Berufung und Adsum

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Vor der Einkleidung

Berufung und Adsum

Jede einzelne Weihestufe im außerordentlichen römischen Ritus beginnt mit dem Ruf: "Accedant qui ordinandi sunt! - Es mögen hinzutreten, die geweiht werden sollen!" Danach werden alle Weihekandidaten einzeln mit Namen und Herkunft genannt, wie auch Jesus die Apostel namentlich berufen hat (vgl. Lk 6,13 –16). Ihre Antwort geben sie klar und deutlich vor der Kirche und vor der versammelten Gemeinde: "Adsum! - Hier bin ich! Ich bin bereit!"

Berufung

Jede Berufung hat eine subjektive und eine objektive Seite. Sie beginnt damit, dass ein Mann innerlich zur Überzeugung kommt, von Gott zur besonderen Nachfolge gerufen zu sein. Damit hat er aber noch lange kein ,Recht' darauf, Diakon oder Priester zu werden. Vielmehr muss er diesen Wunsch in Demut der Kirche unterbreiten, indem er sich um Aufnahme in ein Diakoneninstitut oder Priesterseminar bewirbt. Dort wird er selbst sich weiter prüfen und auch von den kirchlichen Oberen geprüft werden (Skrutinien), während er sich zugleich um eine Vertiefung des geistlichen Lebens und um das Studium der theologischen Wissenschaften bemüht.

Einen liturgischen Rahmen findet das spirituelle und geistige Reifen des angehenden Diakons oder Priesters in der Institutio und Admissio. Auch bei diesen tritt der aufgerufene Kandidat hervor und sprich sein Adsum. Vor jeder Weihe müssen die kirchlichen Oberen urteilen und eine Zulassung aussprechen, eingedenk der Mahnung des heiligen Apostels Paulus an Timotheus: „Lege niemand voreilig die Hände auf!" (1 Tim 5,22) Auch der Weihekandidat muss sich von Stufe zu Stufe neu entscheiden. Es ist pädagogisch sehr klug, dass weder der Ruf noch die Antwort von Anfang an einen endgültigen Carakter haben. Vielmehr soll auf beiden Seiten Schritt für Schritt die Gewissheit wachsen, dass wirklich Gott es ist, der ruft (vgl. 2 Tim 1,9). Für den angehenden Diakon oder Priester ist dies gleichsam die Zeit der ,Verlobung', die der eigentlichen ,Hochzeit', nämlich der definitiven ,Vermählung' mit der Kirche als Braut Christi im Weihesakrament vorausgeht.

Über die Zulassung zu den Weihen sagt das Kirchenrecht: "Weihen sind nur jenen zu erteilen, die nach dem klugen Urteil des eigenen Bischofs bzw. des zuständigen höheren Oberen bei umfassender Würdigung einen ungeschmälerten Glauben haben, von der rechten Absicht geleitet sind, über die erforderlichen Kenntnisse verfügen, sich guter Wertschätzung erfreuen, über einen untadeligen Lebenswandel und erwiesene Charakterstärke sowie über andere der zu empfangenden Weihe entsprechende physische und psychische Eigenschaften verfügen." (Can 1029 CIC) In ihnen soll eine Leidenschaft sein für die Ehre Gottes und für das Heil der Seelen. Sie brauchen Ausdauer und Liebe zum Gebet, zur heiligen Messe und zum Studium. Sie müssen bereit sein zu Gehorsam und Opfer.

Wenn der Kandidat in demütiger Gesinnung für seine Oberen um die Erleuchtung des Heiligen Geistes für eine richtige Entscheidung betet und sich vorbehaltlos deren Urteil unterwirft, darf er sicher sein, nicht zu irren und im „Accedant" der Kirche den Ruf Gottes zu hören: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch bestellt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe." (Joh 15,16)

Wie schon beim reichen Jüngling (vgl. Mt 19,21) hat der Ruf zur besonderen Nachfolge nicht so sehr den Charakter einer Befehls, als vielmehr einer Einladung. Die menschliche Freiheit ist herausgefordert, nicht taub zu sein auf den Ruf des Königs, sondern der ehrenvollen Einladung großherzig zu folgen.

Das schlichte Adsum, mit dem der Gerufene antwortet, ist ein Wort von sehr hohem Gewicht. In der Heiligen Schrift erklingt es zum ersten Mal aus dem Mund des Abraham, den Gott gerufen hat, ihm seinen Sohn Isaak zu opfern [Gen 22,1]. Das Adsum des Abraham beinhaltet die uneingeschränkte Bereitschaft, Gott zu dienen und ihm selbst das Liebste nicht vorzuenthalten (vgl. Hebr. 11,17 –19).

Der Weihekandidat muss sich auf jeder Weihestufe fragen, ob er nur dasselbe Wort wie Abraham gebrauchen, oder ob er sich auch dessen edle Gesinnung aneignen will.

Das "Hier bin ich" spricht auch Jakob, Moses am brennenden Dornbusch, Jesaja und Samuel, jeweils auf den Ruf des Herrn, der z.B. durch einen Engel oder eine Vision übermittelt wird.

Recht auf kirchliche Weihe?

„Niemand hat ein Recht darauf, das Sakrament der Weihe zu empfangen. Keiner maßt sich dieses Amt selbst an. Man muss dazu von Gott berufen sein. Wer Anzeichen wahrzunehmen glaubt, dass Gott ihn zum geweihten Dienst beruft, muss seinen Wunsch demütig der Autorität der Kirche unterbreiten, der die Verantwortung und das Recht zukommt, jemanden zum Empfang der Weihen zuzulassen" (KKK 1578).

Literatur

Quelle: Informationsblatt der Priesterbruderschaft St. Petrus von Pater Martin Ramm.