Auferstehung der Toten

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Auferstehung der Toten. Perikopenbuch Kaiser Heinrichs II. für den Dom zu Bamberg. Reichenau zwischen 1007 und 1012. München, Bayerische Nationalbibliothek

Auferstehung des Fleisches oder Auferstehung der Toten (lat..: resurrectio carnis, resurrectio mortuorum; griech.: ανάστασiς των νεκρών) bedeutet, dass alle Menschen am Jüngsten Tag mit ihren Leibern wieder auferstehen (De fide).<ref>Ludwig Ott: Grundriss der katholischen Dogmatik Herder Verlag 1981, S. 582 (10. Auflage; Imprimatur Freiburg im Breisgau, den 2. Dezember 1969 Der Generalvikar Dr. Schlund).</ref> Der endgültige Zustand des Menschen betrifft nicht nur eine vom Leib getrennte Geistseele, sondern auch seinen Leib.<ref>KKKK, Nr. 203.</ref>Die Auferstehung des Menschen ist eine Auswirkung der Auferstehung Christi.<ref>Erzbischof Wendelin Rauch (Hg.): Lexikon des katholischen Lebens, Herder Verlag Freiburg im Breisgau 1952, Artikel Auferstehung der Toten, Sp. 75 (1352 Spalten).</ref> Er ist der erste als Haupt des geheimnisvollen Leibes d.h. der Gemeinschaft der Heiligen, "dann folgen alle Glieder, die zu ihm gehören" (vgl. (1 Kor 15,23).

Die Leiber aller Verstorbenen werden bei der Wiederkunft Christi am Ende der Welt durch Gottes Allmacht wieder mit ihrer Seele für immer vereinigt, und zwar die Leiber der Gerechten verklärt zur Teilnahme an der ewigen Seligkeit, die Leiber der Verdammten (in der Hölle) zur Teilnahme an der ewigen Höllenstrafe.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Handlexikon, Butzon & Bercker Verlag Kevelaer 1960, Auferstehung des Fleisches, S. 31, (2. Auflage; Imprimatur N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref>

Wirklichkeit der Auferstehung

Die letzen Dinge

des einzelnen Menschen
der gesamten Schöpfung

Das Apostolische Glaubensbekenntnis bekennt: „Ich glaube ... an die Auferstehung des Fleisches.“ Das Glaubensbekenntnis Quicumque betont die Allgemeinheit der Auferstehung: „Bei seiner Ankunft müssen alle Menschen mit ihren Leibern auferstehen.“ (Denzinger 40).<ref>Ludwig Ott: Grundriss der katholischen Dogmatik, S. 582.</ref> Ebenfalls sind Lehrentscheidungen (z. B. Synode von Toledo 675, IV. Laterankonzil 1215 u. a. m.) aufgeführt. Den Glauben an die Auferstehung des Fleisches bekennen von Anfang an die Väter. Schon vom 2. Jahrhundert an gibt es viele Monographien darüber. Zu den Zeugnissen der Väter kommen die Akten der Martyrer, mannigfache Inschriften. Ein Beweis für jenen Glauben ist auch die schon früh geübte Reliquienverehrung, sowie der ganze Ritus der Totenbestattung. <ref>Friedrich Hünermann: LThK 3. Auflage, Artikel: Auferstehung des Fleisches, S. 791.</ref>

Im Alten Testament ist eine allmähliche Entwicklung des Auferstehungsglaubens festzustellen. Die Propheten Hosea und Ezechiel verwenden das Bild der leiblichen Auferstehung, um die Befreiung Israels aus dem Zustand der Sünde oder aus der Verbannung auszudrücken (Hos 6,3, Ez 37,1-14). Jesaja spricht den Glauben an die individuelle Auferstehung der Frommen Israels aus (Jes 26,19). Daniel weissagt auch die Auferstehung Gottloser, hat aber nur das Volk Israel im Auge: „Viele von denen, die im Lande des Staubes schlafen, werden aufwachen, diese zu ewigem Leben, jene zu Schmach und zu ewigem Abscheu“ (Dan 12, 2). Das spät entstandene zweite Makkabäerbuch lehrt die allgemeine Auferstehung (2 Makk 7,9.11.14.23.29; 2 Makk 12,43ff; 2 Makk 14,46).

Hiob (Ijob 19,25-27) ist nur in der Fassung der Vulgata ein Zeugnis für die Auferstehung. Nach dem Urtext (N. Peters, P. Heinisch: Er sagt nicht in welcher Sprache) spricht Hiob die Erwartung aus, Gott werde zuletzt als Anwalt für ihn auftreten, solange er noch auf Erden lebt, um seine Unschuld zu erweisen.

Jesus weist die sadduzäische Leugnung der Auferstehung als Irrtum zurück: „Ihr seid im Irrtum; ihr kennt weder die Schriften noch die Macht Gottes; denn bei der Auferstehung nehmen sie weder zur Ehe noch werden sie zur Ehe genommen, sondern sie sind wie die Engel Gottes im Himmel“ (Mt 22,29f). Er lehrt nicht bloß die Auferstehung der Gerechten (Lk 14,14), sondern auch die Auferstehung der Gottlosen; denn diese werden mit dem Leib in die Hölle geworfen werden (Mt 5,29 f; Mt 10,28}}; Mt 18,8 f). „Diejenigen, die Gutes getan haben, werden (aus den Gräbern) hervorgehen zur Auferstehung des Lebens, diejenigen, die Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichtes“ (Joh 5,29). Denen, die an ihn glauben und die sein Fleisch essen und sein Blut trinken, verheißt Jesus die Auferstehung am Jüngsten Tage (Joh 6,39 f.44.55). Er sagt von sich: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ (Joh 11,25).

Die Apostel verkünden im Zusammenhang mit der Auferstehung Christi die allgemeine Auferstehung der Toten. VgI. Apg 4,1 f; Apg 17,18.32; Apg 24,15.21; Apg 26,23. Paulus von Tarsus wendet sich gegen Angehörige der Gemeinde von Korinth, die die Auferstehung leugneten, und leitet aus der Auferstehung Christi die Auferstehung der Christen ab. 1 Kor 15,20-23: „Nun aber ist Christus von den Toten auferstanden als Erstling der Entschlafenen. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Wie nämlich in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle das Leben erhalten. Ein jeder aber in seiner Reihenfolge: Christus als Erstling, dann diejenigen, die Christus angehören bei seiner Ankunft.“ - Der Tod wird als letzter Feind durch Christus vernichtet (1 Kor 15,26; 1 Kor 15,54f). In dem Sieg Christi über den Tod ist die Allgemeinheit der Auferstehung eingeschlossen. (Vgl. Röm 8,11; 2 Kor 4,14; Phil 3,21; 1 Thess 4,14.16; Hebr 6,1f; Offb 20,12f.)

Die Väter der ersten Jahrhunderte wurden durch den vielfachen Widerspruch von jüdischer, heidnischer und gnostischer Seite zu einer sehr ausführlichen Behandlung des Auferstehungsdogmas gedrängt. Klemens von Rom begründet es durch Analogien aus der Natur, die Erzählung vom Wundervogel Phönix und Schriftstellen aus dem Alten Testament (Kor. 24-26). Eigene Abhandlungen zur Verteidigung des christlichen Auferstehungsglaubens schrieben Justin, Athenagoras von Athen, Tertullian, Origenes, Methodius, Gregor von Nyssa. Auch die meisten frühchristlichen Apologeten befassten sich eingehend mit der Lehre von der Auferstehung. Vgl. Augustinus von Hippo, Enmir. 84-93; De civ. Dei XXII 4ff.<ref>Ludwig Ott: Grundriss der katholischen Dogmatik Herder Verlag 1981, S. 582+583.</ref>

"Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus (das Haupt); dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm (sakramental) gehören" (1 Kor 15,23, der Mystische Leib, der die Kirche ist).

Die Trennung des Menschen in Seele und Leib gehört zur traditionellen Lehre vom Tod des Menschen in der christlichen Glaubensverkündigung(KKK 997+1016; Röm 8,10; KKK (1992), KKKK (2005) Nr. 205 und Youcat (2010) Nr. 154), aber nicht so, wie es die griechische Philosophie (als reines Zerfallsprodukt) dachte, sondern so, wie es der Thomismus lehrt, nämlich dass die Seele die "Form" (forma) des Leibes ("Materie und Form" (vgl. KKK 365) ist. Der Leib ist sterblich, aber "man nimmt allgemein an, dass das Leben der menschlichen Person nach dem Tod geistig weitergeht" (KKK 996). Die Seele geht Gott entgegen und wartet darauf, "einst mit ihrem verherrlichten Leib wiedervereint" zu werden (KKK 997). Die vom Leib getrennte Seele ist kein "vollständiger Mensch". Der Mensch ist nur (vollständiger) Mensch, wenn Seele und Leib vereint sind (vgl. KKK 992). Und das geschieht wieder bei der "Auferstehung des Fleisches" (vgl. KKK 990), und zwar (im eigenem) verherrlichten (vgl. KKK 999) und überirdischen, geistlichen (vgl. KKK 1016; 1 Kor 15, 44) Leib.

Die Kongregation für die Glaubenslehre lehrte in der Instruktion Ad resurgendum cum Christo 2016 über die Beerdigung der Verstorbenen und die Aufbewahrung der Asche im Fall der Feuerbestattung, Nr. 2 in den Worten:

"Durch den Tod wird die Seele vom Leib getrennt; in der Auferstehung aber wird Gott unserem verwandelten Leib das unvergängliche Leben geben, indem er ihn wieder mit unserer Seele vereint."

Die natürliche Vernunft kann keinen zwingenden Beweis für die Tatsache der Auferstehung führen, da diese übernatürlich ist und darum nur durch ein wunderbares Eingreifen Gottes bewirkt werden kann. Sie kann jedoch die Angemessenheit derselben erweisen:
a) aus der Natureinheit von Leib und Seele, auf Grund deren die Seele auf den Leib hingeordnet ist,
b) aus der Idee der gerechten Vergeltung, die erwarten lässt, dass der Leib als Werkzeug der Seele an dem Lohn bzw. an der Strafe Anteil erhält.

Die vom Glauben erleuchtete Vernunft begründet die Angemessenheit der Auferstehung:
a) aus der Vollkommenheit der durch Christus vollzogenen Erlösung,
b) aus der Gleimförmigkeit der Glieder des mystischen Leibes mit Christus, dem Haupt,
c) aus der Heiligung des menschlichen Leibes durch die Gnadenmittel, besonders die heiligste Eucharistie (vgl. Irenäus von Lyon, Adv. haer. IV 18,5; V 2,3). Suppl. 75,1-3; S.c.G. IV 79.<ref>Ludwig Ott: Grundriss der katholischen Dogmatik Herder Verlag 1981, S. 583.</ref>

Wunder von Totenerweckungen geschahen, damit die Menschen auch an die Auferstehung der Toten zum ewigen Leben glauben.<ref> Catechismus Romanus, I. Teil: Vom Glaubensbekenntnis, Zwölftes Kapitel: Elfter Glaubensartikel »Auferstehung des Fleisches«, 3.</ref>

Besondere Zeugnisse über die Unsterblichkeit durch die Eucharistie schreiben Ignatius von Antiochien in den Briefen an die Epheser 20, 2, <ref>Der heilige Ignatius von Antiochien, der Schüler des Apostels Johannes nennt in seinem Briefe an die Epheser (20, 2) das eucharistische "Brot" eine "Arznei der Unsterblichkeit und ein Gegengift des Todes", das "durch alles hindurch (dia pantos) das Leben verleiht in Jesus Christus". Diese Wahrheit, dass das eucharistische Brot Unsterblichkeit verleiht, kehrt oft wieder bei den Kirchenvätern. So z. B. schreibt der heilige Irenäus von Lyon als treuer Erbe der Lehre des Apostels Johannes in seinem Buche gegen die Irrlehrer (Buch IV, 18,5): »Wie sagen sie (= die Irrlehrer), dass das Fleisch, das durch das Fleisch und das Blut des Herrn ernährt wird, sterblich sei und das Leben nicht habe? Sie mögen ihre Ansicht ändern oder sich von der Darbringung des Gesagten (= der hl. Eucharistie) enthalten! Unsere Auffassung stimmt mit der Eucharistie überein und die Eucharistie bekräftigt unsere Auffassung. Wir bringen Ihm dar, was Ihm gehört; wir verkünden einhellig Gemeinschaft und Einheit, und wir bekennen die Auferstehung des Fleisches und des Geistes. Denn wie das Brot von der Erde, wenn es die Anrufung Gottes (= die Wandlungsworte) empfängt, nicht mehr gewöhnliches Brot ist, sondern Eucharistie geworden ist und aus zwei Dingen besteht, aus Irdischem und Himmlischem, so sind auch unsere Leiber, wenn sie die Eucharistie empfangen, nicht mehr sterblich, sondern die Auferstehung für ewig erwartend.« aus: Robert Ernst: Die Auferstehung des Fleisches, S. 41.</ref> oder auch der heilige Gregor von Nyssa in seiner »Großen Katechese«.<ref> Gregor schreibt: »Gott hat Sich deswegen aufs innigste mit unserer Natur vereinigt, damit dieselbe durch ihre Verbindung mit Gott göttlich werde, dem Tode entrissen und aus der Zwingherrschaft des Feindes befreit werde. Denn Seine Auferstehung von den Toten ist für das sterbliche Geschlecht der Anfang der Auferstehung zum unsterblichen Leben ... Hat sich Gott mit unserer hinfälligen Natur vereinigt, um den Menschen zur Vereinigung mit Gott emporzuheben, so will Er mittels des Fleisches, das aus Brot und Wein bereitet wird, allen gläubigen Anhängern Seiner Heilsordnung, indem Er Sich mit ihren Leibern vereinigt, Sich selbst gleichsam einsäen, damit auch der Mensch durch sein Einswerden mit dem Unsterblichen der Unsterblichkeit teilhaftig werde.« (Migne Gr. 45, 93: siehe Literatur Nielen 1941, S. 82).</ref>

Unteilbarkeit des Menschen

Der Theologe und spätere Papst Beneddikt XVI. Joseph Ratzinger weist in seinem Buch "Einführung in das Christentum" von 1968, das er 2000 (in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation) unverändert noch einmal herausgab, darauf hin, dass wir inzwischen "die Unteilbarkeit des Menschen neu entdeckt" haben: "Wir leben mit einer neuen Intensität unserer Leibhaftigkeit und erfahren sie als unerlässliche Verwirklichungsweise des einen Seins des Menschen. Wir können von da aus die biblische Botschaft neu verstehen, die nicht einer abgetrennten Seele Unsterblichkeit verheißt, sondern dem ganzen Menschen." Ratzinger hält beide Vorstellungen - Unsterblichkeit der Seele und Auferweckung des ganzen Menschen - als zwei verschiedene Gesamtanschauungen für denkmöglich, aber man könne diese Vorstellungen nicht einfach addieren: "Der griechischen Auffassung liegt die Vorstellung zugrunde, im Menschen seien zwei einander fremde Substanzen zusammengefügt. [...] Der biblische Gedankengang setzt dem gegenüber die ungeteilte Einheit des Menschen voraus." Es sei klar, so Ratzinger, "dass der eigentliche Kern des Auferstehungsglaubens gar nicht in der Idee der Rückgabe der Körper besteht, auf die wir ihn aber in unserem Denken reduziert haben. [...] Die Unsterblichkeitsidee [der Bibel] meint eine Unsterblichkeit der "Person", des einen Gebildes Mensch. Während im Griechischen das typische Wesen Mensch ein Zerfallsprodukt ist, das [...] seiner heterogenen Artung aus Leib und Seele gemäß zwei verschiedene Wege geht, ist es nach biblischem Glauben gerade dies Wesen Mensch, das als solches, wenn auch verwandelt, fortbesteht." (Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.: Einführung in das Christentum, Lizenzausgabe, Augsburg 2007, S. 329-332.)

Identität des Auferstehungsleibes

Die Toten werden mit (numerisch) demselben Leib auferstehen, den sie auf Erden getragen haben (De fide).

a) Das Caput Firmiter des 4. Laterankonzils (1215) erklärt: „Sie werden alle mit ihren eigenen Leibern auferstehen, die sie jetzt tragen. - D 429. VgI. D 16, 40,2 87, 347, 427, 464, 531.

Bestritten wurde die materielle Identität des Auferstehungsleibes mit dem irdischen Leib von Origenes.

Die Heilige Schrift bezeugt die Identität einschlussweise in dem Wort „Auferstehung“ oder „Auferweckung“; denn eine solche ist nur dann gegeben, wenn derselbe Leib, der stirbt und zerfällt, wieder auflebt. Ausdrücklich ist sie ausgesprochen in 2 Makk 7, 11: „Von ihm (Gott) hoffe ich sie (Zunge und Hände) wiederzuerhalten.“ 1 Kor 15, 53: „Dieses Vergängliche muss die Unvergänglichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss die Unsterblichkeit anziehen.“

Die Kirchenväter in der Zeit vor Origenes lehren übereinstimmend, dass „dieses Fleisch aufersteht und gerichtet wird“ und dass „wir in diesem Fleisch unseren Lohn empfangen werden“ (Ps-Klemens, 2 Kor 9, 1-5). Justin bezeugt: „Wir erwarten, dass wir unsere toten und in die Erde hineingelegten Leiber wiedererlangen werden, indem wir behaupten, dass bei Gott nichts unmöglich ist“ (Apol. I 18). Die von den Vätern angeführten Angemessenheitsgründe für die Tatsache der Auferstehung setzen die Identität des Auferstehungsleibes voraus. Gegen Origenes verteidigen sie Methodius, Gregor von Nyssa, Epiphanius (Haer. 64) und Hieronymus (Adv. loannem Hierosolymitanum).

b) Die Identität ist nicht so aufzufassen, dass alle Stoffteile, die jemals oder zu einem bestimmten Zeitpunkt dem irdischen Leib angehörten, im Auferstehungsleib vorhanden sein werden. Wie der irdische Leib trotz des beständigen Stoffwechsels immer derselbe bleibt, so genügt es zur Wahrung der Identität, wenn ein verhältnismäßig geringer Teil der Stoffmenge des irdischen Leibes im Auferstehungsleib enthalten ist. Die Tatsache, dass dieselben Stoffteile der Reihe nach verschiedenen Leibern angehören können, bietet darum keine Schwierigkeit gegen den christlichen Auferstehungsglauben. VgI. Summa contra Gentiles IV 81. Nach Durandus de S. Porciano († 1334) und Johannes von Neapel († nach 1336) ist zur Identität des Auferstehungsleibes die Identität der Seele für sich allein hinreichend. Ausgehend von der aristotelisch-scholastischen Körperlehre, wonach die materia prima, die reine Potenz ist, durch die substantielle Form Aktualität und Individualität erhält und dadurch ein bestimmter Körper wird, lehren sie, dass die geistige Seele als die einzige Wesensform des menschlichen Leibes jede beliebige Materie zu ihrem Leib gestaltet. Abgesehen davon, dass die Annahme, die menschliche Seele sei die einzige Form des Leibes, unsicher ist - die skotistische Schule nimmt eine besondere, von der Seele verschiedene forma corporeitatis an -, führt diese Erklärung zu der bedenklichen Konsequenz, dass die Gebeine eines Verstorbenen noch auf Erden sein könnten, während er mit dem auferweckten Leib bereits im Himmel ist. In der neueren Theologie wurde die Ansicht des Durandus u. a. von Louis Billot vertreten, während die überwiegende Mehrzahl der Theologen mit den Vätern auch an der Identität der Materie festhält.

Nach allgemeiner Lehre wird der Leib in voller Unversehrtheit auferstehen, frei von Missbildungen, Verstümmelungen und Gebrechen. Thomas von Aquin lehrt: „Der Mensch wird in der größten natürlichen Vollkommenheit auferstehen“, darum wohl im Zustand des reifen Alters (Suppl. 81,1). Zur Integrität des Auferstehungsleibes gehören auch die Organe des vegetativen und des sensitiven Lebens einschließlich des Geschlechtsunterschiedes (entgegen der Ansicht der Origenisten; D 207). Die vegetativen Funktionen werden jedoch nicht mehr stattfinden. Mt 22 30: „Sie sind wie die Engel Gottes im Himmel.“<ref>Ludwig Ott: Grundriss der katholischen Dogmatik Herder Verlag 1981, S. 584+485.</ref>

Beschaffenheit des Auferstehungsleibes

a) Die Leiber der Gerechten werden nach dem Vorbild des auferstandenen Leibes Christi umgestaltet und verklärt werden (Sent. certa).

Paulus von Tarsus lehrt: „Er (Jesus Christus) wird den Leib unserer Niedrigkeit umgestalten und dem Leib seiner Herrlichkeit gleich gestalten vermöge der Kraft, mit der er sich auch alles unterwerfen kann“ (Phil|3, 21). „Gesät wird in Vergänglichkeit, auferstanden in Unvergänglichkeit; gesät wird in Unehre, auferstanden in Herrlichkeit; gesät wird in Schwachheit, auferstanden in Kraft; gesät wird ein sinnlicher Leib, auferstanden ein geistförmiger Leib“ (1 Kor 15, 42-44). Vgl. 1 Kor 15, 53.

Im Anschluss an die Lehre des Apostels unterscheidet die Scholastik folgende vier Eigenschaften oder Gaben (dotes) des Auferstehungsleibes der Gerechten:

α) Die Leidensunfähigkeit (impassibilitas) , d. i. die Unzugänglichkeit für physische Übel aller Art, wie Leiden, Krankheit, Tod. Sie ist näher zu bestimmen als Unmöglichkeit zu leiden und zu sterben (non posse pati, mori). Offb 21, 4: „Er (Gott) wird jede Träne von ihren Augen wischen, und der Tod wird nicht mehr sein, und Trauer und Klage und Mühsal wird nicht mehr sein; denn das erste ist vergangen.“ Vgl. Offb 7,16; Lk 20, 36: „Sie können auch nicht mehr sterben.“ Der innere Grund der Leidensunfähigkeit liegt in der vollkommenen Unterwerfung des Leibes unter die Seele (Summa theologiae, Suppl. 82, 1).

ß) Die Feinheit (subtilitas) , d. i. die Geistförmigkeit, die aber nicht als Verwandlung des Körpers in ein Geistwesen oder als Verdünnung der Materie zu einem luftförmigen Körper aufgefasst werden darf (vgl. Lk 24, 39). Vorbild der Vergeistigung ist der auferstandene Leib Christi, der aus dem verschlossenen Grab hervorging und durch verschlossene Türen hindurchging (Joh 20, 19.26). Der innere Grund der Vergeistigung liegt in der vollständigen Beherrschung des Leibes durch die verklärte Seele, insofern sie die Wesensform des Leibes ist (Summa theologiae, Suppl. 83, 1).

γ) Die Behändigkeit (agilitas) , d. i. die Fähigkeit des Leibes, in seinen Bewegungen mit größter Leichtigkeit und Schnelligkeit dem Geist zu gehorchen. Sie steht im Gegensatz zur Schwerfälligkeit der irdischen Körper, die durch das Gravitationsgesetz bedingt ist. Vorgebildet ist sie im auferstandenen Leib Christi, der plötzlich in der Mitte seiner Apostel gegenwärtig war und ebenso rasch wieder entschwand (Jo 20,19.26; Lk 24,31). Der innere Grund der Behändigkeit liegt in der vollkommenen Beherrschung des Leibes durch die verklärte Seele, insofern sie den Leib bewegt (Suppl. 84, 1).

δ) Die Klarheit (claritas) , d. i. das Freisein von allem Unansehnlichen und das Erfülltsein mit Schönheit und Glanz. Jesus versichert: „Die Gerechten werden im Reiche ihres Vaters leuchten wie die Sonne“ (Mt 13, 43). Vgl. Dtn 12, 3. Vorbild der Verklärung ist die Verklärung Jesu auf Tabor (Mt 17, 2) und nach der Auferstehung (vgl. Apg 9, 3). Der innere Grund der Verklärung liegt in dem Überströmen der Herrlichkeit der verklärten Seele auf den Leib. Der Grad der Verklärung des Leibes wird gemäß 1 Kor 15, 41 f verschieden sein, und zwar entsprechend dem Grade der Klarheit der Seele; letzterer richtet sich aber nach dem Maße der Verdienste (Summa theologiae, Suppl. 85,1). Die Verklärung des Leibes nennt man das zweite Seelenkleid.<ref> Johannes Bonaventura: Breviloquium#7. Kapitel: Die himmlische Verklärung.</ref>

b) Die Leiber der Gottlosen werden in Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit auferstehen, aber sie werden nicht verklärt werden (Sent. Certa).

Die Unvergänglichkeit und die Unsterblichkeit sind eine unerlässliche Vorbedingung für die ewige Bestrafung des Leibes in der Hölle (Mt 18, 8 f). Die Unvergänglichkeit (αφθαρσια; vgl. 1 Kor 15, 52ff) schließt den Stoffwechsel und die damit zusammenhängenden Funktionen aus, nicht aber die Leidensfähigkeit (Summa theologiae, Suppl. 86, 1-3).<ref>Ludwig Ott: Grundriss der katholischen Dogmatik Herder Verlag 1981, S. 585+486.</ref>

Wann geschieht die Auferstehung des Leibes?

Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, wie es zunächst scheint. Viele Christen sind der Ansicht, dass alle Menschen erst am Ende der Welt auferstehen werden, um vor dem Weltenrichter zu erscheinen, so ist die Antwort auf die Frage doch nicht so eindeutig. Denn abgesehen davon, dass ganz bestimmt Maria von Nazareth (vgl. Mariä Aufnahme in den Himmel) und vielleicht auch der helige Joseph<ref>Vgl. Maria Cäcilia Baij: Das Leben des hl. Josef. Wels, Reisinger, 1939. S.291: »Als der Erlöser der Welt am dritten Tage nach seinem schmerzvollsten Tod glorreich und als Sieger auferstand und alle Seelen, die in der Vorhölle waren, befreite und mit sich führte, nahm Josef seinen heiligen Leib durch göttliche Kraft wieder an. Es trat seine verherrlichte Seele in seinen Leib. Dieser ward verherrlicht, d.i. mit den Eigenschaften eines verklärten Leibes ausgestattet ... « Auch der heilige Bernhardin von Siena († 1444) und der heilige Franz von Sales († 1622) waren der Ansicht, dass der heilige Joseph bereits auferstanden ist. : aus: Robert Ernst: Die eucharistische Wesensverwandlung (Imprimatur Leonie [Lüttich] am 1. Juli 1950 vic. gen) + Die Auferstehung des Fleisches, Markus Verlag Eupen 1982, S. 36 (52 Seiten).</ref> schon auferstanden sind, so wissen wir auch aus dem Evangelium, dass nach dem Tode Christi, bzw. nach seiner Auferstehung manche Verstorbene auferstanden sind (Mt 27, 51-53).<ref>Mt 27, 51-53: »Die Erde bebte (beim Tode Jesu) und die Felsen spalteten sich. Die Gräber öffneten sich, und viele Leiber der Heiligen, die entschlafen waren, standen auf, gingen aus den Gräbern hervor und kamen nach seiner Auferstehung in die heilige Stadt und erschienen Vielen« - Da Paulus schreibt, Christus sei zuerst auferstanden, dürfen wir annehmen, dass diese von Matthäus berichtete Auferstehung der Heiligen sich nach der Auferstehung Christi vollzogen hat; dies umso mehr, da ja auch Matthäus schreibt, dass die Auferstandenen erst nach der Auferstehung Jesu nach Jerusalem kamen und dort gesehen wurden. Dies ist auch die Ansicht des heiligen Thomas von Aquin. Summa theologica III. Suppl. q. 77 a. I. c. : aus: Robert Ernst: Die Auferstehung des Fleisches, Markus Verlag Eupen 1982, S. 36.</ref> Robert Ernst ist der Meinung, dass die "ganz mit Christus geeinten Menschen im Augenblicke ihres Hinscheidens" mit Seele und Leib am letzten Lebenstag (Dies natalis) auferstehen werden. Der heilige Thomas von Aquin diskutiert vier Untersuchungsargumente (siehe Literatur, Summa theologica, Suppl. Q. 77 art. 1 obj., S. 238-240), die Ernst überzeugend erscheinen:

1. "Die Übereinstimmung des Hauptes mit seinen Gliedern ist größer als die Übereinstimmung der Glieder untereinander ebenso wie (die Übereinstimmung) der Ursache mit den Wirkungen (größer ist) als (die) der Wirkungen untereinander. Nun aber hat Christus, der unser Haupt ist, Seine Auferstehung nicht bis zum Ende der Welt aufgeschoben, um mit allen zugleich aufzuerstehen. Also braucht auch die Auferstehung der früheren Heiligen nicht aufgeschoben zu werden, bis zum Ende der Welt, damit sie zugleich mit den anderen auferstehen."
2. "Die Auferstehung des Hauptes ist Ursache der Auferstehung der Glieder. Nun aber ist die Auferstehung einiger besonders edler Glieder wegen ihrer Nähe zum Haupte nicht bis zum Ende der Welt aufgeschoben worden, sondern sie ist sofort auf die Auferstehung Christi gefolgt, wie das fromm geglaubt wird von der Seligen Jungfrau und von Johannes dem Evangelisten. Also wird auch die Auferstehung der anderen um so näher bei der Auferstehung Christi liegen, je mehr sie Ihm durch Gnade und Verdienst gleichgestaltet waren."
3. "Der Stand des Neuen Bundes ist vollkommen und trägt deutlicher das Bild Christi als der Stand des Alten Bundes. Nun aber sind einige Väter des Alten Bundes.bei der Auferstehung Christi auferstanden; denn »viele Leiber der Heiligen, die entschlafen waren, sind auferstanden" (Mt 27, 52). Also scheint es, dass auch die Auferstehung der Heiligen des Neuen Bundes nicht bis zum Ende der Welt aufgeschoben werden muss, damit sie für alle zugleich erfolgt."
4. "Nach dem Ende der Welt wird es keine Anzahl von Jahren mehr geben (vgl. Offb 10, 6). Nach der Auferstehung der Toten aber werden noch viele Jahre bis zur Auferstehung der anderen gezählt, wie aus Offb 20, 4f hervorgeht, wo es heißt: "Ich sah die Seelen derer, die enthauptet worden sind wegen des Zeugnisses für Jesus und wegen des Wortes Gottes ... Sie lebten und regierten mit Christus tausend Jahre; und die übrigen Toten lebten nicht, bis die tausend Jahre vollendet sind." Also wird die Auferstehung aller nicht bis zum Ende der Welt aufgeschoben, damit sie für alle zugleich erfolgt."<ref>Es fällt Robert Ernst auf, "dass die Summa theologica (Suppl. Q. 77 art. I) schwerwiegendere Gründe anführt gegen die Auferstehung der Heiligen am Ende der Zeiten als für eine solche am Ende der Zeiten. Es ist als ob Thomas von Aquin persönlich von einer baldigen Auferstehung der Heiligen etwa bei ihrem Hinscheiden, überzeugt gewesen wäre, aber wegen der landläufigen Ansicht der Theologen doch die Auferstehung der Heiligen am Ende der Welt hat beweisen müssen." : aus Robert Ernst: Die Auferstehung des Fleisches, Markus Verlag Eupen 1982, S. 50+51.</ref>

Deshalb kann gefolgert werden, dass jene Menschen, welche völlig in Christus umgestaltet wurden (d.h. in der Eucharistie vollendet wurden und keiner Reinigung mehr bedürfen; vgl. auch Kategorie:Unverweste Heilige), bald nach ihrem irdischen Tode mit Seele und Leib auferstehen werden. Andere, wie die Armen Seelen müssen noch darauf harren. Ungetauft (ohne Todsünde vgl. DH 839) Verstorbene, werden bis zum Jüngsten Gericht in einer Art Limbus warten müssen, bis sie, als Gesegnete des Vaters auf die Seite der Guten gestellt werden und auferstehen (Mt 25, 33; vgl. QCM DH 2865).

Gegner des Auferstehungsglaubens

Die Lehre von der Auferstehung fand heftigen Widerspruch in der griechischen Welt. Hier hielt man den Leib für das Gefängnis der Seele undl freute sich auf den Augenblick, wo die Seele befreit würde. Man sehnte sich nicht nach einer neuen Einkörperung. Als deshalb Paulus in Athen die Auferstehung predigte, begegnete er heidnischen Spott und Ablehnung (Apg 17, 32). Ebenso erging es ihm vor, dem König Agrippa (vgl. Apg 26, 24). Zur Zeit Jesu leugnete nur die Sekte der Sadduzäer (Mt 22, 23; Apg 23, 8) die Auferstehung der Toten (Mt 22, 23). Da sie aber trotzdem zur jüdischen Religionsgemeinschaft gerechnet wurde, ergibt sich daraus, dass die Auferstehung zwar als fromme Meinung, aber nicht als ein Dogma des Judentums galt. Gegner des Auferstehungsglaubens waren einige Christen der apostolischen Zeit (1 Kor 15; 2 Tim 2, 17f), die Gnostiker und Manichäer, im Mittelalter die Katharer.<ref>Ludwig Ott: Grundriss der katholischen Dogmatik, S. 582.</ref> Die Aufklärung, die zwar an der Unsterblichkeit der Seele festhielt, wollte von der Auferstehung des Fleisches nichts wissen.<ref>Johannes Peter Junglas: Die Lehre der Kirche. Eine Laiendogmatik, Verlag der Buchgemeinde Bonn 1949, S. 346-347 (400 Seiten; 5. Auflage; Imprimatur Coloniae, die 3. novembris 1936 und 30. m. Maii 1949 Dr. David vic. gen.).</ref> Der Spiritualismus lässt nur ein Fortleben des Geistes gelten, der Naturalismus in seinen feineren und gröberen Formen, nur ein Fortleben im Ruhme, im Werke, als "Totengeist" oder in den Nachkommen.<ref>Erzbischof Wendelin Rauch (Hg.): Lexikon des katholischen Lebens, Sp. 75.</ref> In der Neuzeit leugneten die Auferstehung der Toten die verschiedenen Formen des Materialismus und des Rationalismus.<ref>Ludwig Ott: Grundriss der katholischen Dogmatik, S. 582.</ref> Die Reinkarnationslehre behauptet, dass die Seele des Menschen nach dem Tod in einen anderen Körper wandert, wenn nötig sogar mehrfach, bis sie am Ende ganz gereinigt sei (vgl. Hebr 9, 27).

Literatur

Lehramtliches

Pius V.

Pius XII.

Johannes Paul II.

Schöpfung und Verwandlung

Weblinks

Anmerkungen

<references />