittweise der Wirklichkeit zu öffnen und sich eine eigene Lebensanschauung zu bilden,“<ref> Ebd. 31.</ref> die ihnen hilft, ihren Blick und ihr Herz auf die sie umgebende Welt hin mit kritischer Distanz, Verantwortungsbewusstsein und dem Willen zu konstruktivem Engagement zu öffnen. Grundlegend für diese Öffnung auf die Welt hin sind zwei Dimensionen: die anthropologische und die theologische.

Anthropologische und theologische Grundlagen

44. Der Mensch ist als Person eine Einheit von Seele und Leib, die sich in der Dynamik der Öffnung des Ich auf die Beziehung zum anderen hin realisiert. Person-Werdung ereignet sich im Sein mit und für andere, das sich in der Liebe verwirklicht. Diese Liebe drängt den Menschen, seine Beziehungen nach und nach über den Kreis seiner unmittelbaren und vertrauten Umgebung hinaus auszubauen, auf die ganze Welt und schließlich – zumindest ideell – auf die gesamte Menschheit auszudehnen. Dieses Drängen umfasst auch ein Bedürfnis nach Bildung: das Bedürfnis, die Zusammenhänge einer Welt, die zunehmend von denselben globalen Problemen bedrängt wird, als ein starkes ethisches Zeichen für die Menschen unserer Zeit zu begreifen; als einen Appell, sich von jenem Menschenbild loszusagen, das dazu neigt, jeden als vereinzeltes Individuum anzusehen. Es geht um das Bedürfnis, den Menschen als Person zu bilden, die in Liebe ihre geschichtliche, kulturelle, spirituelle und religiöse Identität entfaltet, diese in den Dialog mit anderen Personen bringt, in eine Dynamik wechselseitigen Gebens und Nehmens. Im Kontext der Globalisierung müssen Personen herangebildet werden, die in der Lage sind, die Identität, Kultur, Geschichte, Religion und vor allem die Leiden und Nöte der anderen zu respektieren, und sich bewusst sind, dass „wir alle für alle verantwortlich sind.“<ref> Johannes Paul II., Enzyklika Sollicitudo rei socialis (30. Dezember 1987), 38, AAS 80 (1988), 566.</ref>

45. Diese Forderung wird noch wichtiger und drängender vor dem Hintergrund des katholischen Glaubens, der in der Liebe der kirchlichen Gemeinschaft gelebt wird. In der Kirche als Ort der Gemeinschaft und Abbild der dreifaltigen Liebe „lebt die Dynamik der vom Geist Christi entfachten Liebe“.<ref> Benedikt XVI., Enzyklika Deus caritas est, 28b, AAS 98 (2006), 240. </ref> Der Geist wirkt als innere Kraft, der die Herzen der Gläubigen mit dem Herzen Christi in Gleichklang bringt und „das Herz der kirchlichen Gemeinschaft verwandelt, damit sie in der Welt eine Zeugin für die Liebe des Vaters ist“.<ref> Ebd. 19, 233. </ref> Daher öffnet sich „aus der innerkirchlichen Gemeinschaft [...] die Liebe, wie es ihrer Natur entspricht, auf den universalen Dienst hin und stellt uns in den Einsatz einer tätigen, konkreten Liebe zu jedem Menschen.“<ref> Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte, 49, AAS 93 (2001), 302.</ref> In diesem Sinne existiert die Kirche nicht um ihrer selbst Willen, sondern um die Welt auf Gott hinzuweisen; sie existiert für die anderen.

46. Als Teil der Kirche wirkt die Katholische Schule gewissermaßen als christliches Ferment der Welt: Hier lernen die Schüler, den Individualismus zu überwinden und im Licht des Glaubens zu entdecken, dass sie aufgefordert sind, eine besondere Berufung zur Freundschaft mit Christus und in Solidarität mit anderen Menschen verantwortungsvoll zu leben. Die Schule ist hauptsächlich berufen, lebendige Zeugin der Liebe Gottes unter den Menschen zu sein. Darüber hinaus kann sie dazu verhelfen, im Licht des Evangeliums zu erkennen, was an Gutem in der Welt ist, was verändert werden muss und welche Ungerechtigkeiten überwunden werden müssen. Auch die umsichtige Aufnahme dessen, was die Welt zum Leben in der Schule beitragen kann, nährt und fördert eine offene Gemeinschaft, insbesondere in einigen Teilbereichen der Erziehung, wie etwa bei der Erziehung zum Frieden, zum Zusammenleben oder zur Gerechtigkeit und Brüderlichkeit.

Erbauer einer offenen Gemeinschaft

47. Die gemeinsam ausgeführte Erziehungsarbeit von Menschen unterschiedlichster Identität, Berufung und Lebenssituation ist sicher ein wesentlicher Aspekt der Teilhabe der Katholischen Schule an der Sendung der Kirche und der Öffnung der kirchlichen Gemeinschaft gegenüber der Welt. So gesehen leistet die Gemeinschaft von Laien, Priestern und Ordensleuten in der Schule einen ersten wertvollen Beitrag.

Die aufgrund ihrer familiären und gesellschaftlichen Beziehungen mitten in der Welt lebenden Laien können konstruktive Beziehungen der Erziehungsgemeinschaft zu den lokalen kulturellen, öffentlichen und politischen Einrichtungen, sowie zu verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen, von den eher losen bis zu den stark organisierten, fördern. Die Präsenz der Katholischen Schule vor Ort zeigt sich auch in der Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen – vor allem mit den katholischen Hochschulen, denen sie kirchlich besonders verbunden ist –, mit örtlichen Behörden und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen. Dort können sie in Treue zur eigenen Identität dazu beitragen, ein Netz von Beziehungen zu knüpfen, das den Schülern dabei hilft, ein Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln, und der Gesellschaft dabei hilft, sich in Solidarität zu entwickeln und zu wachsen.

Auch die Priester und Ordensleute tragen als „echte [...] Zeichen Christi in der Welt“<ref> Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita consecrata, 25, AAS 88 (1996), 398.</ref> mit ihren Gaben zu dieser Öffnung nach außen bei. Es liegt vor allem an ihnen, zu zeigen, dass das geweihte Leben jeder Kultur viel geben kann, da es hilft, die Wahrheit über den Menschen zu enthüllen. Am Zeugnis ihres am Evangelium orientierten Lebens muss deutlich werden, „dass Heiligkeit das Angebot der höchsten Humanisierung des Menschen und der Geschichte ist: Es ist ein Programm, das jeder auf dieser Erde sich zu eigen machen kann.“<ref> Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Personen des geweihten Lebens und ihre Sendung in der Schule, 12.</ref>

48. Ein anderer Pfeiler der offenen Gemeinschaft ist die Beziehung zwischen der Katholischen Schule und den Eltern, die diese zur Erziehung ihrer Kinder ausgewählt haben. Diese Beziehung gestaltet sich als volle Teilnahme der Eltern am Leben der Erziehungsgemeinschaft, nicht allein aufgrund ihrer primären Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder, sondern auch, weil sie Identität und Auftrag der Katholischen Schule aus innerer Überzeugung heraus kennen und mittragen sollen. Gerade darum verortet die Erziehungsgemeinschaft die Zusammenarbeit zwischen Schule und Familie an entscheidender Stelle in ihrem Erziehungskonzept. Dieses soll im Geist der Gemeinschaft vermittelt und verwirklicht werden, indem jeder seinen Beitrag je nach Verantwortlichkeit, Rolle und Kompetenz leistet. Besonders den Eltern kommt die Aufgabe zu, die Gemeinschaft, die sich um dieses Konzept herum bildet, zu bereichern, indem sie die familiäre Atmosphäre, die die Erziehungsgemeinschaft auszeichnen muss, beleben und verdeutlichen. Deshalb sieht die Katholische Schule, die die Mitarbeit der Eltern bereitwillig fördert, Fortbildungsangebote für Familien als wesentlichen Teil ihrer Sendung. So werden die Familien in ihrer Erziehungsaufgabe unterstützt und eine immer engere Übereinstimmung zwischen den in der Schule und in den Familien vermittelten Werten gefördert.

49. Die Tatsache, dass die Eltern unterschiedlichen christlich geprägten Vereinigungen und Gruppierungen angehören, stellt eine weitere Verbindung zwischen der Erziehungsgemeinschaft und ihrem Umfeld dar. Diese Vereinigungen und Gruppierungen können die Verbindung von Schule und Gesellschaft stärken, indem sie die Öffnung der Erziehungsgemeinschaft auf die Gesellschaft gewährleisten und zugleich die Gesellschaft und ihre Einrichtungen auf die Katholische Schule und ihr Tun aufmerksam machen.

50. Auf kirchlicher Ebene kann und muss die Katholische Schule offen sein für einen bereichernden Austausch mit Pfarreien, Diözesen, kirchlichen Bewegungen und der Weltkirche. Das heißt, dass die Laien (Erzieher und Eltern) und die Priester und Ordensleute, die der Erziehungsgemeinschaft angehören, aktiv am Leben der Kirche vor Ort teilnehmen, auch jenseits der Mauern der Katholische Schule. Die Mitglieder des Diözesanklerus und die Laien in der christlichen Gemeinschaft vor Ort, die nicht immer genau wissen, was Katholische Schule bedeutet, müssen diese als eine Schule der christlichen Gemeinschaft entdecken, als lebendigen Ausdruck der gleichen Kirche Christi, der sie auch angehören.

51. Eine authentisch und intensiv gelebte kirchliche Dimension der Erziehungsgemeinschaft an Katholischen Schulen kann sich nicht nur auf die Beziehungen zur Kirche vor Ort beschränken. Aus einem gleichsam natürlichen Streben nach Weite ist sie auf die Weltkirche hin ausgerichtet. Insofern bietet die weltweite Verbreitung vieler Orden und geistlicher Bewegungen den Priestern und Ordensleuten die bereichernde Gemeinschaft mit all jenen auf der ganzen Erde, mit denen sie ihre Sendung teilen. Gleichzeitig wird die lebendige Kraft eines Charismas bezeugt, das über alle Unterschiede hinweg eint. Der Reichtum dieser Gemeinschaft in der Weltkirche kann und muss, etwa bei gemeinsamen Fortbildungen oder bei regionalen und weltweiten Treffen, auch von den Laien geteilt werden, die als Erzieher und Eltern in ihrer jeweiligen Lebenssituation an der erzieherischen Sendung der entsprechenden Charismen teilhaben.

52. So zeigt sich die Katholische Schule als Erziehungsgemeinschaft, in der die Kirchen- und Sendungsgemeinschaft in der Tiefe reift und an Weite zunimmt. In ihr kann eine Gemeinschaft gelebt werden, die zu einem wirkmächtigen Zeugnis der Gegenwart Christi wird, die in der in seinem Namen geeinten Erziehungsgemeinschaft lebendig ist (vgl. Mt 18,20), und die gerade deshalb zu einem tieferen Verständnis der Wirklichkeit und zu mehr Engagement für die Erneuerung der Welt führt. „Wenn wir von Christus her denken und leben, dann gehen uns die Augen auf“<ref> Benedikt XVI., Predigt bei der Eucharistiefeier zum Abschluss des XX. Weltjugendtages 2005 (21. August 2005), AAS 97 (2005), 892. </ref> und wir begreifen, dass „nur von Gott her [...] die wirkliche Revolution [kommt], die grundlegende Änderung der Welt.“<ref> Benedikt XVI., Predigt bei der Vigil auf dem Marienfeld, AAS 97 (2005), 885.</ref>

53. Die in der Erziehungsgemeinschaft gelebte communio, die von in ihrer Sendung geeinten Laien, Priestern und Ordensleuten beseelt und getragen ist, lässt die Katholische Schule zu einem gemeinschaftlichen Raum werden, der vom Geist des Evangeliums durchdrungen ist. Dieser gemeinschaftliche Raum ist ein bevorzugter Ort, junge Menschen dahingehend auszubilden, dass sie eine Welt gestalten, die mehr auf den Dialog und das Streben nach Gemeinschaft als auf Konfrontation und mehr auf Toleranz als auf Opposition baut. So kann die Katholische Schule, deren Erziehungskonzept auf die kirchliche Gemeinschaft und die Zivilisation der Liebe ausgerichtet ist, wesentlich dazu beitragen, die Herzen vieler zu erleuchten, denn „dann werden sie mit der notwendigen Hilfe der göttlichen Gnade wahrhaft neue Menschen und Erbauer einer neuen Menschheit.“<ref> II. Vatikanisches Konzil, Pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, 30, AAS 58 (1966), 1050.</ref>

Schluss

54. „In einer Welt, in der die kulturelle Herausforderung die vordringlichste, die umstrittenste und die an Auswirkungen reichste ist“,<ref> Johannes Paul II., Ansprache an Eltern, Schüler und Lehrer an Katholischen Schulen (23. November 1991), 6, AAS 84 (1992), 1136.</ref> ist sich die Katholische Schule der schwerwiegenden Aufgaben bewusst, denen sie sich stellen muss, und behält ihre große Bedeutung auch unter den derzeitigen Bedingungen.

55. Wenn sie beseelt ist von Laien, Priestern und Ordensleuten, die in aufrichtiger Einigkeit ihre erzieherische Sendung leben, zeigt die Katholische Schule ihr Gesicht als Gemeinschaft, die auf eine immer tiefere communio hinstrebt. Diese Gemeinschaft ist Heranwachsenden gegenüber aufgeschlossen und lässt sie in der mütterlichen Fürsorge der Kirche erfahren, dass Gott das Leben jedes seiner Kinder im Herzen trägt. Sie kann die jungen Menschen in eine universale Bildungserfahrung einbinden, um ihnen, im Licht der Frohen Botschaft, auf dem Weg der Suche nach dem Sinn ihres Lebens Orientierung zu geben und sie zu begleiten, auf neuartigen und oft unwegsamen Pfaden, aber beständig vorwärts drängend. Schließlich erkennt und verkündet diese Gemeinschaft allen und jedem Christus, in dem sie wurzelt, als den einzigen und wahren Meister und Lehrer (vgl. Mt 23,8).

56. Indem wir dieses Schreiben allen, die die erzieherische Sendung in der Kirche leben, übergeben, empfehlen wir alle Katholischen Schulen der Jungfrau Maria an, der Mutter und Erzieherin Christi und der Menschen, auf dass sie wie die Diener bei der Hochzeit von Kana, vertrauensvoll ihrer liebevollen Einladung folgen: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5) und so zusammen mit der ganzen Kirche „Haus und [...] Schule der Gemeinschaft“<ref> Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001), 43, AAS 93 (2001), 297.</ref> für die Menschen unserer Zeit werden.

Der Heilige Vater hat im Verlauf einer dem unterzeichneten Präfekten gewährten Audienz das vorliegende Dokument approbiert und seine Veröffentlichung autorisiert.

Rom, 8. September 2007, dem Fest der Geburt der Allerseligsten Jungfrau Maria

Zenon Kardinal Grocholewski,
Präfekt
Msgr. Angelo Vincenzo Zani,

Untersekretär

Anmerkungen

<references />

Weblinks